Armand (Friedrich Strubberg)
Saat und Ernte
Armand (Friedrich Strubberg)

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Zweites Kapitel.

Während dieser Zeit saß Harry Williams an der Seite einer reich geputzten Dame in seinem Sopha und suchte sie unter Schmeichelreden und liebevollen Aufmerksamkeiten zu bewegen, ihr Glas, welches er abermals mit Champagner gefüllt hatte, zu leeren. Sie bewohnte mit ihm denselben Gasthof, in welchem sie als die Frau eines Herrn Sulton vor kurzem angekommen war, und hatte an diesem Abend Harry's Einladung angenommen, in seinem Salon ein Glas Champagner mit ihm zu trinken, denn Sulton war schon seit einigen Tagen abgereist, um im Staate Ohio Geschäften nachzugehen. Harry hatte sich der vereinsamten Dame sogleich angenommen, führte sie zu Tische, begleitete sie vormittags auf ihrer Promenade, fuhr sie bei Sonnenuntergang spazieren und ging abends mit ihr zur Kirche. Diese Aufmerksamkeiten des schönen, reichen, jungen Mannes verfehlten nicht, einen vortheilhaften Eindruck auf die

Dame zu machen und ihm den Weg zu ihrer Gunst zu bahnen. Schon nach Verlauf der ersten Tage vertraute sie ihm unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit an, daß sie noch nicht mit dem Herrn Sulton verheirathet sei und daß sie dieserhalb auch kein Unrecht darin erkennen könne, während dessen Abwesenheit die Artigkeiten eines so liebenswürdigen Mannes, wie Herr Williams, anzunehmen. Durch ihr häufiges Zusammensein waren sie bald sehr bekannt mit einander geworden und in einem traulichen Gespräch hatte die Dame ihrem jungen Freunde Harry einen Blick in das Leben und den Charakter ihres sogenannten Gatten thun lassen. Sie sagte ihm, daß derselbe eine unglaubliche Geschicklichkeit darin besäße, Papiergeld nachzumachen, Geschriebenes von einem Papier zu entfernen und Buchstaben zu verändern oder durch andere zu versetzen. Sie rühmte seine Kunst mit einem gewissen Stolze und sagte, daß er für Veränderungen einzelner Worte in Documenten schon Tausende bezahlt erhalten habe.

Harry hatte diese Mittheilungen mit dem allergrößten Interesse vernommen, und an diesem Abend, als er mit der Dame bei dem schäumenden Weine ein so ungestörtes Plauderstündchen hielt, fragte er sie, ob Herr Sulton sich wohl dazu verstehen werde, ihm die Kunst, Schrift von einem Papier entfernen, zu lehren; es sei ihm daran gelegen, in das Geheimniß eingeweiht zu werden, um einen bedeutenden Betrug, der in dieser Weise an ihm begangen sei, zu beweisen. Er erklärte sich zugleich erbötig, ein hohes Lehrgeld dafür zu zahlen, und die Dame übernahm es, den Künstler bei seiner Rückkehr für Harry's Wunsch zu stimmen. Dieser, im Dankgefühl für das Versprechen der Schönen, bot nun alle seine Liebenswürdigkeit auf, ihre freundlichen Gesinnungen für sich noch mehr zu beleben, er ließ ein feines Abendessen auf das Zimmer bringen, credenzte ihr dabei die kostbarsten Weine und überraschte sie schließlich noch mit einem ihrer Lieblingsgetränke, mit Ananaspunsch.

Am folgenden Morgen ertönte schon zum dritten Male die Glocke, die zum Frühstück rief, als Harry sich mit großer Anstrengung den Armen des Schlafes entwand und sich von seinem Lager erhob. Er hatte schnell Toilette gemacht und war im Begriff, sich in den Speisesaal zu begeben, als ein schwarzer Diener in sein Zimmer trat und ihm einen Brief von Herrn Dandon brachte. Das Schreiben enthielt in den höflichsten Worten eine Einladung für heute zum Mittagsessen.

Harry legte den Brief auf den Tisch, griff in die Tasche und reichte dem Schwarzen zwei Dollars mit den Worten hin:

»Das ist für Deinen Weg, Bob, oder wie Du heißen magst. Sage Deinem Herrn, ich ließe mich ihm ergebenst empfehlen und würde die Ehre haben, mich zur bestimmten Zeit bei ihm einzufinden.«

Der Schwarze öffnete, auf die zwei blanken Dollars in seiner Hand schauend, seine Augen vor Verwunderung immer weiter und schien seiner Sache nicht gewiß zu sein, ob er das Geld mitnehmen solle, Harry aber, der dies bemerkte, sagte:

»Die zwei Dollars gehören Dir, Bob; für mich hebt Niemand eine Hand oder einen Fuß auf, ohne daß ich ihn dafür bezahle. Du gefällst mir außerdem. Du bist ein gescheidter, gewandter Bursche und magst Dich mitunter bei mir melden, vielleicht habe ich diesen oder jenen kleinen Auftrag, den Du für mich ausrichten kannst. Nun geh, Bob, und empfiehl mich Deinem Herrn.«

Der Neger konnte vor Verwunderung kaum sein: »Danke, Herr!« hervorstottern und verließ mit vielen tiefen Verbeugungen das Zimmer. Kaum aber hatte er die Thür hinter sich geschlossen, als Harry den Brief Dandon's vom Tische nahm und ihn abermals öffnete. Sein Blick heftete sich zuerst auf den Namenszug, auf welchem er eine Zeit lang verweilte, und dann schaute er, wie einem Gedanken folgend, hin und her über die Schrift.

»Er schreibt eine ebenso ungewöhnliche Hand, wie er sich ungewöhnlich kleidet«, sagte Harry sinnend vor sich hin und faltete langsam den Brief wieder zusammen.

Nun begab er sich in den Speisesaal, wo er sich allein zum Frühstück an der langen Tafel niederließ, denn die übrigen Gäste hatten dasselbe lange vor ihm eingenommen. Als er den Saal wieder verließ, trat er auf die hohe Treppe vor dem Hause und wußte für den Augenblick nicht, was er beginnen sollte. Die Luft war aber so erfrischend und einladend und that ihm nach der verschwelgten Nacht so wohl, daß er in die Straße trat und ohne bestimmtes Ziel in derselben hinwandelte. So erreichte er den Markt, der bereits von Käufern und Verkäufern verlassen war, und trat in das Hallengebäude, in welchem man hier und dort noch solche Lebensmittel feilbot, welche zu jeder Tageszeit verlangt wurden. An einem der Pfeiler saß eine alte Negerin, die Maismehl, geschälten ganzen Mais, getrocknete Bohnen und Erbsen, Sellerie, süße Kartoffeln und Gemüse verschiedener Art zu verkaufen hatte, und vor ihr stand Lucy, die Dienerin der Madame Newberry, mit einem Körbchen am Arm und untersuchte die weißen Bohnen, welche in einem Sack auf dem Tische standen.

Ihre Gestalt war Harry schon von weitem aufgefallen, und als er näher trat, wurde er von ihrer Schönheit so überrascht, daß er neben ihr stehen blieb und sagte:

»Ei, Du bist ja ein reizendes Mädchen; wie heißest Du denn?«

Lucy sah sich verwundert nach Harry um und schlug, dem Blick des hübschen, vornehmen Herrn begegnend, erröthend die Augen nieder.

»Du brauchst Dich nicht zu schämen, Du süßes Mädchen; Du bist der Bewunderung eines jeden fühlenden Gentlemans werth. Sage mir doch Deinen Namen«, fuhr Harry mit aller Weichheit seiner Stimme fort und legte seine Hand liebkosend unter ihr Kinn.

»Ich heiße Lucy, Herr«, antwortete diese mit weniger Bangigkeit und hob ihre großen glänzenden Augen zu Harry auf.

»Und bei wem bist Du?«

»Ich gehöre Madame Newberry«, antwortete Lucy freundlich.

»Ist es nicht sündhaft, daß ein solcher Engel Jemand als ein Stück Eigenthum angehört!« sagte Harry mit tief gefühlvollem Tone. »Wärest Du bei mir in Texas, so würdest Du meine Herrin und ich Dein Sklave sein; dort ist Jedermann frei, welche Farbe seine Haut auch trägt, und nur der eigene Wille, das Herz macht ergeben und unterwürfig. Ich könnte Dich zum Verzweifeln lieben, Du reizender Engel!«

Dabei zog Harry seine Börse aus der Tasche, nahm ein Goldstück daraus hervor und drückte es Lucy mit den Worten in die Hand:

»Dafür kaufe Dir etwas, was Dir Freude macht, und wenn Du an mich denkst, so glaube, daß ich Dir gut bin und Dich sehr lieb habe.«

Dann reichte er auch der alten Negerin einen Dollar hin, strich Lucy nochmals über die Wange und schritt mit den Worten davon:

»Denke an mich, Du liebes Mädchen.«

»Mein Gott, er hat mir fünf Dollars gegeben. Wenn es Madame Newberry hört, so wird sie mich schelten, daß ich sie angenommen habe«, sagte die Mulattin und zeigte der Negerin das Goldstück.

»Du Närrchen, Du wirst wohl nicht so dumm sein und es Deiner Herrin auf die Nase binden. Für fünf Dollars kannst Du Dir viele schöne Sachen kaufen, und wenn Dich Deine Madame fragt, woher Du sie hast, so sagst Du ihr, Du habest sie geschenkt bekommen. Komm heute Abend zu mir – Du weißt ja, wo ich wohne – dann will ich Dir das Geld wechseln und uns Kuchen und etwas Gutes zum Trinken holen. Ich wünschte, der Herr käme alle Tage hierher. Hast Du ihn Dir denn wohl recht angesehen, wie schön er war? Einen so feinen Liebhaber nähme die erste, vornehmste Dame in der Stadt.«

Lucy sagte nichts über Harry, ihre Wangen aber glühten, ihr Herz schlug schnell und ein wonniges Gefühl, wie sie es noch nicht gekannt hatte, durchströmte ihre Nerven. Sie kaufte schnell die Bohnen, versprach der Negerin, sie heute Abend zu besuchen, und eilte fliegenden Schritts nach Hause.

Die von Dandon zum Mittagsessen bestimmte Stunde kam heran. Harry hatte mit der allergrößten Sorgfalt seine Toilette beendet, trat nochmals vor den Spiegel und begab sich dann auf den Weg nach Dandon's Haus. Er hatte dasselbe erreicht, die hohe Marmortreppe erstiegen und war im Begriff, die Schelle zu ziehen, als die Thür sich öffnete und Lucy hinausschreiten wollte. Sie fuhr erschrocken in den Corridor zurück, Harry aber trat rasch zu ihr ein, ergriff ihre Hand, preßte seine Lippen darauf und sagte:

»Du liebliches, schönes Mädchen, ich muß Dich bald wiedersehen, hörst Du?«

Mit einem glühenden Blick eilte er dann von ihr hinweg und die breite Treppe hinauf in den ersten Stock, wo ein schwarzer Diener die Salonthür für ihn öffnete.

Dandon selbst empfing ihn hier mit der zuvorkommendsten Höflichkeit und führte ihn nach dem Tische, um den die schon anwesenden Gäste sich erhoben und hinter welchem Blancha in dem Sopha saß.

Harry schritt rasch bis zu dieser vor und verneigte sich tief vor ihr, während ihr Vater ihn als Herrn Williams aus Texas ihr vorstellte, dann aber wandte er sich zu den Herren, mit denen ihn Dandon nun gleichfalls der Reihe nach bekannt machte.

Der letzte, dem er vorgestellt wurde, war Albert Randolph, welcher während der ganzen Zeit seinen erstaunten Blick auf ihn geheftet hatte.

»Herr Williams, Herr Randolph«, sagte Dandon und beide verneigten sich gegenseitig. Beide hatten einander erkannt, doch beide berührte dies Erkennen unangenehm, Albert, weil ihm die Nacht einfiel, in welcher der alte Williams seines Vaters Mulatten so unmenschlich auspeitschen ließ. Harry, weil der stolze Name Williams in Kentucky einen bösen Klang bekommen hatte. Sie wandten sich schweigend von einander ab, Albert, um mit einem der Herren seine Unterhaltung fortzusetzen, Harry aber, um sich Blancha Dandon zu nahen.

Ihre Schönheit hatte ihn schon beim Eintreten in den Salon überrascht und mit Bewunderung richtete er jetzt seinen Blick wieder auf ihre reizende Gestalt. Harry's berechnender Geist konnte aber bei allem Zauber ihrer Erscheinung die reiche Erbin nicht in ihr übersehen, und im Bewußtsein des Eindrucks, den er auf den alten Dandon gemacht hatte, baute er im Augenblick sein

Luftschloß und sah sich im Geiste als Gemahl der schönen Blancha und als Eigenthümer ihres dereinstigen großen Vermögens.

Er hatte die Verlegenheit, welche ihn bei dem Erkennen Albert's ergriff, überwunden, trat nun mit der unbefangenen Sicherheit, die ihm so eigen war, zu Blancha hin und sagte mit gefühlvollem Tone:

»Endlich wird mir das heiß ersehnte Glück zu Theil, schönes Fräulein, in Ihre beseligende Nähe treten zu dürfen und von Angesicht zu Angesicht den Inbegriff von Lieblichkeit und Anmuth zu bewundern.«

Der freundliche, heitere Ausdruck auf Blancha's Antlitz, mit dem sie Harry empfangen, verschwand bei dessen Worten von ihren Zügen, es zog wie eine dunkle Wolke über ihre Stirn und sich gerader setzend, sah sie ihm ernst und stolz in die Augen.

Mit magischer Gewalt trieb ihr unbeweglicher Blick die süßen Worte, die noch auf Harry's Lippen schwebten, von ihnen zurück, und für einen Augenblick hatte er seine Fassung verloren, dann aber ermannte er sich wieder und fuhr mit noch schmelzenderer Stimme fort:

»Wer kann in das Licht der Sonne treten, ohne deren göttliche Macht zu fühlen und sie anzubeten!«

Hier aber stockte Harry abermals in seiner Rede, denn Blancha's noch immer regungsloser Blick war noch ernster, noch stolzer geworden und mit kalter Stimme sagte sie nun, als ob sie seine Worte gar nicht gehört hätte:

»Werden Sie sich noch lange in Natchez aufhalten, Herr Williams?«

Die Frage war ihm, wenn auch eine bittere Medicin, doch in seiner augenblicklichen Verlegenheit willkommen und er antwortete rasch:

»Leider nicht so lange, als mich meine Neigung wohl hier halten möchte; meine Güter in Texas beanspruchen bald meine Gegenwart.«

Während Harry diese Worte aber sagte, warf er einen Blick nach Albert hinüber, als wolle er sich überzeugen, ob derselbe seine Niederlage bemerkt habe, und wie ein Dolchstich fuhr es ihm durchs Herz, als er dessen Augen freudig glänzend auf Blancha gerichtet sah, die ihm in diesem Augenblick mit den ihrigen mild und seelenvoll begegnete. Harry verstummte und wurde bleich, er legte sich in seinem Sessel zurück und spielte mit der zierlichen Goldkette an seiner Uhr.

Jetzt trat ein Diener ein und zeigte an, daß das Essen aufgetragen sei. Alle erhoben sich. Herr Ferghussen, der reichste Mann in der Stadt, gab Blancha seinen Arm, um sie zu Tische zu führen, Dandon nahm Harry bei der Hand und alle folgten der Dame nach dem Speisesaale. Eine fürstliche Pracht war hier entfaltet, wenn auch in Ausstattung und Anordnung der eigenthümliche Geschmack Dandon's nicht zu verkennen war, denn wie seine Röcke, Westen und Beinkleider stets in den buntesten Farben spielten, so trugen hier Vorhänge, Möbel und Teppich alle Farben des Regenbogens. Die Tafel aber war mit glänzendem Silber- und Goldgeschirr überladen, und auf den Nebentischen waren die Speisen mit großen silbernen Glocken bedeckt. Viele schwarze Diener in blendend weißen Anzügen umstanden den Tisch, bereit, die Gäste zu bedienen. Dandon führte Harry an die rechte Seite seiner Tochter, während zu ihrer Linken der reiche Ferghussen Platz nahm.

Kaum hatten sie sich niedergelassen, als Blancha sich mit Artigkeit zu Harry wandte und ihn fragte:

»Aus welchem Staate sind Sie gebürtig, Herr Williams? Texas ist wohl nicht Ihr eigentliches Vaterland.«

»Aus Kentucky«, antwortete Harry mit gedämpfter Stimme und sah nach Albert hinüber, der an dem andern Ende des Tisches saß.

»Dann haben Sie einen Landsmann hier; Herr Randolph ist auch in Kentucky geboren. Vielleicht kennen Sie seine Familie?«

»Doch nicht, Fräulein, ich zog schon als Knabe nach Texas.«

»Nun, dann wird er Ihnen als Dichter Albert bekannt sein; diesen feiert ja jeder Amerikaner.«

»Bis jetzt, Fräulein, ist von der Civilisation nur die Prosa nach Texas vorgedrungen, der Poesie fehlt es dort noch an fruchtbarem Boden«, entgegnete Harry mit leichterem Tone und fügte nach einigen Augenblicken noch hinzu: »Um poetische Gefühle in sich zu wecken, muß man nach Natchez kommen.« Blancha beachtete die letzten Worte Harry's nicht und fragte ihn nun über die politischen und gesellschaftlichen Zustände in Texas.

Dandon, welcher neben Harry oben am Tische saß, hielt seine Aufmerksamkeit auf dessen Unterhaltung mit seiner Tochter gerichtet und fiel jetzt in dieselbe ein, indem er sagte:

»Alles, was Texas fehlt, um es zum reichsten Lande dieses Continents zu machen, ist die Wohlthat der Sklaverei. Was wäre unser Süden ohne diese Arbeitskraft!«

»Die Zeit dieser Wohlthat ist in Texas nicht fern, Herr Dandon, und wenn sie kommt, so wüßte ich eine Unternehmung, die ihresgleichen noch nicht aufzuweisen hätte. Hunderttausende könnten dabei in wenigen Wochen verdient werden«, sagte Harry mit einem aufleuchtenden Blick, der deutlich zeigte, daß dieser Gedanke so eben zum ersten Male in ihm erstanden war.

»Und welche Unternehmung würde dies sein?« fragte Dandon neugierig.

»Ich werde mich später darüber aussprechen, verehrter Herr Dandon. Solche Geschäfte wollen ruhig überlegt sein.«

»Schon, schön, ich verstehe Sie, lieber Freund. Heute Abend gehen Sie mit mir in den Club, da sind wir ungestört und können die Sache besprechen«, versetzte Dandon und nickte Harry mit einem bedeutsamen Blick zu.

Diesem aber schien der Gedanke, der plötzlich in ihm erwacht war, von ungewöhnlicher Wichtigkeit zu sein, denn er nahm an der heitern Stimmung, welche bald allgemein wurde, wenig Antheil und man sah es ihm an, daß sein Geist sich mit etwas Anderem als mit seiner Umgebung beschäftigte.

Desto lebendiger war Albert mit seiner ganzen Seele gegenwärtig. Er erhaschte jede Gelegenheit, die ihm Blancha bot, mit ihr zu reden, und wo ihm das Wort nicht vergönnt ward, da begegnete sein Blick dem ihrigen und sagte ihr mehr, als alle Worte auszudrücken vermochten.

Sie war der belebende Funke in der Unterhaltung, sie vereinte das Gespräch der ganzen Tischgesellschaft, zwang einen Jeden, sich daran zu betheiligen, und würzte es mit geistreichen Bemerkungen, mit Scherz und Witz.

Als das Dessert aufgetragen wurde, erhob sich Blancha, wünschte den Herren zum Weine eine fröhliche Laune und verabschiedete sich von ihnen. Mehrere der jungen Männer, unter denen auch Ferghussen und Albert Randolph, baten um die Erlaubniß, sie begleiten zu dürfen, und folgten ihr aus dem Saale. Harry aber blieb bei den ältern Herren zurück und wollte den fragenden Blick Dandon's nicht verstehen.

Die Nähe dieses Randolph, dem er schon in früher Jugend feindselig gegenüber gestanden hatte, war ihm jetzt unerträglich.

Die Sonne war schon versunken, als Dandon mit seinen Gästen die Tafel verließ und dieselben zu seiner Tochter begleitete, bei welcher sie sich empfehlen wollten. Sie fanden Blancha in dem Salon mit Albert Randolph allein, denn die andern Herren hatten sich schon bei ihr verabschiedet.

»Ist Ferghussen auch schon davongelaufen?« fragte Dandon in heiterer Weinlaune, zu Blancha tretend.

»Meine Macht reichte nicht hin, die Herren länger hier zu fesseln, Herr Randolph allein hat mir ein Opfer gebracht und treulich bei mir ausgeharrt«, entgegnete Blancha nicht ganz ohne Befangenheit.

»Ja, Randolph, das will ich meinen, er ist der Retter in der Noth und hilft, wo keine Hülfe mehr zu hoffen steht«, fuhr der Alte in seinem Humor fort und wandte sich dann mit den Worten zu Harry: »Dieser junge Herr hat meiner Tochter zwanzigtausend Dollars gerettet, die ich ihr in einer verloren gegebenen Förderung zum Geschenk gemacht hatte.«

»Nein, Herr Williams, verstehen Sie meinen Vater nicht unrecht, er hat mir dieselben verehrt, nachdem durch die Geschicklichkeit des Herrn Randolph der Proceß bereits zu seinen Gunsten entschieden war«, fiel Blancha ein.

»Sehr liebenswürdig von Ihrem Herrn Vater«, sagte Harry mit erzwungenem Lächeln und wandte sich zu Dandon hin, um den Anblick des verhaßten Randolph zu meiden.

Albert trat nun zu Blancha vor, dankte ihr für die ihm erwiesene Artigkeit und empfahl sich ihr in ernster Form, worauf die andern Gäste seinem Beispiel folgten, während Dandon zu Harry sagte:

»Sie bleiben noch bei meiner Tochter, bis ich meine Toilette gewechselt habe, dann gehen wir zusammen nach dem Club.« Darauf geleitete er die andern Gäste nach der Thür, dankte ihnen dort für die Freude ihrer Gesellschaft und verließ mit einem freundlichen Wink nach Harry das Zimmer.

Dieser war wieder ganz Herr seiner selbst und sah mit der ihm natürlichen Unabhängigkeit und Festigkeit dem Augenblick entgegen, wo er mit Blancha allein sein würde, um einen neuen Angriff auf ihr Herz zu machen oder seine Niederlage an ihr zu rächen. Kaum hatte sich die Thür geschlossen, als er zu Blancha trat und mit höflichem, doch ernstem Tone sagte:

»Sie haben vor Tische meine Worte mißdeutet, Fräulein Blancha. Ich bin es Ihnen, aber auch mir selbst schuldig, Ihnen zu sagen, daß dieselben nichts Anderes als den Ausdruck eines tiefinnigen Gefühls enthielten, daß ich Sie aber bitte, dieselben als nicht gesagt zu betrachten, wenn sie Ihnen aus irgend einem mir unbekannten Grunde unangenehm waren.«

Hierbei verneigte sich Harry ehrerbietig und erwartete Blancha's Antwort.

Diese änderte nichts in ihrem Aeußern, nur schien ein leichter Schatten ihren hellen Blick zu verdunkeln.

»Setzen Sie sich, Herr Williams«, sagte sie nach einer kurzen Pause ruhig und zeigte auf den neben dem ihrigen stehenden Stuhl, und als Harry sich niedergelassen hatte, fuhr sie ebenso gelassen fort:

»Ich habe Ihnen auf Ihre Rede vor Tische und auf Ihre jetzige Erklärung nur wenige Worte zu antworten und bitte damit diese Angelegenheit zwischen uns als vollständig erledigt anzusehen. Eine jede

übertriebene Artigkeit ist eine Unhöflichkeit! Nun nicht ein Wort weiter darüber, wenn ich bitten darf.«

Harry biß sich auf die Lippen, er fühlte sich abermals besiegt und zugleich entwaffnet; doch würde er der schönen Blancha gegenüber den Kampf nicht aufgegeben haben, vor der reichen Erbin aber beugte er sich als Geschlagener und sagte:

»Ihr Wunsch, Fräulein Blancha, ist mir das heiligste Gesetz und führte es mich zum Tode! Ich werde mich bestreben, den unangenehmen Eindruck, den meine Worte gegen meine Absicht auf Sie gemacht haben, aus Ihrer Erinnerung zu verwischen, und bitte flehentlich die Gelegenheit dazu, welche nur in Ihrer Macht liegt, mir nicht vorzuenthalten.«

»Sie werden in unserm Hause stets willkommen sein, Herr Williams«, entgegnete Blancha mit einer artigen leichten Verneigung.

Da trat Dandon in einem bronzefarbenen Oberrock und mit einem goldgekrönten Stock in der Hand in das Zimmer und erklärte sich marschfertig. Harry, dem er sehr erwünscht kam, erhob sich rasch, dankte Blancha für den glücklichen Mittag, den sie ihm geschaffen, und empfahl sich ihrem geneigten Wohlwollen.

Als er mit Dandon über den Platz geschritten war und in die nächste Straße einbog, erreichte Blancha schon die Wohnung ihrer Freundin Newberry und wurde an der Thür von Albert Randolph empfangen.

Während Harry und Dandon nun in der Straße hinschritten, legte dieser, mit dem Stocke spielend, seine Hände auf den Rücken, sah seitwärts nach seinem Begleiter und sagte:

»Nun, verehrter Freund, die große Unternehmung, deren Sie bei Tische erwähnten?«

»Die brillanteste unstreitig, die in diesem Jahrhundert gemacht ist«, entgegnete Harry bedächtig, als überlege er noch, in welcher Weise er beginnen sollte.

»In der That, Sie machen mich sehr neugierig«, versetzte Dandon.

»Wir sprachen von Sklaverei in Texas und von dem großen Gewinn, der dort aus Negerarbeit zu erzielen sei«, begann Harry wieder. »Angenommen, die politischen Verhältnisse des Landes gestalteten sich so, daß Sklaverei dort eingeführt würde, so müßten einige Hundert Neger, wenn man das passende Land besitzt, ihnen volle Beschäftigung zu geben, einen ungeheuren Ertrag liefern.«

»Darüber sind wir ja einig, lieber Williams«, fiel Dandon ein, »nur liegt die Hauptbedingung, die Einführung der Sklaverei, noch zu sehr in blauer Ferne, als daß man darauf speculiren könnte.«

»Ich sagte ja: angenommen, daß diese Bedingung erfüllt sei, oder besser, mit aller Wahrscheinlichkeit in der Kürze erfüllt werden würde, dann wäre die Zeit zu meiner großen Unternehmung gekommen.«

»Und die Unternehmung selbst, worin würde sie bestehen?« fragte Dandon ungeduldig.

»Es ist Ihnen bekannt, daß infolge der Verträge zwischen England und Spanien in Bezug auf den Sklavenhandel diese beiden Mächte die auf Sklavenschiffen gefundenen Schwarzen nach ihren Colonien führen und sie dort für eine gewisse Anzahl von Jahren als Sklaven oder sogenannte Lehrlinge der Freiheit verkaufen. England führt die seinigen nach Sierra Leone und nach seinen westindischen Besitzungen, Spanien bringt die seinigen nach Cuba. Solche Sklaven, da sie gewöhnlich nur für zehn Jahre verkauft und nach Ablauf derselben frei werden, sind viel weniger werth als solche, welche für Lebenszeit Sklaven bleiben; sie werden mit hundertfünfzig bis zweihundert Dollars bezahlt. Ihr Werth vermindert sich natürlich mit dem Ablaufe ihrer Dienstzeit, sodaß ein Neger, der nur noch ein oder zwei Jahre Sklave bleibt, für eine sehr unbedeutende Summe zu kaufen steht. Havanna ist der beste Markt für solche Freiheitslehrlinge und man kann dort in sehr kurzer Zeit einige Hundert derselben für einen

Durchschnittspreis von vielleicht hundert Dollars per Stück anschaffen.«

»Das ist sehr begreiflich. Danach Waare, danach Geld«, bemerkte Dandon noch ungeduldiger. »Doch wo liegt der ungeheure Nutzen?«

»Das ist gerade das werthvolle Geheimniß, welches ich Ihnen jetzt offenbaren will«, antwortete Harry. »Was meinen Sie, lieber Dandon, wenn einige Hundert solcher Neger, zu etwa hundert Dollars per Kopf gekauft, als lebenslängliche Sklaven auf einem meiner reichen Landstriche in Texas Baumwolle pflanzten, welchen Werth würden die zweihundert Neger dort haben und wie viel würden sie ihrem Herrn jährlich verdienen?«

Bei diesen Worten Harry's blieb Dandon plötzlich stehen, strich sich mit der Hand über die Augen, als erwache er aus einem Traume und sagte dann begeistert: »Ein Riesengedanke, ein göttlicher Gedanke!« Nach einigen Augenblicken aber fuhr er mit gedämpftem Tone fort:

»Wie aber die Neger von Havanna nach Texas schaffen? Sie selbst sowie die Behörden werden gegen ihre Einschiffung protestiren.«

»Ganz einfach. Man ladet sie in Havanna ein unter dem Vorwand, sie nach einem andern Platz an der Küste von Cuba führen zu wollen, und hat man sie erst auf der hohen See, so ist jeder Weg der rechte. Man fährt sie nach Texas, landet sie in einem der Flüsse und treibt sie ohne Complimente auf mein Land. Den günstigen Augenblick für die Unternehmung wird die Schilderhebung von Texas zu seiner Unabhängigkeit von Mexico bieten, während welcher Zeit sich Niemand um Privatangelegenheiten kümmern kann. Sind die Neger dann einmal in dem Lande, so bleiben sie unumschränktes Eigenthum für Lebenszeit.«

Hier schwieg Harry, denn sie waren vor dem Clubgebäude angelangt und traten in dasselbe ein, nur Dandon sagte wiederholt halblaut vor sich hin: »Groß, riesig, groß!«

Sie fanden die Räume der Gesellschaft schon sehr belebt. Dandon winkte nur einzelnen Mitgliedern des Clubs im Vorübergehen einen guten Abend zu und nahm Harry mit sich in ein ganz entlegenes, noch leeres Zimmer, wo er mit ihm in dem Sopha Platz nahm.

»Groß ist der Gedanke, mein Freund, und Niemand anders als ich selbst soll ihn ausführen helfen«, nahm er jetzt mit wachsender Aufregung das Wort. Sagen Sie keinem Menschen eine Silbe davon, und wenn der Augenblick zum Handeln gekommen ist, bin ich Ihr Mann, wir machen das Geschäft für gleiche Rechnung.«

»Den Beweis, daß ich Ihnen gern den Vorzug vor jedem Andern gebe, verehrter Herr Dandon, habe ich

Ihnen durch Mittheilung meines wichtigen Geheimnisses ertheilt, und es wird mir eine Freude sein, den ungeheuren Gewinn, der uns nicht entgehen kann, mit Ihnen zu theilen. Sie werden sehen, die Zeit zur Ausführung ist nicht mehr fern«, entgegnere Harry. »Halten Sie nur Kapitalien zur augenblicklichen Verwendung frei, da ich nicht weiß, ob ich in der Zeit Geld flüssig machen kann.«

»Das Geld ist bereit«, versetzte Dandon mit stolzem Tone. »Lassen Sie sehen, welcher Betrag würde erforderlich sein?«

»Nun, wir wollen den höchsten Preis von zweihundert Dollars für den Kopf annehmen, dann würde für zweihundert Neger eine Summe von vierzigtausend Dollars beansprucht. Nehmen wir nun noch Kosten zu zehntausend Dollars, so würden fünfzigtausend Dollars ausreichen, wenn wir auch die höchsten Preise zahlen müßten, was doch nicht anzunehmen ist. Diese Sklaven würden in Texas tausend Dollars das Stück werth sein und einen reinen Gewinn von Hundertfünfzigtausend Dollars geben außer dem doppelten und dreifachen Nutzen, den wir durch ihre Arbeit erzielen würden.«

»Alles klar, Alles richtig. Sie sind ein scharfer Kopf, Freund Williams«, versetzte Dandon in höchster Bewunderung und drückte Harry wiederholt die Hand. Lange noch unterhielten sich die Beiden über ihre Pläne und es war elf Uhr, als Harry dem alten Herrn vor seinem Hause gute Nacht wünschte, ihn bat, seiner Tochter seine Empfehlung zu machen, und nach seinem Hotel eilte. Kaum war er dort in sein Zimmer eingetreten, als seine Freundin, die sogenannte Madame Sulton, ihn ersuchen ließ, zu ihr zu kommen. Er fand sie allein und sie theilte ihm eilig mit, daß Sulton zurückgekehrt und erbötig sei, ihm seine Kunst zu lehren. Er wäre augenblicklich nicht zu Hause, würde Herrn Williams aber am folgenden Morgen seinen Besuch machen.

Harry verabschiedete sich bald bei der gefälligen Dame, um nicht vielleicht in Herrn Sulton unnöthig Eifersucht zu erwecken, zumal da Madame ihm die angenehme Mittheilung machte, daß der Künstler sich nur wenige Tage hier aufhalten und dann wieder eine kleine Geschäftsreise machen werde.

Harry hatte noch durchaus keinen bestimmten Zweck für das Erlernen der Kunst, Tinte von Papier zu entfernen, es lag aber für ihn ein Reiz darin, es zu können; Schaden konnte der Besitz dieser Kunst ja nicht bringen.

Am folgenden Morgen machte Herr Sulton verabredetermaßen Harry seine Aufwartung, dieser wurde einig mit ihm, hundert Dollars Lehrgeld zu zahlen, und dann begaben sie sich zusammen nach Sulton's Zimmer, wo derselbe die nöthigen Vorrichtungen, Stoffe und

Flüssigkeiten zur Ausübung seiner Kunst aus einem kleinen Reisekoffer hervornahm und nun seine Belehrung und praktische Anweisung begann.

Harry's gelehriger Geist faßte schnell, auch seine ausübenden Versuche glückten auf das vollkommenste, und nach Verlauf von einigen Stunden war er im Besitze des ganzen Geheimnisses. Er zahlte dem Lehrmeister den bedungenen Preis, nahm die gemachten Proben mit sich auf sein Zimmer und verwahrte sie in seinem Koffer.

Es war noch eine Stunde bis zur Essenszeit. Harry verlangte nach einem Spaziergang, und da es ihm gleichgültig war, welchen Weg er nahm, so schlug er den ein, der ihn nach dem Markte führte. Er dachte dabei an das wunderschöne Mulattenmädchen von gestern, die reizende Lucy, möglicherweise war sie wieder bei der Bohnenverkäuferin. Als er in die Markthalle trat, ließ er seinen Blick spähend dieselbe durchschweifen, doch unter den wenigen Leuten, die sich darin befanden, konnte er Lucy nicht erkennen. Die alte Negerin, bei welcher Harry sie gestern getroffen, saß auf demselben Platze, sie empfing ihn schon von weitem mit freudestrahlendem Gesicht, und als er zu ihr trat, sagte sie:

»Der schöne Herr hat gestern dem jungen Mädchen das Köpfchen und das Herzchen in Brand gesteckt; hat das Ding eine Freude gehabt, daß ihm am Abend die

Wangen noch glühten, als könne man sich daran verbrennen!«

»So hast Du sie am Abend gesehen, Alte?« fiel Harry ihr in das Wort.

»Ei freilich, sie war bei mir in meiner Wohnung und da haben wir Kuchen gegessen und auf des Herrn Wohlsein Punsch getrunken. Ich wollte, Sie hätten sie da gesehen; wie eine dunkle Rose leuchtete sie.«

»Kannst Du sie nicht wieder zu Dir einladen, Alte? Dann würde ich auch kommen, und Ihr könntet Euch einen guten Abend machen«, sagte Harry aufmunternd.

»Recht gern. Lucy kommt geflogen, wenn ich ihr sage, daß auch Sie, Herr, sich einfinden würden. Soll ich sie auf diesen Abend bitten?«

»Wenn Du es kannst, ja. Um welche Zeit wird sie bei Dir sein?«

»Nach acht Uhr, nachdem ihre Herrschaft zu Nacht gespeist hat. Sie muß aber vor zehn Uhr wieder zu Hause sein.«

Nun ließ sich Harry von der Alten genau bescheiden, wo sie wohnte, und dann sagte er, indem er ihr zwei Dollars in die Hand drückte:

»Ich komme um acht Uhr, und wenn ich Lucy bei Dir spreche, so sollst Du auch so ein Goldstück von mir erhalten. Thue nur Dein Möglichstes, daß sie sich einstellt, und sage ihr, ich könnte nicht länger leben, ohne sie wiederzusehen.«

»Das hübsche Ding wird närrisch werden vor Freude. Es ist aber der Mühe werth, denn sie ist ebenso lieb, wie sie schön ist«, sagte die alte Negerin und setzte noch hinzu: »Der Herr braucht sich nicht zu schämen, zu mir zu kommen, ich bin eine freie Farbige und habe mein eigenes Häuschen ganz sauber eingerichtet.«

»Schon gut, Alte, um acht Uhr«, erwiderte Harry, nickte der Schwarzen noch freundlich zu und eilte davon.

Er begab sich nach der Post, um zu fragen, ob ein Brief für ihn von seinem Bruder Ashmore angekommen sei, an den er vor einigen Wochen um Geld geschrieben. Er hatte ihn bevollmächtigt, Land zu irgend einem Preise zu verkaufen, um einige Tausend Dollars anzuschaffen, oder dieselben auf sein Land für ihn zu borgen; denn seine Ausgaben waren bedeutend gewesen und er sah ein, daß seine Kasse nicht bis zu seiner Rückkunft nach Texas ausreichen wetde. Es war aber kein Brief für ihn eingetroffen. Von der Post ging er zu seiner Mutter, um bei ihr zu Mittag zu speisen, da sie ihm Vorwürfe gemacht, daß er sie so selten und dann immer nur auf Minuten besuche.


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