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Abermals Mißhelligkeiten in der Münchener Künstlerschaft! Der Maler Oppenheimer-Mopp hatte bisher als Gründer und einziges Mitglied der Prager Gemeinschaft angehört. Infolge von Zerwürfnissen mit sich selbst ist er aus der Prager Gemeinschaft ausgetreten und schließt sich der neuen Künstlergruppe ›Hakenkreuz‹ an, wiederum als einziger.
Theo von Brockhusen hat sein Verfahren der Van-Gogh-Plagiierung zum Musterschutz angemeldet. Brockhusen droht nun gegen jeden auf das Strengste einzuschreiten, der ihm künftig das Vorrecht auf Van Gogh streitig macht.
Unangenehmes Erstaunen erregte das jüngste Auftreten des Fräuleins Tiedemann im Schauspielhaus. Seit Monaten ein geschätztes Mitglied des Ensembles, hatte sie zu Klagen keine Ursache geboten. Umso peinlicher mußte es die beteiligte Direktion berühren, als sich Fräulein Tiedemann ohne den geringsten äußern Anlaß plötzlich als Talent entpuppte. Es sind bereits Unterhandlungen im Gang, um die widerspenstige Künstlerin für eine Berliner Bühne freizugeben.
In der Wittelsbacher Kellerei hat sich eine österreichisch-ungarische Partei gebildet, bestehend aus dem Hofrat a. D. Franz Pohlavka Edlem von Siegesdurst, dem Rentmeister Huber und Baron Simmen. Die drei Herren pflegen jeden Mittwoch von ½9 bis 10 Uhr die k. und k. Monarchie zu beweinen. Da Herr Hofrat Pohlavka oft verhindert ist, wird ein vierter Teilnehmer gesucht.
Der Verein der Münchener Theaterprojektanten hielt im Saal des Kindlkellers, einem der größten Europas, seine ordentliche Generalversammlung. Den Vorsitz hatte, wie immer, Dr. Karlsruher. Nach einer kurzen Begrüßung der Anwesenden, worin er der Versammlung die Bestrebungen des Vereins warm ans Herz legte, erteilte der Vorsitzende das Wort dem Vereinsschatzmeister. Das vergangene Kalenderjahr war eines der glänzendsten seit der Gründung des Vereins (1603). Nicht weniger als 129 neue Theaterprojekte waren seit dem Winter aufgetaucht, und jedes hatte durchschnittlich 5,3 Interessenten gefunden. 129 mal 5,3 beträgt denn auch die Zahl der neuaufgenommenen Mitglieder. (Beifall.) Das Vereinsvermögen ist auf 7 M 60 ? angeschwollen, wovon die Hälfte zur Stillung der dringendsten Not an ältere, verdienstvolle Theaterprojektanten verteilt werden soll, während der Rest auf neue Rechnung gutgeschrieben wird. An Stelle des ausscheidenden Vorsitzenden tritt der durch Zuruf gewählte neue Präsident August Weigert.
Zwischen der Luftschiffgesellschaft m. b. H. in Friedrichshafen und Direktor Reinhardt-Salzburg ist endlich das geplante Übereinkommen zustande gekommen. Darnach erbaut die Luftschiffgesellschaft fünfzig Hallen in den größten Städten Deutschlands und versieht sie mit Zeppelinkreuzern. Sobald einer davon scheitert, bezieht unverzüglich Reinhardt die Halle und führt mit seinen Leuten den ›Danton‹ auf. Scheitert wieder das Gastspiel, tritt ein neuer Zeppelin an seine Stelle. Man hofft, durch diese Kombination der beiden so groß angelegten und so waghalsigen Unternehmungen die gemeinsamen Riesenhallen aufs Intensivste ausnutzen zu können und dem Publikum ein stets wechselndes Repertoire zu bieten.
Eine ärgerliche Überraschung hat der zweite Vorsitzende des Männervereins zur Bekämpfung der Unsittlichkeit erlebt, als er am letzten Mittwoch die Redoute im Matthäserbräu besuchte. Er wurde vom ersten Vorsitzenden erkannt.
›Glaube und Heimat‹, dies kernige Stück Schönherrs, hat die deutsche Bühne wiederum der Alpendichtung erobert. Allein die Darstellung konnte der wuchtigen Tragödie niemals gerecht werden. Dem deutschen Schauspieler fehlt leider nun einmal das charakteristische Organ des vollkommenen Tirolers: der Kropf – ein Mangel, der alle Freunde echter Volkskunst mit Schmerz erfüllen mußte. Doch die Technik der Neuzeit ist nicht untätig geblieben. Schon sind zwei bewährte Konstrukteure, Gustav Meyrink und Roda Roda, der Natur zu Hilfe gekommen durch Erfindung eines künstlichen, umschnallbaren Lederkropfes für Theaterzwecke, DRP. Nr. 31 069. Der ehrgeizige Bühnenleiter wird hinfort in der Lage sein, die Gestalten unsres Schönherr naturgetreu auszustatten. Die Erfinder liefern den patentierten Schmuck des Älplers, um auch den verwöhntesten Ansprüchen zu genügen, in mannigfacher Gestalt – vom rosigen, kaum merkbaren Blähhälschen an (Marke ›Ischler Deandl‹ – für Alpenbälle) bis zum sonnverbrannten, sackartigen, doppelseitigen, voll ausgewachsenen Albatroskropf (Marke ›Souvenir de Hallstadt‹). Ein Kropfabonnement, das die Fabrikanten zur Lieferung stets wachsender Nummern verpflichtet, erlaubt auch dem Minderbemittelten – wofern er nur für Volkstum und Almenleben schwärmt – die Anschaffung der unentbehrlichen Zierde. Das Tragen des künstlichen Kropfes stört den Denkprozeß nicht im mindesten. Der Meyrink-Rodasche Kropf hat sich denn auch besonders in der benachbarten Donaurepublik rasch eingebürgert und besonders in der grünen Steiermark, im treuen Tiroler Landel zahlreiche Verehrer gefunden. Den Vertrieb für Österreich besorgt Herr Siegfried Geyer in Wien, I.