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Sir Pitt Crawley war ein Philosoph, mit einem Hang zum Ordinären. Seine erste Ehe mit der Tochter des edlen Binkie war unter der Beihilfe seiner Eltern zustande gekommen. Da er Lady Crawley zu ihren Lebzeiten oft wiederholt hatte, sie sei eine verdammt zänkische, vornehme Hexe und er lasse sich lieber hängen, als nach ihrem Tode wieder eine ihres Schlages zu nehmen, so hielt er nach dem Hinscheiden der Lady sein Wort und nahm als zweite Frau Miss Rose Dawson, Tochter von Mr. John Thomas Dawson, Eisenhändler in Mudbury. Welch ein Glück für Rose, Lady Crawley zu werden! |
Sir Pitt Crawley was a philosopher with a taste for what is called low life. His first marriage with the daughter of the noble Binkie had been made under the auspices of his parents; and as he often told Lady Crawley in her lifetime she was such a confounded quarrelsome high-bred jade that when she died he was hanged if he would ever take another of her sort, at her ladyship’s demise he kept his promise, and selected for a second wife Miss Rose Dawson, daughter of Mr. John Thomas Dawson, ironmonger, of Mudbury. What a happy woman was Rose to be my Lady Crawley! |
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Wir wollen nun die Posten ihres Glückes aufzählen. Erstens gab sie den jungen Peter Butt auf, mit dem sie eine Liebschaft hatte und der sich nun infolge seiner unglücklichen Liebe auf Schmuggeln, Wildern und tausend andere schlimme Dinge verlegte. Zweitens brach sie pflichtschuldigst mit allen Freunden und Vertrauten ihrer Jugend, die sie als Lady von Queen's Crawley natürlich nicht empfangen konnte – fand aber in ihrem neuen Rang und ihrem neuen Wohnsitz niemanden, der sie willkommen hieß. Wer wäre aber auch in Frage gekommen? Sir Huddleston Fuddleston hatte drei Töchter, die alle gehofft hatten, Lady Crawley zu werden. Sir Giles Wapshots Familie fühlte sich beleidigt, daß keins der Wapshotschen Mädchen bei der Heirat berücksichtigt worden war, und die übrigen Baronets der Grafschaft waren empört über die Mißheirat ihres Standesgenossen. Die Bürgerlichen ziehen wir gar nicht in Betracht, die mögen anonym grollen. |
Let us set down the items of her happiness. In the first place, she gave up Peter Butt, a young man who kept company with her, and in consequence of his disappointment in love, took to smuggling, poaching, and a thousand other bad courses. Then she quarrelled, as in duty bound, with all the friends and intimates of her youth, who, of course, could not be received by my Lady at Queen’s Crawley — nor did she find in her new rank and abode any persons who were willing to welcome her. Who ever did? Sir Huddleston Fuddleston had three daughters who all hoped to be Lady Crawley. Sir Giles Wapshot’s family were insulted that one of the Wapshot girls had not the preference in the marriage, and the remaining baronets of the county were indignant at their comrade’s misalliance. Never mind the commoners, whom we will leave to grumble anonymously. |
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Sir Pitt kümmerte sich, wie er sagte, keinen Pfifferling um jemanden dabei. Er hatte seine hübsche Rose, und was braucht ein Mann mehr, als zu tun, was ihm gefällt? Er betrank sich daher jeden Abend, prügelte ab und zu seine hübsche Rose und ließ sie mutterseelenallein zurück, wenn er nach London zu den Parlamentssitzungen fuhr. Selbst Mrs. Bute Crawley, die Pfarrersfrau, weigerte sich, sie zu besuchen, da sie, wie sie sagte, niemals einer Krämerstochter den Vortritt lassen würde. |
Sir Pitt did not care, as he said, a brass farden for any one of them. He had his pretty Rose, and what more need a man require than to please himself? So he used to get drunk every night: to beat his pretty Rose sometimes: to leave her in Hampshire when he went to London for the parliamentary session, without a single friend in the wide world. Even Mrs. Bute Crawley, the Rector’s wife, refused to visit her, as she said she would never give the pas to a tradesman’s daughter. |
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Die einzigen Gaben, mit denen die Natur Lady Crawley ausgestattet hatte, waren rosige Wangen und eine weiße Haut, und da sie keinen Charakter und keine Talente, keine Meinung, keine Beschäftigung und keinen Zeitvertreib hatte und ihr jene Seelenstärke und jenes wilde Temperament fehlten, die oftmals sonst ganz törichten Frauen eigen sind, so gelang es ihr nicht, Sir Pitt sonderlich zu fesseln. Die Rosen verschwanden von ihren Wangen, und ihre Gestalt verlor die hübsche Frische nach der Geburt einiger Kinder; sie wurde zu einer bloßen Maschine im Hause ihres Mannes, ebenso unnütz wie das große Klavier der verstorbenen Lady Crawley. Da sie einen hellen Teint hatte, so trug sie helle Kleider, wie die meisten Blondinen, und erschien vornehmlich in einem schmutzigen Meergrün oder schlampigen Himmelblau. Tag und Nacht war sie mit diesem Strickzeug oder einem ähnlichen beschäftigt. Im Laufe weniger Jahre hatte sie Bettdecken für ganz Queen's Crawley gestrickt. Ihr gehörte ein Blumengärtchen, das sie ganz gern hatte; sonst aber empfand sie weder Zuneigung noch Abneigung für etwas. War ihr Mann grob gegen sie, so war sie apathisch; schlug er sie, so weinte sie. Sie hatte nicht Charakter genug, um sich dem Trunke zu ergeben, und schlurfte seufzend den ganzen Tag mit Lockenwickeln umher. Oh, Jahrmarkt der Eitelkeit – Jahrmarkt der Eitelkeit! Ohne dich hätte sie ein frohes junges Mädchen sein können: Peter Butt und Rose, ein glückliches Ehepaar auf einem hübschen kleinen Bauernhof inmitten einer gesunden Kinderschar und einem ehrlichen Paket Freuden, Sorgen, Hoffnungen und Kämpfen. Aber ein Titel und ein Vierspänner sind auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit kostbarer als Glück, und wenn Heinrich VIII. oder Blaubart noch lebte und die zehnte Frau suchte – glaubt ihr nicht, er könnte das hübscheste Mädchen der Saison bekommen? |
As the only endowments with which Nature had gifted Lady Crawley were those of pink cheeks and a white skin, and as she had no sort of character, nor talents, nor opinions, nor occupations, nor amusements, nor that vigour of soul and ferocity of temper which often falls to the lot of entirely foolish women, her hold upon Sir Pitt’s affections was not very great. Her roses faded out of her cheeks, and the pretty freshness left her figure after the birth of a couple of children, and she became a mere machine in her husband’s house of no more use than the late Lady Crawley’s grand piano. Being a light-complexioned woman, she wore light clothes, as most blondes will, and appeared, in preference, in draggled sea-green, or slatternly sky-blue. She worked that worsted day and night, or other pieces like it. She had counterpanes in the course of a few years to all the beds in Crawley. She had a small flower-garden, for which she had rather an affection; but beyond this no other like or disliking. When her husband was rude to her she was apathetic: whenever he struck her she cried. She had not character enough to take to drinking, and moaned about, slipshod and in curl-papers all day. O Vanity Fair — Vanity Fair! This might have been, but for you, a cheery lass — Peter Butt and Rose a happy man and wife, in a snug farm, with a hearty family; and an honest portion of pleasures, cares, hopes and struggles — but a title and a coach and four are toys more precious than happiness in Vanity Fair: and if Harry the Eighth or Bluebeard were alive now, and wanted a tenth wife, do you suppose he could not get the prettiest girl that shall be presented this season? |
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Das schlaffe, mißmutige Wesen ihrer Mama erweckte natürlich bei den kleinen Töchtern keine große Zuneigung. Die Kinder waren jedoch glücklich in der Gesindestube und in den Ställen; und da der schottische Gärtner glücklicherweise eine nette Frau und nette Kinder besaß, so fanden sie gute Gesellschaft und ein wenig Unterweisung in seinem Häuschen – und dies war die einzige Erziehung, die ihnen zuteil wurde, bis Miss Sharp kam. |
The languid dulness of their mamma did not, as it may be supposed, awaken much affection in her little daughters, but they were very happy in the servants’ hall and in the stables; and the Scotch gardener having luckily a good wife and some good children, they got a little wholesome society and instruction in his lodge, which was the only education bestowed upon them until Miss Sharp came. |
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Sie war einzig und allein auf die Vorstellungen von Mr. Pitt Crawley eingestellt worden; er war der einzige Freund oder Beschützer, den Lady Crawley je besessen hatte, und der einzige Mensch außer ihren Kindern, zu dem sie eine schwache Zuneigung empfand. Mr. Pitt schlug den edlen Binkies nach, von denen er abstammte, und war ein sehr höflicher und anständiger Herr. Als er vom Christchurch College zurückgekehrt war und ins Mannesalter kam, begann er, die gelockerte Disziplin im Hause wiederherzustellen, ohne auf seinen Vater, der ihn fürchtete, Rücksicht zu nehmen. Er war ein Mann von so strenger Förmlichkeit, daß er lieber verhungert wäre, als ohne weiße Halsbinde zum Essen zu gehen; einmal, als er gerade von der Universität zurück war, überbrachte ihm Horrocks, der Butler, einen Brief ohne Präsentierbrett und empfing dafür einen so schneidenden Blick und einen so scharfen Verweis, daß der Diener sein Leben lang vor ihm zitterte. Das ganze Haus beugte sich vor ihm: Lady Crawleys Lockenwickel wurden schneller beseitigt, wenn er zu Hause war, Sir Pitts schmutzige Gamaschen verschwanden, und wenn auch der unverbesserliche alte Mann noch an anderen alten Gewohnheiten hing, in Gegenwart seines Sohnes betrank er sich nie und war zurückhaltend und höflich gegenüber der Dienerschaft. Die Dienstboten bemerkten auch, daß Sir Pitt nie auf Lady Crawley fluchte, wenn sein Sohn im Zimmer war. |
Her engagement was owing to the remonstrances of Mr. Pitt Crawley, the only friend or protector Lady Crawley ever had, and the only person, besides her children, for whom she entertained a little feeble attachment. Mr. Pitt took after the noble Binkies, from whom he was descended, and was a very polite and proper gentleman. When he grew to man’s estate, and came back from Christchurch, he began to reform the slackened discipline of the hall, in spite of his father, who stood in awe of him. He was a man of such rigid refinement, that he would have starved rather than have dined without a white neckcloth. Once, when just from college, and when Horrocks the butler brought him a letter without placing it previously on a tray, he gave that domestic a look, and administered to him a speech so cutting, that Horrocks ever after trembled before him; the whole household bowed to him: Lady Crawley’s curl-papers came off earlier when he was at home: Sir Pitt’s muddy gaiters disappeared; and if that incorrigible old man still adhered to other old habits, he never fuddled himself with rum-and-water in his son’s presence, and only talked to his servants in a very reserved and polite manner; and those persons remarked that Sir Pitt never swore at Lady Crawley while his son was in the room. |
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Er war es, der den Butler anwies, »Gnädige Frau, es ist aufgetragen« zu sagen und der darauf bestand, die Lady zu Tisch zu führen. Er sprach zwar selten mit ihr, aber wenn er es tat, geschah es mit der tiefsten Ehrerbietung, und nie ließ er sie das Zimmer verlassen, ohne sich zu erheben und ihr mit einer zierlichen Verbeugung die Tür zu öffnen. |
It was he who taught the butler to say, “My lady is served,” and who insisted on handing her ladyship in to dinner. He seldom spoke to her, but when he did it was with the most powerful respect; and he never let her quit the apartment without rising in the most stately manner to open the door, and making an elegant bow at her egress. |
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In Eton nannte man ihn Miss Crawley, und wie ich leider berichten muß, pflegte ihn sein jüngerer Bruder Rawdon fürchterlich durchzuprügeln. Seinen Mangel an Talent und glänzenden Geistesgaben machte er durch rühmlichen Fleiß wett, und er soll während seiner acht Schuljahre jene Strafe nicht erhalten haben, der – wie man gewöhnlich glaubt – nur ein Cherub entgehen kann. |
At Eton he was called Miss Crawley; and there, I am sorry to say, his younger brother Rawdon used to lick him violently. But though his parts were not brilliant, he made up for his lack of talent by meritorious industry, and was never known, during eight years at school, to be subject to that punishment which it is generally thought none but a cherub can escape. |
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Seine Universitätslaufbahn war natürlich höchst ehrenvoll gewesen. Hier bereitete er sich für das öffentliche Leben vor, in das ihn sein Großvater, Lord Binkie, einführen sollte. Er studierte mit großem Fleiße die antiken und modernen Redner und sprach unaufhörlich in den Debattierklubs. Aber obwohl seine Worte nur so flossen und er sein schwaches Stimmchen zum eigenen Vergnügen sehr wichtigtuerisch hören ließ und er nur Gedanken oder Meinungen vorbrachte, die völlig alt und abgedroschen waren und noch durch ein lateinisches Zitat untermauert werden konnten, schlugen seine hochfliegenden Pläne fehl, trotz seiner Mittelmäßigkeit, die doch eigentlich jedem Menschen Erfolg verspricht. Er gewann nicht einmal den Gedichtpreis, der ihm doch, nach Meinung aller seiner Freunde, zukam. |
At college his career was of course highly creditable. And here he prepared himself for public life, into which he was to be introduced by the patronage of his grandfather, Lord Binkie, by studying the ancient and modern orators with great assiduity, and by speaking unceasingly at the debating societies. But though he had a fine flux of words, and delivered his little voice with great pomposity and pleasure to himself, and never advanced any sentiment or opinion which was not perfectly trite and stale, and supported by a Latin quotation; yet he failed somehow, in spite of a mediocrity which ought to have insured any man a success. He did not even get the prize poem, which all his friends said he was sure of. |
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Als er die Universität verließ, wurde er Privatsekretär von Lord Binkie und dann zum Attaché bei der Gesandtschaft in Pumpernickel ernannt. Diesen Posten bekleidete er in durchaus ehrenvoller Weise, indem er dem damaligen Außenminister Depeschen in der Form von Straßburger Pasteten überbrachte. Nachdem er zehn Jahre Attaché gewesen war (mehrere Jahre noch nach dem Hinscheiden des vielbetrauerten Lord Binkie) und da er fand, daß die Beförderung etwas auf sich warten ließ, gab er endlich leicht angewidert die diplomatische Karriere auf und fing an, ein Landedelmann zu werden. |
After leaving college he became Private Secretary to Lord Binkie, and was then appointed Attache to the Legation at Pumpernickel, which post he filled with perfect honour, and brought home despatches, consisting of Strasburg pie, to the Foreign Minister of the day. After remaining ten years Attache (several years after the lamented Lord Binkie’s demise), and finding the advancement slow, he at length gave up the diplomatic service in some disgust, and began to turn country gentleman. |
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Nach England zurückgekehrt, schrieb er eine Broschüre über Malz (denn er war ehrgeizig und liebte es, im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen) und nahm heftig Partei in der Frage der Negerbefreiung. Dann wurde er ein Freund von Mr. Wilberforce, dessen Politik er bewunderte, und führte jenen berühmten Briefwechsel mit Ehrwürden Silas Hornblower über die Bekehrung der Ashantis. Wenn auch vielleicht nicht während der Parlamentssitzungen, so doch im Mai, während der religiösen Treffen, war er in London. Auf dem Lande war er Friedensrichter sowie auch ein eifriger Fürsprecher und Besucher derjenigen, die der religiösen Unterweisung bedurften. Es hieß, er mache Lady Jane Sheepshanks, Lord Southdowns dritter Tochter, den Hof, deren Schwester, Lady Emily, die rührenden Erbauungsschriften »Der wahre Kompaß des Seemannes« und »Die Apfelfrau von Finchley« schrieb. |
He wrote a pamphlet on Malt on returning to England (for he was an ambitious man, and always liked to be before the public), and took a strong part in the Negro Emancipation question. Then he became a friend of Mr. Wilberforce’s, whose politics he admired, and had that famous correspondence with the Reverend Silas Hornblower, on the Ashantee Mission. He was in London, if not for the Parliament session, at least in May, for the religious meetings. In the country he was a magistrate, and an active visitor and speaker among those destitute of religious instruction. He was said to be paying his addresses to Lady Jane Sheepshanks, Lord Southdown’s third daughter, and whose sister, Lady Emily, wrote those sweet tracts, “The Sailor’s True Binnacle,” and “The Applewoman of Finchley Common.” |
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Miss Sharps Bericht von seiner Tätigkeit in Queen's Crawley war durchaus keine Karikatur. Die Dienerschaft dort mußte sich tatsächlich den erwähnten Andachtsübungen unterwerfen, und er brachte sogar, was ja ein großer Vorteil war, seinen Vater dazu, sich daran zu beteiligen. Eine Independentenkapelle im Kirchspiele stand unter seinem Schutz, zur tiefen Entrüstung seines Onkels, des Pfarrherrn, und mithin zum großen Vergnügen Sir Pitts, der sich bewegen ließ, ein- oder zweimal selbst hinzugehen. Das verursachte einige heftige Predigten in der Pfarrkirche von Crawley, direkt gegen den alten gotischen Kirchenstuhl geschleudert, den der Baronet dort hatte. |
Miss Sharp’s accounts of his employment at Queen’s Crawley were not caricatures. He subjected the servants there to the devotional exercises before mentioned, in which (and so much the better) he brought his father to join. He patronised an Independent meeting-house in Crawley parish, much to the indignation of his uncle the Rector, and to the consequent delight of Sir Pitt, who was induced to go himself once or twice, which occasioned some violent sermons at Crawley parish church, directed point-blank at the Baronet’s old Gothic pew there. Honest Sir Pitt, however, did not feel the force of these discourses, as he always took his nap during sermon-time. |
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Aber der ehrliche Sir Pitt fühlte die Kraft dieser Reden nicht, da er während der Predigt stets sein Schläfchen machte. Mr. Crawley war zum Besten der Nation und der ganzen Christenheit sehr darauf bedacht, daß der alte Herr ihm seinen Parlamentssitz überließe; der Vater aber weigerte sich beharrlich, das zu tun. Beide waren natürlich zu klug, um die fünfzehnhundert Pfund pro Jahr aufzugeben, die der zweite Sitz einbrachte (um jene Zeit hatte ihn Mr. Quadroon inne, mit carte blanche betreffs der Sklavenfrage). Tatsächlich war das Familiengut sehr verschuldet, und das Einkommen aus dem Wahlflecken war für den Haushalt von Queen's Crawley von großem Nutzen. |
Mr. Crawley was very earnest, for the good of the nation and of the Christian world, that the old gentleman should yield him up his place in Parliament; but this the elder constantly refused to do. Both were of course too prudent to give up the fifteen hundred a year which was brought in by the second seat (at this period filled by Mr. Quadroon, with carte blanche on the Slave question); indeed the family estate was much embarrassed, and the income drawn from the borough was of great use to the house of Queen’s Crawley. |
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Die Familie hatte sich nie mehr von der harten Geldstrafe erholt, die Walpole Crawley, dem ersten Baronet, wegen Veruntreuungen im Schnur- und Siegellackamt auferlegt worden war. Sir Walpole war ein lustiger Bursche gewesen, der erpicht war, Geld zu haben und es auszugeben (»alieni appetens, sui profusus«, wie Mr. Crawley stets seufzend bemerkte). Er war zu seiner Zeit in der ganzen Grafschaft beliebt wegen der Trunkenheit und der Gastfreundschaft, die beständig in Queen's Crawley herrschte. Damals waren die Keller mit Burgunder gefüllt, die Zwinger mit Jagdhunden und die Ställe mit prachtvollen Jagdpferden; jetzt mußten die Pferde von Queen's Crawley vor dem Pflug gehen oder die Trafalgarkutsche ziehen. Ein Gespann dieser Pferde hatte eines Tages, als es nicht woanders benötigt wurde, Miss Sharp ins Schloß gebracht; denn obgleich Sir Pitt durch und durch ein ungeschlachter Bauer war, so hielt er doch große Stücke auf sein Ansehen, solange er zu Hause war; selten fuhr er mit weniger als vier Pferden aus, und obgleich nur gekochtes Hammelfleisch auf den Tisch kam, mußten es doch stets drei Diener servieren. |
It had never recovered the heavy fine imposed upon Walpole Crawley, first baronet, for peculation in the Tape and Sealing Wax Office. Sir Walpole was a jolly fellow, eager to seize and to spend money (alieni appetens, sui profusus, as Mr. Crawley would remark with a sigh), and in his day beloved by all the county for the constant drunkenness and hospitality which was maintained at Queen’s Crawley. The cellars were filled with burgundy then, the kennels with hounds, and the stables with gallant hunters; now, such horses as Queen’s Crawley possessed went to plough, or ran in the Trafalgar Coach; and it was with a team of these very horses, on an off-day, that Miss Sharp was brought to the Hall; for boor as he was, Sir Pitt was a stickler for his dignity while at home, and seldom drove out but with four horses, and though he dined off boiled mutton, had always three footmen to serve it. |
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Wenn bloßer Geiz einen Mann reich machen könnte – Sir Pitt Crawley wäre sehr reich geworden. Wäre er Rechtsanwalt in einer Provinzstadt geworden ohne anderes Kapital als seinen Kopf, so hätte er wahrscheinlich Nutzen daraus geschlagen und sich einen bedeutenden Einfluß und ein gutes Auskommen verschafft. Statt dessen hatte er unglücklicherweise einen wohlklingenden Namen und einen großen, aber belasteten Besitz, was ihm eher Schaden als Nutzen brachte. Er hatte eine Schwäche fürs Prozessieren, und das kostete ihn jährlich viele Tausende. Da er, wie er sagte, viel zu gescheit war, um von einem einzigen Verwalter ausgeraubt zu werden, ließ er ein ganzes Dutzend in seinen Geschäften mißwirtschaften, denen er allen gleichermaßen mißtraute. Er war ein so strenger Gutsherr, daß er fast nur bankrotte Pächter finden konnte, und ein so geiziger Landwirt, daß er dem Boden die Saat mißgönnte, worauf ihm die rächende Natur die Ernte vorenthielt, die sie freigebigeren Bauern spendete. Er spekulierte, wo er nur konnte, besaß Bergwerke, kaufte Kanalaktien, lieferte Pferde für Postkutschen, übernahm Regierungsaufträge und war der geschäftigste Mann und Friedensrichter der ganzen Grafschaft. Da er in seinem Granitbruch keinen ehrlichen Verwalter bezahlen wollte, so konnte er mit Genugtuung feststellen, daß ihm vier Aufseher nach Amerika durchgingen und ein Vermögen mitnahmen. Da er die nötigen Vorsichtsmaßregeln nicht beachtete, füllten sich seine Bergwerke mit Wasser; die Regierung nahm ihm die Lieferung verdorbenen Rindfleisches nicht ab; und was seine Postpferde betrifft, so wußte jeder Posthalter im Königreich, daß er mehr Pferde verlor als jeder andere, weil er zu billig kaufte und nicht genug fütterte. Von Natur aus war er gesellig und weit entfernt, hochmütig zu sein, er zog die Gesellschaft eines Bauern oder eines Pferdehändlers der eines Gentlemans, wie seines Sohnes, vor; er trank und fluchte gern und liebte es, mit den Bauerntöchtern zu scherzen. Man konnte sich nicht entsinnen, daß er je einen Shilling verschenkt oder eine gute Tat vollbracht hätte, aber er war immer guter Laune, hinterlistig und lachlustig. Er konnte mit seinem Pächter ein Gläschen trinken und Witze reißen und ihn tags darauf pfänden lassen; er konnte mit dem Wilddieb spaßen, den er in ebenso guter Laune deportieren ließ. Seine Höflichkeit gegenüber dem schönen Geschlecht hat Miss Rebekka Sharp bereits angedeutet – mit einem Wort: England besaß unter allen seinen Baronets, Peers und einfachen Leuten keinen listigeren, knauserigeren, selbstsüchtigeren, törichteren, verrufeneren alten Mann. Sir Pitt Crawleys adlige Hand war in jedermanns Tasche, nur nicht in seiner eigenen; und zu unserem großen Kummer und Schmerz sehen wir als Bewunderer der britischen Aristokratie uns gezwungen, so viele schlimme Eigenschaften bei einer Person zugeben zu müssen, deren Name im »Debrett« aufgeführt ist. |
If mere parsimony could have made a man rich, Sir Pitt Crawley might have become very wealthy — if he had been an attorney in a country town, with no capital but his brains, it is very possible that he would have turned them to good account, and might have achieved for himself a very considerable influence and competency. But he was unluckily endowed with a good name and a large though encumbered estate, both of which went rather to injure than to advance him. He had a taste for law, which cost him many thousands yearly; and being a great deal too clever to be robbed, as he said, by any single agent, allowed his affairs to be mismanaged by a dozen, whom he all equally mistrusted. He was such a sharp landlord, that he could hardly find any but bankrupt tenants; and such a close farmer, as to grudge almost the seed to the ground, whereupon revengeful Nature grudged him the crops which she granted to more liberal husbandmen. He speculated in every possible way; he worked mines; bought canal-shares; horsed coaches; took government contracts, and was the busiest man and magistrate of his county. As he would not pay honest agents at his granite quarry, he had the satisfaction of finding that four overseers ran away, and took fortunes with them to America. For want of proper precautions, his coal-mines filled with water: the government flung his contract of damaged beef upon his hands: and for his coach-horses, every mail proprietor in the kingdom knew that he lost more horses than any man in the country, from underfeeding and buying cheap. In disposition he was sociable, and far from being proud; nay, he rather preferred the society of a farmer or a horse-dealer to that of a gentleman, like my lord, his son: he was fond of drink, of swearing, of joking with the farmers’ daughters: he was never known to give away a shilling or to do a good action, but was of a pleasant, sly, laughing mood, and would cut his joke and drink his glass with a tenant and sell him up the next day; or have his laugh with the poacher he was transporting with equal good humour. His politeness for the fair sex has already been hinted at by Miss Rebecca Sharp — in a word, the whole baronetage, peerage, commonage of England, did not contain a more cunning, mean, selfish, foolish, disreputable old man. That blood-red hand of Sir Pitt Crawley’s would be in anybody’s pocket except his own; and it is with grief and pain, that, as admirers of the British aristocracy, we find ourselves obliged to admit the existence of so many ill qualities in a person whose name is in Debrett. |
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Eine Hauptursache der Zuneigung von Sir Pitt zu seinem Sohn lag in Geldangelegenheiten. Der Baronet schuldete seinem Sohn aus der Mitgift seiner Mutter eine Summe Geldes, die zu bezahlen ihm nicht einfiel. In der Tat hatte er einen fast unbesiegbaren Widerwillen gegen das Zahlen überhaupt, und nur mit Gewalt konnte er dazu gebracht werden, seinen pekuniären Verpflichtungen nachzukommen. Miss Sharp rechnete aus (denn sie wurde, wie wir bald hören werden, in die meisten Familiengeheimnisse eingeweiht), daß der ehrenwerte Baronet jährlich mehrere hundert Pfund nur an seine Gläubiger zu zahlen hatte; es bereitete ihm jedoch ein Vergnügen, das er sich nicht versagen konnte. Er hatte eine wilde Freude daran, die armen Teufel warten zu lassen und die Zahlung von einem Gericht zum anderen, von einem Termin zum anderen zu verschieben. »Was hat es sonst für sich, im Parlament zu sitzen, wenn man seine Schulden bezahlen muß?« fragte er. Und seine Stellung als Abgeordneter brachte ihm so wirklichen Nutzen. |
One great cause why Mr. Crawley had such a hold over the affections of his father, resulted from money arrangements. The Baronet owed his son a sum of money out of the jointure of his mother, which he did not find it convenient to pay; indeed he had an almost invincible repugnance to paying anybody, and could only be brought by force to discharge his debts. Miss Sharp calculated (for she became, as we shall hear speedily, inducted into most of the secrets of the family) that the mere payment of his creditors cost the honourable Baronet several hundreds yearly; but this was a delight he could not forego; he had a savage pleasure in making the poor wretches wait, and in shifting from court to court and from term to term the period of satisfaction. What’s the good of being in Parliament, he said, if you must pay your debts? Hence, indeed, his position as a senator was not a little useful to him. |
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Oh, Jahrmarkt der Eitelkeit – Jahrmarkt der Eitelkeit! Hier ist ein Mann, der nicht richtig schreiben kann und der sich nichts aus dem Lesen macht, ein Mann mit Bauerngewohnheiten und Bauernschläue, dessen einziger Lebenszweck es ist, die Leute übers Ohr zu hauen, dessen Geschmack, Rücksicht und Vergnügen nur auf das Gemeine und Schmutzige gerichtet waren; und doch ist es ein Mann von Rang und Ehre und Macht, ein Würdenträger des Landes und eine Stütze des Staates. Er ist Obersheriff und fährt in einer goldenen Kutsche. Große Minister und Staatsmänner suchen seine Gunst, und auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit nimmt er eine höhere Stellung ein als das glänzendste Genie oder die unbefleckteste Tugend. |
Vanity Fair — Vanity Fair! Here was a man, who could not spell, and did not care to read — who had the habits and the cunning of a boor: whose aim in life was pettifogging: who never had a taste, or emotion, or enjoyment, but what was sordid and foul; and yet he had rank, and honours, and power, somehow: and was a dignitary of the land, and a pillar of the state. He was high sheriff, and rode in a golden coach. Great ministers and statesmen courted him; and in Vanity Fair he had a higher place than the most brilliant genius or spotless virtue. |
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Sir Pitt hatte eine unverheiratete Halbschwester, die das große Vermögen ihrer Mutter geerbt hatte, und obgleich der Baronet vorgeschlagen hatte, ihm dieses Geld als Hypothek zu überlassen, lehnte Miss Crawley das Angebot ab und zog die sichereren Staatspapiere vor. Sie hatte jedoch zu verstehen gegeben, daß sie ihr Vermögen Sir Pitts zweitem Sohne und der Familie im Pfarrhaus vermachen wolle, und hatte bereits ein- oder zweimal die Schulden Rawdon Crawleys auf der Universität und bei der Armee bezahlt. Miss Crawley war daher der Gegenstand größter Hochachtung, wenn sie nach Queen's Crawley kam, denn sie hatte ein Guthaben auf der Bank, das ihr überall Liebe erworben hätte. |
Sir Pitt had an unmarried half-sister who inherited her mother’s large fortune, and though the Baronet proposed to borrow this money of her on mortgage, Miss Crawley declined the offer, and preferred the security of the funds. She had signified, however, her intention of leaving her inheritance between Sir Pitt’s second son and the family at the Rectory, and had once or twice paid the debts of Rawdon Crawley in his career at college and in the army. Miss Crawley was, in consequence, an object of great respect when she came to Queen’s Crawley, for she had a balance at her banker’s which would have made her beloved anywhere. |
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Welche Würde verleiht doch ein Bankkonto einer alten Dame! Wie nachsichtig blicken wir auf ihre Fehler, wenn sie eine Verwandte ist (möge jeder Leser ein paar Dutzend davon haben!), wie freundlich und gütig finden wir das Geschöpf! Lächelnd führt der jüngere Teilhaber von Hobbs und Dobbs sie zu ihrer wappengeschmückten Kutsche mit dem dicken keuchenden Kutscher! Gewöhnlich finden wir bei ihrem Besuch Gelegenheit, unsere Freunde wissen zu lassen, welche vornehme Stellung sie einnimmt! Wir sagen (und das ist nicht gelogen), »ich wünschte, ich hätte Miss MacWhirters Unterschrift auf einem Scheck über fünftausend Pfund«. – »Sie würde es nicht vermissen«, sagt Ihre Frau. »Es ist meine Tante«, sagen Sie beiläufig, wenn Ihr Freund Sie fragt, ob Sie mit Miss MacWhirter verwandt seien. Ihre Frau sendet ihr ständig kleine Liebesbeweise; Ihre kleinen Mädchen arbeiten ewig Körbchen, Kissen und Fußstützen für sie. Was für ein schönes Feuer brennt in ihrem Zimmer, wenn sie zu Besuch kommt, obgleich Ihre Frau sich ihr Korsett im Kalten schnüren muß! Während ihres Aufenthaltes ist das Haus festlich, hübsch, warm, behaglich und freundlich, wie zu anderen Zeiten niemals. Sie selbst, verehrter Herr, vergessen das gewohnte Nachmittagsschläfchen und sind ganz plötzlich (obgleich Sie stets verlieren) leidenschaftlicher Whistspieler. Was für ein Essen gibt es – jeden Tag Wildbret, Madeira und Haufen guter Fische aus London. Selbst die Dienstboten in der Küche haben teil an dem allgemeinen Glück; irgendwie ist das Bier, während der dicke Kutscher von Miss MacWhirter da ist, viel stärker geworden, und es wird gar nicht darauf geachtet, wieviel Tee und Zucker im Kinderzimmer (wo ihre Kammerjungfer speist) verbraucht wird. Stimmt es oder stimmt es nicht? Ich wende mich an den Mittelstand. Oh, ihr himmlischen Mächte! Ich wollte, ihr schicktet mir eine alte Tante – eine unverheiratete Tante – eine Tante mit einem Wappen an der Kutsche und einem milchkaffeebraunen Toupet. Meine Kinder müßten Handarbeitsbeutel für sie anfertigen, und meine Julia und ich würden es ihr bequem machen! Süße, süße Vision! Törichter, törichter Traum! |
What a dignity it gives an old lady, that balance at the banker’s! How tenderly we look at her faults if she is a relative (and may every reader have a score of such), what a kind good-natured old creature we find her! How the junior partner of Hobbs and Dobbs leads her smiling to the carriage with the lozenge upon it, and the fat wheezy coachman! How, when she comes to pay us a visit, we generally find an opportunity to let our friends know her station in the world! We say (and with perfect truth) I wish I had Miss MacWhirter’s signature to a cheque for five thousand pounds. She wouldn’t miss it, says your wife. She is my aunt, say you, in an easy careless way, when your friend asks if Miss MacWhirter is any relative. Your wife is perpetually sending her little testimonies of affection, your little girls work endless worsted baskets, cushions, and footstools for her. What a good fire there is in her room when she comes to pay you a visit, although your wife laces her stays without one! The house during her stay assumes a festive, neat, warm, jovial, snug appearance not visible at other seasons. You yourself, dear sir, forget to go to sleep after dinner, and find yourself all of a sudden (though you invariably lose) very fond of a rubber. What good dinners you have — game every day, Malmsey-Madeira, and no end of fish from London. Even the servants in the kitchen share in the general prosperity; and, somehow, during the stay of Miss MacWhirter’s fat coachman, the beer is grown much stronger, and the consumption of tea and sugar in the nursery (where her maid takes her meals) is not regarded in the least. Is it so, or is it not so? I appeal to the middle classes. Ah, gracious powers! I wish you would send me an old aunt — a maiden aunt — an aunt with a lozenge on her carriage, and a front of light coffee-coloured hair — how my children should work workbags for her, and my Julia and I would make her comfortable! Sweet — sweet vision! Foolish — foolish dream! |