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Blumenlese – Zweiter Band
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Immanuel Stockmeier

Im Pfarrgarten

Im Garten wandelt' ich still allein
In Abendwinds Gekose,
Da rankt sich mir in den Weg herein
Die erste brechende Rose.

Beträufelt hat sie bei stiller Nacht
Und heute der pfingstliche Regen;
Nun duftet die halb schon enthüllte Pracht
Vom schwanken Zweig mir entgegen.

Die erste Rose, ich breche sie dir
Zu einem glücklichen Zeichen;
Es scheinet unsre Gemeinde mir
Dem Rosenbaum zu vergleichen.

Laß dich die verhüllte Knospe doch
Und laß dich den Dorn nicht schrecken;
Pfingstregen kann manch Röslein noch
Aus stechenden Dornen erwecken.

Posthornklänge

1.

Wie durch die kalte Sternennacht
So hell das Horn erklingt,
Und mit den Lüften sich so sacht,
So leis zusammenschlingt.

Es fließt der Töne Zaubermacht
So süß in meine Brust,
Ist in den Tönen doch entfacht
Des Herzens Leid und Lust.

Das Horn durchbricht die kalte Nacht,
Es streift die Kreuz und Quer:
Doch in unwandelbarer Pracht
Ziehn Sterne drüber her.

Und ist mein Herz in kalte Nacht
Auf irren Pfad gebannt,
Unwandelbar ist Liebesmacht
Darüber ausgespannt.

2.

Du liehst der Taube raschen Flug,
Der frohen Wanderlust,
Als mich die alte Sehnsucht trug
An treue Freundesbrust.

Du rissest mich aus seinem Arm
Du schmerzlich süßer Klang,
Und übertäubtest meinen Harm
Mit schmetterndem Gesang.

Doch wenn im Schooß der stillen Nacht
Das bunte Leben schweigt,
Und treue Liebe, neu erwacht,
Aus ihrem Dufte steigt:

Dann fährt dein Lied im Windeszug
An meinem Ohr vorbei.
Zu zeigen, daß dein Wunderflug
Nicht matt noch müde sei.

Und wenn die rechte Stunde schlägt,
Dann darf ich mit dir gehn,
Dein Flügel mich von hinnen trägt
Zu frohem Wiedersehn.


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