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28. Kapitel / Chapter 28

In dem Amelia in die Niederlande einrückt / In Which Amelia Invades the Low Countries

Das Regiment samt seinen Offizieren sollte in Schiffen transportiert werden, die die Regierung Seiner Majestät eigens dafür beschaffte. Zwei Tage nach der Gesellschaft bei Mrs. O'Dowd fuhren die Schiffe unter dem Geschrei der Seeleute von sämtlichen Ostindienfahrern auf dem Fluß, des Militärs am Ufer und unter den Klängen von: »Gott schütz den König« mit Konvoi flußabwärts. Die Offiziere schwenkten die Mützen, und die Mannschaften schrien wacker hurra. Unterdessen hatte der ritterliche Joseph sich entschlossen, seine Schwester und die Majorin zu begleiten. Der größte Teil des Gepäcks, einschließlich des berühmten Paradiesvogels und des Turbans, befand sich bei der Regimentsbagage, und so reisten unsere beiden Heldinnen bequem bis nach Ramsgate, von wo sie in einem der vielen Schiffe schnell nach Ostende kamen.

 

The regiment with its officers was to be transported in ships provided by His Majesty’s government for the occasion: and in two days after the festive assembly at Mrs. O’Dowd’s apartments, in the midst of cheering from all the East India ships in the river, and the military on shore, the band playing “God Save the King,” the officers waving their hats, and the crews hurrahing gallantly, the transports went down the river and proceeded under convoy to Ostend. Meanwhile the gallant Jos had agreed to escort his sister and the Major’s wife, the bulk of whose goods and chattels, including the famous bird of paradise and turban, were with the regimental baggage: so that our two heroines drove pretty much unencumbered to Ramsgate, where there were plenty of packets plying, in one of which they had a speedy passage to Ostend.

Der nun folgende Abschnitt in Josephs Leben war so ereignisreich, daß es ihm noch jahrelang Unterhaltungsstoff bot, und selbst die Tigerjagdgeschichte geriet ins Hintertreffen zugunsten aufregenderer Berichte, die er von der großen Schlacht bei Waterloo zu geben hatte. Sobald er sich dazu entschlossen hatte, seine Schwester ins Ausland zu begleiten, konnte man bemerken, daß er aufhörte, sich die Oberlippe zu rasieren. In Chatham verfolgte er mit großer Beharrlichkeit alle Paraden und Exerzierübungen. Aufmerksam lauschte er den Gesprächen seiner Offizierskameraden, (wie er sie später bisweilen nannte) und lernte so viele militärische Namen wie möglich. Dabei war ihm die treffliche Mrs. O'Dowd eine große Hilfe. Und an dem Tage, als sie sich schließlich auf der »Lieblichen Rose« einschifften, die sie an ihren Bestimmungsort bringen sollte, erschien er in einem bordierten Rock, weißen Beinkleidern und einer Feldmütze mit prächtigem Goldband. Da er seinen Wagen bei sich hatte und jedem an Bord vertraulich mitteilte, daß er zur Armee des Herzogs von Wellington wolle, hielt man ihn für eine große Persönlichkeit, für einen Generalproviantmeister oder wenigstens für einen Regierungskurier.

 

That period of Jos’s life which now ensued was so full of incident, that it served him for conversation for many years after, and even the tiger-hunt story was put aside for more stirring narratives which he had to tell about the great campaign of Waterloo. As soon as he had agreed to escort his sister abroad, it was remarked that he ceased shaving his upper lip. At Chatham he followed the parades and drills with great assiduity. He listened with the utmost attention to the conversation of his brother officers (as he called them in after days sometimes), and learned as many military names as he could. In these studies the excellent Mrs. O’Dowd was of great assistance to him; and on the day finally when they embarked on board the Lovely Rose, which was to carry them to their destination, he made his appearance in a braided frock-coat and duck trousers, with a foraging cap ornamented with a smart gold band. Having his carriage with him, and informing everybody on board confidentially that he was going to join the Duke of Wellington’s army, folks mistook him for a great personage, a commissary-general, or a government courier at the very least.

Er litt sehr während der Überfahrt, und auch die Damen waren krank. Amelia aber wurde ins Leben zurückgebracht, als sie bei ihrer Ankunft in Ostende die Transportschiffe mit ihrem Regiment erblickte, die fast zur gleichen Zeit wie die »Liebliche Rose« in den Hafen einliefen. Joseph begab sich, mehr tot als lebendig, in ein Gasthaus, während Hauptmann Dobbin die Damen begleitete und sich dann damit beschäftigte, Josephs Wagen und Gepäck vom Schiff und dem Zollhaus zu holen. Mr. Joe war nämlich im Augenblick ohne Diener, da Osbornes und sein eigener verzärtelter dienstbarer Geist sich in Chatham verschworen hatten und sich rundweg weigerten, übers Wasser zu gehen. Diese Revolte, die unerwartet am letzten Tage ausbrach, beunruhigte Mr. Sedley junior derartig, daß er schon drauf und dran war, das Unternehmen aufzugeben. Aber Hauptmann Dobbin (der sich, wie Joe sagte, in dieser Angelegenheit fast übertrieben diensteifrig zeigte) schalt ihn und lachte ihn tüchtig aus; der Schnurrbart war schon so schön gewachsen, und schließlich ließ sich Joe überreden, sich einzuschiffen. Anstelle der wohlerzogenen und wohlgenährten Londoner Bedienten, die nur Englisch sprechen konnten, trieb Dobbin für Joe einen kleinen, dunklen, belgischen Diener auf, der überhaupt keine Sprache sprach, sich aber durch sein äußerst rühriges Wesen und dadurch, daß er Mr. Sedley stets mit »gnädiger Herr« ansprach, in kurzer Zeit dessen Gunst erwarb. Die Zeiten haben sich jetzt in Ostende geändert. Von den Briten, die nun dahin fahren, sehen nur sehr wenige wie Lords aus oder handeln wie Mitglieder unserer erblichen Aristokratie. Sie haben größtenteils ein schäbiges Äußeres, tragen schmutzige Wäsche und lieben Billard, Branntwein, Zigarren und schmierige Wirtshäuser.

 

He suffered hugely on the voyage, during which the ladies were likewise prostrate; but Amelia was brought to life again as the packet made Ostend, by the sight of the transports conveying her regiment, which entered the harbour almost at the same time with the Lovely Rose. Jos went in a collapsed state to an inn, while Captain Dobbin escorted the ladies, and then busied himself in freeing Jos’s carriage and luggage from the ship and the custom-house, for Mr. Jos was at present without a servant, Osborne’s man and his own pampered menial having conspired together at Chatham, and refused point-blank to cross the water. This revolt, which came very suddenly, and on the last day, so alarmed Mr. Sedley, junior, that he was on the point of giving up the expedition, but Captain Dobbin (who made himself immensely officious in the business, Jos said), rated him and laughed at him soundly: the mustachios were grown in advance, and Jos finally was persuaded to embark. In place of the well-bred and well-fed London domestics, who could only speak English, Dobbin procured for Jos’s party a swarthy little Belgian servant who could speak no language at all; but who, by his bustling behaviour, and by invariably addressing Mr. Sedley as “My lord,” speedily acquired that gentleman’s favour. Times are altered at Ostend now; of the Britons who go thither, very few look like lords, or act like those members of our hereditary aristocracy. They seem for the most part shabby in attire, dingy of linen, lovers of billiards and brandy, and cigars and greasy ordinaries.

Es muß gesagt werden, daß in der Regel jeder Engländer bei der Armee des Herzogs von Wellington sofort bar bezahlte, und die Erinnerung daran ziemt einer Nation von Kaufleuten gar wohl. Es war ein Segen für ein handelsfreudiges Land, von einem solchen Heer von Kunden überschwemmt zu werden und so zuverlässige Soldaten zu ernähren. Und das Land, das zu schützen sie kamen, ist nicht kriegerisch gesinnt. Eine lange Zeit in der Geschichte haben sie andere Länder dort kämpfen lassen. Als der Verfasser dieser Geschichte sich nach Waterloo begab, um das Schlachtfeld mit Adlerblicken zu überschauen, fragte er den Postillion der Postkutsche, einen stattlichen, kriegerisch aussehenden Veteranen, ob er an der Schlacht teilgenommen habe. »Pas si bête« lautete seine Antwort, und gewiß hätte ein Franzose nie so etwas gedacht oder gesagt. Auf der anderen Seite war unser Postillion ein Vicomte, der Sohn irgendeines bankrotten kaiserlichen Generals, der unterwegs Geld für ein Glas Bier annahm. Man kann daraus sicherlich eine gute Lehre ziehen.

 

But it may be said as a rule, that every Englishman in the Duke of Wellington’s army paid his way. The remembrance of such a fact surely becomes a nation of shopkeepers. It was a blessing for a commerce-loving country to be overrun by such an army of customers: and to have such creditable warriors to feed. And the country which they came to protect is not military. For a long period of history they have let other people fight there. When the present writer went to survey with eagle glance the field of Waterloo, we asked the conductor of the diligence, a portly warlike-looking veteran, whether he had been at the battle. “Pas si bete" — such an answer and sentiment as no Frenchman would own to — was his reply. But, on the other hand, the postilion who drove us was a Viscount, a son of some bankrupt Imperial General, who accepted a pennyworth of beer on the road. The moral is surely a good one.

Dieses flache, blühende, zufriedene Land hatte wohl niemals reicher und glänzender ausgesehen als im Frühsommer 1815, als Tausende von Rotröcken seine grünen Felder und ruhigen Städte belebten, als seine breiten Chausseen prächtige englische Equipagen bedeckten, als englische Reisende seine großen Kanalschiffe füllten, die an fetten Weiden und schönen sauberen alten Dörfern und alten Schlössern, von alten Bäumen umgeben, vorbeiglitten, als der Soldat, der in der Dorfkneipe trank, nicht nur trank, sondern auch seine Zeche bezahlte, und Donald, der Hochländer, der in dem flämischen Bauernhaus einquartiert worden war, das Kind wiegte, während Jean und Jeanette das Heu einfuhren. Da unsere Maler sich jetzt gerade viel mit militärischen Themen befassen, empfehle ich das als einen guten Gegenstand für ihren Pinsel, um die Prinzipien eines ehrlichen englischen Krieges zu illustrieren. Alles wirkte so glänzend und harmlos wie bei einer Truppenbesichtigung im. Hyde Park. Unterdessen bereitete sich Napoleon, geschützt hinter seiner Kette von Grenzfestungen, auf den Krieg vor, der alle diese ordentlichen Leute in Wut und Blut stürzen und manchen von ihnen ins Grab bringen sollte.

 

This flat, flourishing, easy country never could have looked more rich and prosperous than in that opening summer of 1815, when its green fields and quiet cities were enlivened by multiplied red-coats: when its wide chaussees swarmed with brilliant English equipages: when its great canal-boats, gliding by rich pastures and pleasant quaint old villages, by old chateaux lying amongst old trees, were all crowded with well-to-do English travellers: when the soldier who drank at the village inn, not only drank, but paid his score; and Donald, the Highlander, billeted in the Flemish farm-house, rocked the baby’s cradle, while Jean and Jeannette were out getting in the hay. As our painters are bent on military subjects just now, I throw out this as a good subject for the pencil, to illustrate the principle of an honest English war. All looked as brilliant and harmless as a Hyde Park review. Meanwhile, Napoleon screened behind his curtain of frontier-fortresses, was preparing for the outbreak which was to drive all these orderly people into fury and blood; and lay so many of them low.

Jeder hatte ein so vollkommenes Zutrauen zu dem Heerführer (denn das entschlossene Vertrauen, das der Herzog von Wellington der ganzen englischen Nation eingeflößt hatte, war ebenso stark wie die noch wildere Begeisterung, mit der einst die Franzosen Napoleon angesehen hatten), das Land schien in so gutem Verteidigungszustand und im Notfall die Hilfe so nahe und wirksam zu sein, daß Furcht unbekannt war und unsere Reisenden, von denen doch zwei von Natur aus sehr ängstlich waren, ebenso beruhigt waren wie alle anderen der zahlreichen englischen Touristen. Das berühmte Regiment, von dem wir so viele Offiziere kennengelernt haben, wurde auf Kanalschiffen nach Brügge und Gent gebracht, um von dort nach Brüssel zu marschieren. Joseph begleitete die Damen in einem Passagierboot. Alle, die einst in Flandern reisten, werden sich der prächtigen und bequemen Einrichtung erinnern. Essen und Trinken waren an Bord dieser zwar langsamen, aber außerordentlich komfortablen Schiffe so gut, daß man sich dort von einem englischen Reisenden erzählt, der auf eine Woche nach Belgien gekommen und in einem dieser Schiffe gefahren sei. Er sei von der Kost so begeistert gewesen, daß er ständig von Gent nach Brügge und wieder zurück gefahren sei, bis die Eisenbahn erfunden wurde. Auf der letzten Fahrt des Schiffes stürzte er sich ins Wasser. Josephs Tod sollte nicht so aussehen, aber er fühlte sich doch ungemein behaglich, und Mrs. O'Dowd behauptete, daß ihm zum vollständigen Glück nur noch ihre Schwägerin Glorvina fehle. Er saß den ganzen Tag auf dem Deck, trank flämisches Bier, schrie nach seinem Diener Isidor und unterhielt sich galant mit den Damen.

 

Everybody had such a perfect feeling of confidence in the leader (for the resolute faith which the Duke of Wellington had inspired in the whole English nation was as intense as that more frantic enthusiasm with which at one time the French regarded Napoleon), the country seemed in so perfect a state of orderly defence, and the help at hand in case of need so near and overwhelming, that alarm was unknown, and our travellers, among whom two were naturally of a very timid sort, were, like all the other multiplied English tourists, entirely at ease. The famous regiment, with so many of whose officers we have made acquaintance, was drafted in canal boats to Bruges and Ghent, thence to march to Brussels. Jos accompanied the ladies in the public boats; the which all old travellers in Flanders must remember for the luxury and accommodation they afforded. So prodigiously good was the eating and drinking on board these sluggish but most comfortable vessels, that there are legends extant of an English traveller, who, coming to Belgium for a week, and travelling in one of these boats, was so delighted with the fare there that he went backwards and forwards from Ghent to Bruges perpetually until the railroads were invented, when he drowned himself on the last trip of the passage-boat. Jos’s death was not to be of this sort, but his comfort was exceeding, and Mrs. O’Dowd insisted that he only wanted her sister Glorvina to make his happiness complete. He sate on the roof of the cabin all day drinking Flemish beer, shouting for Isidor, his servant, and talking gallantly to the ladies.

Sein Mut war grenzenlos. »Bony uns angreifen!« rief er. »Mein liebes Kleines, meine arme Emmy, fürchte dich nicht. Es besteht keine Gefahr. Ich sage dir, in zwei Monaten sind die Alliierten in Paris, und dann gehe ich mit dir ins Palais Royal essen. Ich sage dir, dreihunderttausend Russen marschieren jetzt bei Mainz über den Rhein nach Frankreich ein, dreihunderttausend unter Wittgenstein und Barclay de Tolly, mein armes Kleines. Du verstehst nichts von militärischen Dingen, meine Liebe. Aber ich, und ich sage dir, keine französische Infanterie kann sich mit der russischen messen, und keiner von Bonys Generalen kann Wittgenstein das Wasser reichen. Dann sind da noch die Österreicher, wenigstens fünfhunderttausend, unter Schwarzenberg und Prinz Karl, und sie sind in diesem Augenblick nur noch zehn Tagesmärsche von der Grenze entfernt. Dann haben wir die Preußen unter dem tapferen Marschall. Nennt mir einen Kavalleriegeneral wie ihn, jetzt, wo Murat tot ist. Mrs. O'Dowd, glauben Sie denn, daß unser kleines Mädchen Angst zu haben braucht? Besteht ein Grund zur Furcht, Isidor? He, Mann! Bringen Sie noch Bier!«

 

His courage was prodigious. “Boney attack us!” he cried. “My dear creature, my poor Emmy, don’t be frightened. There’s no danger. The allies will be in Paris in two months, I tell you; when I’ll take you to dine in the Palais Royal, by Jove! There are three hundred thousand Rooshians, I tell you, now entering France by Mayence and the Rhine — three hundred thousand under Wittgenstein and Barclay de Tolly, my poor love. You don’t know military affairs, my dear. I do, and I tell you there’s no infantry in France can stand against Rooshian infantry, and no general of Boney’s that’s fit to hold a candle to Wittgenstein. Then there are the Austrians, they are five hundred thousand if a man, and they are within ten marches of the frontier by this time, under Schwartzenberg and Prince Charles. Then there are the Prooshians under the gallant Prince Marshal. Show me a cavalry chief like him now that Murat is gone. Hey, Mrs. O’Dowd? Do you think our little girl here need be afraid? Is there any cause for fear, Isidor? Hey, sir? Get some more beer.”

Mrs. O'Dowd meinte, ihre Glorvina fürchte sich vor keinem Mann auf der Welt, am allerwenigsten aber vor einem Franzosen. Dann stürzte sie ein Glas Bier hinunter und zwinkerte mit den Augen, was ihre Vorliebe für das Getränk ausdrückte.

 

Mrs. O’Dowd said that her “Glorvina was not afraid of any man alive, let alone a Frenchman,” and tossed off a glass of beer with a wink which expressed her liking for the beverage.

Unser Freund, der Steuereinnehmer, hatte nun oft genug dem Feinde oder, besser gesagt, den Damen in Cheltenham und Bath gegenübergestanden und ein Großteil seiner früheren Schüchternheit verloren und war jetzt, besonders wenn Alkohol ihn ermutigt hatte, so gesprächig wie nur möglich. Beim Regiment stand er sehr in Gunst, weil er die jungen Offiziere großzügig freihielt und sie durch sein militärisches Getue belustigte. Und wie es in der englischen Armee ein Regiment gibt, dem beim Marsch stets eine Ziege vorangeht, und ein anderes, das von einem Hirsch angeführt wird, so sagte George im Hinblick auf seinen Schwager, sein Regiment marschiere mit einem Elefanten.

 

Having frequently been in presence of the enemy, or, in other words, faced the ladies at Cheltenham and Bath, our friend, the Collector, had lost a great deal of his pristine timidity, and was now, especially when fortified with liquor, as talkative as might be. He was rather a favourite with the regiment, treating the young officers with sumptuosity, and amusing them by his military airs. And as there is one well-known regiment of the army which travels with a goat heading the column, whilst another is led by a deer, George said with respect to his brother-in-law, that his regiment marched with an elephant.

Seit Amelia in das Regiment eingeführt worden war, fing George an, sich einiger, denen er sie hatte vorstellen müssen, zu schämen. Er hatte daher beschlossen, wie er Dobbin erzählte (und wir brauchen wohl nicht zu sagen, welche Befriedigung es diesem bereitete), sich bald in ein besseres Regiment versetzen zu lassen und seine Frau von der Gesellschaft dieser verdammt ordinären Weiber zu befreien. Diese häßliche Eigenschaft, sich anderer zu schämen, ist bei Männern weit häufiger als bei Frauen (natürlich mit Ausnahme der Damen von Welt, die auch dieser Unart frönen). Mrs. Amelia, eine natürliche und schlichte Frau, kannte diese künstliche Scham nicht, die ihr Mann in seinem Innern für Zartgefühl hielt. Mrs. O'Dowd trug zum Beispiel eine Hahnenfeder auf dem Hut und eine riesige Repetieruhr am Gürtel, die sie bei jeder Gelegenheit schlagen ließ. Dabei erzählte sie, wie ihr Vater ihr die Uhr geschenkt habe, als sie nach der Trauung in den Wagen gestiegen sei. Diese Schmuckstücke nun und noch andere äußerliche Eigentümlichkeiten der Majorin bereiteten Hauptmann Osborne Höllenqualen, sooft seine Frau mit der Majorin zusammentraf. Amelia dagegen fand die Eigenheiten der ehrlichen Dame nur belustigend und schämte sich ihrer Gesellschaft nicht im geringsten.

 

Since Amelia’s introduction to the regiment, George began to be rather ashamed of some of the company to which he had been forced to present her; and determined, as he told Dobbin (with what satisfaction to the latter it need not be said), to exchange into some better regiment soon, and to get his wife away from those damned vulgar women. But this vulgarity of being ashamed of one’s society is much more common among men than women (except very great ladies of fashion, who, to be sure, indulge in it); and Mrs. Amelia, a natural and unaffected person, had none of that artificial shamefacedness which her husband mistook for delicacy on his own part. Thus Mrs. O’Dowd had a cock’s plume in her hat, and a very large “repayther” on her stomach, which she used to ring on all occasions, narrating how it had been presented to her by her fawther, as she stipt into the car’ge after her mar’ge; and these ornaments, with other outward peculiarities of the Major’s wife, gave excruciating agonies to Captain Osborne, when his wife and the Major’s came in contact; whereas Amelia was only amused by the honest lady’s eccentricities, and not in the least ashamed of her company.

Auf dieser wohlbekannten Reise, die seitdem fast jeder Engländer aus der Mittelklasse gemacht hat, hätte es vielleicht eine belehrendere, aber schwerlich eine unterhaltendere Gesellschaft als die der Majorin O'Dowd geben können. »Wo wir gerade von Kanalschiffen sprechen, meine Liebe. Sie sollten einmal die zwischen Dublin und Ballinsaloe sehen. Da reist man schnell, und da bekommt man schönes Vieh zu sehen. Mein Vater hat einmal eine goldene Medaille gekriegt für eine vierjährige Kuh, wie sie hierzulande gewiß nie einer zu Gesicht bekommen hat (und Seine Exzellenz hat selbst ein Stück davon gegessen und erklärt, daß er noch nie in seinem Leben besseres Fleisch gegessen habe).« Und Joe gab seufzend zu, daß kein Land auf der Welt so gutes, durchwachsenes Rindfleisch, nicht zu fett und nicht zu mager, aufweisen könne wie England.

 

As they made that well-known journey, which almost every Englishman of middle rank has travelled since, there might have been more instructive, but few more entertaining, companions than Mrs. Major O’Dowd. “Talk about kenal boats; my dear! Ye should see the kenal boats between Dublin and Ballinasloe. It’s there the rapid travelling is; and the beautiful cattle. Sure me fawther got a goold medal (and his Excellency himself eat a slice of it, and said never was finer mate in his loif) for a four-year-old heifer, the like of which ye never saw in this country any day.” And Jos owned with a sigh, “that for good streaky beef, really mingled with fat and lean, there was no country like England.”

»Irland ausgenommen, wo euer bestes Fleisch herkommt«, sagte die Majorin und fuhr fort, wie man es bei Patrioten ihres Volkes nicht selten findet, Vergleiche anzustellen, die sehr vorteilhaft für ihre Heimat ausfielen. Der Gedanke, den Markt von Brügge mit dem von Dublin zu vergleichen, erregte bei ihr Hohn und Spott, obwohl sie selbst den Vergleich gezogen hatte. »Ich wäre froh, wenn mir einer erklären würde, was die alte Baracke dort auf dem Marktplatz bedeuten soll«, sagte sie in einem Lachanfall, der den alten Turm beinahe umgeworfen hätte. Die Stadt war, als sie hinkamen, voll von englischem Militär. Englische Hörner weckten sie am Morgen, am Abend gingen sie unter dem Klang britischer Pfeifen und Trommeln ins Bett, das ganze Land, ganz Europa stand unter Waffen, und das größte Ereignis der Geschichte bereitete sich vor. Das hinderte jedoch die ehrliche Peggy O'Dowd, die es ebenso anging wie alle anderen, nicht, von Ballinafad und den Pferden in den Ställen von Glenmalony und dem Rotwein, der dort getrunken werde, zu sprechen. Joe Sedley wiederum warf Bemerkungen vom Curry und dem Reis in Dumdum ein, während Amelia an ihren Mann dachte und überlegte, wie sie ihm am besten ihre Liebe beweisen könne – als ob das jetzt die weltbewegenden Themen gewesen wären.

 

“Except Ireland, where all your best mate comes from,” said the Major’s lady; proceeding, as is not unusual with patriots of her nation, to make comparisons greatly in favour of her own country. The idea of comparing the market at Bruges with those of Dublin, although she had suggested it herself, caused immense scorn and derision on her part. “I’ll thank ye tell me what they mean by that old gazabo on the top of the market-place,” said she, in a burst of ridicule fit to have brought the old tower down. The place was full of English soldiery as they passed. English bugles woke them in the morning; at nightfall they went to bed to the note of the British fife and drum: all the country and Europe was in arms, and the greatest event of history pending: and honest Peggy O’Dowd, whom it concerned as well as another, went on prattling about Ballinafad, and the horses in the stables at Glenmalony, and the clar’t drunk there; and Jos Sedley interposed about curry and rice at Dumdum; and Amelia thought about her husband, and how best she should show her love for him; as if these were the great topics of the world.

Diejenigen, die das Geschichtsbuch gern weglegen, um Spekulationen darüber anzustellen, was in der Welt hätte geschehen können, wenn unglücklicherweise nicht gerade das geschehen wäre, was geschah (eine ungemein verwirrende, ergötzliche, sinnreiche und nützliche Art, nachzudenken), haben sich ohne Zweifel oft überlegt, wie unglücklich Napoleon den Zeitpunkt gewählt habe, um von Elba zurückzukommen und seinen Adler vom Golfe Juan nach Notre Dame fliegen zu lassen. Die Geschichtsschreiber auf unserer Seite berichten, daß die Armeen der alliierten Mächte alle vorsorglich für den Krieg gerüstet und bereit gewesen seien, sich sofort auf den Kaiser von Elba zu stürzen. Die erlauchten Spekulanten, die sich in Wien versammelt hatten und nach ihrem Verstand die Königreiche Europas zurechtschnitten, hatten so viele Ursachen zum Streit unter sich selbst, daß die Armeen, die Napoleon besiegt hatten, sich gegenseitig bekämpft hätten, wäre nicht der Gegenstand des allgemeinen Hasses und der Furcht zurückgekehrt. Ein Monarch hatte eine vollkommen gerüstete Armee, weil er sich Polen angeeignet hatte und entschlossen war, es zu halten; ein anderer hatte halb Sachsen geraubt und wollte seine Beute um keinen Preis verlieren; ein dritter hatte sich Italien zum Gegenstand seiner Fürsorge erkoren. Jeder protestierte gegen die Raubgier des anderen, und hätte der Korse nun in seinem Gefängnis gewartet, bis sich all diese Parteien in den Haaren lagen, dann hätte er zurückkommen und unbelästigt regieren können. Aber was wäre dann aus unserer Geschichte und allen unseren Freunden geworden? Was würde aus dem Meer werden, wenn jeder Wassertropfen darin vertrocknen würde?

 

Those who like to lay down the History-book, and to speculate upon what might have happened in the world, but for the fatal occurrence of what actually did take place (a most puzzling, amusing, ingenious, and profitable kind of meditation), have no doubt often thought to themselves what a specially bad time Napoleon took to come back from Elba, and to let loose his eagle from Gulf San Juan to Notre Dame. The historians on our side tell us that the armies of the allied powers were all providentially on a war-footing, and ready to bear down at a moment’s notice upon the Elban Emperor. The august jobbers assembled at Vienna, and carving out the kingdoms of Europe according to their wisdom, had such causes of quarrel among themselves as might have set the armies which had overcome Napoleon to fight against each other, but for the return of the object of unanimous hatred and fear. This monarch had an army in full force because he had jobbed to himself Poland, and was determined to keep it: another had robbed half Saxony, and was bent upon maintaining his acquisition: Italy was the object of a third’s solicitude. Each was protesting against the rapacity of the other; and could the Corsican but have waited in prison until all these parties were by the ears, he might have returned and reigned unmolested. But what would have become of our story and all our friends, then? If all the drops in it were dried up, what would become of the sea?

Unterdessen gingen die Geschäfte des Lebens und insbesondere die Vergnügungen weiter, als ob kein Ende zu erwarten stünde und kein Feind sich nähern könnte. Als unsere Reisenden in Brüssel ankamen, wo das Regiment einquartiert war – ein wahres Glück, wie alle sagten –, fanden sie sich in einer der lustigsten und glänzendsten kleinen Hauptstädte Europas. Alle Buden auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit waren hier besonders prachtvoll und verlockend ausgestattet. Spiel und Tanz wurden groß geschrieben; man speiste so gut, daß selbst der große Gourmand Joseph entzückt war; es gab ein Theater, wo eine wundervolle Catalani alle Zuhörer hinriß; prächtige Reitwege waren von soldatischem Glanz belebt, eine merkwürdige alte Stadt mit seltsamen Trachten und wundervollen Gebäuden erfreute das Auge der kleinen Amelia, die noch nie ein fremdes Land gesehen hatte, und bereitete ihr zauberhafte Überraschungen. In einer schönen Wohnung, deren Kosten Joe und Osborne trugen – George hatte reichlich Geld und war voll zarter Aufmerksamkeit gegen seine Frau –, war Mrs. Amelia in den letzten vierzehn Tagen ihrer Flitterwochen so froh und glücklich wie nur irgendeine junge Frau außerhalb Englands.

 

In the meanwhile the business of life and living, and the pursuits of pleasure, especially, went on as if no end were to be expected to them, and no enemy in front. When our travellers arrived at Brussels, in which their regiment was quartered, a great piece of good fortune, as all said, they found themselves in one of the gayest and most brilliant little capitals in Europe, and where all the Vanity Fair booths were laid out with the most tempting liveliness and splendour. Gambling was here in profusion, and dancing in plenty: feasting was there to fill with delight that great gourmand of a Jos: there was a theatre where a miraculous Catalani was delighting all hearers: beautiful rides, all enlivened with martial splendour; a rare old city, with strange costumes and wonderful architecture, to delight the eyes of little Amelia, who had never before seen a foreign country, and fill her with charming surprises: so that now and for a few weeks’ space in a fine handsome lodging, whereof the expenses were borne by Jos and Osborne, who was flush of money and full of kind attentions to his wife — for about a fortnight, I say, during which her honeymoon ended, Mrs. Amelia was as pleased and happy as any little bride out of England.

In dieser glücklichen Zeit brachte jeder Tag etwas Neues und Vergnügliches für alle. Man besichtigte eine Kirche oder eine Gemäldegalerie, unternahm eine Spazierfahrt oder besuchte eine Oper. Ständig spielten die Regimentskapellen. Die vornehmsten Leute von England spazierten im Park – es war ein einziges militärisches Fest. George führte seine Frau jeden Abend zu einem anderen Vergnügen und war, wie gewöhnlich, außerordentlich zufrieden mit sich selbst. Er beteuerte, daß er direkt Familiensinn entwickelte. Und ein Vergnügen in seiner Gesellschaft! Reichte das nicht aus, um das kleine Herzchen vor Freude hüpfen zu lassen? Die Briefe an ihre Mutter waren in dieser Zeit voll von Entzücken und Dankbarkeit. Ihr Mann beauftragte sie, Spitzen, Juwelen und allerlei Flitterkram zu kaufen. Oh, er war der freundlichste, beste und großmütigste aller Männer!

 

Every day during this happy time there was novelty and amusement for all parties. There was a church to see, or a picture-gallery — there was a ride, or an opera. The bands of the regiments were making music at all hours. The greatest folks of England walked in the Park — there was a perpetual military festival. George, taking out his wife to a new jaunt or junket every night, was quite pleased with himself as usual, and swore he was becoming quite a domestic character. And a jaunt or a junket with him! Was it not enough to set this little heart beating with joy? Her letters home to her mother were filled with delight and gratitude at this season. Her husband bade her buy laces, millinery, jewels, and gimcracks of all sorts. Oh, he was the kindest, best, and most generous of men!

Der Anblick der vielen Lords und Ladys und vornehmen Leute, von denen die Stadt wimmelte und die sich alle in der Öffentlichkeit zeigten, erfüllte Georges echt britische Seele mit hohem Entzücken. Sie hatten das kühle und anmaßende Wesen abgelegt, das die vornehmen Engländer häufig zu Hause charakterisiert. Sie erschienen auf zahllosen öffentlichen Veranstaltungen und ließen sich herab, sich unter die übrige Gesellschaft, die sie dort trafen, zu mischen. Eines Abends auf einer Party beim General der Division, dem Georges Regiment angehörte, hatte er die Ehre, mit Lady Blanche Thistlewood, der Tochter von Lord Bareacres, zu tanzen.. Er eilte geschäftig nach Eis und Erfrischungen für die beiden vornehmen Damen, er drängte und zwängte sich durch, um Lady Bareacres' Wagen zu holen. Zu Hause prahlte er mit der Gräfin, daß nicht einmal sein Vater ihn darin hätte übertreffen können. Am nächsten Tage machte er den Damen seine Aufwartung, ritt im Park an ihrer Seite, lud sie zu einem großen Diner in ein Restaurant ein und wußte sich vor Frohlocken kaum zu fassen, als sie die Einladung annahmen. Der alte Bareacres, der nicht viel Stolz, aber einen großen Appetit besaß, wäre für ein Mittagessen sonstwohin gegangen.

 

The sight of the very great company of lords and ladies and fashionable persons who thronged the town, and appeared in every public place, filled George’s truly British soul with intense delight. They flung off that happy frigidity and insolence of demeanour which occasionally characterises the great at home, and appearing in numberless public places, condescended to mingle with the rest of the company whom they met there. One night at a party given by the general of the division to which George’s regiment belonged, he had the honour of dancing with Lady Blanche Thistlewood, Lord Bareacres’ daughter; he bustled for ices and refreshments for the two noble ladies; he pushed and squeezed for Lady Bareacres’ carriage; he bragged about the Countess when he got home, in a way which his own father could not have surpassed. He called upon the ladies the next day; he rode by their side in the Park; he asked their party to a great dinner at a restaurateur’s, and was quite wild with exultation when they agreed to come. Old Bareacres, who had not much pride and a large appetite, would go for a dinner anywhere.

»Hoffentlich werden außer uns keine anderen Damen dasein«, meinte Lady Bareacres, nachdem sie über die allzu bereitwillig ausgesprochene und angenommene Einladung nachgedacht hatte.

 

“I hope there will be no women besides our own party,” Lady Bareacres said, after reflecting upon the invitation which had been made, and accepted with too much precipitancy.

»Gütiger Himmel; Mama! Du wirst doch nicht glauben, daß der Mann seine Frau mitbringt«, schrie Lady Blanche, die am vorhergehenden Abend, beim neuimportierten Walzer, stundenlang in Georges Armen geschmachtet hatte. »Die Männer sind ja erträglich, aber ihre Weiber...«

 

“Gracious Heaven, Mamma — you don’t suppose the man would bring his wife,” shrieked Lady Blanche, who had been languishing in George’s arms in the newly imported waltz for hours the night before. “The men are bearable, but their women — ”

»Seine Frau, erst ganz kurz verheiratet, verteufelt hübsch, wie ich höre«, sagte der alte Graf.

 

“Wife, just married, dev’lish pretty woman, I hear,” the old Earl said.

»Nun, meine liebe Blanche«, sagte die Mutter, »ich denke, wenn Papa gehen will, dann müssen wir eben gehen. Aber weißt du, wir brauchen sie in England ja nicht zu kennen.« Und so gingen diese vornehmen Leute, um in Brüssel beim Diner ihrer neuen Bekannten zu speisen, aber fest entschlossen, sie in der Bond Street zu schneiden. Und während sie sich herabließen, sich ihr Vergnügen von George bezahlen zu lassen, bewiesen sie ihre Würde, indem sie seine Frau in eine unbehagliche Stimmung versetzten und sie sorgfältig von der Unterhaltung ausschlossen. Das ist so eine Art von Würde, in der eine hochgeborene britische Dame unübertroffen dasteht. Das Benehmen einer vornehmen Dame gegenüber einer einfacheren zu beobachten ist für einen philosophisch veranlagten Besucher des Jahrmarkts der Eitelkeit eine besonders gute Unterhaltung.

 

“Well, my dear Blanche,” said the mother, “I suppose, as Papa wants to go, we must go; but we needn’t know them in England, you know.” And so, determined to cut their new acquaintance in Bond Street, these great folks went to eat his dinner at Brussels, and condescending to make him pay for their pleasure, showed their dignity by making his wife uncomfortable, and carefully excluding her from the conversation. This is a species of dignity in which the high-bred British female reigns supreme. To watch the behaviour of a fine lady to other and humbler women, is a very good sport for a philosophical frequenter of Vanity Fair.

Dieses Festmahl, das den ehrlichen George einen großen Teil seines Geldes kostete, war das trübseligste Vergnügen, das Amelia während ihrer Flitterwochen hatte. Sie schrieb den kläglichsten Bericht darüber an ihre Mama nach Hause – daß die Gräfin Bareacres nicht geantwortet hatte, wenn man mit ihr sprach, daß Lady Blanche sie durch ihr Lorgnon angestarrt habe, wie wütend Hauptmann Dobbin über das Benehmen der beiden vornehmen Damen gewesen sei und daß der Lord hinterher die Rechnung hatte sehen wollen und das Essen als verdammt schlecht und verdammt teuer bezeichnet habe. Aber obgleich Amelia alle diese Geschichten berichtete und die Ungezogenheit ihrer Gäste sowie ihre eigene Niederlage schilderte, war doch die alte Mrs. Sedley trotzdem höchst erfreut und erzählte überall von Emmys Freundin, der Gräfin von Bareacres, daß die Nachricht, sein Sohn bewirte Grafen und Gräfinnen, schließlich auch dem alten Osborne in der City zu Ohren kam.

 

This festival, on which honest George spent a great deal of money, was the very dismallest of all the entertainments which Amelia had in her honeymoon. She wrote the most piteous accounts of the feast home to her mamma: how the Countess of Bareacres would not answer when spoken to; how Lady Blanche stared at her with her eye-glass; and what a rage Captain Dobbin was in at their behaviour; and how my lord, as they came away from the feast, asked to see the bill, and pronounced it a d — - bad dinner, and d — - dear. But though Amelia told all these stories, and wrote home regarding her guests’ rudeness, and her own discomfiture, old Mrs. Sedley was mightily pleased nevertheless, and talked about Emmy’s friend, the Countess of Bareacres, with such assiduity that the news how his son was entertaining peers and peeresses actually came to Osborne’s ears in the City.

Wer den jetzigen Generalleutnant Sir George Tufto, Komtur des Bathordens, kennt und ihn gesehen hat – was man während der Saison fast täglich kann –, wie er auswattiert und geschnürt, sich gebrechlich in den Hüften wiegend, mit hochhackigen lackierten Stiefeln die Pall Mall hinabstolziert, vorübergehenden Damen unter den Hut schaut oder in den Parks einen prächtigen Kastanienbraunen reitet und in die Kutschen äugelt, der würde wohl schwerlich in ihm den kühnen Offizier von Spanien und Waterloo wiedererkennen. Er hat jetzt dichte, braune Locken und schwarze Augenbrauen, und sein Backenbart ist von tiefstem Purpur. Im Jahre 1815 war er hell und fast kahl und dabei dicker. Seine Glieder vor allem sind in letzter Zeit bedeutend zusammengeschrumpft. Als er etwa siebzig Jahre alt war (er ist jetzt bald achtzig), wurde sein spärliches, ganz weißes Haar auf einmal dicht und braun und lockig, und Augenbrauen und Backenbart nahmen ihre jetzige Farbe an. Mißgünstige behaupten, seine Brust sei nur Watte und sein Haar sei eine Perücke, da es nie wachse. Tom Tufto, mit dessen Vater er sich vor langen Jahren gestritten hatte, erklärte, daß Mademoiselle de Jaisey vom französischen Theater seinem Großpapa in der Garderobe das Haar ausgerissen habe, aber Tom ist notorisch boshaft und eifersüchtig, und die Perücke des Generals hat nichts mit unserer Geschichte zu tun.

 

Those who know the present Lieutenant-General Sir George Tufto, K.C.B., and have seen him, as they may on most days in the season, padded and in stays, strutting down Pall Mall with a rickety swagger on his high-heeled lacquered boots, leering under the bonnets of passers-by, or riding a showy chestnut, and ogling broughams in the Parks — those who know the present Sir George Tufto would hardly recognise the daring Peninsular and Waterloo officer. He has thick curling brown hair and black eyebrows now, and his whiskers are of the deepest purple. He was light-haired and bald in 1815, and stouter in the person and in the limbs, which especially have shrunk very much of late. When he was about seventy years of age (he is now nearly eighty), his hair, which was very scarce and quite white, suddenly grew thick, and brown, and curly, and his whiskers and eyebrows took their present colour. Ill-natured people say that his chest is all wool, and that his hair, because it never grows, is a wig. Tom Tufto, with whose father he quarrelled ever so many years ago, declares that Mademoiselle de Jaisey, of the French theatre, pulled his grandpapa’s hair off in the green-room; but Tom is notoriously spiteful and jealous; and the General’s wig has nothing to do with our story.

Eines Tages schlenderten einige unserer Freunde vom ...ten Regiment auf dem Blumenmarkt von Brüssel umher. Sie hatten das Hôtel de ville besichtigt, und die Majorin O'Dowd behauptete, daß es lange nicht so groß und schön sei wie ihres Vaters Haus in Glenmalony. Da kam ein höherer Offizier, gefolgt von einer Ordonnanz, auf den Markt geritten, stieg ab, ging auf die Blumen zu und wählte das allerschönste Bukett, das für Geld zu haben war. Als der schöne Strauß in Papier gewickelt war, stieg der Offizier wieder auf, übergab das Bukett seinem Burschen, der es grinsend seinem stattlich und selbstzufrieden davonreitenden Herrn nachtrug.

 

One day, as some of our friends of the — th were sauntering in the flower-market of Brussels, having been to see the Hotel de Ville, which Mrs. Major O’Dowd declared was not near so large or handsome as her fawther’s mansion of Glenmalony, an officer of rank, with an orderly behind him, rode up to the market, and descending from his horse, came amongst the flowers, and selected the very finest bouquet which money could buy. The beautiful bundle being tied up in a paper, the officer remounted, giving the nosegay into the charge of his military groom, who carried it with a grin, following his chief, who rode away in great state and self-satisfaction.

»Sie sollten einmal die Blumen in Glenmalony sehen«, bemerkte Mrs. O'Dowd. »Mein Vater hat drei schottische Gärtner und neun Gehilfen. Wir haben einen Morgen voll von Gewächshäusern und in der Saison ebensoviel Ananas wie Erbsen. Jede Weintraube wiegt mindestens sechs Pfund, und auf Ehre und Gewissen – unsere Magnolien sind wohl ebenso groß wie Teekessel.«

 

“You should see the flowers at Glenmalony,” Mrs. O’Dowd was remarking. “Me fawther has three Scotch garners with nine helpers. We have an acre of hot-houses, and pines as common as pays in the sayson. Our greeps weighs six pounds every bunch of ’em, and upon me honour and conscience I think our magnolias is as big as taykettles.”

Dobbin, der Mrs. O'Dowd niemals zum Reden veranlaßte, wie der boshafte Osborne es so gern tat (zum Schrecken Amelias, die ihn bat, sie doch zu verschonen), suchte sich unter fortwährendem Prusten in der Menge zu verlieren, bis er in sicherer Entfernung inmitten der erstaunten Marktleute in ein schallendes Gelächter ausbrach.

 

Dobbin, who never used to “draw out” Mrs. O’Dowd as that wicked Osborne delighted in doing (much to Amelia’s terror, who implored him to spare her), fell back in the crowd, crowing and sputtering until he reached a safe distance, when he exploded amongst the astonished market-people with shrieks of yelling laughter.

»Was hat der Tölpel da zu kichern?« fragte Mrs. O'Dowd. »Hat er denn wieder Nasenbluten? Er sagt immer, er hat Nasenbluten, und jetzt muß er ja bald sein ganzes Blut aus sich rausgepumpt haben. Sind die Magnolien in Glenmalony nicht so groß wie Teekessel, O'Dowd?«

 

“Hwhat’s that gawky guggling about?” said Mrs. O’Dowd. “Is it his nose bleedn? He always used to say ’twas his nose bleedn, till he must have pomped all the blood out of ’um. An’t the magnolias at Glenmalony as big as taykettles, O’Dowd?”

»Natürlich und noch größer, Peggy«, sagte der Major. Und hier wurde das Gespräch, wie schon berichtet, durch die Ankunft des Offiziers unterbrochen, der das Bukett kaufte.

 

“’Deed then they are, and bigger, Peggy,” the Major said. When the conversation was interrupted in the manner stated by the arrival of the officer who purchased the bouquet.

»Verteufelt schönes Pferd – wer ist es?« fragte George.

 

“Devlish fine horse — who is it?” George asked.

»Sie sollten meines Bruders Mallay Malonys Pferd Melasse sehen, das den Curragh-Pokal gewonnen hat«, rief die Majorin und wollte die Familiengeschichte fortsetzen, als ihr Mann sie unterbrach und sagte:

 

“You should see me brother Molloy Malony’s horse, Molasses, that won the cop at the Curragh,” the Major’s wife was exclaiming, and was continuing the family history, when her husband interrupted her by saying —

»Es ist General Tufto, der die ...te Kavalleriedivision kommandiert.« Und ganz ruhig setzte er hinzu: »Er und ich wurden in Talavera am gleichen Bein verwundet.«

 

“It’s General Tufto, who commands the — — cavalry division”; adding quietly, “he and I were both shot in the same leg at Talavera.”

»Wo Sie befördert wurden«, sagte George lachend. »General Tufto! Dann, meine Liebe, sind auch die Crawleys da.«

 

“Where you got your step,” said George with a laugh. “General Tufto! Then, my dear, the Crawleys are come.”

Amelia sank das Herz – sie wußte nicht warum. Es war, als ob die Sonne nicht mehr so hell schiene. Die hohen alten Dächer und Giebel sahen plötzlich nicht mehr so malerisch aus, obwohl es ein prächtiger Sonnenuntergang und einer der hellsten und schönsten letzten Maitage war.

 

Amelia’s heart fell — she knew not why. The sun did not seem to shine so bright. The tall old roofs and gables looked less picturesque all of a sudden, though it was a brilliant sunset, and one of the brightest and most beautiful days at the end of May.


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