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Liebeslieder unbekannter Dichter

Alte Volksweisen

Hüt du dich!

Ich weiß mir 'n Mädchen hübsch und fein,
         Hüt du dich!
Es kann wohl falsch und freundlich sein.
   Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie hat zwei Äuglein, die sind braun,
         Hüt du dich!
Sie werd'n dich überzwerch anschaun.
   Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie hat ein licht goldfarbnes Haar,
         Hüt du dich!
Und was sie red't, das ist nicht wahr.
   Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie hat zwei Brüstlein, die sind weiß,
         Hüt du dich!
Sie legt s' hervor nach ihrem Fleiß.
   Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie gibt dir 'n Kränzlein fein gemacht,
         Hüt du dich!
Für einen Narren wirst du geacht.
         Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Die Judentochter

Alte Volksweise.

     Es war eine schöne Jüdin,
Ein wunderschönes Weib,
Sie hatt' eine schöne Tochter,
Ihr Haar war schön geflochten,
     Zum Tanz war sie bereit.

      »Ach, liebste, liebste Mutter!
Was tut mir mein Herz so weh!
Ach, laßt mich eine Weile
Spazieren auf grüner Heide,
     Bis daß mir's besser wird.«

     Die Mutter wandt den Rücken,
Die Tochter sprang in die Gaß,
Wo alle Schreiber saßen:
»Ach, liebster, liebster Schreiber!
     Was tut mir mein Herz so weh.«

     »Wenn du dich lässest taufen,
Luisa sollst du heißen,
Mein Weibchen sollst du sein.«
»Eh ich mich lasse taufen,
Lieber will ich mich versaufen,
     Ins tiefe, tiefe Meer.

     Gut Nacht, mein Vater und Mutter,
Wie auch mein stolzer Bruder,
Ihr seht mich nimmermehr!
Die Sonne ist untergegangen
     Im tiefen, tiefen Meer.«

Wer's Lieben erdacht

Alte Volksweise.

Knabe:

Zum Sterben bin ich
     Verliebet in dich,
Deine schwarzbraune Äugelein
     Verführen ja mich.

Bist hier oder bist dort,
     Oder sonst an ein'm Ort,
Wollt wünsche, könnt rede
     Mit dir ein paar Wort.

Wollt wünsche, es wär Nacht,
     Mein Bettlein wär gemacht,
Ich wollt mich drein legen.
     Feins Liebchen darneben,
Wollt's herzen, daß's lacht.

Mein Herz ist verwundt,
     Komme, Schätzl, mach's gesund,
Erlaub mir zu küssen
     Dein'n purpurroten Mund.

Dein purpurroter Mund
     Macht Herzen gesund,
Macht Jugend verständig,
     Macht Tote lebendig,
Macht Kranke gesund.

Mädchen:

Meine Mutter hat nur
     Ein schwarzbraune Kuh,
Wer wird sie denn melken,
     Wenn ich heiraten tu.

Sänger:

Der dies Liedchen gemacht,
     Hat's Lieben erdacht,
Drum wünsch ich mein feins Liebchen
     Viel tausend gute Nacht.

Liebes-Noten

Alte Volksweise.

Wahres Lieben, süßes Leben,
Wo zwei Herzen eins nur sind,
Wie zwei Turteltäublein schweben,
Die ein treues Band verbindt.

Wo die Lieb den Chor anstimmet,
Und die Treue gibt den Takt,
In dem Blut die Freude schwimmet,
Und der Puls auf Lauten schlagt.

Wo die Spröde muß pausieren,
Wenn die Lust ein Solo singt,
Wenn die Äuglein pizikieren,
Bis der Leib ein Saite springt.

Wenn die Herzen konkordieren,
Und schön singen in dem Ton,
Wird der Mund auch sekundieren,
Und ein Kuß gibt ihm den Lohn.

Will ein Ton ins Kreuzlein steigen,
Will ein B wie Weh erschalln,
Mag auf Herz der Finger zeigen,
Und Musik ganz leise halln.

Weil die Noten in zwei Herzen
Einfach stehen in der Terz,
Laß uns ganz piano scherzen
Und allegro leiden Schmerz.

Biwak

Habt ihr die Husaren gesehn
Auf dem grünen Wieschen,
Hinterm gelben Veilchenstock
Bei der Jungfer Lieschen?

Jungfer Lieschen, was ist das?
Auf der Wiese wächst das Gras,
Auf dem Acker wächst der Klee,
Mädchen, trau kein'm Buben meh.

Hab einmal dem Buben getraut,
Hat mich sieben Jahr gereut,
Sieben Jahr ist noch nicht lang,
Reut mich wohl mein Leben lang.

Ei! Ei!

Ei, ei, wie scheint der Mond so hell,
Wie scheint er in der Nacht.
Hab ich am frühen Morgen
Mein Schatz ein Lied gemacht.

Ei, ei, wie scheint der Mond so hell,
     Ei, ei, wo scheint er hin.
Mein Schatz hat alle Morgen,
Ein andern Schatz im Sinn.

Ei, ei, wie scheint der Mond so hell,
     Ei, ei, wie scheint er hier.
Er scheint ja alle Morgen
Der Liebsten vor die Tür.

Ei, ei, wie scheint der Mond so hell,
     Ei, Jungfer, wann ist's Tag?
Es geht ihr alle Morgen
Ein andrer Freier nach.

Lebewohl

Alte Volksweise.

     Morgen muß ich weg von hier,
Und muß Abschied nehmen;
O du allerhöchste Zier,
Scheiden das bringt Grämen.
     Da ich dich so treu geliebt,
Über alle Maßen,
Soll ich dich verlassen.

     Wenn zwei gute Freunde sind,
Die einander kennen,
Sonn und Mond bewegen sich,
Ehe sie sich trennen.
     Noch viel größer ist der Schmerz,
Wenn ein treu verliebtes Herz
In die Fremde ziehet.

     Dort auf jener grünen Au
Steht mein jung frisch Leben,
Soll ich denn mein Lebelang
In der Fremde schweben?
     Hab ich dir was Leids getan,
Bitt dich, woll's vergessen,
Denn es geht zu Ende.

     Küsset dir ein Lüftelein
Wangen oder Hände,
Denke, daß es Seufzer sein,
Die ich zu dir sende;
     Tausend schick ich täglich aus,
Die da wehen um dein Haus,
Weil ich dein gedenke.

Auch ein Schicksal

Alte Volksweise.

Ich habe mein Feinsliebchen
So lange nicht gesehn,
Ich sah sie gestern Abend
Wohl vor der Türe stehn.

Sie sagt, ich soll sie küssen,
Als ich vorbei wollt gehn;
Die Mutter sollt's nicht wissen,
Die Mutter hat's gesehn.

Ach, Tochter, du willst freien,
Wie wird es dir ergehn;
Es wird dich bald gereuen,
Wenn du wirst andre sehn.

Wenn alle jungen Mädchen
Wohlauf zum Tanzboden gehn,
Mit ihren grünen Kränzerchen
Im Reihentanze stehn,

Dann mußt du, junges Weibchen,
Wohl bei der Wiege stehn,
Mit deinem schneeweißen Leibchen,
Der Kopf tut dir so weh.

»Das Feuer kann man löschen,
Das Feuer brennt so sehr;
Die Liebe nicht vergessen
Je nun und nimmermehr.«

Tritt zu

Alte Volksweise.

Wann alle Wässerlein fließen,
     Soll man trinken,
Wann ich mein Schatz nicht rufen darf,
     Ju, ja, rufen darf,
So tu ich ihm winken.

Winken mit den Augen,
     Und treten mit dem Fuß,
S' ist eine in der Stuben,
     Ju, ja, Stuben,
Und die mir werden muß.

Warum soll sie mir nicht werden,
     Denn ich seh sie gern,
Sie hat zwei blaue Äugelein,
     Ju ja Äugelein,
Sie glänzen wie zwei Stern.

Sie hat zwei rote Bäckelein,
     Sind röter als der Wein,
Ein solches Mädel find't man nicht,
     Ju, ja, findt man nicht,
Wohl unter dem Sonnenschein.

»Ach, herziger Schatz, ich bitt dich drum,
     Laß mich gehen!
Denn deine Leute schmähen mich,
     Ju, ja, schmähen mich,
Ich muß mich schämen!«

»Was frag ich nach den Leuten,
     Die mich schmähen;
Und so lieb ich noch einmal,
     Ju, ja, noch einmal,
Die schönen Mädchen.«

Abschiedszeichen

Alte Volksweise.

     Wie schön blüht uns der Maien,
Der Sommer fährt dahin,
Mir ist ein schön Jungfräuelein
Gefallen in meinen Sinn.
     Bei ihr ja wär mir wohl,
Wann ich nur an sie denke,
Mein Herz ist freudenvoll.
     Wenn ich des Nachts lieg schlafen,
Mein Feinslieb kommt mir für,
Wenn ich alsdann erwache,
Bei mir ich niemand spür;
     Bringt meinem Herzen Pein,
Wollt Gott, ich sollt ihr dienen,
Wie möcht mir baß gesein.
     Bei ihr, da wär ich gerne,
Bei ihr, da wär mir's wohl;
Sie ist mein Morgensterne,
Strahlt mir ins Herz so voll.
     Sie hat ein roten Mund,
Sollt ich sie darauf küssen,
Mein Herz würd mir gesund.
     Ich werf mit Rosenblättern
In Liebchens Fenster ein:
Ei schlafe oder wache,
Ich möchte bei dir sein;
     Das Fensterlein steht auf
Wie bei dem Vogelsteller,
Ich wag mich nicht hinauf.
     Wollt Gott, ich fänd im Garten
Drei Rosen auf einem Zweig,
Ich wollte auf sie warten,
Ein Zeichen wär's mir gleich;
     Das Morgenrot ist weit,
Es streut schon seine Rosen,
Ade, meine schöne Maid.

Drei Reiter am Tor

Alte Volksweise.

Es ritten drei Reiter zum Tor hinaus,
     Ade!
Feins Liebchen schaute zum Fenster hinaus,
     Ade!
Und wenn es denn soll geschieden sein,
So reich mir dein goldnes Ringelein,
     Ade! Ade! Ade!
Ja, scheiden und lassen tut weh.

Und der uns scheidet, das ist der Tod,
     Ade!
Es scheidet so manches Jungfräulein rot,
     Ade!
Und wär doch geworden der liebe Leib
Der Liebe ein süßer Zeitvertreib,
     Ade! Ade! Ade!
Ja, scheiden und lassen tut weh.

Es scheidet das Kind wohl in der Wiegen,
     Ade!
Wenn werd ich mein Schätzel doch kriegen?
     Ade!
Und ist es nicht morgen? Ach wär es doch heut,
Es macht uns allbeide gar große Freud,
     Ade! Ade! Ade!
Ja, scheiden und lassen tut weh.

Nicht Wiedersehn

Nun ade, mein herzallerliebster Schatz,
Jetzt muß ich wohl scheiden von dir,
Bis auf den andern Sommer,
Dann komm ich wieder zu dir.

Und als der junge Knab heimkam,
Von seiner Liebsten fing er an:
Wo ist meine Herzallerliebste,
Die ich verlassen hab?

Auf dem Kirchhof liegt sie begraben,
Heut ist's der dritte Tag,
Das Trauern und das Weinen
Hat sie zum Tod gebracht.

Jetzt will ich auf den Kirchhof gehen,
Will suchen meiner Liebsten Grab,
Will ihr alleweil rufen,
Bis daß sie mir Antwort gibt.

Ei, du mein allerherzliebster Schatz,
Mach auf dein tiefes Grab,
Du hörst kein Glöcklein läuten,
Du hörst kein Vöglein pfeifen,
Du siehst weder Sonn noch Mond!

An einen Boten

     Wenn du zu mei'm Schätzel kommst,
Sag: Ich ließ sie grüßen;
     Wenn sie fraget: Wie mir's geht?
Sag: auf beiden Füßen.
     Wenn sie fraget: ob ich krank?
Sag: ich sei gestorben;
     Wenn sie an zu weinen fangt,
Sag: ich käme morgen.

Himmelsboten zu Liebchens Himmelbett

Der Mondschein, der ist schon verblichen,
Die finstre Nacht ist hingeschlichen;
Steh auf, du edle Morgenröt,
Zu dir all mein Vertrauen steht.

Phöbus, ihr Vorbot wohlgeziert,
Hat schon den Wagen angeschirrt;
Die Sonnenroß sind vorgespannt,
Der Zügel ruht in seiner Hand.

Ihr Vorbot der Don Luzifer,
Schwebt allbereits am Himmel her,
Er hat die Wolken aufgeschlossen,
Die Erd mit seinem Tau begossen.

O fahrt vor ihr Schlafkämmerlein,
Weckt leis die süße Liebste mein;
Verkündet ihr, was ich euch sag,
Mein Dienst, mein Gruß, ein guten Tag.

Doch müßt ihr sie fein züchtig wecken,
Dabei mein heimliche Lieb entdecken;
Sollt sagen, wie ihr Diener wacht,
So kummervoll die ganze Nacht.

Schaut an für mich die gelben Haar,
Ihr Hälslein blank, ihr Äuglein klar;
Küßt ihr für mich den roten Mund,
Und wenn sie's leidt, die Brüstlein rund.

Das naive Kammermädchen an den
Studiosus der zweiten Potenz

Jetzt bin ich wiederum recht vergnügt,
Weil mein Schatz bei mir ist,
Und so viele Treu verspricht.
     Redet mit mir,
Redet von der Wahrheit,
Redet von der Treuheit,
Redt von der Welt Süßigkeit,
Redt von der Welt End.

Wollt ihr wissen, was es macht,
Daß mich mein Schatz verlacht,
Und ich im schwarzen Register muß stehn?
Du kannst leicht denken,
Wie es mich tut kränken,
Wenn ich eine andere muß bei dir sehn stehn;
Denn du bist hochgesinnt,
Hast doch nichts hinter dir,
Als nur die Kleider, die du trägst,
Wirst ausgelacht,
Eine Arme, die magst du nicht,
Eine Reiche, die kriegst du nicht;
O weh, wie wird dir's noch gehn!

Bei der Schusterrechnung zu singen

Sechsmal hab ich sie angetroffen,
Siebenmal bin ich fehl geloffen,
Auf der Heide hin und her,
»Nein, mein Bue, es geschieht nicht mehr!«

Sechs Paar Schuh und sieben Paar Sohlen
Hab ich von wegen meiner Sennerin verloffen,
Auf der Heide hin und her!
»Nein, mein Bue, es geschieht nicht mehr!«

Der Flug der Liebe

Wenn ich ein Vöglein wär
Und auch zwei Flüglein hätt',
Flög' ich zu dir;
Weil es aber nicht kann sein,
Bleib' ich allhier.

Bin ich gleich weit von dir,
Bin ich doch im Schlaf bei dir
Und red' mit dir;
Wenn ich erwachen tu',
Bin ich allein.

Es vergeht keine Stund' in der Nacht,
Da mein Herze nicht erwacht
Und an dich gedenkt,
Daß du mir viel tausendmal
Dein Herz geschenkt.

Liedchen der Sehnsucht

Der süße Schlaf, der sonst stillt alles wohl,
Kann stillen nicht mein Herz, mit Trauren voll;
Das schafft allein, die mich erfreuen soll!

Kein' Speis' und Trank mir Lust noch Nahrung geit,
Kein' Kurzweil ist, die mir mein Herz erfreut;
Das schafft allein, die mir im Herzen leit!

Kein' G'sellschaft ich nicht mehr besuchen mag,
Ganz einzig sitz' in Unmut Nacht und Tag;
Das schafft allein, die ich im Herzen trag!

In Zuversicht allein gen ihr ich hang'
Und hoff', sie soll mich nicht verlassen lang';
Sonst fiel' ich g'wiß ins bittern Todes Zwang.

Liebe

Es ist kein lieber Ding auf Erden
Als Frauenlieb', wenn sie mag werden.

Luther.

Nichts Bessers ist auf dieser Erd',
Das köstlicher geschätzet werd',
Als Liebe; denn es ist bewährt,
Daß Lieb' zusamm'n vereinigt bald
Sinn, Herz, Gemüt mit ganz'r Gewalt,
Ob zwei nur hätten ein' Gestalt.
     Drum, was man sagt, ich all's vernein':
     Recht' Lieb' zu haben, bringt nicht Pein,
     Wann beid' Herz eines sein.

Des Menschen Seel' ist tausendmal
Köstlicher ganz überall
Als der sterblich' Mensch zumal.
Noch hat die Lieb' mit ihrer Macht
Sie unt'r ihr süßes Joch gebracht;
Nehm' jed'r es wohl in acht.
     Drum, was man sagt, ist      Schimpf und Scherz:
     Recht' Lieb' zu haben, bringt nicht Schmerz,
     Wer liebt ein treues Herz.

All' andre Freud' und Kurzweil gut,
Eh' eins damit erfrischt den Mut,
Vergehn, verschwinden tut.
Aber die Freud', so Lieb mitbringt,
Bleibt viel Jahr', stets neu entspringt,
Von neuem ins Herz 'neindringt.
     Drum, was man sagt, ist all's ein Spott:
     Recht' Lieb' zu haben bringt kein' Not,
     Erfreuet bis in Tod.

Wunsch

O wär' ich eine schöne Lei'r
Von weißem Elfenbein,
Und trügen schöne Knaben mich
Zum Tanz in Libers Reihn!

Od'r wär' ich schönes großes Gold,
Noch nicht im Feu'r geglüht,
Und trüge mich ein schönes Weib
Von züchtigem Gemüt!


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