Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Franz Grillparzer

1791-1872

Liebeslieder

Franz Grillparzer

wurde am 15. Januar 1791 als Sohn eines Advokaten in Wien geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums bezog er die Universität um die Rechte zu studieren. Durch den frühen Tod des Vaters, welcher die Familie in bedrängten Verhältnissen zurückließ, mühte er sich neben seinem Studium mit Stundengeben ab, um seine Geschwister und seine zärtlich geliebte Mutter zu ernähren. Schrieb 1816 »Die Ahnfrau« und wurde durch den Erfolg der Aufführung 1817 berühmt. Von einer Reise nach Italien zurückgekehrt, lernte er die vier Schwestern Fröhlich kennen und verliebte sich in die jüngste, die schöne Katharina Fröhlich. Obwohl seine Liebe erwidert wurde, kam es doch zu keiner Heirat. Zog 1849 in das Haus der Schwestern Fröhlich und verlebte den Rest seines Lebens unter treuer Fürsorge der Schwestern. Er starb am 21. Januar 1872.

Werbung

Mädchen, willst du mir gehören,
     So sprich ja und schlag nur ein!
Kann nicht seufzen, kann nicht schwören,
     Willst du? – Gut! – Wenn nicht – mag's sein!

Gold hab' ich nicht aufzuweisen,
     Aber Lieder zahlen auch;
Will dich loben, will dich preisen,
     Wie's bei Dichtern heitrer Brauch.

Doch gefällt's dir, einst zu brechen,
     Tu's mit Maß und hüte dich!
Lied, das schmeichelt, kann auch stechen,
      Dich verletzest du, nicht mich.

Dichters Gram ist bald verschlafen,
     Seine Kunst ist trostesreich;
Und die Lieder, die dich strafen,
     Trösten heilend ihn zugleich.

Ständchen

     Brim blim, klang kling,
Höre, Mädchen, was ich sing'!

     Sieh mich hier vor deinem Fenster
Lauschend mit der Zither stehn,
In der Stunde, wo Gespenster
Nur und Lebende noch gehn.
Alles ruht im trauten Zimmer,
Nur die Liebe ruhet nimmer.

     Brim blim, klang kling,
Was ist die Liebe für ein Ding!

     Stürme brausen durch die Gassen,
Tief verhüllt in Schnee und Eis,
Ach, und doch, kaum kann ich's fassen,
Kalt die Hand, der Busen heiß,
Innre Gluten, wärmt die Finger,
Kühl', o Eis, den Minnesinger!

     Brim blim, klang kling,
Was ist die Liebe für ein Ding!

     Mutig, wenn ich dich nicht sehe,
Sinn' ich aus manch Liebeswort,
Aber kaum in deiner Nähe,
Ist die Sprache eilends fort.
Ferne mutig, nahe blöde,
Kannst du denken, Lieb', so rede!

     Brim blim, klang kling,
Was ist die Liebe für ein Ding!

     Nur, ergreif ich meine Zither,
Wird das Herz mir weit und groß,
Und das brütende Gewitter
Bricht in hundert Strahlen los.
Ja, mag's noch so seltsam klingen,
Reden kann ich nicht, doch singen.

     Brim blim, klang kling,
Was ist die Liebe für ein Ding!

     Drum das Saitenspiel in Händen,
Ruf' ich kühn zu dir hinauf:
Laß den spröden Sinn sich wenden,
Tu' mir Herz und Fenster auf!
Aber still: denn wird sie's innen,
Zürnt sie etwa dem Beginnen,
Schilt, daß ich's mich unterfing,
Was ist die Liebe für ein Ding!

     Doch was schmäh' ich diese Wonne,
Die mein Innres süß bewegt,
Ist die Sonne minder Sonne,
Weil kein Aug' ihr Schau'n erträgt?
Bleibt, wenn nichts auch übrig bliebe,
Das Gefühl doch, daß ich liebe,
Ach und –

     Brim blim, klang kling,
Liebe bleibt ein süßes Ding.

Willst du, ich soll Hütten bau'n

     Willst du, ich soll Hütten bau'n?
Willst mich heimisch sehn?
Sieh im unbewölkten Blau'n
Hoch die Sonne stehn.

     Eh' sie sich im Westen neigt,
Ruft mich ein Geschäft,
Rauh der Pfad, der Weg ist weit,
Eile will sein Recht.

     Doch kehr' abends ich zurück,
Und du harrst noch mein,
Wenn ich erst mein selber bin,
Bin ich wohl auch dein.

Erinnerung

     Hab' ich mich nicht losgerissen,
Nicht mein Herz von ihr gewandt,
Weil ich sie verachten müssen,
Weil ich wertlos sie erkannt!

     Warum steht in holdem Bangen
Sie denn immer noch vor mir?
Woher dieses Glutverlangen,
Das mich jetzt noch zieht zu ihr?

     Tausend alte Bilder kommen,
Ach, und jedes, jedes spricht:
Ist der Pfeil auch weggenommen,
Ist es doch die Wunde nicht.

Licht und Schatten

Schwarz ihre Brauen, Schwatzhaft in Blicken,
Weiß ihre Brust, Schweigend die Zung',
Klein mein Vertrauen, Alt das Mißglücken,
Groß doch die Lust. Wunsch immer jung.

Arm, was ich brachte,
Reich meine Lieb',
Warm, was ich dachte,
Kalt, was ich schrieb.


 << zurück weiter >>