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Tiefblau die Mainacht wie Email!
Und tief gespannt auf Schicksalslettern.
Wie müd in welken Rosenblättern
Schlichen die Schritte in Versailles.
Grabodem schwebt ums Sterbebette
Des fluchbeladnen »
Louis quinze«.
Am bangen Blicke des Dauphins
Hängt groß Marie Antoinette.
Wie eigen einsam stehn sie heute,
Die jungen Träger künftigen Lichts!
Versunken scheint die Höflingsmeute
In leeres, abgrundtiefes Nichts.
Die Etikette wie verloren! –
Kein Leuchter brennt, kein Feuer glimmt.
Todschweigen, das kein Ende nimmt,
Hockt grausig in den Korridoren!
Froststarre Grabmelancholie!
Dies bange, bange Tod-Erharren!
Die runden Fensteraugen starren
Ins blaue Dämmern, schwarz wie nie.
Hinter dem einen eine Kerze.
Wie flackt die Flamme trüb empor!
Der Dauphin jauchzt in herbem Scherze
»
Sa vie« in Antoinettes Ohr.
Die Flamme flackte schon so hastend.
Mon Dieu! Ob sie denn nie verlischt!
Wie in der öden Stille lastend
Sich Grausen mit Erwartung mischt!
Der Zukunft Sterne funkeln minder.
Stumm grübeln beide, – wie ein Paar
Des Spiels im voraus müder Kinder. –
Sie neunzehn und er zwanzig Jahr.
Kinder, zu ernstem Spiel geboren!
– Der Dauphin seufzt und küßt galant
Der Spielgefährtin seine Hand. –
Kinder, zu früh zum Thron erkoren!
Ergriffen raunt er Wort um Wort.
Wie eigen gut tut jetzt die Stille!
Versunken scheint ihm Wunsch und Wille!
Armselige Kerze, flackre fort!
Als wache er zum erstenmal
In seiner Ehe flüchtigen Tagen,
Sieht er der Habsburgaugen Strahl
In Schönheit zu sich aufgeschlagen.
Sein Wesen schwingt in höhrem Schwung.
Wie hat ihn der Moment bezwungen!
So jung! Mein Gott! So schön und jung!
Und bebend kniet er vor der Jungen.
Zu seinem Mund will sie sich neigen,
Sein gutes, großes Auge flammt.
Wie reich und kostbar wird das Schweigen,
Wie weich der Dämmrung Veilchensamt!
Um ihren Hals wie eine Kette
Schließt er die Finger heiß und keusch.
»Marie – Marie Antoinette! –«
Da kracht ein donnerndes Geräusch.
Aufrauscht ein Schallgewirr von Worten,
Als brächen Molen donnernd ein.
Gleichzeitig springen hundert Pforten,
Die Höflingsmeute stürzt herein,
Die in Bereitschaft stand seit Stunden,
Des Zeichens harrend. – Nun –
o joie!
Schmeichelnder Jubel ist entbunden:
»
Le roi est mort! – Vive le roi!«
Unbalsamiert vom Totenbette
Den König fort nach Samt-Denis!
Louis und Marie Antoinette
Sinken erschüttert in die Knie.
»Wir sind zu jung! O Gott! In Gnaden
Schütz' uns vorm Unglück tiefen Falls!«
Ein Nagelritz liegt wie ein Faden
Um Marie Antoinettes Hals.
*