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Hinweg, hinweg, so ging's im Flug,
Als wenn mich Sturmes Toben trug;
Fern von uns Stadt und Dorf so weit.
So flogen wir, wie wenn bei nächt'ger Zeit
Ein Nordlicht durch das Dunkel fährt.
Mazeppa.
So wie sich der Gesang erhoben hatte, plötzlich und wild, ebenso verklang er wieder, unerwartet und unheimlich, als der Zug den Wald betrat, dessen Schluchten und Labyrinthe nun die Aufmerksamkeit der Führer in Anspruch zu nehmen begannen. Es blieben nicht mehr Fackeln angezündet, als gerade unumgänglich notwendig waren, um den Weg über die gefährlichsten Schlünde zu finden, die auch auf dieser Seite in jeder Richtung hinabgähnen. Hie und da zeigten sich noch Spuren des mit so unsäglicher Mühe von den betörten Verbündeten Cortés in die Felsen gehauenen Pfades, auf dem dieser ebenso verschmitzte als waghalsige Abenteurer seine wenigen Pferde und Kanonen über das Gebirge gebracht, und der nun auch den Major zu seinem weniger glücklich ausgeführten coup de main geleitet hatte. Stunden waren verflossen in stetem Hinabklettern, Emporklimmen und Hinabkriechen. Kein Laut war mehr unter der Truppe zu hören; erst als sie in der Tiefe angelangt, erschallten einzelne Pfiffe und wieder ein Geheul, wie das des Jaguars, worauf der Zug eine Weile hielt und sich dann wieder in rasche Bewegung setzte. Der Weg ging nun durch mit ungeheurem Schlingkraut durchwachsene Hochwälder und wilde Dickichte, die sich so ineinander wirrten, daß auch die verwegensten Jäger vom weitern Vordringen abgeschreckt worden wären. Die verbutteten Bergeichen und Fichten waren der Königspalme und Tamarinde, die empfindliche Kälte einer mäßigen Wärme gewichen. Teilweise lagen über den Tiefen ganze Schichten Nebels, die, wenn ein Luftstrom sich erhob, gleich Nachtgestalten sich über die Bergesabhänge hinzogen, rabenschwarze Nacht über den Zug verbreitend. Von Zeit zu Zeit kamen Indianer wie Gespenster im flüchtigsten Trabe aus den Bergklüften und schlossen sich an den Zug an; andere entfernten sich auf dieselbe maschinenartige Weise; der blindeste Gehorsam – eine ungeheure Kraftanstrengung, und nirgends eine Stimme zu hören, kein Befehl, auch nicht das mindeste Abzeichen eines sichtbaren Oberhauptes.
Unser junger Don hatte noch immer kein Zeichen seines Daseins gegeben. Mechanisch war er dem Impulse gefolgt, über Schluchten und Abgründe, Täler und Berge, als das prachtvolle Schauspiel von fünfzig Pechfackeln, die längs eines Felsenrückens in einen furchtbaren Abgrund hinabflackerten, ihn endlich aus seiner starren Bewußtlosigkeit weckte. Er stieß ein donnerndes »Halt!« aus, das jedoch kaum aus seinem Munde war, als ein Pfiff gehört und er zugleich mit Riesenarmen ergriffen und auf den Rücken eines gewaltigen Indianers gehoben wurde, der sich den Jüngling wie eine Feder auf den Nacken setzte, seine Schenkel zwischen die beiden Arme nahm und mit dieser Last ebenso leicht forttrabte, als wäre sie sein Bündel mit Proviant gewesen. »Vigilancia!« brüllte eine Stimme auf einmal, und der ganze Zug hielt für einen Augenblick. In der Stille wurde das Tosen eines Waldstromes hörbar, das aus den tiefsten Eingeweiden der Erde herauf zu kommen schien. Die Temperatur, die abwechselnd gemäßigt und wieder kalt gewesen, je nachdem der Zug über Höhen oder durch Klüfte und Abhänge fortgeeilt war, war auf einmal zur tropischen Hitze geworden.
»Wo sind wir?« fragte der Jüngling seinen Träger, der ihn über einen Felsen hinabhob und gleich darauf sich selbst hinabwurmte. »Calle Schweige.«, bedeutete ihm der Indianer, in die Tiefe hinabdeutend, aus der eine Stimme heraufbrüllte, die aber das Tosen des Waldstromes überrauschte. »Calle«, brummte der Indianer nochmals, indem er dem Don seinen Lazo unter die Schultern warf, ihn dann über einen zweiten Felsen hob und mittelst des Lazo dreißig Fuß hinabließ. »Calle«, brummte der Indianer abermals, der unterdessen auf seinem Rücken nachgefolgt war, sich den Jüngling auf dieselbe unzeremoniöse Weise wieder auf den Nacken setzte und in die entsetzliche Tiefe hinabstieg. »Vigilancia!« schrie es nun zum dritten Male. »Eine Achtel Vara y basta Einen halben Schuh und es genügt.; die heilige Jungfrau gnade denjenigen, die eine halbe brauchen.« » Silencio!« befahl eine zweite Stimme. » Caballitos para los Americanos, buen viage a los Cachupines Für die Mexikaner Caballitos, d. h. Indianer mit Sätteln auf den Rücken; den Spaniern eine glückliche Reise.!« Die Warnung und der Befehl galten einem rohen Baumstamme, der, über den Abgrund gelegt, den Übergang über den Schlund der Barranco bildete. Der Befehl war kaum gehört worden, als sich unser Don auch schon in den Riesenarmen eines frischen Indianers fand, der ihn erfaßt und ihn sich auf den Rücken geworfen hatte, als wäre er seine Muskete gewesen, und dann, ohne links noch rechts zu schauen, über die entsetzliche Brücke mehr trabte als schritt. Aus dem Abgrunde herauf tobten und brüllten die Gewässer, dem Auge durch die herrlichsten Baumgruppen und Schlingpflanzen verborgen, auf der andern Seite standen bereits mehrere Indianer, im Rücken schrie eine rauhe Stimme: » Eres Criollo Bist du ein Kreole??« und das Schwanken des Baumes verriet, daß ein zweiter Caballito die gefährliche Brücke mit der Manneslast betreten hatte. Ein zweites Mal wurde die Frage gehört; aber die Antwort war noch nicht aus dem Munde des unglücklichen Spaniers, als ein rollendes » Maldito Cachupín!« herüberbrüllte und der Angstruf »Jesús Maria y José!« zu hören war, begleitet von einem schweren Falle und Gerassel in den Zweigen. Der Jüngling, der am jenseitigen Ufer angelangt war, sah sich schaudernd nach dem unglückseligen Spanier um, dessen Todesruf soeben aus dem gräßlichen Schlunde herauf verhallte; ehe er aber Zeit hatte, auch nur ein Wort zu sagen, ward er wieder auf den Rücken eines Indianers gehoben und fortgetragen, mit derselben Leichtigkeit und Rücksichtslosigkeit, als wenn er ein zweijähriger Knabe gewesen wäre.
Der Zug hatte sich wieder in rasche Bewegung gesetzt. Keiner fragte, keiner gab Antwort. Jeder schien nur auf sich selbst bedacht zu sein. Noch waren einige Angstrufe gehört worden, ohne jedoch auch nur im entferntesten beachtet zu werden. Die Hitze der tierra caliente, die sie soeben empfunden hatten, fing wieder an in die Kälte der tierra fria überzugehen, und ein lichter Nebelflor, der um die Gipfel eines ungeheueren Bergrückens zu spielen begann, verkündete die Morgendämmerung. In den Schlünden jedoch war es noch finstere Nacht. Hie und da glänzten den Emporklimmenden Schneeschichten entgegen, die häufiger wurden je höher sie emporklimmten, bis endlich der ganze Bergrücken Eisfeld geworden war.
Die Morgendämmerung war mittlerweile hereingebrochen. Links tauchte eine Gebirgsmasse auf, die wie ein ungeheuer aufgerolltes Leichentuch grausig bis zu ihren Füßen sich ausdehnte. Rechts wurde ein noch höherer Bergkegel in den Strahlen der Morgensonne sichtbar; aber diese Strahlen waren blaß und die Tinten grau wie die Schatten der Nacht. Hie und da tauchten dann Berggipfel aus dem düstern chaotischen Nebelflor auf. Aber noch war alles Dunst und eisige Kälte.
» Por el amor de Dios!« schrie Don Manuel. »Wo ist Conde Carlos? Wo mein Alonso, Cosme?«
» Vamos Fort – Gehen wir.!« befahl eine andere Stimme den Indianern.
»Ich sage, wo ist Conde Carlos, Alonso und Cosme?« schrie der junge Don wieder, der nun mit Schaudern bemerkte, daß der Haufe, der weit über vierhundert stark ausgezogen, keine hundert mehr zählte, darunter siebzig Indianer, die übrigen Dragoner.
» Vamos!« schrie der Mann stärker, und ohne daß die Frage einer Antwort gewürdigt worden wäre, setzte er im befehlenden Tone hinzu: » Como por los pozos Wie für die Schächte. Machet es, wie wenn ihr in die Schächte einfahrt.;« und diese Andeutung war wieder hinreichend, den ganzen Zug in die regste Tätigkeit zu setzen. Die meisten der Indianer waren mit Lazos versehen. Einer derselben nahm einen der Riemen, warf sich die Schlinge um den Leib und indem er das andere Ende, an welchem der Ring befestigt war, einem zweiten Indianer in die Hände gab, ließ er sich über den beinahe senkrechten Felsensattel hinab. Der Ring wurde in einen zweiten Lazo geworfen, in einen dritten, vierten und fünften und so fort, bis der Indianer dem Auge in dem Nebel entschwunden war und sein Ruf verkündete, daß er festen Fuß gefaßt habe. Ein zweiter folgte, ein dritter, und zwar mit einer Schnelligkeit und Sicherheit, als wenn ebenso viele Baumwollenballen aus dem obersten Stockwerke eines Warenmagazins herabgelassen worden wären.
» Vuestra Señorías«, sprach eine Stimme aus dem Haufen heraus unsern Don an, auf die sonderbare Strickleiter deutend und zugleich einem Indianer winkend, der ihn schnell erfaßte, an den Rand des Felsensattels hob und ihm den Lasso in die Hand drückte. Bald verschwand auch er im Nebel. Mann folgte nun auf Mann; der letzte, der hinabstieg, gab jedem der fünf Führer eine Zigarre, legte die Finger auf den Mund und folgte der Schar, die er vorausgesandt.
Der ungeheure Bergrücken, von dem die Abteilung der Patrioten ihren Übergang auf die soeben angedeutete Weise bewerkstelligt, gehört in jene ungeheure Gebirgskette, die das Tal von Mexiko gleich einer Mauer auf allen Seiten, besonders aber auf der südöstlichen und südwestlichen, einschließt. Über einen dieser Gebirgsrücken windet sich auch die Straße, die von der Hauptstadt nach Puebla de los Angelos führt, bis zu einer Höhe von neuntausend Fuß über der Meeresfläche empor; unter ihr gähnt wieder die furchtbare Barranco in Juanes in so gräßliche Schlünde hinab, so abgerissen, schroff, chaotisch und verworren, daß das Auge schaudernd die ungeheure Revolution betrachtet, die so fürchterliche Massen auftürmen und wieder zerreißen konnte.
Dieselbe Gebirgskette sendet mehr südöstlich einen niedrigeren Zweig beinahe bis zum See Chalco vor, der, wie unsere Leser wissen, wieder durch einen Kanal mit der Hauptstadt verbunden ist. Dieser Gebirgsvorsprung bildet so ein zweites, vom großen Tale von Mexiko abgesondertes, kleineres Tal, das, von dem größeren und dem See Chalco nur durch eine mäßig hohe Hügelkette getrennt, in einer reizenden Abgeschiedenheit verborgen liegt. Es senkt sich terrassenförmig von dem ungeheueren Felsensattel herab, und die verschiedenen Abstufungen bezeichnen auch, wie dies in Mexiko immer der Fall ist, den Grad der Wärme und den Charakter der Pflanzenwelt, die ihrem Boden entsproßt. Nackte, braune, schroffe Felsenwände, hie und da im Winter und Frühling mit weißen Punkten schattiert, starren von der schwindeligen Höhe herab, dann folgen die Regionen der verbutteten, zwergartigen Mimosen und Fichten, die wieder mit der prachtvollen immer grünen Eiche abwechseln, tiefer hinab die Abzeichen einer regen Kultur, üppige Weizen- und Maisfelder und endlich die prachtvolle steife Agave mit ihren acht und zehn Fuß langen, dolchähnlichen Blättern, durch Einzäunungen von Kaktus getrennt, deren säulenartige Stämme und herrliche Kronen einer mexikanischen Landschaft einen so wunderlieblichen Reiz verleihen. Dicht an dem nordöstlichen Abhange senkt sich, gleichsam das Bild dieser mexikanischen Landschaft ganz zu vollenden, eine mäßige Barranco in die Tiefe hinab, die dem Auge die wunderbarste Mannigfaltigkeit der tropischen Pflanzen- und Blumenwelt darbietet.
Längs dieser Barranco zieht sich eine Anzahl indianischer Hütten hinab, aus unbehauenen Baumstämmen aufgeführt und mit Palmblättern gedeckt, aber weder mit Türen noch Fenstern versehen, alle jedoch durch Kaktuseinfriedigungen geschützt, die innerhalb dieser Einfriedigungen einen Blumenreichtum darbieten, der seltsam mit der Ärmlichkeit und selbst dem Schmutze der Umgebungen kontrastiert.
Diesem Rancho hatte sich die Abteilung der Patrioten ebenso rasch als vorsichtig genähert, als die Sonne bereits über die Berge heraufgestiegen war. Sowie sie die Berghöhe hinabstiegen, wurden in den Windungen allmählich eine Kapelle mit schneeweißen Mauern, unter hundertjährigen Zypressen gleichsam begraben, mehrere andere größere und kleinere Gebäude, die Bestandteile einer Hacienda zu sein schienen, und endlich ein schloßartiges Wohnhaus mit flachem Dache und einer Ballustrade, umgeben von einer starken und hohen Mauer, sichtbar.
Unser Don hatte in dem raschen Zuge, in welchem sich die unheimlich, ja beinahe gräßlich aussehende Schar fortbewegte, erst jetzt Gelegenheit gehabt, seine Umgebung zu betrachten. Die Dragoner ausgenommen, denen man ihre Waffen abgenommen hatte, war keines der Gesichter unter ihnen zu sehen, die ihm früher auf jener fatalen Berghöhe vorgekommen waren; aber mehrere junge Männer verrieten ebensowohl durch ihr Äußeres als ihre stolze Haltung, daß sie zu den höheren Klassen der bürgerlichen Gesellschaft gehörten. Unter diesen schien ein junger Kreole, dem er zur Seite gekommen war, Ansprüche auf Bedeutsamkeit zu machen. Der junge Don war eine Weile schweigend nebenher gegangen. Auf einmal wandte er sich zu dem jungen Kreolen.
»Señor«, sprach er etwas barsch und nicht ohne Symptome eines tief verbissenen Ingrimms. »Wollen Sie mir gefälligst sagen, wo wir uns befinden?«
»Señor werden es zu seiner Zeit erfahren«, erwiderte der junge Mann.
»Wenigstens, mit wem ich die Ehre habe zu sprechen.«
Der junge Mann besann sich einige Augenblicke; dann seine Redingote, die von der Hinabfahrt sehr gelitten hatte, auseinanderschlagend, ließ er die blaue Uniform mit weißen Aufschlägen eines Patriotenmajors sehen; dann wandte er sich, ohne ein Wort zu sagen, und erteilte Befehle an die Umgebung und die Indianer, die im flüchtigsten Trabe dem Rancho zueilten.
»Señor«, hob Don Manuel etwas ernster und mit einem Nachgefühle beleidigten Stolzes an. »Wollen Sie mir sagen, wie es kommt, daß ich über Barrancos und Berge gleich einem Gefangenen geschleppt werde?« Er stand stille, als erwartete er eine Antwort. »Kann nicht dienen«, erwiderte lakonisch der Patriotenoffizier, der fortgeschritten war. »Señor sind mir übergeben worden mit dem gemessensten Befehle, für Ihre Sicherheit zu haften; wenn Señor mehr beliebt,« fuhr der junge Offizier in demselben offiziell trockenen Tone fort, »mit meinem Kopfe zu haften; aber wir haben auch zugleich den Auftrag, Ihrer Freiheit nicht das mindeste in den Weg zu legen und Sie abreisen zu lassen, wann und wohin es beliebt, in welchem Falle wir bloß angewiesen sind, uns eine Bescheinigung zu erbitten und eine Angabe des Ortes, wohin wir Ihre Servidumbre und Gepäck zu senden haben.«
Der Jüngling sah den Sprecher mit großen Augen an. Dieser, der nichts weniger als Achtung, aber ebensowenig Unehrerbietung an den Tag legte und weder kalt noch warm war, hatte, während er gesprochen, zugleich die Umgebung der Hacienda auf eine Weise ins Auge gefaßt, die vermuten ließ, daß ihn diese Gegenstände weit mehr interessierten als sein unfreiwilliger Kompagnon.
»Und wer hat diese Befehle erlassen, die so viele Teilnahme und eine so rohe Indifferenz zugleich beweisen?« sprach der Jüngling zähneknirschend.
»Mein General, Don Vincente Guerrero, dessen Adjutant zu sein ich die Ehre habe.«
Der Name dieses damals bereits in Mexiko hochgeachteten Mannes brachte den Jüngling zu einer kurzen Pause.
»Ist er in der Nähe?« fragte er nach einer Weile.
»Ich hoffe, in einigen Stunden meine Vereinigung mit ihm bewerkstelligen zu können«, erwiderte der Offizier mit einer Betonung und sich auf eine Weise verbeugend, die zugleich als Andeutung des Wunsches gelten konnte, die Unterhaltung nicht länger fortsetzen zu müssen.
Die Abteilung war nun am zweiten Abhange angekommen, von dem man die Hacienda ganz übersah, und aus den Bewegungen der Indianer war zu entnehmen, daß ein Überfall der Hacienda im Werke war. Während sich mehrere Indianer, geschützt durch die Hecken von Kaktus, an das Rancho heranschlichen, waren andere in derselben Richtung, durch das dichte Gebüsch dem Auge verborgen, von der andern Seite bis in die Hacienda selbst gedrungen. Das Hauptgeschäft schien jedoch den ersteren zuteil geworden zu sein, die, kaum im Rancho angelangt, in die Hütten eintraten, als wenn sie auf Besuch kämen oder hineingehörten. Auch nicht die mindeste Bewegung war im Rancho zu spüren, und die Bewohner des Dörfchens schienen ihre Gäste ebenso bereitwillig, unbekümmert aufgenommen zu haben wie diese gekommen waren. Die Männer und Weiber kamen und gingen aus den Hütten und schienen bloß auf ihre häuslichen Verrichtungen bedacht.
»Bei meiner Ehre!« rief der Jüngling, der sich endlich in der Gegend orientiert hatte. »Wir sind in der Hacienda von Don Basilio Pintos und in der Nähe von Chalco Stadt, am See gleichen Namens, 20 Meilen von Mexiko. und Mexiko.«
»Sehr leicht möglich«, erwiderte der Major trocken.
»Und Sie wagen es!« rief der Jüngling, der rasch der Hacienda zuzueilen im Begriffe stand.
»Halt, Señor!« rief der Militär scharf, während zwanzig Indianer und ebenso viele Dragoner von ihren Lagerplätzen aufgesprungen waren, um ihm den Weg zu vertreten.
»Wir wagen es, der Hacienda Don Basilio Pintos einen Besuch abzustatten, ohne übrigens Ihrer Anmeldung zu bedürfen. Leider«, fuhr der junge Major fort, »haben wir seit den vierzehn Monaten unseres Kriegslebens einigermaßen die spanische Etikette vergessen.«
Diese Worte, mehr an die Umherliegenden gerichtet, verursachten ein lautes Gelächter.
»Señor,« fuhr der Offizier ernster fort, »Sie haben, wie gesagt, Freiheit, zu gehen oder zu bleiben, jedoch müssen wir uns noch auf alle Fälle für eine halbe Stunde das Vergnügen Ihrer Gesellschaft erbitten, während welcher Sie als ein guter Christ die Messe hören können.«
Wirklich ertönte in demselben Augenblicke die Glocke aus dem Türmchen der Kapelle, und bald darauf kamen auch die Bewohner des Rancho und der Hacienda aus ihren Hütten und Türen und zogen der Kapelle zu.
»Es geht recht gut«, lachte der junge Militär, der mit Falkenblicken umhergespürt hatte, den Seinigen zu; »und wir werden einige Stunden der Ruhe pflegen können. Sehen Sie doch einmal, Señores,« lachte er wieder, »unsere braven roten Alliierten im Rancho haben die Unsern mit ihrer Sonntagsroba ausgestattet, und die Kerls wandeln nun so bußfertig zur Kirche, als ob sie Ablaß für alle ihre Sünden zu erlangen hofften.«
Die Kreolen erhoben sich, um dem Kirchgange der Ihrigen zuzusehen, die Indianer blieben jedoch liegen.
»Lugarteniente Altamira,« befahl er einem Jüngling, »nehmen Sie einen Zug und besetzen Sie die Passage nach dem Chalco, längs der Barranco hinab!«
Der bezeichnete Offizier eilte rasch mit einem Dutzend Indianer der Barranca zu. Es war nun offenbar, daß die Bewohner des Rancho mit den Indianern der Patriotenabteilung sich bereits einverstanden hatten, die Hacienda den letzteren zu überliefern. Es war dieses so gewöhnlich in diesem merkwürdigen Kampfe, und die Indianer hatten so beständig und unerschütterlich die Partei der Patrioten bei jeder Gelegenheit ergriffen, daß auch unser Don nichts weniger als befremdet schien, obwohl die tiefe verräterische Ruhe und Gelassenheit, mit der sie ihren Grundherrn und sein Eigentum in die Hände seiner Feinde lieferten, wieder charakteristisch waren.
»Da sehen Sie einen Beleg zur Gerechtigkeitsliebe unserer hohen Audiencia, in welcher dieser Señor Pintos einen Bruder hat; und das geht vor der Hauptstadt vor«, sprach der Major grimmig. Er deutete bei diesen Worten auf einen Haufen Indianer, die gleichfalls zur Kapelle krochen und schlichen, aber nicht eintraten, sondern vor den Türen sich auf die Knie warfen. Sie waren aus einem Gebäude gekommen, das mit einem Stalle viele Ähnlichkeit hatte, obwohl die eisernen Gitter, die an den Öffnungen angebracht waren, mehr für ein Gefängnis paßten. Es waren Männer, Weiber und Mädchen, alle beinahe nackt und so abgemagert, so häßlich, schmutzig, so offenbar mit bitterem Mangel kämpfend, daß sie mehr Gespenstern als lebenden Wesen gleich einherkrochen. Aufseher mit Stöcken trieben die Unglücklichen der Kapelle zu.
»Señor Pintos kann sich gratulieren, daß der General nicht zugegen ist, sonst dürfte ihm leicht die Ehre widerfahren, daß er mit seinem dreieckigen, goldbordierten Hute und dem Karlsorden an den Pfosten seiner eigenen Türe gehängt würde.«
Der Sprecher hielt inne, denn das Glöckchen vom Turme erschallte wieder, und auf dieses Zeichen warfen sich alle auf die Knie, schlugen sich auf die Brust und murmelten: Mea culpa. In derselben Stellung verharrten sie, bis die Glocke ein zweites Mal geläutet. Nochmals ertönte die Glocke, und bald darauf ging die Versammlung wieder auseinander.
»Bei der heiligen Jungfrau, der Padre weiß, daß unser Appetit groß und unsere Andacht klein ist!« lachte einer der Offiziere.
»Und diese Polizones, wenn sie nicht achtgeben,« fiel ihm ein anderer ein, »so verderben sie uns noch die ganze Freude; sie müssen nun erst noch ihren Chile aus der Tienda holen, und werden sie da entdeckt, so mögen wir wieder über die Juanes Barranca hinüber; die Hacienda könnte eine eintägige Belagerung mit Sechspfündern aushalten.«
Diese Worte wurden auf einmal durch den Ausruf: » A todos los diablos – Caramba! maldita Cosa!« und so fort unterbrochen. Es hatten sich nämlich die Tore der Hacienda geöffnet, nicht, wie die Offiziere es erwartet hatten, um die Ihrigen, vermengt mit den Insassen des Rancho, einzulassen, sondern um einen Zug von Reitern in voller Bewaffnung von sich zu geben, an dessen Spitze mehrere Offiziere von hohem Range ritten. Der Reiter waren zehn.
Der junge Major knirschte mit den Zähnen. »Das ist Conde San Ildefonso, der junge Oberst, und Major Arios und der alte und junge Pintos! A todos los Diablos! Und dieuns entgangen! Stille, stille, Jungens!« rief er, »es ist zu spät! Unsere Muchachos haben keine Waffen als ihre Machetes, und vierzig Machetes sind ein ärmliches Zeug gegen zwanzig Pistolen und zehn gute Schwerter. Alle Teufel! Sie ziehen hinab gegen Mexiko!«
Die Reiter schienen auch nicht im mindesten die Gegenwart der gefährlichen Gäste zu ahnen und hatten sich in schnelle Bewegung gesetzt, rasch auf dem breiten Wege forttrabend, der aus dem Tale der erwähnten Hügelkette zuführt.
»Nur zehn unserer Dragoner auf jenem Vorsprunge, und alle sind unser!« rief der Major wieder, der in der Spannung, in die ihn das Entkommen der wichtigen Feinde versetzt, ganz die Hacienda vergessen hatte, deren Tore mittlerweile geöffnet worden waren, um die Indianer zum Ankaufe ihrer Bedürfnisse in der Krambude zuzulassen. Beinahe in demselben Augenblicke wehte auch ein weißblaues Tuch vom Dache des Gebäudes, als Zeichen, daß die Hacienda in der Gewalt der Patrioten sei.
»Lugarteniente Pablo!« befahl der junge Stabsoffizier einem zerlumpten Kreolen: »Besetzen Sie die Hacienda militärisch. Keine Unordnungen, keine Gewalttaten; insonderheit verhüten Sie jeden Alarm; die sind oben in Rio Frio. – Vamos Compañeros!« wandte er sich an ein Dutzend Indianer, mit denen er nun gleich Windhunden über die Felder setzte, die Hacienda vorbeiflog, wo sich ein neuer Haufe an ihn anschloß und den Hügel hinansprang. Ein Blick auf die entfernten Reiter, die sich bereits der Straße näherten, die von Rio Frío nach Mexiko führt, überzeugte den jungen Militär von der Unmöglichkeit, den Feinden auf eine wirksame Weise beizukommen. »Diablo! Wären es bloße Cachupins,« fluchte er, »so hätten wir sie so leicht wie überfüllte Coyotes Diese Tiere werden am leichtesten nach dem Fraße erjagt.; aber so sind ein halbes Dutzend Kreolen unter ihnen, die den steilen Hügel hinabgaloppieren, als wenn es die Tacubastraße wäre.«
»Diablo Ahuitzote!« heulten und brummten wieder die Indianer, die aber, statt ihre Aufmerksamkeit auf die entkommenen Spanier zu richten, unverwandten Blickes auf die Hügelkette geschaut hatten, welche auf dieser Seite sich längs der Straße von Mexiko erhebt.
Der Major war aufmerksam geworden. »Was soll das? Was seht ihr?«
»Ahuitzote!« brummten die Indianer, ihre Hände ausstreckend und auf besagte Hügelkette weisend; »Guachindangos!« murmelten sie.
»Guachindangos?« fragte der Offizier erstaunt. »Was sollen die Guachindangos auf den Bergen von Azotla?«
» No sé«, erwiderten die Indianer.
Der Major schaute und schaute, ohne jedoch etwas zu erspähen. Ein Seufzer und ein Stöhnen, das wie aus tiefster Brust herauskam, ließ sich in einiger Entfernung von ihm hören. Er wandte sich. An einen Felsen gelehnt stand unser junger Don, mit starrem Auge in der Richtung hinüberglotzend, die das Interesse der Indianer so sehr erregt hatte.
Aber es war ein anderer Gegenstand, der seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es war Mexiko selbst, das, obwohl in großer Entfernung und getrennt durch den See Chalco, deutlich erkennbar in allen seinen Teilen vor ihm lag. Die Stadt erhebt sich, von diesem Punkte aus gesehen, wie in einen Sumpf zusammengedrängt, und das Auge hat bloß die westliche Hälfte des Tales zum Überblicke vor sich; aber selbst diese beschränkte Aussicht war hinlänglich, um unseren Don in einen Sturm von Gefühlen und Empfindungen zu versetzen, der zu bitter war, um ihn lange in seiner Brust einschließen zu können. Der trostlose Schiffbrüchige, den ein rauher Orkan an dieselbe Küste zurückgeworfen, die er noch kurz zuvor mit glänzenden Hoffnungen und all seiner Habe für ferne Zonen verlassen, die ihm Reichtum und die Mittel geben sollten, eine teure Braut Gattin nennen zu können, dürfte in seiner trostlosen Verlassenheit ein passendes Bild für den Jüngling gewesen sein, der nun hinüber auf die glänzende Hauptstadt stierte, in der sich alles befand, was seinem Herzen einst lieb und wert war.
Der Major, ergriffen von dem ungeheuren Schmerze, der aus des Jünglings Augen leuchtete, war ihm näher getreten.
»Sie sind bitter getäuscht worden, Señor!« sprach der Militär, »bitter, bitter!«
Der Jüngling knirschte mit den Zähnen, gab aber keine Antwort.
»Wenn Sie Major Horatio Galeana Ihres Vertrauens nicht für unwürdig halten, so bietet er Ihnen sich und seine Dienste freudig an.«
Der Jüngling sprach noch immer kein Wort, aber in seinen Mienen zuckte es; und als habe er seinen Entschluß gefaßt, ergriff er rasch die Hand des Militärs.
Beide waren hastigen Schrittes in die Hacienda zurückgekehrt, in welcher die jubelnden Indianer Vorkehrungen zur Bewirtung und Verpflegung der Patrioten trafen, während die Offiziere die sämtlichen Vorräte und Warenlager der Hacienda in Empfang genommen hatten. Ballen von Tüchern, Schläuche mit Pulque lagen neben Tonnen voll Chili und Bergen von Salzfleisch und Mais in Körnern, und daneben die Requisiten einer indianischen Garderobe, Paños, Xergetillas Grobe wollene und baumwollene Zeuge, aus denen die untern Stände ihre Kleidung verfertigen. und Sombreros de Petate und tausenderlei Dinge; denn nach mexikanischer Sitte hatte es der Eigentümer nicht unter seiner Würde gehalten, eine sogenannte Tienda oder Kramladen in seiner Villa zu halten. Ungeheure Kisten, mit Zigarren und Pastitas gefüllt, lagen offen für jedermanns Gebrauch, und Offiziere und Patrioten, und Männer, Weiber und Kinder strömten mit gleicher Hast und Gier heran, sich mit diesem, einem Mexikaner unentbehrlichen Bedürfnisse zu versehen. Bald war der ganze Vordergrund in eine dichte Rauchwolke eingehüllt, unter der Hunderte von Indianerinnen den Metcatl Der Stein zum Maismehlmahlen. handhabten, während andere ebenso rasch die Lieblings-Tortillas Tortillas backen. Diese Welschkornpfannkuchen, die gewöhnliche Nahrung der unteren und Mittelklassen, sind auch bei den höheren sehr beliebt. Die Art ihrer Bereitung ist folgende: Das Welschkorn wird die Nacht hindurch in einem irdenen Geschirre aufgeweicht, und zwar mittelst Kalk und heißen Wassers. Wenn die Hülsen abgegangen, so wird der Teig zwischen zwei flachen Steinen, den Metcatl, geschlagen und dann mit den Händen in dünne Pfannkuchen geformt, die auf einen Rost gelegt und gebacken werden. Sie werden warm gegessen, nachdem sie zuvor mit Chile (Capsicum) überstrichen worden. buken, die beinahe ebenso schnell unter der Hand der Bäckerinnen verschwanden, wie sie aus der Pfanne gekommen waren.
Mitten unter diesem Drängen und Treiben ließ sich ein Gewirr von Stimmen von der nördlichen Seite des Tales her hören, und die Avantgarde eines zahlreichen Korps Patrioten wurde sichtbar; hinter diesen mehrere reich uniformierte und durch Haltung ebensowohl als durch Anstand ausgezeichnete Militärs in der Uniform mexikanischer Stabsoffiziere, unter ihnen Conde Carlos; dann folgte die Mannschaft, die, durchgängig wohl bewaffnet, beiläufig fünfhundert Köpfe betragen mochte. Es waren meistenteils Indianer, Mestizen und Zambos aus den südlichen Teilen des Reiches, kräftige, wohlgebildete Gestalten, die, ungeachtet des harten Marsches, tanzend einherschritten und stolz auf die Gruppe von Offizieren hinblickten. Von Zeit zu Zeit ertönte der Ruf: » Viva Vicente Guerrero, nuestro General en Jefe!«
Merkwürdig genug war unser Capitano Jago unter dem Zuge reich gekleideter Stabsoffiziere, unter denen einer Brigadiergenerals-Uniform trug, noch immer in seiner schmählich mitgenommenen Manga, obwohl seine Fußbekleidung renoviert war. Er trat rasch auf den Jüngling zu.
»Ah, Don Manuel!« lächelte der Mann etwas boshaft, die zerrissenen Schuhe und Manga des jungen Kavaliers fixierend. »Sie werden ohne Zweifel mit Ihren letzten Nachtmärschen nur wenig zufrieden gewesen sein; aber wir konnten nicht anders, und Ihr Freund Conde Carlos dürfte kaum besser gefahren sein. Wir hoffen jedoch, unsere Befehle sind respektiert worden, und Señor Galeana haben Sorge getragen?«
»Señor Galeana Sorge getragen?« rief der Jüngling, dem die Erinnerung an die rücksichtslose Behandlung in der letzten Nacht Schamröte und Wut auf die Wangen trieb.
»Major Señor Galeana, hoffen wir, wird unsere Befehle –«
»Señor Galeana deine Befehle?« fiel der Jüngling erbittert ein, ohne den Mann ausreden zu lassen.
»Mexiko nennt mich Vicente Guerrero,« sprach der gewesene Arriero trocken, aber mit Würde, »und künftighin muß ich Eure junge Herrlichkeit bitten, mich bei diesem Namen zu nennen.«
Und mit diesen Worten wandte der vormalige Maultiertreiber, der nun plötzlich einer der ersten Generale Mexikos geworden war, dem beinahe vernichteten Jüngling unter dem lauten Gelächter der Umstehenden den Rücken.
»Lassen Sie,« befahl er dem Major, »die Mannschaft schnell abfüttern, daß sie wenigstens drei Stunden zur Siesta hat. Ersuche Sie um eine Zigarre«, bat er einen zweiten. »Ah, da gibt es ja Tortillas«, lachte er, indem er an eine Gruppe Indianerinnen heranschritt, die, mit dem Backen dieser beliebten Maiskuchen beschäftigt, ihm entgegengekrochen waren, um den Saum seiner Kleider zu küssen. »Die ist gut, Mata«, lachte er einem Mädchen zu, in eine Pfanne greifend und eine der Tortillas herauslangend, während er mit der zweiten Hand nach einem Chililöffel griff und die Tortilla mit dieser pikanten Überlage bestrich. »Noch eine Mata!« rief er, wieder zulangend, »und lassen Sie sich's schmecken!« rief er den Offizieren und Generalen zu, die das Beispiel des Generalleutnants zwang, gleich ungeniert zu sein. – »Apropos! Señor Galeana,« wandte er sich wieder an den Major, »lassen Sie die zwei Spanier aufknüpfen, die auf der Flucht eingeholt worden sind. Conde Carlos!« wandte er sich an den kriegsgefangenen Kapitän, »Sie sind unser Gast bei der Tafel, und wenn Ihrem Freunde unsere Einladung nicht zu gering ist – Doch, wo ist er? Wo ist Don Manuel?«
Der Major hatte unterdessen Muße gefunden, seinen Rapport in die Pausen einzuschalten, die der Generalleutnant während seines Tortillaschmauses notgedrungen machen mußte. So gemein er in seinem Benehmen erschien, so roh und rücksichtslos, so war doch wieder eine gewisse Hoheit in dieser Manier, eine gewisse Vornehmheit, die unwiderstehlich zu diesem Manne hinzog, da sie selbst dem oberflächlichsten Beobachter weniger das natürliche Ergebnis großer Gewalt, als des Wunsches, sich bei seinen Untergebenen populär zu machen, erschien.
»Was Teufel!« rief er auf einmal, »die Leperos, sagen Sie, auf den Höhen von Ajotla, und Oberst San Ildefonso hier gewesen? Lassen Sie uns schauen!«
Und mit diesen Worten setzte sich der General in einen Trab, mit dem keiner seines Korps Schritt zu halten imstande war. In wenigen Minuten war er an dem Vorsprunge des Hügels angekommen, von dem man die Fernsicht auf die Straße und gegen Mexiko zu hatte.
»Madre de Dios!« rief er seinen herankeuchenden Offizieren entgegen. »Jetzt nur dreitausend statt fünfhundert Musketen, und Mexiko wäre unser!«
Der Brigadegeneral schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es,« sprach Vicente Guerrero, »aber so wie die Sachen stehen, ist es freilich nicht möglich; sie haben zwei Regimenter Infanterie, zwar nur spanische Infanterie, aber mit dem besten Oberst der ganzen Armee, und fünf Milizregimenter; – doch, nur dreitausend Gewehre und Mexiko wäre unser. Die Leperos erwarten uns wirklich. – Larifari!« wandte er sich wieder an die Offiziere, »für diesmal soll es nicht sein, Señores! Ehe wir zehn Jahre älter sind, haben wir Mexiko doch.«
Und ohne Mexiko und die Leperos eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte sich dieser merkwürdige Mann wieder der Hacienda zu, wohin wir ihn gehen lassen, um uns die seltsame Erscheinung, von der soeben die Rede war, näher zu besehen.