Gustav Schwab
Schiller's Leben
Gustav Schwab

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Wallensteins Tod.

1799.

»Das dritte Stück wird durchbrechen, wie ich hoffe,« schreibt Schiller am 7. März vertrauensvoll an Göthe. »Ich habe es endlich glücklicherweise arrangiren können, daß es auch fünf Akte hat, und den Anstalten zu Wallensteins Ermordung ist eine größere Breite sowohl als theatralische Bedeutung gegeben. Zwei resolute Hauptleute, die die That vollziehen, sind handelnd und redend eingeflochten; dadurch kommt auch Buttler höher zu stehen, und die Präparatorien zu der Mordscene werden furchtbarer.«

Göthe fand die zwei ersten jetzt umgearbeiteten Akte »fürtrefflich;« sie machten beim ersten Lesen auf ihn eine so lebhafte Wirkung, daß sie gar keinen Zweifel zuließen. »Wenn sich der Zuschauer bei den Piccolomini's,« sagt er, »aus einem gewissen künstlichen und hier und da willkürlich scheinenden Gewebe nicht gleich herausfinden, mit sich und Andern nicht völlig Eins werden kann, so gehen diese neuen Akte nun schon gleichsam als naturnothwendig vor sich hin. Die Welt ist gegeben, in der das Alles geschieht, die Gesetze sind aufgestellt, nach denen man urtheilt, der Strom des Interesses, der Leidenschaft findet sein Bette schon gegraben, in dem er hinabrollen kann.« Mit »wahrem Antheil und inniger Rührung« hat er diese Akte in der Frühe des 9. März gelesen. Schiller aber hoffte, voll Freude über dieses Urtheil, daß die drei letzten Akte, wenn er sie auch nicht ganz so genau auszuführen Zeit hätte, wenigstens dem ganzen Effekte nach nicht hinter den ersten zurückbleiben werden.

Schillers Arbeit, in sicherer Begeisterung, ging so schnell, daß der Freund in Weimar schon am 16. März recht herzlich zum Tode des theatralischen Helden gratuliren konnte. Schiller hatte sich schon lange vor dem Augenblicke gefürchtet, den er doch so sehr wünschte: vor dem Augenblicke, wo er seines Werkes los seyn würde. Er versicherte, sich in seiner jetzigen Freiheit schlimmer zu befinden, als in der bisherigen Sklaverei. »Die Masse, die mich bisher anzog und festhielt, ist nun auf einmal weg, und mir dünkt, als wenn ich bestimmungslos im luftleeren Raume hinge. Zugleich ist mir, als wenn es absolut unmöglich wäre, daß ich wieder etwas hervorbringen könnte; ich werde nicht eher ruhig seyn, bis ich meine Gedanken wieder auf einen bestimmten Stoff mit Hoffnung und Neigung gerichtet sehe.« Andre Dichter hören mit Lust, daß es auch dem größten Dichter nach Vollendung eines Hauptwerkes zu Muthe war, wie es ihnen jedesmal in solchem Falle zu Muthe ist.

Die Antwort Göthe's auf Wallensteins Tod wurde leider mündlich abgegeben. Sie läßt sich denken. Bis an sein Lebensende stellte er das Stück über die Piccolomini. Die letztern waren ihm gleichsam nur des Hergangs der Sache willen da, nur als Expositionsstück. Sie werden auch, wie er bemerkte, auf dem Theater nicht wiederholt, aber Wallensteins Tod wird immerfort gern gesehen.Eckermann.

Das erstemal wurde dieß Schlußstück zu Weimar in der Mitte Aprils und wieder im Sommer vor dem Könige von Preußen und seiner Gemahlin, es erhellt nicht genau Wann, aufgeführt. Schiller wurde der liebenswürdigen Königin Louise vorgestellt, und fand, daß sie sehr geist- und gefühlvoll in den Sinn seiner Dichtungen eingegangen. In Berlin war es am 17. Mai gut gegeben und aufgenommen worden. Auch in Rudolstadt wurde der Wallenstein im August unter vielem Zulaufe dargestellt.

Der Geist des alten Feldherrn führte sich außerdem noch als ein würdiges Gespenst auf, wie Schiller lächelnd erzählte; er half ihm Schätze heben. Am 27. August wurde er durch ein schweres Packet sehr angenehm überrascht, und sah durch den Wallenstein einen Geldstrom in seine Besitzungen geleitet.Schiller an Göthe V, S. 173.


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