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Einst zur Nachtzeit lag und schlief
Harun Raschid, der Chalif,
Und ihm träumte mancherlei.
Aber von den Träumen allen
Gab ihm einer viel zu sorgen,
Als er früh erwacht am Morgen,
Denn es waren ihm dabei
Alle Zähne ausgefallen.
Als der Zeichendeuter kam
Und des Traumes Art vernommen,
Sprach er: »Gott beschütze Dich!
Also wird es dir ergehen:
Die sich deines Blutes nannten,
Deine lieben Anverwandten,
Wirst, o Fürst, du sicherlich
Alle vor dir sterben sehen!«
Ob der bösen Deutung Art
Wühlte sich in seinem Bart
Der Chalif und rief in Wuth:
»Fort, hinaus mit diesem Raben!
Kann er nichts als Unheil krähen,
Mag er seinen Lohn besehen:
Hundert Streiche voll und gut
Soll er auf die Sohlen haben!«
Einen andern rief man dann.
Dieser war ein kluger Mann.
Und er sprach, als er gefragt:
»Allah wolle Gnade geben,
Langes Leben nach Gefallen
Deinen Anverwandten allen,
Aber dieser Traum besagt:
Du wirst alle überleben!«
Diese Deutung sagte zu,
Und der Mann erhielt im Nu
Hundert Golddukaten baar,
Weil er wusste, wie man läutet.
Denn im Grunde sagten beide
Gleiches – nur in anderm Kleide. –
Hieran zeigt sich sonnenklar,
Was die richt'ge Form bedeutet! |