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Liebeslieder
Übersetzungen aus dem Englischen

Robert Burns

1759-1796

Lieder

Nun holt mir eine Kanne Wein
Und laßt den Becher sein von Golde;
Denn einen Trunk noch will ich weihn
Vor meinem Abschied dir, o Holde!
Am Damme dorten schwankt das Boot,
Der Fährmann schilt, daß ich verziehe;
Am Baume drüben liegt das Schiff,
Und ich muß lassen dich, Marie!

Das Banner fliegt; in langer Reih
Sieht glänzen man die blanken Speere;
Von ferne tönt das Kampfgeschrei,
Und schon begegnen sich die Heere. –
's ist nicht der Sturmwind, nicht die See,
Daß ich am Ufer hier verziehe;
Auch nicht die laute Schlacht, – 's ist nur,
Daß ich dich lassen muß, Marie!

Die süße Dirn' von Inverness
Wird nun und nimmer wieder froh;
Ihr einz'ger Gang ist in die Mess,
Sie weint und seufzt und sagt nur: O!
Drumossie Moor, Drumossie Tag,
O bittrer Tag, o blut'ges Moor!
Wo kalt und starr mein Vater lag,
Wo ich der Brüder drei verlor.

Ihr Lailach ist der blut'ge Klei,
Ihr Grab ist grün vom ersten Kraut;
Der schmuckste Bursche liegt dabei,
Den Mädchenaugen je geschaut.
Nun wehe dir, der du die Schlacht
Gewannst und sätest blut'ge Saat!
Manch Herz hast du betrübt gemacht,
Das dir doch nichts zuleide tat.

O, säh' ich auf der Heide dort
Im Sturme dich, im Sturme dich,
Mit meinem Mantel vor dem Sturm
Beschützt' ich dich, beschützt' ich dich!
O, wär' mit seinen Stürmen dir
Das Unglück nah, das Unglück nah,
Dann wär' dies Herz dein Zufluchtsort,
Gern teilt' ich ja, gern teilt' ich ja!

O, wär ich in der Wüste, die
So braun und dürr, so braun und dürr,
Zum Paradiese würde sie,
Wärst du bei mir, wärst du bei mir!
Und wär' ein König ich, und wär'
Die Erde mein, die Erde mein,
Du wärst an meiner Krone doch
Der schönste Stein, der schönste Stein.

Die finstre Nacht bricht schnell herein,
Der Sturmwind heult: mit Regen dräun
Die trüben Wolken; schwärzlich stehn
Sie über diesen nackten Höhn.
Der Jäger wandert heim vom Moor,
Das Rebhuhn duckt sich unters Rohr,
Und ich, das Herz von Sorgen schwer,
Geh' einsam hier entlang den Ayr.

Der Herbst beweint sein reifend Korn,
So früh schon von des Winters Zorn
Zerstört; am Abendhimmel sieht
Den Sturm er, wie er murrend flieht.
Kalt wird in meiner Brust das Blut,
Gedenk' ich der bewegten Flut,
Und daß ich ziehn muß über Meer,
Weit, weit von deinen Ufern, Ayr!

's ist nicht die Brandung, die das Land
Wild zürnend schlägt; nicht dieser Strand,
Mit Trümmern manchen Wracks bedeckt;
Den Sohn des Elends? – Aber trägt
Mein wundes Herz nicht Fesseln – schlägt
Mein wundes Herz nicht Fesseln? – schlägt
Es krampfhaft nicht und blutet sehr,
Da es sie bricht, dich meidend, Ayr?

Lebt wohl, ihr Schluchten und ihr Seen,
Ihr heidekrautbewachsnen Höhn!
Du grünes Tal, du stiller Pfad,
Die meiner Liebe Schmerz ihr saht!
Freund! – Feind! lebt wohl! ich segn' euch gleich!
Meine Lieb', mein Friede sei mit euch!
O, dieser Tränensturz sagt mehr
Als Worte! – Lebe wohl, mein Ayr!

Einen schlimmen Weg ging gestern ich!
Einen Weg, dem ich nicht wieder trau'!
Zwei süße Augen trafen mich,
Zwei süße Augen, lieb und blau.
Nicht war's ihr blond und wallend Haar,
Nicht war's ihr Mund, die Ros' im Tau,
Auch nicht ihre weiße Brust – es war
Ihr süßes Auge, lieb und blau.

Ihr Aug' hat mir das Herz betört,
Ihr Auge mit der dunkeln Brau';
O, tiefre Wunden, als ein Schwert,
Schlug mir dies Auge, lieb und blau! –
Geduld, mein Herz, Geduld, Geduld!
Vielleicht – doch, weh mir! weist sie rauh
Mich ab, an meinem Tode schuld
Ist dann ihr Auge, lieb und blau.

Wenn überm Berg den Abendstern
Die Melkerin sieht schweben, o!
Wenn aus der Furche schwankt das Roß,
Der Heimat zuzustreben, o!
Am Bache dort, wo taubenetzt,
Duftreiche Birken beben, o!
Da treff ich dich am Hügel,
Mein Lieb, mein Leben, o!

In dunkler Schlucht, um Mitternacht,
Hinzög' ich ohne Beben, o!
Umarmt ich dich am Ziele nur,
Mein Lieb, mein Leben, o!
Und wär die Nacht auch noch so wild,
Doch würd' ich vorwärtsstreben, o!
Doch träf ich dich am Hügel,
Mein Lieb, mein Leben, o!

Der Jäger liebt die Morgenzeit,
Der Jagd sich zu ergeben, o!
Der Fischer wählt den Mittag gern,
Sein maschig Netz zu weben, o!
Mir kann die graue Dämmrung nur
Das Herze freudig heben, o!
Dann treff' ich dich am Hügel,
Mein Lieb, mein Leben, o!

Nun kommt der Herbst, nun kommt die Jagd,
Nun kommt des Weidwerks Freude;
Die Taube girrt, das Birkhuhn schwirrt,
Und rötlich prangt die Heide.
Nun strahlt die Flur von Garben nur,
Die letzten Früchte reifen;
Ich aber will im Felde still
Mit der Geliebten schweifen.

Das Rebhuhn folgt des Pflügers Bahn,
Der Kiebitz liebt den Weiher;
Die Waldschlucht lockt den Auerhahn,
Die Wolke lockt den Reiher.
Im Holze gern, von Menschen fern,
Austönt der Turtel Klagen;
Zur Hasel flieht des Hänflings Lied
Und flieht der Drossel Schlagen.

Nach Neigung so lebt jedes froh
Und schafft sich sein Vergnügen;
Sie ziehn allein, sie ziehn zu zwein,
Sie ziehn einher in Zügen.
Du flücht'ge Brut, nun färbt dein Blut
Der Eiche dunkle Blätter;
Dein Flügel sinkt, dein Schrei verklingt
In Schuß und Horngeschmetter.

Doch, Mädchen, komm! Der West verglomm;
Vorüber huscht die Schwalbe.
Der Himmel blau, die Flur im Tau!
O sieh, wie glüht die Falbe!
O komm durchs Feld! – Sieh ruhn die Welt,
Die glückliche, die stille!
Und dort durchs Korn, o sieh den Dorn
In seiner Scharlachfülle!

Ein süß Gespräch verkürzt den Weg;
Und strahlt des Mondes Schimmer,
Dann fass' ich dich, dann küss' ich dich,
Dann sag' ich: Dein auf immer!
Kein Garbenjahr, kein Herbst fürwahr
Lohnt so des Landmanns Streben
Als mich zur Stund' dein süßer Mund,
Mein Herz, mein einzig Leben!

Mein Lieb ist eine rote Ros',
Die frisch am Stocke glüht;
Eine rote, rote Ros'! Mein Lieb
Ist wie ein süßes Lied!

Mein Lieb, so schmuck und schön du bist,
So sehr auch lieb' ich dich;
Bis daß die See verlaufen ist,
Süße Dirne, lieb' ich dich!

Bis daß die See verlaufen ist,
Und der Fels zerschmilzt, mein Kind,
Und stets, mein Lieb, so lang mein Blut
In meinen Adern rinnt!

Leb' wohl, leb' wohl, mein einzig Lieb!
Leb' wohl auf kurze Zeit!
Leb' wohl! ich kehr', und wär' ich auch
Zehntausend Meilen weit!

Mein Herz ist schwer, Gott sei's geklagt!
Mein Herz ist schwer für Einen;
O Gott, eine lange Winternacht
Könnt' wachen ich für Einen!
O Leid, für Einen!
O Freud', für Einen!
Die ganze Welt könnt' ich durchziehn
Für Einen!

Ihr Mächte reiner Liebe hold,
O lächelt mild auf Einen!
Schützt vor Gefahr ihn, bringt gesund
Zurück mir meinen Einen!
O Leid, für Einen!
O Freud', für Einen!
Ich tät', – o Gott, was tät' ich nicht
Für Einen!

John Andersohn, mein Lieb, John,
Als ich zuerst dich sah,
Wie dunkel war dein Haar, und
Wie glatt dein Antlitz da!
Doch jetzt ist kahl dein Haupt, John,
Schneeweiß dein Haar und trüb
Dein Aug'; doch Heil und Segen dir,
John Andersohn, mein Lieb!

John Andersohn, mein Lieb, John,
Bergauf stiegst du mit mir;
Und manchen lust'gen Tag, John,
Zusammen hatten wir.
Nun geht's den Berg hinab, John,
Doch Hand in Hand! komm, gib
Sie mir! in einem Grab ruhn wir,
John Andersohn, mein Lieb!

O, wär' mein Lieb die rote Ros',
Die auf des Schlosses Mauer glüht!
O, wär' ich selbst der Tropfen Tau,
Den man im Kelch der Rose sieht!

An ihrer Brust die ganze Nacht
Läg' ich und schwelgt' in trunkner Lust;
Bis morgens, wo der Tag erwacht,
Läg' ich an ihrer süßen Brust.

O, wär' mein Lieb ein Holderstrauch,
Wie der, voll Blumen jeder Ast!
O, wär' ich selbst ein Vögelein!
Auf seinen Zweigen hielt' ich Rast.

Wie wollt' ich trauern, säh' ich ihn
Entblättern des Novembers Wehn!
Wie singen, sähe blühend und grün
Ich wieder ihn im Lenze stehn!

Nun, wer klopft an meine Tür? –
     Ich, mein Schatz! sprach Findlay. –
Geh nach Haus! was treibst du hier? –
     Gutes nur! sprach Findlay. –
Wie ein Räuber schleichst du doch! –
     Raub' auch gern! sprach Findlay. –
Treibst vor Morgen Unfug noch! –
     Allerdings! sprach Findlay.

Ständ' ich auf und ließ dich ein, –
     Laß mich ein! sprach Findlay. –
Schlief ich wohl nicht wieder ein! –
     Kann wohl sein! sprach Findlay. –
Wärst du bei mir im Gemach, –
     Wär' ich's erst, sprach Findlay, –
Gingest du wohl nicht vor Tag; –
     Freilich nicht! sprach Findlay.

Aber nimm, bleibst du die Nacht, –
     Ja, ich bleib'! sprach Findlay; –
Auf dem Heimweg dich in acht! –
     Fürchte nichts! sprach Findlay. –
Aber was im Kämmerlein –
     Auch geschieht, sprach Findlay; –
Halt's geheim, verschweig es fein! –
     Ganz gewiß! sprach Findlay.

Herzig Hexchen

Herzig Hexchen, zierlich Hexchen,
     Kosig Hexchen, wärst du mein,
Stets zu wahren dich, mein Kleinod,
     Trüg' ich dich im Herzensschrein.
Sehnend schau' ich und verlangend
     In die süßen Augen dein,
Und mein Herz, es stocket, bangend,
     Ob du jemals werdest mein.

Witz und Anmut, Lieb' und Jugend
     Schmücken dich im Glanzverein;
Lieben dich ist Pflicht und Tugend,
     Göttin du der Seele mein!
Herzig Hexchen, zierlich Hexchen,
     Kosig Hexchen, wärst du mein,
Stets zu wahren dich, mein Kleinod,
     Trüg ich dich im Herzensschrein.

Der Kuß

Feuchtes Siegel zärtlicher Triebe,
     Künftigen Glückes teuerstes Pfand,
Jungfräulicher Kuß, Schneeglöckchen der Liebe,
     Junger Freundschaft innigstes Band;

Beredtes Schweigen, stummes Erklären,
     Spiel der Kinder, und werdendes Leid,
Taubenliebkosung, keusches Gewähren,
     Rosig Dämmern schönerer Zeit;

Leidvolle Seligkeit, Abschiedsgrüßen,
     Wenn zögernde Lippen auf ewig sich fliehn –
Den Rausch, den heiligen, schaurig süßen,
     Wer schilderte je mit Worten ihn!

Felicia Hemans

1793-1835

Die gebrochene Blume

O trag sie an der Brust, mein Lieb,
Noch einen Augenblick!
Ihr Lächeln floh, ihr Reiz ist hin,
Ihr Duft doch blieb zurück.
Drum einer Zeit zulieb, die war,
Wirf sie nicht von dir, ach!
Sie blüht' in ihrer Schwestern Schar
Einen langen goldnen Tag,
     Mein Lieb!
Einen langen goldnen Tag!

Noch eine kurze Zeit, mein Lieb,
Soll dich ihr Duft umwehn;
An deinem Herzen soll sie ruhn,
Verwelkt und doch noch schön!
Doch selbst dein Herz nicht, warm und weich,
Schützt sie vor Todeshand:
– O! ich bin deiner Blume gleich,
Zu spät, zu spät erkannt,
     Mein Lieb!
O Gott, zu spät erkannt!

Thomas Moore

1779-1852

Who is the maid?

St. Hieronymus' Geliebte.

Wer ist sie, die mein Herz begehrt,
Was lästernd auch der Leumund spricht?
Ward ihrer Wange Rot gewährt?
Erglänzt ihr Aug' von ird'schem Licht?
O nein, von mitternächt'gem Flehn
Sind ihre Blicke trüb und hohl,
Und wird ein Licht oft drin gesehn,
So kam sein Strahl von oben wohl!

Und nicht bei denen such' ich sie,
Die eitel nahn des Ew'gen Schrein!
Die vor ihm beugen nur das Knie,
Geschmückt mit Kränzen und Gestein!
Nicht füllt die Brust der Himmel ganz,
Die sich mit Pracht umgeben mag;
Und sie, die glühend von ird'schem Glanz
Ob ihrer Schwäche klagt, bleibt – schwach.

Nicht so die trauernde Gestalt,
Die meine Lust, weil sie verblüht!
Ihr ganzer Reiz die Allgewalt
Des Heilgenscheins, der sie umglüht!
Nein, solch ein Leuchten, rein und klar,
Ward üpp'ger Schönheit nie gewährt!
Nur ihr, die, wie auf dem Altar
Die Lampe, zitternd sich verzehrt.

Will you come to the bower?

Willst kommen zur Laube, so schattig und kühl?
Da dienen uns Rosen voll Taues zum Pfühl.
Willst du, willst du, willst du, willst du
Kommen, mein Lieb?

Da ruhst du auf Rosen wohl unter dem Strauch,
Errötend die Wänglein, doch Lächeln im Aug'.
Willst du, willst du, willst du, willst du
Lächeln, mein Lieb?

Doch röter als Rosen, mein Lieb, ist dein Mund,
Und süßer als Tau ist dein Küssen zur Stund'.
Willst du, willst du, willst du, willst du
Küssen, mein Lieb?

Und, o, dann der Freuden, die süßer fürwahr
Als Tau und als Rosen und Küsse sogar!
Willst du, willst du, willst du, willst du
Willst nicht, mein Lieb?

Die Lieb' allein

Soll uns dein Reiz entzücken, so gewinn'
Erst unser Herz, dort bist du Königin:
Schönheit, wenn Herz ihr fehlt, wirft kalten Schein,
Ihr göttlich Recht gibt ihr die Lieb' allein.

Was wär' die Ros' in ihrer stolzen Pracht,
Hätte die Sonn' ihr Duften nicht entfacht?
Ähnlich wie Blumen nur im Licht gedeihn,
Erblüht die Maid im Strahl der Lieb' allein.

Schön wie dein Reiz auch lacht im Spiegel klar,
Trau nicht dem Glanz, er schwindet Jahr um Jahr;
Soll er dir bleiben ewig schön und rein,
Zum Spiegel mach' ein liebend Aug' allein.

Walter Scott

1771-1832

Jock von Hazeldean

»Sprich, Fräulein, warum härmst du dich?
Sprich, warum weinst du laut?
Meinem jüngsten Sohn vermähl' ich dich,
Ihm geb' ich dich zur Braut!
Mein jüngster Sohn wird dein Gemahl,
Und du, mein Kind, freist ihn!«
Doch Ihre Tränen flossen, ach!
Um Jock von Hazeldean.

»Bald, Mädchen, ist dein Trotz entflohn,
Versiegt der Tränen Quell!
Mein Frank ist Herr von Errington,
Ist Lord von Langley Dale!
Er ist der erste fern und nah;
Gern mag das Schwert er ziehn!«
Doch Ihre Tränen flossen, ach!
Um Jock von Hazeldean.

»Ich gebe dir ein goldnes Band
Wohl in dein braunes Haar,
Und einen Falken auf die Hand,
Und einen Zelter gar!
Als Jägerfürstin sollst du dann
Den Forst mit uns durchziehn!«
Doch ihre Tränen flossen, ach!
Um Jock von Hazeldean.

Die Kirche prangt im Sonntagsstaat
Früh bei des Morgens Graun.
Der Priester wartet im Ornat
Und edle Herrn und Fraun.
Doch nirgendwo die Braut! Man sucht
Sie überall – doch kühn
Hat über die Grenze sie entführt
Ihr Jock von Hazeldean.

Der Troubadour

Vor seiner Dame Fenster stand
Ein Troubadour, ein Feind von Sorgen,
Sang liebeglühend, ruhmentbrannt,
Ihr seinen letzten guten Morgen:
     »Dem Vaterlande meinen Arm,
     Mein Herz weih' ich der Liebsten nur!
     Für Lieb' und Ehre frisch ins Feld,
     So schickt sich's für den Troubadour!«

Und als er nun im ehrnen Kleid
Hinauszog aus des Schlosses Pforte,
Da tönten, treu der holden Maid,
Noch seines Liedes letzte Worte:
     »Dem Vaterlande meinen Arm,
     Mein Herz weih' ich der Liebsten nur!
     Für Lieb' und Ehre frisch ins Feld,
     Eil' ich, ein tapfrer Troubadour!«

Los brach die Schlacht mit ihrem Dräun,
Da sprengt' er vor und ritt und rang.
Vom Roß hernieder durch die Reihn
Ertönte laut noch sein Gesang:
     »Mein Leben gern dem Vaterland,
     Mein Herz weih' ich der Liebsten nur!
     Für Lieb' und Ehre Kampf und Tod,
     So ziemt es sich dem Troubadour!«

Und, ach! er fiel – im Blutgefild'
Erlag er seiner Feinde Degen;
Allein, gelehnt auf seinen Schild,
Jauchzt er dem Tode froh entgegen:
     »Mein Leben gern dem Vaterland,
     Mein Herz weih' ich der Liebsten nur!
     Für Lieb' und Ehr' den schönsten Tod
     Erkämpfte sich der Troubadour!«

O sag' mir, wie dich frein

Steht meiner Dame Kühnheit an,
Gleich schwing' ich mich aufs Pferd,
Und stark und fest im Sattel sei,
Wer ihres Danks begehrt.
Deine Farben trag' ich auf dem Hut,
Dein Bild im Herzen treu,
Und wer sich deinem Aug' nicht neigt,
Dem bringt es Leid und Reu'.
     Drum sag' mir, wie dich frein, o Lieb;
     O sag' mir, wie dich frein!
     Und ob um dich die andern mich
     Verschmähn, ich will's nicht scheun!

In Samt und Seide will ich gehn,
Ergötzt dich bunte Pracht,
Bei Tag will ich dein Knappe sein,
Dein Wächter bei der Nacht!
Gewinnt dich süßer Töne Schall,
Versuch's und höre mich!
Deine eigne Stimme raub ich dir,
Zu frein mit ihr um dich!
     Drum sag' mir, wie dich frein, o Lieb;
     O sag' mir, wie dich frein!
     Und ob um dich die andern mich
     Verschmähn, ich will's nicht scheun!

Doch wenn die Liebe dich gewinnt:
Nie brach ich meinen Schwur,
Keiner andern gab ich Wort und Pfand,
Dich lieb' ich einzig nur!
Für dich allein reit' ich den Ring,
Trage Blau für dich allein;
Übe Lied und Schwert auf deinen Wink,
O sag' mir, wie dich frein!
     Ja sag' mir, wie dich frein, o Lieb!
     O sag' mir, wie dich frein!
     Und ob um dich die andern mich
     Verschmähn, ich will's nicht scheun!

Alfred Tennyson

1809-1892

Das Bettlermädchen

Die Arme kreuzend auf der Brust,
Barfuß in Schönheit stand sie da;
So trat sie, aller Augen Lust,
Hin vor dein Schloß, Cophetua!
In Kron' und Staat der König naht;
Er grüßt sie, was er grüßen mag.
»Kein Wunder!« sprach der ganze Hof,
»Denn sie ist schöner als der Tag!«

Gleichwie der Mond durch Wolkenrauch,
So schien sie durch ihr arm Gewand.
Der pries ihr Haar und der ihr Aug',
Der ihre Knöchel, ihre Hand.
Solch ein Gesicht, so lieb, so licht,
Beglückte nie noch dieses Tal.
Cophetua schwur einen Königsschwur:
»Dies Bettlerkind wird mein Gemahl!«


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