Heinrich Seidel
Neues Glockenspiel
Heinrich Seidel

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Krischan Römpagel in't Kunzert

Von em sülwst vertellt.

        O Kinnings, Kinnings hürt mal an:
Wo is mi dat in Güstrow gahn!

Ick harr min Tüften gaud verköfft,
Un harr bisorgt all min Geschäft
Un as ick mine Piep nu glös'
Un doch so'n beten rümme dös',
Dor kam ick up den Mark tu stahn
Un seih dor väle Minschen gahn
In ein oll grote Dör herin.
Ick dacht mi donn: »Wat kann dat sin?«

Un warr nu Sniere Hickup fragen.
Dei seggt: »Da wird wat vorjedragen,
Was man so ein Kunzert benennt,
Un is dat Feinste, wo man kennt,
Un der Angtreh kost' eine Mark.«
Ick säd: »Dat is'n beten stark,
Der möt'k jo'n halben Dag för austen
Up den'n Kunzert dor dauh ick hausten!«
Hei säd: »Sag' Krischan büst du duhn?
Du musst was for die Bildung thun
Un in das Feine dir belernen!
Szü, dies is ein Kunzert fon ›Sternen‹,
Un ein Perfesser hat die Leitung –
So ständ' es heute in die Szeitung.«
»Na«, dacht ick donn, »wat kann dor sin,
Ick gäw 'ne Mark un gah dor rin.«
Ick warr denn ok 'ne Trepp rup gahn
Un kam dor up so'n Bähn to stahn.
Dor seeg ick ganz von baben dal
In einen hellschen feinen Saal
Mit feine Herrns un feine Damen,
Dei snaterten dor alltosamen,
Un't wir'n Rusen un'n Brusen,
As wenn dei Watermählen susen.
»Na«, dacht ick, »wo dat nüdlich lett –
So'n oll Kunzert is doch ganz nett.
Den Dunner,« dacht ick donn, »wat's dit?
Wat steht der up den hogen Tritt
För'n blankes Undiert up drei Bein?
Dat is jo gruglich antoseihn.«
Un gliek verfiehrt ick mi noch mihrer:
Dor keem so'n Kierl, so as so'n Lihrer
Un kreeg dat Diert bi dei Slafitten
Un würr em furts dat Mul uprieten,
Dat wir vull Tähnen witt un swart –
Mi würr ganz gruglich um dat Hart –
Un klappt den Puckel em von'n ein,
Dat ick dat Ingedöm künn seihn,
Un güng denn liesing wedder rut –
Herrjeh, wo seeg dat gräsig ut!
Doch süll dat noch veel düller kamen;
Mit eins, dei Herrn und ock dei Damen,
Dei haugten all sick in dei Knäwel
Un schurrten bannig mit dei Stäwel,
Un, ihr ick mi dat recht bedacht,
Stünn dor ein Kierl, swart as dei Nacht,
Mit'n Keesgesicht un sleetig Hoor,
Dünn as'n Sniere, dat is wohr,
Un Finger harr hei as 'ne Spenn.
Dei sett't sick för dat Undiert hen
Un fohrt em in dei Tähn herin:
Oje, wo füng dat an tau schrien!
Dei Kierl wir äwer gornich ful
Un haugt em düller noch in't Mul.
Dor weimert dat un günst und brummt
Un quinkeliert un piept un schrummt,
Halw Oss un halw Karnaljenvagel,
Als wenn so'n Hund wat kriegt mit'n Tagel
Hei perrt dat Beest up sine Tehn.
Dor würr noch düller dat Gestähn.
Un wo die Spennenfinger jagen,
Dat heww'k nich seihn in all min Dagen.
O ne, wat wiren dat för Saken:
Als wenn säb'n Katers Hochtied maken,
So jault dat ,immer up un dal,
Un wir'n grugligen Skandal.
Tauletzt würr hei as wild un dull
Un haugt dat Diert dat Ledder full
Von baben dal ferkrüz, ferquer –
Dei Hänn' dei seeg kein Deuwel mehr,
So fixing slög dei Kierl dorup –
Mit eins, perdautz, dor hört hei up
Un steit un dienert, sweit't un pus't –
Binah harr ick för Lachen prus't.
Nu haugen s' wedder in dce Knäwel
Un schurren bannig mit dei Stäwel,
Dat mi dei beiden Uhren drähnen,
Un bölken lurhalis wat sei känen
Als dusend Schaap in einen Stall
Un hebben sich as wiren s' mall.
»Na«, dacht ick, »Krischan 't möt woll sin,
Dat is woll eben grad dat Fin'.«
Doch ball würr anners mi tau Maud':
Dor keem 'ne Dam' schön dick un grot
Un ganz gefehrlich upfidummt
Mit Sied und Sanft, dat't man so brummt,
Mit Feddern, Blomen, Sleufen, Spitzen,
Mit Keden, Ring' und all son' Witzen,
Un drög 'n Strutz för ehren Schoot
Halw as so'n Wagenrad so grot.
»Na«, dacht ick, »dit kann di gefallen,
Dit is gewiss dat Best von allen!
Dei feine Dam' dei is mal nett!«
O, wo mi dat begriesmult hett!
Denn nu mit eins füng s' an tau singen.
Mi wull'n binah dei Uhren springen
Von dat infamtige Gegröhl:
As wenn den Mand anhalt so'n Töl.
Sei klappt dat ganz' Gesicht von'n ein,
Heil gräsig wir dat antoseihn!
Sei würr so wiet dat Mol uprieten:
Dor künn'k min Mütz herinne smieten,
Un harr kein Gnad un kein Erbarmen
Un kriescht un wiwagt mit dei Armen
Un schreeg so hoch un schreeg so fin,
So as wenn stäken ward'n Swin.
O Gott, dat greep mi an dei Seel',
Vör Ogen würr mi gräun un gäl,
Mi würr so bang', dei Angst wärr grot,
Ick kreeg dat mit dei swere Noth

Un bed' un schreeg: »O lat't mi rut!
Ick holl't nich ut, ick holl't nich ut:«
Dor szischten sei as dusend Snaken
As harr ick Wunner wat verbraken,
Dor bufften s' mi, dor slögen s' mi,
Halw störren s' mi, halw drögen s' mi,
Un as ick rut wir ut den Saal,
Dor smeten s' mi dei Trepp hendal,
Dat ich mi afschrammt' beide Schänen.
In'n Kopp harr ick 'n gruglich Drähnen,
Ein Loch in't Knei un 'ne bläudig Snut,
Doch, Gott sei Dank, ick wir jo rut!

Mi jammert blot min schöne Mark,
Dei hew'k veraast för all so'n Quark,
För Kattenjaulen, Ossenknurren
För Knäwelhaug'n un Stäbelschurren
Un Hulen as'n stäken Swin.
Un dat sall ein Vergnäugen sin? –

 


 


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