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Die Patrioten

Man kennt das Schicksal Lembergs aus dem berühmten österreichisch-ungarischen Generalstabsbericht, 3. September 1914, neun Uhr morgens:

»Lemberg noch in unserem Besitze.«

Um elf Uhr vormittag war Lemberg nicht mehr in unserm Besitze, sondern russisch.

Etliche Monate darauf, 22. Juni 1915, zogen wieder die Österreicher ein.

Da war ein Paroxysmus von Jubel: Musik, Blumen, Böller – wogende Menschenmengen, Tränen der Freude, Glockenläuten.

Major Rausch, auf Krücken, fragte einen polnischen Bürger:

»Wie war es denn, als die Russen kamen?«

Der Bürger:

»Grade so.«

– – – In Siebenbürgen einmal (das jetzt rumänisch ist) hörte ich, wie der Stadtälteste Seine Majestät, den König begrüßte:

»... Wir haben mit Liebe an unserm angestammten habsburgischen Monarchen gehangen – wir hängen mit aufrichtiger Liebe an unsrer derzeitigen Dynastie – und ebensowenig soll sich in Zukunft etwas an unsern Gefühlen ändern, welches allerhöchste Herrscherhaus uns auch je beschieden sei.«

– – – Und im Elsaß, da erschien der Kreisgewaltige in einem Dorf, am Nationalfeiertag, um zu sehen: ob die Leute auch richtig geflaggt hätten.

Nun, sie hatten nicht geflaggt. Das hielt der Kreisgewaltige dem Dorfschulzen zornig vor:

»Schämt euch! Seht euch das Nachbardorf an – da flattert die Tricolore auf das stolzeste im Wind.«

Der Schulze darauf:

»Ja, unsre Nachbarn ... die haben auch in deutschen Zeiten immer so viel geflaggt.«


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