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Friedrich Rückert

Liebesfrühling

Liebesfrühling

Dieses Melodram der Liebe,
Ein an innern Szenen reiches,
Das aus vollem Herzenstriebe
Ein empfindungsblütenweiches
Ich im Frühlingsduftgestiebe
Eines Erdenhimmelreiches
Schrieb, unwissend, daß ich's schriebe,
Weih' ich jedem, der ein gleiches
Auch einmal mit Lust gespielt
Und es für kein Spielwerk hielt,
Weil es heil'gen Ernst erzielt.

Friedrich Rückert

wurde am 16. Mai 1788 als Sohn eines Rechtsanwalts in Schweinfurt geboren. Studierte in Jena Rechtswissenschaft, wandte sich aber später mehr der Sprachwissenschaft und Literatur zu. Von Cotta 1815 in die Redaktion des Morgenblattes nach Stuttgart berufen, wurde er mit Uhland befreundet. Durch Vermittlung Varnhagens wurde er 1841 an die Universität Berlin berufen. Siedelte 1848 nach Neuses bei Koburg über, wo er am 31. Januar 1866 starb.

Liebesfrühling

Erster Strauß
Erwacht.

1.

Unvergleichlich blüht um mich der Frühling,
In die Fenster schlagen Nachtigallen,
Heiter blickt der Himmel her, die Sonne
In das Stübchen, wo ich sitz' und dichte.
Mehr als Blumen im Gefilde, sprossen
Lieder täglich unter meiner Feder.
Und vom Flore meiner Blätter blick' ich
Zwischenhin auf den des Frühlings draußen,
Lächl' ihm zu und seh ihn wieder lächeln.
Jeder von uns beiden scheint zufrieden
Mit sich selbst und mit dem andern, jeder
Tut und läßt den andern tun das Seine.
Und, den Tag lang dichtend, denk' ich immer
An den Abend, wo, zu süßen Tagwerks
Süßen Lohn, ich gehe zu der Guten,
Die mit treuer anspruchloser Neigung
Mich beglückt, wie ich es nie mir träumte.
Hab' ich doch allein für sie gedichtet,
Wie der Frühling sich für sie nur schmückte.
Und sie freut sich meiner Liedesblüten,
Wie der Kränze, die der Lenz ihr bietet,
Teilt ihr Lächeln zwischen beiden Freunden,
Die einander nicht den Anteil neiden.
Lieben, dichten und den Frühling schauen,
Dichten und den Frühling schaun und lieben –
Gibt es einen angenehmern Kreislauf,
Als in dem ich spielend mich bewege?
Und, den süßen Kelch mir scharf zu würzen,
Rascher zum Genuß mich aufzufordern,
Steht der Abschied winkend in der Ferne.
Näher treten seh' ich ihn bedeutsam,
Sprechend: Alles dieses mußt du lassen.
Wie das Leben schön ist, weil es endet,
Wie die Jugend lieblich, weil sie fliehet,
Wie die Rose reizend, weil sie welket;
So empfind' ich heut ein Glück gedoppelt,
Das mir morgen schon der Tod will rauben.
Angefangne Lieder möcht' ich enden,
Doch unendlich quellen sie im Herzen.
Rosenknospen möcht' ich noch im Garten
Sich zur Blüt' erschließen sehn und brechen.
Und die Sonne dieser tiefen Augen,
Die mit jedem Blick von Seelentreue,
Ew'ger Fülle der Empfindung sprechen,
Möcht' ich ganz noch in die Seele trinken.
Laß, o Herz, dich nicht vom Drang verwirren,
Sondern nimm, was du noch darfst, besonnen:
Diese ungebornen Lieder alle,
All die Hoffnung dieser Rosenknospen,
Diesen Frühling, diesen Liebeshimmel,
All dies Glück, o faß es, wenn du scheidest,
In ein liebendes Gefühl zusammen,
Nimm es mit! Wer kann's der Seele rauben?
Die Erinn'rung wird davon sich nähren,
Wenn die Gegenwart die süße Nahrung
Dir versagt, woran dein Herz gewöhnt ist.
Phantasie und Liebe, deren Flügel
Nicht der Zeit, der Räume Trennung achtet,
Wird, wo du auf öden Steppen weilest,
Jeden Augenblick zurück dich tragen
In das Paradies, das du verlassen.

2.

Ich hab' in mich gesogen
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au'n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blüh'nde Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebesach
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollen Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

3.

Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab.

Du bist die Ruh', du bist der Frieden,
Du bist der Himmel mir beschieden.
Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bessres Ich!

4.

Glaub' es, holdes Angesicht,
Glaub' es nur und zweifle nicht,
Daß die Schätze, deren Glanz
Dich noch blendet, dein sind ganz!
Fühl' es recht in deinem Sinn,
Daß ich ganz dein eigen bin,
Mit dem Besten, was ich habe,
Mit der reichen Liedergabe,
Die der Himmel mir gegeben
Nur zum Schmucke deinem Leben.

5.

Glaub' nur, weil ich von dir gehe,
Nicht, daß darum es geschehe,
Weil ich such' ein schönres Glück als hier!
Eben darum, weil ich keines
Such' im Strahl des Sonnenscheines,
Eben darum geh' ich fort von dir.

6.

Ein Geliebtes leiden lassen,
Stiller Neigung widerstehn;
Was ans Herz du möchtest fassen,
Dem mit Frost ins Auge sehn!

O der Qual, die ich empfunden,
Die ich dich empfinden ließ,
Als ich mich dem Band entwunden,
Das den Himmel mir verhieß.

7.

Der Himmel hat eine Träne geweint,
Die hat sich ins Meer zu verlieren gemeint.
Die Muschel kam und schloß sie ein:
Du sollst nun meine Perle sein.
Du sollst nicht vor den Wogen zagen,
Ich will hindurch dich ruhig tragen.
O du mein Schmerz, du meine Lust,
Du Himmelsträn' in meiner Brust!
Gib, Himmel, daß ich in reinem Gemüte
Den reinsten deiner Tropfen hüte!

8.

Deine Liebe hat mich beschlichen,
Wie der Frühling die Erde,
Wann der Winter nun ist entwichen,
Kaum merkt sie, daß warm es werde.

Aber der Sonne heimliche Kraft
Hat schon das Herz ihr gerühret,
In der Wurzel regt sich der Saft,
Noch ehe der Zweig es spüret.

Der Schnee zerschmilzt, die Wolken zergehn,
Die erste Blüt' ist entglommen,
Dann sieht sie in voller Glut sich stehn
Und weiß nicht, wie es gekommen.

9.

Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.

Aller Glanz, ergossen,
Aller Tau der Frühlingsflur,
Liegt vereint beschlossen
In dem Kelch der Rose nur.

Alle Farben ringen,
Alle Düft' im Lenzgefild,
Um hervorzubringen
Im Verein der Rose Bild.

Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.

Alle Ströme haben
Ihren Lauf auf Erden bloß,
Um sich zu begraben
Sehnend in des Meeres Schoß.

Alle Quellen fließen
In den unerschöpften Grund,
Einen Kreis zu schließen
Um der Erde blüh'ndes Rund.

Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.

Alle Stern' in Lüften
Sind ein Liebesblick der Nacht,
In des Morgens Düften
Sterbend, wann der Tag erwacht.

Alle Weltenflammen,
Der zerstreute Himmelsglanz,
Fließen hell zusammen
In der Sonne Strahlenglanz.

Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.

10.

Zünde nur die Opferflamme
Immer höher, heller an;
Was an mir von Erden stamme,
Daß ich's ganz dir opfern kann!

Du ein Blitz aus Himmelslichte,
Glanz von reinerer Natur,
Strahl von Gottes Angesichte,
Und ich bin von Staube nur.

O wie kniet in tiefer Kleinheit
Meine Liebe neben dir,
Wie in hoher Eingelsreinheit
Schwebst du lächelnd über mir.

Hebe mich auf deine Flügel,
Löse meinen dumpfen Traum,
Nimm mir ab die schweren Zügel,
Die mich niederziehn zum Raum.

Hauche doch die Sinnumdüstrung
Mir vom Seelenspiegel fort,
Brich mir doch die Wahnumflüstrung,
Brich sie durch ein klares Wort.

Ird'sches Feuer in den Adern,
In den Blicken trübe Glut,
In der Brust verworrnes Hadern –
Mache, daß der Aufruhr ruht!

Mache, daß mein Ich mir schwinde,
Das mich mit mir selbst entzweit,
Daß ich Gott und dich empfinde
Und die Welt in Einigkeit.

11.

Ich sehe wie in einem Spiegel
In der Geliebten Auge mich;
Gelöst vor mir ist jedes Siegel,
Das mir verbarg mein eignes Ich.

Durch deinen Blick ist mir durchsichtig
Mein Herz geworden und die Welt;
Was in ihr wirklich und was nichtig,
Ist vor mir ewig aufgehellt.

So wie durch meinen Busen gehet
Hier deines Herzens stiller Schlag,
So fühl' ich, was die Schöpfung drehet
Vom ersten bis zum Jüngsten Tag.

Die Welten drehn sich all um Liebe,
Lieb' ist ihr Leben, Lieb' ihr Tod;
Und in mir wogt ein Weltgetriebe
Von Liebeslust und Liebesnot.

Der Schöpfung Seel' ist ew'ger Frieden,
Ihr Lebensgeist ein steter Krieg.
Und so ist Friede mir beschieden,
Sieg über Tod und Leben, Sieg.

Ich spreche still zur Lieb' im Herzen,
Wie Blume zu der Sonne Schein:
Du gibst mir Lust, du gibst mir Schmerzen!
Dein leb' ich und ich sterbe dein.

12.

Beseligt sein und selig tief empfinden,
Wie du, beseliget, beseligest;
Herz, laß dir das Bewußtsein nie entwinden,
Fest halt' es, wie im Arm die Liebste, fest!

13.

Schön ist das Fest des Lenzes,
Doch währt' es nur der Tage drei.
Hast du ein Lieb', bekränz' es
Mit Rosen, eh' sie gehn vorbei!

Hast du ein Glas, kredenz' es,
O schenk, und singe mir dabei:
Schön ist das Fest des Lenzes,
Doch währt es nur der Tage drei.

14.

Grün ist der Jasminenstrauch
Abends eingeschlafen.
Als ihn mit des Morgens Hauch
Sonnenlichter trafen,
Ist er schneeweiß aufgewacht,
»Wie geschah mir in der Nacht?«
Seht, so geht es Bäumen,
Die im Frühling träumen!

15.

Eine Schönheit hab' ich mir
Aus zur Braut erlesen,
Minder schön von äußrer Zier
Als von innrem Wesen.

Schönre hab' ich wohl gesehn,
Die wie Blumen waren,
Konnten doch nicht widerstehn
Räuberischen Jahren.

Aber was vom Himmel stammt,
Kann nicht irdisch alten:
Wie die Sonn' am Himmel flammt,
Ohne zu erkalten.

Ewig wie im Paradies
Steht die Schönheitsblüte,
Diese Lilie Unschuld, dies
Rosenduftgemüte.

16.

Eh' es dich fand, geahnet
Hat dich das Lied in mir;
Und hat mir nicht gebahnet
Das Lied den Weg zu dir?

Da bist du mir begegnet,
Wo ich die Laute trug;
Die Stunde sei gesegnet,
Seit ich für dich sie schlug.

Einst mußt' ich wie im Traume
Als Dichter kund mich tun;
Nun stehst du mir im Raume,
Ein Seher bin ich nun.

Ich hab' in Formenschranken
Mich dazu vorgeübt,
Um nun den Gottgedanken
Zu spiegeln ungetrübt;

Um diesen Gottgedanken
Der Liebe, die mich schwellt,
Aus deiner Arme Schranken
Zu singen in die Welt.

17.

Gestern sprach der Mond zu mir,
Als ich von der Liebsten ging,
Wie er hell in stiller Zier
Über dunklen Wolken hing:

Hat der Freund so manchesmal
Sonst doch nach mir aufgeschaut,
Und es hat mein feuchter Strahl
Wehmut ihm ins Herz getaut.

Bin ich dir nicht mehr vertraut?
Blickst du nicht nach mir einmal?
In Gedanken deine Braut,
Merkst du garnicht meinen Strahl.

Streu' ich doch auf deinen Weg
Meine schönsten Schimmer gern;
Dir zu zeigen Weg und Steg,
Eifr' ich mit dem Abendstern.

Himmel schaut in deine Lust,
Teilst du gleich sie nicht ihm mit;
Und es lenken unbewußt
Seine Lichter deinen Schritt.

In der Morgensonne Glanz
Gingest heut zu deinem Glück;
Und die Nacht im Sternenkranz
Führt im Dunkel dich zurück.

Mond und Sonne siehst du nicht,
Doch dich sehen Sonn' und Mond
Und erquicken sich am Licht,
Das in deinem Herzen wohnt.

Schau nun doch mich an einmal,
Birg es meinen Blicken nicht,
Wie der Liebe Gottesstrahl
Klärt ein Menschenangesicht!

18.

Was soll ich dir für Namen geben?
Mein trautes Herz! mein einz'ges Leben!
Mein Sonnenblick! mein Seelenstrahl!
Mein Hoffen, Sehnen und Verlangen!
Mein Wünschen, Glauben, Zweifeln, Bangen!
O meine süße Liebesqual!

Ich nenne dich mit allen Namen,
Die je von Liebeslippen kamen,
Ich grüße dich mit jedem Laut,
Den du mir je geküßt vom Munde,
Ich nenne dich im Herzensgrunde,
Lieb, ewig teuer, Schwester, Braut!

19.

Ich wüßte nicht, wenn ich's vergliche,
Ob mein's, ob dein's ein größres Reich?
Es sind des Sanges Himmelstriche
Wohl dem Gebiet der Anmut gleich.

Zwei Paradiese, die uns glänzen,
Das deine mein und meines deins,
Die gegenseitig sich begrenzen,
Und beide sind zusammen eins.

Wo deiner Liebe Zauber endet,
Hebt meines Liedes Glanzwelt an;
Und wo die Seele hin sich wendet,
Ist ihr ein Himmel aufgetan.

20.

O Liebster! nie hab' ich geahnt in Träumen,
Daß solche reiche Lust
Platz haben könn' in allen Himmelsräumen,
Geschweig in Menschenbrust.

O Liebster! wie ich heut in stillem Frieden
An deinem Busen lag,
Fühlt' ich, daß einem Herzen es hienieden
Nicht besser werden mag.

21.

Du bist die Rose meiner Liebe,
Die Ros' auf meines Herzens Flur.
Es waren andre Blumentriebe
Vorahnung meiner Rose nur.

Es kam der Flor, daß er zerstiebe,
Verschwinden mußte jede Spur,
Daß Raum für meine Rose bliebe,
Die mir zu bleiben ewig schwur.

Zweiter Strauß

Geschieden.
1.

Zwischen Lied und Liebe war mein Leben;
Aber, schwebend zwischen Lieb' und Liede,
Wußt' ich nie die beiden auszugleichen.
Oftmal sang ich anders als ich liebte,
Anders liebt' ich oft als ich gesungen.
Nun ich dich gefunden, ist der Zwiespalt
Ausgeglichen, und rein ineinander
Aufgegangen sind mir Lied und Liebe.
Dich nur darf ich, wie ich liebe, singen;
Dich nur kann ich, wie ich singe, lieben.
Sollt' ich je nach andrem Sang, nach andrer
Liebe greifen, wieder unstet schwanken,
Da in deinem Herzen so vereinigt
Sind die beiden Pole meines Lebens?

2.

Sind dir Flügel nicht verliehn,
Mir ins Ferne nachzuziehn?
Sind doch Flügel mir gegeben,
Dich aus Fernen zu umschweben.

Denke, daß mein Dichtergeist
Ungesehn dich hier umkreist,
Dir in diese stillen Räume
Führend Scharen holder Träume!

Wenn dich grüßt ein Sonnenstrahl
Oder eine Blum' im Tal,
Denke – daß es dich erquicke –
Daß der Freund den Gruß dir schicke.

Wenn es in den Lauben rauscht,
Wo der Freund dir einst gelauscht,
Denke – daß es dich berausche –
Denke, daß ich noch dir lausche!

An den Stellen lieb und traut,
Wo ins Aug' ich dir geschaut,
Wo du mir ins Auge schautest
Und mir ganz dein Herz vertrautest;

Wo der Freund nicht bei dir sitzt,
Sitzt sein Angedenken itzt.
Laß es nicht auf Dornenspitzen,
Sondern weich auf Rosen sitzen!

Wenn du denkest, daß im Raum
Blüht um mich dein Liebestraum,
Wenn du denkest, daß aufs neue
Ich durch dich der Welt mich freue;

O so wirst du auch dich scheun,
Anders als dich mein zu freun;
Heiter unter Blütenbäumen
Wirst von deinem Dichter träumen.

3.

Er ist gekommen
In Sturm und Regen,
Ihm schlug beklommen
Mein Herz entgegen.
Wie konnt' ich ahnen,
Daß seine Bahnen
Sich einen sollten meinen Wegen?

Er ist gekommen
In Sturm und Regen,
Er hat genommen
Mein Herz verwegen.
Nahm er das meine?
Nahm ich das seine?
Die beiden kamen sich entgegen.

Er ist gekommen
In Sturm und Regen,
Nun ist entglommen
Des Frühlings Segen.
Der Freund zieht weiter,
Ich seh' es heiter,
Denn er bleibt mein auf allen Wegen.

4.

Der Frühling ist gekommen,
Der Freund hat Abschied genommen,
Nun wird der Lenz auch scheiden,
Daß mich verlassen die beiden.

Ach, wenn der Frühling bliebe,
So flöh' auch nicht die Liebe;
Und müßte die Liebe nicht ziehen,
So müßte der Lenz nicht fliehen.

Mein Herz! wenn ewig die Liebe
Und ewig der Frühling bliebe,
So wär' der Himmel auf Erden,
Der uns erst dort soll werden.

5.

Uns beiden ist hier die Luft zu schwer
Im Land voll Sturmesgetose,
Mir der Nachtigall, und noch mehr
Meiner Freundin, der Rose.

Die Ros' ist worden krank und bleich,
Und ich bin rauh geworden.
O dürften wir wandern allzugleich
Gen Süden aus dem Norden!

O daß ein goldbeschwingter Wind
Uns beide nähm' auf die Flügel,
Und trüge dahin uns frühlingslind
Zur Stadt der sieben Hügel.

Über die sieben Hügel dahin,
Dort, wo die Lüfte sind reiner,
Noch immer steht dahin mein Sinn,
Zum Gebirg der Lateiner.

Dort saß ich einen Sommer so froh,
Doch mußt' ich der Lieb' entbehren;
Wie wohl erst müßt' es mir werden, wo
Wir dort vereinigt wären!

6.

Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen.
Nun zeig' in deinem Glanz dich, schöne Welt!
Im rechten Licht zeig' ihm dich unverstellt,
Daß er zu dir mag fassen ein Vertrauen!

Mein Liebster geht die Welt sich zu beschauen
Im Spiegel, den ihm meine Liebe hält.
Entrollt euch seinen Blicken, Stadt und Feld!
Zeuch ihm vorüber, Land mit deinen Gauen!

Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen,
Wie sein erobert Land beschaut ein Held;
Und wie es dar sich seinen Augen stellt,
Verfügt er drüber mit dem Wink der Brauen.

Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen,
Wie ein Nomade mit dem leichten Zelt,
Sein Haushalt ist im Augenblick bestellt,
Wo er es aufschlägt auf den grünen Auen.

Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen,
Ihr Schatten rauschet und ihr Lüfte schwellt!
Ihr Gärten grünet und ihr Ströme quellt!
Laß, Himmel, Sonnenschein und Regen tauen!

Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen,
Und sie ist ganz zu seiner Wahl gestellt,
So weit als Gottes Frühlingslicht erhellt
Die grünen Räum' und obenher die blauen.

Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen,
Und ungesehen geh' ich ihm gesellt.
Und wo es ihm und wo es mir gefällt,
Da wird er sich und mir die Hütte bauen.

7.

Endlich hab' ich das errungen,
Liebster! es zu fühlen ganz,
Daß dich ebenso durchdrungen
Hat, wie mich, der Gottesglanz.

Den Gedanken mußt' ich wälzen
(War es Demut, war es Stolz?)
Ob du so mir könntest schmelzen,
Wie dir meine Seele schmolz.

Doch nun fühl' ich, dir gehör' ich
Mehr nicht, als du mir gehörst,
Und dir nichts im Herzen schwör' ich,
Was du nicht entgegen schwörst.

Ob du tagelang mich meidest,
Ob du nicht ein Wort mir gibst,
Ob du ohne Kuß mir scheidest,
Fühl' ich doch, daß du mich liebst.

Jetzo kann ich in die Ferne
Ruhig, Freund, dich ziehen sehn,
Und du bleibst gleich einem Sterne
Fest an meinem Himmel stehn.

8.

Töricht, wer im Paradies kann wohnen
Und will reisen gehn in andre Zonen.
Also töricht ging ich jüngst von dir,
Wollte sehn, ob außer deiner Sphäre
Noch ein Wohnplatz mir auf Erden wäre;
Keinen fand ich und bin wieder hier.

Warum soll ich in der Irre schweifen,
Sehn, wie andern ihre Früchte reifen,
Fern der Au, wo meine Saaten stehn?
Nimm dahin in Fesseln die Gedanken,
Laß mich ruhn in deiner Arme Schranken,
Meine Welt in deinen Augen sehn!

9.

In diesem Walde möcht' ich wohnen,
Der freie Jäger möcht' ich sein,
Der in den dunklen Laubeskronen
Sich hat gepflanzt sein Haus hinein.

Der erste Strahl der Sonne schauet
Durch Tannengrün ins Schlafgemach,
Wo ihm der Schlaf im Aug' zertauet,
In Liebchens Armen wird er wach.

Sogleich mit seinen treuen Hunden
Zieht er hinaus durch Wald und Flur
Und hat im Morgentau gefunden
Des Hirsches und des Rehes Spur.

Der Schütze jauchzt, die Hunde bellen,
Das scharfe Rohr gibt seinen Knall,
Und Jägerruf und Waldhorngellen
Erweckt im Forst den Widerhall.

Doch drinnen sitzt im Morgenhäubchen
Feinsliebchen, atmet Waldesduft
Und horcht, wie Amsel, Fink und Täubchen
Den Morgengruß ins Fenster ruft.

Sie hört im Forst die Zweige flüstern,
Daß sie ein süßes Grausen spürt,
Und auf dem Herd die Flammen knistern,
Die sie mit duft'gem Kien geschürt.

Wie lange mag der Liebste säumen
Bei seiner lust'gen Jägerei?
Der stille Strom mit Silberschäumen
Fließt an des Gärtchens Zaun vorbei.

Sie schürzt sich auf als Fischermädchen
Und sitzt an Waldstroms grünem Rand;
Die Angel schwebt am leisen Fädchen,
Dann spielt der Fisch in ihrer Hand.

Und wenn der Jäger kommt nach Hause
Und bringt das Wildbret für den Tisch,
Wird erst das Mahl zum leckern Schmause,
Den Jäger überrascht der Fisch.

Es haben sich die müden Rüden
Im hohen Gras zur Ruh' gelegt,
Weil auch den Jägersmann, den müden,
Die Laub' in kühlem Schatten hegt.

Er horcht, entschlummernd, auf das Gleiten
Des Stroms, der leis' hinunterzieht.
Die Liebste schmiegt sich ihm zur Seiten
Und wiegt ihn ein mit einem Lied:

Ihr Hirsch' im grünen Wald, ihr Rehe,
Nun lagert euch an kühler Flut
Und sorget nicht, daß euch geschehe
Ein Leid, denn euer Schütze ruht!

Du schau' mir, hohe Mittagsonne,
Nicht durch die laub'ge Nacht herein;
Und was du spähst von unsrer Wonne,
Das laß der Welt verschwiegen sein!

Ihr Stromeswellen, die ihr rauschet
Hinaus ins Land vom grünen Wald,
Sagt's keinem, daß ihr habt belauschet
Hier unsrer Freuden Aufenthalt!

10.

Jetzo blickt sie nach dem Abendrote,
Ob mit ihm erscheinen wird der Bote,
Ihr des Liebsten ersten Brief zu bringen:
»Hättest du doch meiner Sehnsucht Schwingen!«
Und es sinkt die Nacht, der Bote weilet;
Und er kommt, dem sie entgegeneilet.
Und sie hat des Liebsten Brief erhalten,
Säumet, auseinander ihn zu falten,
Muß die Aufschrift, ihren Namen, lesen,
Der ihr selber nie so schön gewesen.
Und nun ruhen auf der Schrift die Augen,
Alle Züge liebend einzusaugen,
Die für sie des Liebsten Hand gezogen,
Jede Zeil' ein Liebesregenbogen,
Jedes Wort ein lichter Stern im Blaue,
Jeder Buchstab' eine Ros' im Taue.
So verschönt zu einer Liebesblüte
Sich das Blatt dem liebenden Gemüte.
Und nun sitzt sie, gleich zu schreiben, nieder.
Gib, o Nacht, dein tauiges Gefieder
Ihrem Blatt, daß mit dem Morgenrote
Mir zurück geflügelt sei der Bote!

Herz! wie soll die Ungeduld ich nennen,
Da von ihr dich nur zwei Tage trennen,
Da von ihr dich trennen nur zwei Meilen,
Daß von ihrer Hand nach zweien Zeilen
Geizest so mit ungestümem Drange?
Was sie schreiben wird, du weißt es lange;
Und sie weiß es wohl, was du wirst schreiben:
Und so könnt es billig unterbleiben.
Freilich, Neues hat sich nicht begeben;
Doch daß alles steht beim Alten eben,
Dieses wissen, das sich stets vom neuen
Sagen, kann nur Liebende erfreuen.
Ja, es ist kein andrer Trost geblieben
Zweien, die sich fern sind und sich lieben,
Als der Seele Jubel und die Klagen,
Was der Mund nicht kann dem Munde sagen,
Einem stummen Blatt es anvertrauen,
Schreiben es und es geschrieben schauen.

11.

Blaue Blüten, die zur Gabe
Er beim Abschied mir gebrochen,
Die ich nun bewahret habe
Sorgsam über Tag und Wochen!

Wenn der Abend mild gefächelt,
Tränkt' ich euch aus frischem Bronnen;
Und ich hab' euch angelächelt,
Wann die Luft nicht wollte sonnen.

Hier in euren Augen stehn
Seh' ich meine Perlentropfen.
Wie ich still euch angesehn,
Fühlet ihr mein Herz nicht klopfen?

Meiner Hoffnung Wassergarten,
Blühe, blühe, blühe doch!
Meinen Liebsten zu erwarten,
Daure, daure, daure noch!

Fallen sah ich doch mit Schaudern
Eine Blüte nach der andern.
Will der Liebste länger zaudern,
Müßt ihr aus dem Fenster wandern.

Zu der Mutter sprach ich heute:
Wenn der Freund mir heut nicht kommt,
Welken meine Wiesenbräute,
Daß nicht mehr die Pflege frommt.

Und ich sah die Blumen an,
Und es klopfte stark am Tor.
Als die Mutter aufgetan,
Trat mein Liebster rasch hervor.

Laßt euch nun zum Abschied grüßen,
Welke Blumen, geht hinaus!
Dieser bringt mir mit von Küssen
Einen frisch erblühten Strauß.

Dritter Strauß

Gemieden.

1.

Die Liebe saß im Mittelpunkt
Und blickte rings ins Ferne;
Und wo von ihr ein Blick hin funkt,
Erblühn am Himmel Sterne.

Hier ist ein neuer Strahl ersprüht,
Und dort erlischt ein Schimmer.
Der Kranz der Welt ist unverblüht,
Die Liebe blickt noch immer.

2.

Nie in schönerem Stübchen
Saß gefangen ein holdrer Dieb,
Als das Lächeln im Grübchen
Auf der Wange von meinem Lieb.

3.

Du, o Lippe, von dem Kusse
Der Geliebten eingeweiht,
Nun vom Paradiesesflusse
Eingenetzt auf Ewigkeit!

Von den reinen Himmelsfluten
Sind die Sünden weggespült,
Und die trüben Sinnesgluten
Leicht in Ätherhauch gekühlt.

Nicht mehr träge Erdenspeise
Komme deinem Kelche nah',
Sondern, nach der Götter Weise,
Nektar und Ambrosia!

Nicht mehr über deine Schwelle
Wandle dumpfes, ird'sches Wort,
Sondern des Gesanges helle
Opferlohe fort und fort!

4.

Ich sah das Paradies mir offen,
Doch nur im Traume;
Denn wachend ist das nicht zu hoffen
Im Erdenraume.

Das Paradies wird nicht erworben,
Eh' man gestorben.
O Herz, wenn du es willst erwerben,
So laß uns sterben.

5.

Sie ist schön wie der Frühlingstag
In Liebesstrahlen zerflossen.
Sie ist schön wie der Rosenhag,
In Düfte der Lieb' ergossen.

Sie ist schön, wie in Eden mag
Der Baum des Lebens ersprossen.
Sie ist schön, wie die Schöpfung lag
Im Geist des Schöpfers beschlossen.

Sie ist schön wie die Liebesklag',
Aus Freimunds Lippen geflossen.
Schöner als alles, was ich sag',
Ist, was ich im Herzen verschlossen.

6.

Tausend Nachtigallen
Sind in meiner Brust,
Durcheinander schallen
Hör' ich sie mit Lust.

Tausend Frühlingsrosen
Blühn in meinem Tau,
Und mit jeder kosen
Will ein Ostwind schlau.

Tausend Liebessterne
Stehn in meiner Luft,
Und ich lauschte gerne,
Wie mir jeder ruft.

Tausend Edelsteine
Sprühn in meinem Schacht,
Hell vom bunten Scheine
Flimmt des Herzens Nacht.

Und das Sprühn und Flimmen
Hält den Blick umflirrt,
Im Gewühl der Stimmen
Ist das Ohr verirrt.

Traumgefühle schweifen
Um ein Meer von Glanz,
Können nicht ergreifen
Der Gestalten Tanz.

Aus den Einzelheiten
Keiner Einheit Chor,
Aus den Farben schreiten
Will kein Bild hervor.

Kommt mit leisem Tritte,
Liebe, Schöpfungsgeist,
In des Herzens Mitte,
Wo die Schöpfung kreist!

Wie du vorgetreten,
Sonne, sichtbarlich,
Müssen die Planeten
Alle drehn um dich.

Wie du stehst alleine,
Fürstin im Harem,
Reihn sich Edelsteine
Dir zum Diadem.

Alle Frühlingsrosen
Werden dir ein Kranz,
Buntes Farbentosen
Schmilzt in deinen Glanz.

Aller Lieder Schallen
Untergeht in dir,
Und die Nachtigallen
Freimunds schweigen hier.

7.

Der Frühling fährt hernieder
Vom Himmel, um auf Triften
Neu aufzuschlagen wieder
Des Korans heil'ge Schriften.

O kommet anzubeten,
Ihr frommen Muselmanen,
Und laßt von dem Propheten
Zum rechten Dienst euch mahnen.

O sehet, wie er leise
Tut Wunder unbemühet,
Er spricht zum dürren Reise:
Erblüh'! und es erblühet.

Andächtiges Gemüte,
O komm und lies die Suren
Von Gottes Mild' und Güte
Im grünen Buch der Fluren.

Da ist kein Blatt so kleines,
Es spricht ein Wort vom Lichte.
Komm, Herz, und lies hier eines
Von Liebchens Angesichte.

Im Wangenmorgenrote
Steht das Gebot, zu lieben
Und von des Weins Verbote
Steht nichts dabei geschrieben.

8.

Wie aus Frühlingshimmeln reiner
Regen sprüht und Sonne scheint,
Lächelt mild ein Auge meiner
Liebsten, und das andre weint.

Ros' und Lilien in Verbindung
Auf der Wang' und auf der Flur.
Von den Quellen der Empfindung
Schwillt das Herz und die Natur.

Schönes Glück von kurzer Dauer,
Flücht'ger Lenz der Menschenbrust,
Sonnenblicke, Tränenschauer,
Frühlingswehmut, Liebeslust.

9.

Mit der Guten wollt' ich schmollen,
Mich den Banden zu entziehn,
Die mich so umstricken wollen,
Daß es mir bedenklich schien.

Als ich rüttelt an den Banden,
Merkt' ich erst, wie fest sie sind.
O wie ward der Trotz zuschanden,
Und der Groll verflog im Wind.

Lange liebe Angewöhnung
Löst kein rascher Zank im Nu;
Und am Ende die Versöhnung
Schnürt den Knoten fester zu.

10.

Ein Paradies, ein verlorenes,
Liegt rückwärts in der Vergangenheit,
Und ein wiedergeborenes
Liegt vorwärts in der Zukunft weit.

Immer rückwärts nach jenem blickt
Und Blicke vorwärts nach diesem schickt
Wehmut und Sehnsucht, dein Wegegeleit,
O Herz, durch die Spanne der öden Zeit.

11.

Herr! die Schönheit dieser Erde,
Gib, daß sie die Sehkraft wecke
Meines Auges, nicht ihm werde
Eine Blindheits-Zauberdecke.

Jeden Blumenstrahl der Auen
Laß der Seele dazu dienen,
Neu gekräftigt aufzuschauen
Dorthin, wo die Sonn' erschienen.

12.

Wann mein Herz mit Freudenschauer
Nicht des Frühlings Nah'n erfüllt,
Noch die Seel' in sanfte Trauer
Mir des Herbstes Scheiden hüllt;

Wann ich nicht mehr mich empfinde
Still mit jedem Blatt am Strauch,
Noch um jede Blume linde
Spielet meines Liedes Hauch:

Dann bin ich nicht mehr im Leben,
Sondern ruh' im kühlen Raum.
Und noch dann soll leise weben
Um mein Grab ein Blütentraum.

Wie im Frühling mein Gemüte,
Soll mein Grab in Rosen stehn;
Und im Herbste soll die Blüte
Wie mein Leben einst verwehn.

Die Natur in steter Dauer,
Was sie selbst mir flüchtig gab,
Frühlingswonne, Herbstestrauer,
Gibt sie ewig meinem Grab.

13.

Liebste! Nein, nicht lustberauscht,
Sondern ruhig, nüchtern,
Hat sich Herz um Herz getauscht,
Innig stark und schüchtern.

Keine wilde, schwärmende
Sinnesübermeist'rung,
Eine milde wärmende
Haltende Begeist'rung.

Wie mein Dichten von Natur,
Liebste, so mein Lieben.
Niemals trunken hab' ich nur
Auch ein Wort geschrieben.

14.

Wenn du fragst nach jenen Liedern,
Die ich einer Toten sang,
Könnt' ich, Liebste, dir erwidern:
Macht dir eine Tote bang?

Jene Lieder sind ein Rahmen,
Drein zu fassen einen Schmerz,
Dem ich wußte keinen Namen,
Und den doch gefühlt mein Herz.

Ach, das Glück war nicht gestorben,
Es war ungeboren mir;
Und nun ist's in dir erworben,
Ewig unverloren mir.

15.

Ich will die Fluren meiden
Mit meinem trüben Gram,
Daß nicht der Lenz muß scheiden,
Wo ich zu nahe kam;
Daß nicht der Quell zu springen,
Zu blühn der Blume Herz,
Die Nachtigall zu singen
Vergißt ob meinem Schmerz.

16.

Da zur Ruhe Himmel, Erd' und Fluten gingen,
Ungestüm, was pochst du nur?
Schämest du dich nicht die Störung, Herz, zu bringen
In den Frieden der Natur!

17.

Auf Dauer eines Augenblickes
Hat sich die Himmelsblüt' in ihrem Glanz gezeigt,
Vom Hauch der Welt und des Geschickes
Rauh angerührt, sodann ihr zartes Haupt geneigt.

Der Wind, der sie zum Spiel erlesen,
Hat ihren Staub verweht, vertilget ihre Spur;
Und reizend wie sie ist gewesen,
Blüht sie im Himmel und in meinen Träumen nur.

18.

O ihr Nachtgestirn' am blauen Himmelszelt,
Die ihr wandelt, ohn' euch zu verirren!
Nur dem Menschen ist's gegeben, Gottes Welt
Liebend, hassend, strebend zu verwirren.

19.

Geliebte, wenn du fremde Klänge
Hast hier in deinem Lied entdeckt;
Sie sollen schildern das Gedränge,
Das mir im Busen war geweckt,

Gedränge gärender Gefühle,
Geweckt von deinem Liebesblick,
Wie ahnende Gewitterschwüle
Vor höchstem, nahendem Geschick.

In dunkle Ferne griff die Ahnung
Nach tief ersehntem Herzbedarf,
Und sah nicht, wie mit sichrer Bahnung
Das Glück dazu den Weg entwarf.

Noch einmal sollte sich die Dichtung
In alles Dichtens Überschwang
Erschöpfen, bis durch Selbstvernichtung
Aus ihr die Wirklichkeit entsprang.

Nach Sonnen langt' ich und nach Sternen,
Die ich erschuf in meinem Traum;
Und was ich sucht' in Himmelsfernen,
Stand lächelnd nah' im Erdenraum.

Du hattest tiefer nicht empfunden,
Doch klarer, was auch ich empfand,
Und lächeltest, bis mir geschwunden
Die Täuschung, die dich nie umwand.

Da sanken alle Nebel nieder,
Und deutlich tratest du hervor;
Und nun hör', o Geliebte, wieder
Ganz deiner eignen Lieder Chor.

Laß auch das erste mich erneuern,
Das dort im Garten mir entsprang,
Als frühe Werbung nur den scheuen
Flug noch um deinen Schleier schwang.

Derselbe Schleier ist's, der grüne,
Der, längst entwandt dem Angesicht,
Als Vorhang einer andern Bühne
Mir noch gefällt, und minder nicht.

Er flattert dort nun um die Wiege,
Dem neugebornen Rosenblatt
Zu wehren ab die Stubenfliege,
Und wehrt sie nicht, weil Riss' er hat.

Vierter Strauß

Wiedergewonnen.

1.

Wenn ein Wort die Liebste spricht,
Fühl' ich oft so tief es nicht;
Oder auch im Lustgefühle
Fühl' ich nicht, wie tief ich's fühle.
Aber wann ich bin allein,
Stellt das stille Wort sich ein;
Und wie es erblüht als Lied,
Staunet mein Gemüt und sieht:
Daß sie tiefer fühlt und lichter,
Dichterischer als ihr Dichter;
Nur das Wort ist Poesie,
Das sie spricht, und andres nie.

2.

Liebster! nur dich sehn, dich hören
Und dir schweigend angehören;
Nicht umstricken dich mit Armen,
Nicht am Busen dir erwarmen,
Nicht dich küssen, nicht dich fassen –
Dieses alles kann ich lassen,
Nur nicht das Gefühl vermissen,
Mein dich und mich dein zu wissen.

3.

Was ist alle Phantasie
Gegen Liebeswirklichkeit?
Was sind alle Lieder, die
Ich gesungen vor der Zeit?
Ein verlornes halbes Streben,
Was nicht lebte, zu beleben;
Diese Lieder leben nur,
Weil ich sie an mir erfuhr.

Nicht in ferne Himmelsräume
Braucht' ich dichtend auszufliegen,
Nicht in wesenlose Träume
Eigensinnig mich zu wiegen.
Still daheim, in Liebe wach,
Unter meines Liebchens Dach
Schrieb ich unbemüht nur nach,
Was mein Herz mit ihrem sprach.

4.

Ich lag von sanftem Traum umflossen
Und fühlte selig mich in dir.
Als ich die Augen aufgeschlossen,
Da hingst du lächelnd über mir.

Wie gerne mag dein Traum zerstieben,
Von deinem Kuß hinweggeflößt.
Wie hast du schön dich selbst vertrieben,
Wie schön dich selbst hier abgelöst!

5.

Seltsam, aber wahr empfunden
Hab' ich es in meiner Brust:
Leichter als in trüben Stunden
Stirbt es sich in froher Lust.

Denn im Unglück mußt du hoffen,
Daß dein Glück dir komme doch;
Aber ist es eingetroffen,
Worauf hoffen willst du noch?

Jetzo kann's das Leben denken
Ohne Schauder vor dem Tod,
Wie die Sonne sich zu senken
In ein Liebesabendrot:

Wie die Augen froh begnüget
Schließt der Greis von Kanaan,
Als der Himmel es gefüget,
Daß sie Joseph wiedersahn.

6.

Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben.
Sie hat so lange von mir nichts vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.

Es ist mir auch garnichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält;
Ich kann auch garnichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.

Ich bin gestorben dem Weltgewimmel
Und ruh' in einem stillen Gebiet.
Ich leb' in mir und meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied.

7.

Himmel! eh' ich nun dies Auge schließe,
Das am Tag der Anblick der Geliebten
Hat beseligt, falt' ich diese Hände,
Die sich heut um ihren Nacken schlangen,
Falt' ich sie zum Nachtgebet und bitte:
Heil und Segen, Freude, reine Wonne,
Jugendfülle, Lebensmut, Gesundheit,
Heiterkeit und Frohsinn, Ruh' und Frieden,
Ungestörtes Seelenglück: das alles
Bitt' ich nicht für mich, für die Geliebte.
Denn ich weiß, in diesem Augenblicke,
Fern von mir die holden Augen schließend,
Bittet sie für ihren Freund dasselbe.

8. Volksliedchen

I.

Wenn ich früh in den Garten geh'
In meinem grünen Hut,
Ist mein erster Gedanke,
Was nun mein Liebster tut?

II.

Am Himmel ist kein Stern,
Den ich dem Freund nicht gönnte.
Mein Herz gäb' ich ihm gern,
Wenn ich's heraus tun könnte.

9.

Die Liebste fragt, warum ich liebe?
Wie wenn, o schöne Fragerin,
Ich dir die Antwort schuldig bliebe,
Warum ich atme, leb' und bin?

Die Liebste fragt' mich, was ich liebe?
Dich lieb' ich und die Welt in dir,
Ich lieb' in dir des Schöpfers Liebe
Und seiner Schöpfung Zier an dir.

10.

Ich liebe dich, weil ich dich lieben muß,
Ich liebe dich, weil ich nicht anders kann;
Ich liebe dich nach einem Himmelschluß;
Ich liebe dich durch einen Zauberbann.

Dich lieb' ich, wie die Rose ihren Strauch;
Dich lieb' ich, wie die Sonne ihren Schein;
Dich lieb' ich, weil du bist mein Lebenshauch;
Dich lieb' ich, weil dich lieben ist mein Sein.

11.

Wer in der Liebsten Auge blickt,
Der hat die Welt vergessen.
Der kann nicht, wen ihr Arm umstrickt,
Was draußen liegt, ermessen.

Ich halt' in meinem Arm ein Glück,
Wer kann es mir entziehen?
Und nähm' es morgen Gott zurück,
War's heut mir doch geliehen.

Verlangen kann ein Menschenherz
Nicht Besseres auf Erden,
Als fühlen Liebeslust und Schmerz
Und dann begraben werden.

12.

Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.
Was ist die Welt und ihre Lust?
Ich will sie gern versäumen.

Was ist des Paradieses Lust
Mit grünen Lebensbäumen?
Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.

Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.
Ich neide keines Sternes Lust
In kalten Himmelsräumen.

Was ist die Welt und ihre Lust?
Ich will sie gern versäumen.
Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.

13.

Ich war am indischen Ozean
Einst eine Palm' entsprungen,
Du warst die blühende Lian',
Um meinen Schaft geschlungen.

Ich war einmal ein Blütenast
In Edens schönster Laube,
Da hattest du auf mir die Rast
Gewählt als girrende Taube.

Du warest einst ein Morgenduft
Um Schiras' Gartenbeete,
Da war ich eine Morgenluft,
Die spielend dich verwehte.

Du warst auf Sinas Moschusflur
Die einsame Gazelle,
Ich fand im Taue deine Spur
Und ward dein Spielgeselle.

Ich war ein lichter Tropfen Tau,
Und als ich niedersprühte,
Warst du ein Blumenkelch der Au
Und nahmst mich ins Gemüte.

Ich war ein klarer Frühlingsquell,
Ich hab' es nicht vergessen,
Du stand'st und trankest meine Well'
Als schlankste der Zypressen.

Ich war ein Funken Gold im Schacht,
Da hab' ich ganz alleine
Zum Ringe mich, und dich gemacht
Zu meinem Edelsteine.

Ich war einmal ein Mondenstrahl,
Du Abendsternes Blinken,
Da sahest du viel tausendmal
Mich dir von ferne winken.

Du warest vor mir auf der Flucht
Vor meinem Blick geschwunden.
Ich habe damals dich gesucht,
Nun hab' ich dich gefunden.

14.

Wann die Rosen aufgeblüht,
Geht der Lenz zu Ende;
Wann die Sonn' am höchsten glüht,
Naht die Sonnenwende.

Alles Leben muß hinab,
Das nicht mehr kann steigen;
Und so will ich in mein Grab
Mich, o Liebchen, neigen.

Da die Lieb' ich fand, um was
Könnt' ich hier noch werben?
Tu' den Arm mir auf und laß
Mich im Kusse sterben!

Fünfter Strauß. Verbunden.

1.

Meine Augen, hier an deine Wangen
Angeschmiegt, in Wonne zugegangen,
Sehen dich nicht, doch im Herzen immer
Fühl' ich dich wie einen Gottesschimmer.

Sind wir hier durch etwas noch geschieden?
Was ist zwischen uns? Des Himmels Frieden!
Ihn, das fühl' ich, wie ich dich umwinde,
Fühlest du, wie ich ihn selbst empfinde.

2.

Ihr Engel, die ihr tretet
Wie Morgenlüfte lind
Heran, wo brünstig betet
Zu Gott ein Menschenkind.
Habt ihr zur Kirch' euch nieder,
Der ländlichen, geneigt,
Wo Opferrauch der Lieder
Aus hundert Herzen steigt?

Das heil'ge Fest der Pfingsten
Versammelt dort vorm Herrn
Die Größten und Geringsten
Aus Hütten nah und fern.
Ihr Engel, nehmt die Stimmen,
Und laßt den vollen Chor
Wie Blumendüfte schwimmen
Zu Gottes Thron empor.

Doch von den Stimmen eine,
Die meiner Liebsten ist,
Die nehme du alleine,
Der du ihr Engel bist;
Und leg' am Thron sie nieder,
Dort soll sie für mich flehn,
So wie hier Freimunds Lieder
Für sie zum Himmel gehn.

3.

Liebchen, meine Freunde raten
Edlem Lehrstand mich zu weihn,
Auszustreuen goldne Saaten
In der Jugend frische Reihn.

Ob in mir ich solche Körner
Heg', ist wenig mir bewußt;
Sie zu säen zwischen Dörner
Hab' ich völlig keine Lust.

Bin ich selbst doch in der Wilde
Aufgewachsen ohne Zucht.
Ohne daß ich andre bilde,
Will ich tragen meine Frucht.

Bin geworden, was ich konnte;
Werd' ein jeder, was er kann!
Wie ich mich an keinem sonnte,
Biet' ich Licht auch keinem an.

Sollt' ich ernst gelehrte Sachen
Pred'gen? Mir ein schlechter Spaß,
Oder lehren Verse machen?
Selber kann ein jeder das.

Liebchen! Ab vom Lehrerstuhle
Wendet sich zu dir mein Sinn.
Wo ich halten soll die Schule,
Mußt du sein die Schülerin.

Meine Weisheit will ich träufen
Dir mit Küssen in die Brust,
Alle Geistesblüten häufen
Um dich her zu Schmuck und Lust.

Warum sollt' ich meine Saaten
Fremden Feldern anvertraun,
Da mich Gott so wohl beraten,
Daß ich darf mein eignes baun?

Pflanzen will ich stets vom frischen
Und mich meiner Ernten freun,
Und kein Fremder soll mir zwischen
Meinen Weizen Unkraut streun.

4.

Wenn die Vöglein sich gepaart,
Dürfen sie gleich nisten,
Ohne Sorg', auf welche Art
Sie sich werden fristen.

Ach, daß auch der Menschen zwei
Also könnten wohnen,
Wie die Vögel frank und frei
In den Laubeskronen.

Brauchte mit der Liebsten ja
Nur ein kleines Nestchen,
Doch kein Nahrungszweig ist nah',
Der mir böt' ein Ästchen.

5.

Laß, geliebtes Angesicht,
Laß uns nicht verzagen,
Daß der Liebe Jugendlicht
Lischt in kurzen Tagen.

Ew'ge Jugend ist durch dich
Auf in mir gegangen;
Mag denn nur die ird'sche sich
Stehlen von den Wangen!

Dieses Leben, das du mir
Liebend hast gegeben,
Liebend wieder geb' ich dir
Und verschönt das Leben.

Jeder Blitz aus deinem Licht,
Jeder Schönheitsfunken,
In das Dunkel ist er nicht,
Sondern hier versunken;

In die frühlingshelle Brust
Stieg er leis' hernieder,
Ward ein stiller Keim der Lust
An dem Baum der Lieder.

Liebste! dieses Frühlings Glanz,
Den ich dir verdanke,
Freudig deinem Haupt zum Kranz
Opfr' er jede Ranke.

Wann in meines Auges Glanz
Du nicht mehr mein Lieben
Lesen kannst, so lies es ganz
Noch im Lied geschrieben.

Wann kein andrer Spiegel dir
Will die Jugend zeigen,
In des Liedes Spiegel hier
Ist sie noch dein eigen.

6.

Laß mich ihm am Busen hangen,
Mutter, Mutter! laß das Bangen.
Frage nicht: wie soll sich's wenden?
Frage nicht: wie soll das enden?
Enden? Enden soll sich's nie,
Wenden, noch nicht weiß ich, wie!

7.

Eines hat mich oft erstaunet,
Liebste! wenn die Fremden nahn,
Wie du scherzen frohgelaunet
Kannst, als sei dir nichts getan.

Durch die tausend Nichtigkeiten
Förmlicher Geselligkeit
Weißt du heiter hinzugleiten,
Rechts und links Aufmerksamkeit.

Ist dir nicht, seit du empfangen
Diesen Himmel in der Brust,
Für die Welt der Sinn vergangen
Und für ihren Tand die Lust?

Liebste! mir, seit ich getrunken
Habe deinen heil'gen Kuß,
Ist das Irdische versunken
Und die Welt ein Überfluß.

Sie zu sehen, sie zu hören,
Ihr gesehn, gehört zu sein,
Kann nur das Bewußtsein stören,
Daß ich lebe dir allein.

Laß mich diese Last nicht tragen,
Mit den andern umzugehn,
Denen ich doch nicht darf sagen,
Wie durch dich mir ist geschehn.

Aber du vermagst im Herzen
Tief zu bergen dies Gefühl,
Außen munter fort zu scherzen
In dem muntern Weltgewühl.

8.

Horch nur, Mutter, horch, wie schön
Draußen mein Geliebter schilt.
Weiß nicht, wem und was es gilt,
Doch mir ist's ein Wohlgetön.

Sprach die Mutter: Das ist selten,
Kann die Liebe so erblinden?
Wird er einst als Ehmann schelten,
Mögest du's so schön auch finden.

9.

Mir ist, nun ich dich habe,
Als müßt' ich sterben.
Was könnt' ich, das mich labe,
Noch sonst erwerben?

Mir ist, nun ich dich habe,
Ich sei gestorben.
Mir ist zum stillen Grabe
Dein Herz erworben.

10.

Ich weiß, daß mich der Himmel liebt,
Weil du mich liebst, mein Leben!
Daß er mir meine Schuld vergibt,
Weil er dich mir gegeben.

Ja, weil du schwörst, daß ohne mich
Kein Glück dir könne lachen,
Muß, um zu machen glücklich dich,
Der Herr mich glücklich machen.

11.

Sie sprach: Erschrick nicht! sie ist dein,
Ist dein auf Tod und Leben.
Ich sprach: Und bist du, bist du mein?
Wie sollt' ich denn nicht leben?

Wie sollt' ich die Unendlichkeit
Der Lieb' am Busen tragen
Und von der neuen Seligkeit
Nicht überwältigt zagen!

12.

Mein Lieben blicket an das Lied,
Und mein Gesang die Lieb' ansieht.
Sie blicken stets einander an,
Als wär' es ihnen angetan.
Sie sehen sich so wonnereich,
Das eine schön dem andern gleich;
Sie können ab davon nicht stehn,
Einander immer anzusehn.

Rückblicke auf den Liebesfrühling.

Und nun nehm' ich diese Lieder
In die Hand zum letztenmal,
Und im klaren Spiegel wieder
Seh' ich meiner Jugend Strahl,
Die Blumen meines Liebesfrühlings ohne Zahl.

Aller Glanz darin vereinigt,
Auch die Schatten fehlen nicht;
Doch die äußern trüben reinigt
Ein im Innern wirksam Licht,
Der Wirkung überlass' ich Leben und Gedicht.

Ein Vollendetes hienieden
Wird nie dem Vollendungsdrang,
Doch die Seel' ist nur zufrieden,
Wenn sie nach Vollendung rang;
Ich bin mit dem zufrieden, was ich lebt' und sang.

Dir schenk' ich, was du mir geschenkt;
Was ich dir schenkte, schenk' ich wieder:
Mein Herz wird jung, so oft es denkt
Der dir gesung'nen Jugendlieder.

Wir alterten, sie blieben jung,
Und werden jung auf ewig bleiben:
Erfreue dich der Huldigung,
Daß sie von dir, von dir sich schreiben.

Merk' auf ihr schmeichelndes Getön',
Blick' in den Spiegel dieser Lieder!
Du siehst dich ewig jung und schön
Und schlägst beschämt die Augen nieder.

Fränkisches Volksliedchen

Heut' auf die Nacht
Schüttl' ich meine Birn',
Fallen s' oder fallen s' net.

Heut' auf die Nacht
Geh' ich zu meiner Dirn',
Mag sie oder mag sie net.


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