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Kapitel 11.
Weitere geschäftliche Erfolge, Enttäuschungen und Lehren. Der Schutzzoll.

Meine geschäftlichen Erfolge in den verschiedenen Angelegenheiten hatten mich nun auch in Neuyork ziemlich berühmt gemacht. Meine nächste größere Transaktion unternahm ich im Jahre 1871 mit der Union-Pazifik-Bahn. Einer der Direktoren kam zu mir und sagte, daß man 600 000 Dollar haben müßte, um über eine Krise hinwegzukommen; einige Bekannte von mir, die in dem Exekutivkomitee der Bahn säßen, wären der Meinung, ich würde das Geld vielleicht beschaffen und damit zugleich der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft einen wesentlichen Einfluß auf diese wichtige Westbahn sichern können. Ich überlegte den Fall und kam zu dem Ergebnis: wenn die Direktoren der Union-Pazifik-Bahn einige Männer in ihre Direktion aufnehmen wollten, die von der Pennsylvaniabahn zu ernennen wären, so würde die Verkehrserweiterung, die sich dadurch für die Pennsylvaniabahn ergab, eine Beihilfe an die Union-Pazifik wohl rechtfertigen.

Ich fuhr nach Philadelphia und legte dem Präsidenten Thomson die Angelegenheit vor; wenn die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft mir genügende Bürgschaften geben würde, auf die hin die Union-Pazifik in Neuyork Geld aufnehmen könnte, so hätten wir die Möglichkeit, im Interesse der Pennsylvania einen maßgebenden Einfluß auf die Union-Pazifik zu gewinnen. Bei dieser Gelegenheit empfing ich den größten Beweis von Vertrauen, den mir Mr. Thomson je gegeben hat. Wenn es sich um das Geld der Eisenbahngesellschaft handelte, ging er viel vorsichtiger zu Werke, als wenn er mit seinem eigenen Kapital arbeitete; aber der Preis, der sich da bot, war doch zu verlockend groß, als daß er sich ihn hätte entgehen lassen mögen. Selbst wenn die 600 000 Dollar verloren gehen sollten, so wäre doch die Anlage für die Gesellschaft nicht umsonst gewesen; aber für eine solche Befürchtung lag überhaupt kaum ein Grund vor, denn wir waren ja bereit, ihm die Sicherheiten auszuhändigen, die wir für das Darlehen an die Union-Pazifik bekommen sollten. Als ich aufstand und fortgehen wollte, legte er mir die Hand auf die Schulter und sagte: »Vergessen Sie nicht, Andy, daß ich mich in dieser Angelegenheit an Sie halte. Ich habe Vertrauen zu Ihnen und verlasse mich darauf, daß Sie die Sicherheiten, die Sie bekommen, nicht aus der Hand geben und die Pennsylvaniagesellschaft nicht in eine Lage bringen werden, daß sie auch nur einen einzigen Dollar verlieren könnte.«

Ich übernahm die Verantwortung und hatte einen glänzenden Erfolg. Die Union-Pazifik-Eisenbahngesellschaft wollte durchaus, daß Mr. Thomson selbst den Vorsitz übernähme, aber dieser lehnte das mit aller Entschiedenheit ab. Er schlug Mr. Thomas A. Scott, den Vizepräsidenten der Pennsylvaniagesellschaft, für den Posten vor. So wurden im Jahre 1871 Mr. Scott, Mr. Pullman und ich in die Direktion der Union-Pazifik-Gesellschaft gewählt.

Die Sicherheit, die wir für das Darlehen bekamen, bestand in Anteilen der Union-Pazifik im Werte von drei Millionen, die in meinem Safe eingeschlossen wurden. Wie erwartet, hob sich der Wert der Union-Pazifik-Papiere durch den Beitritt der Pennsylvaniagesellschaft ganz bedeutend; die Aktien stiegen ungeheuer. Als ich nun zu dieser Zeit nach London reiste, um dort die Schuldscheine für den Bau einer Brücke über den Missouri bei Omaha unterzubringen, entschloß sich Mr. Scott, unsere Anteile an der Union-Pazifik zu verkaufen. Ich hatte, da sich in meiner Abwesenheit immerhin die Notwendigkeit ergeben konnte, daß die Bürgschaften sofort zur Hand wären, meinem Sekretär Anweisung gegeben, daß Mr. Scott, als Teilhaber an dem Unternehmen, zu dem Gewölbe Zutritt haben sollte. Aber daran, daß die Anteile verkauft werden sollten oder daß unsere Gesellschaft sich der glänzenden Position, die sie durch die Verbindung mit der Union-Pazifik gewonnen hatte, begeben könnte, habe ich nie im entferntesten gedacht.

Als ich zurückkehrte, fand ich bei den Direktoren der Union-Pazifik statt des Vertrauens, das mir als einem Kollegen gebührte, den Verdacht vor, ich hätte sie für private Spekulationen mißbraucht. Nie haben vier Männer eine bessere Gelegenheit gehabt, als wir, sich zu Herren eines großen Unternehmens zu machen; nie ist eine solche Gelegenheit unüberlegter aus der Hand gegeben worden. Bei der nächsten Gelegenheit wurden wir schimpflich, aber verdientermaßen aus der Direktion der Pazifikbahn ausgeschlossen. Das war für einen jungen Mann eine bittere Medizin. Durch diesen Vorfall bin ich zum ersten Male in ernsthafte Differenzen mit dem Mann gekommen, der früher den größten Einfluß auf mich ausgeübt hatte, mit Thomas A. Scott, dem so guten und liebevollen Vorgesetzten aus meiner Jugendzeit.

Die schon erwähnten Verhandlungen über den Verkauf von 2½ Millionen in Schuldverschreibungen für den Bau der Omahabrücke waren erfolgreich. Da aber die Union-Pazifik, was mir deren Direktor vor meiner Abreise nach London nicht gesagt hatte, die Schuldscheine bereits vorher an Leute, die mit der Gesellschaft in Verbindung standen, abgetreten hatte, waren die Verhandlungen von mir nicht für die Union-Pazifik-Gesellschaft, sondern für jene Leute geführt worden. Leider erwies es sich nun bei meiner Rückkehr nach Neuyork, daß diese den gesamten Ertrag, einschließlich meines Nutzens, dazu verwandt hatten, ihre eigenen Schulden zu bezahlen. So war ich um ein schönes Stück Geld gekommen und hatte noch obendrein Zeit und Auslagen umsonst geopfert. Noch nie zuvor war ich betrogen worden; hier aber lag ganz offenbar ein unzweifelhafter, völlig eindeutiger Betrug vor. Ich sah ein, daß ich doch noch recht jung war und noch ein gut Teil hinzu zu lernen hatte. –

Einen vollen Erfolg versprach ein Geschäft, das ich damals für Oberst William Phillipps, den Präsidenten der Alleghany-Talbahn machte. Dieser besuchte mich eines Tages in meinem Bureau in Neuyork und teilte mir mit, er brauche dringend eine größere Summe, könne aber in ganz Amerika kein Haus ausfindig machen, das fünf Millionen in Schuldverschreibungen seiner Gesellschaft anlegen wolle, obschon doch die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft Garantie leiste. Der alte Herr war überzeugt, daß die Bankiers ihn nur deswegen von Pontius zu Pilatus schickten, weil sie untereinander abgemacht hätten, die Papiere schließlich zu von ihnen festgestellten Bedingungen zu kaufen. Er wollte 90 Cent pro Dollar haben, aber die Bankiers fanden diesen Satz unerhört hoch. In jenen Tagen wurden die Papiere der Westeisenbahnen oft genug für 80 Cent pro Dollar an die Banken verkauft.

Oberst Phillips fragte, ob ich ihm nicht irgendwie aus dieser Schwierigkeit heraushelfen könnte. Die Alleghanypapiere standen damals auf 7 %, aber sie waren in Amerika nicht in Gold, sondern in Papierwährung zahlbar und deswegen für den ausländischen Markt nicht geeignet. Nun wußte ich aber, daß die Pennsylvania-Gesellschaft große Werte von Philadelphia- und Erie-Eisenbahnpapieren zu 6 %, zahlbar in Gold, besaß. Es wäre, meinte ich, für die Pennsylvania ein durchaus nicht unerwünschter Tausch, wenn sie diese Papiere gegen die 7 %-igen Alleghany-Schuldscheine einwechselte, die ihren Garantiestempel trugen.

Ich telegraphierte an Mr. Thomson, ob die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft der Alleghany-Eisenbahngesellschaft 250 000 Dollar auf Zinsen leihen wolle. Mr. Thomson antwortete: »Gern.« Oberst Phillips war glücklich. In Anbetracht meines Entgegenkommens bewilligte er mir 60 Tage, um seine fünf Millionen Schuldverschreibungen zu den verlangten 90 Cent pro Dollar zu übernehmen. Ich besprach die Sache mit Mr. Thomson und schlug ihm einen Tausch vor. Die Gesellschaft ging mit Freuden darauf ein, denn sie profitierte dabei l % Zinsen für die Papiere. Ich fuhr sofort nach London mit dem Verfügungsrecht über fünf Millionen erster Schuldverschreibungen der Philadelphia- und Erie-Gesellschaft, für welche die Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft die Garantie übernahm; diese glänzende Sicherheit gedachte ich nicht zu niedrig zu verkaufen. Und hier kommt nun einer der größten Fehlschläge in meiner ganzen finanziellen Laufbahn.

Von Queenstown aus schrieb ich an Barings, ich hätte eine Sicherheit zu verkaufen, die selbst für ihr Haus ohne Bedenken annehmbar wäre. Ich fand bei meiner Ankunft in London einige Zeilen im Hotel vor, in denen sie um meinen Besuch baten. Am nächsten Morgen ging ich hin, und noch ehe ich ihr Bankgeschäft wieder verließ, war das Übereinkommen abgeschlossen, daß sie die in Frage stehende Anleihe herausbringen und, bis sie die Schuldverschreibungen zum Nennwert verkaufen könnten, der Pennsylvaniabahn vier Millionen Dollar zu 5 %, abzüglich ihrer 2½ % Kommission, vorstrecken wollten. Ich selbst hatte bei dem Geschäft einen Gewinn von mehr als einer halben Million Dollar.

Die Abmachungen waren schon fertiggestellt, um unterzeichnet zu werden. Als ich gerade fortgehen wollte, sagte Mr. Russell Sturgis, soeben sei die Nachricht eingetroffen, daß am nächsten Morgen Mr. Baring selbst in die Stadt kommen wollte. Sie hätten also eine Sitzung anberaumt; da sie aus Höflichkeitsrücksichten dem Chef doch vorher von der Angelegenheit Kenntnis geben möchten, wolle man die Unterzeichnung der Papiere doch bis zum nächsten Vormittag verschieben. Wenn ich um 2 Uhr noch einmal mit herankäme, so könne man dann das Geschäft endgültig abschließen.

Nie werde ich vergessen, mit welch drückendem Gefühl ich das Haus verließ und zum Telegraphenamt ging, um dem Präsidenten Thomson das Ergebnis zu drahten. Irgend etwas in mir hielt mich davon ab; ich wollte lieber warten, bis ich am nächsten Tage den Kontrakt in der Tasche hatte. Vom Bankhause aus legte ich den vier Meilen langen Weg bis zum Langham-Hotel zu Fuß zurück. Als ich ankam, stand schon atemlos ein Bote da, der mir einen versiegelten Brief von Barings brachte: Bismarck habe 100 Millionen in Magdeburg festgelegt Es handelt sich hier wohl um die Bildung des (erst später nach dem Spandauer Juliusturm überführten) deutschen Reichskriegsschatzes aus den Zahlungen der französischen Kriegsentschädigung. Die Tatsache, daß solche (für die damaligen Verhältnisse) kolossale Summe gemünzten Goldes dem Verkehr entzogen wurde, konnte auf das damals an Gold arme Amerika nicht ohne Rückwirkung bleiben.; die gesamte Finanzwelt befände sich in ungeheurer Aufregung, und die Firma Barings beehre sich mir mitzuteilen, daß man unter den obwaltenden Umständen Mr. Baring nicht zumuten könne, sich auf die Sache einzulassen. Eher hätte ich geglaubt, der Blitz würde mich auf dem Heimwege treffen, als daß die Firma Barings sich von einem Abkommen, das sie einmal eingegangen war, zurückziehen könnte. Und doch war dies hier der Fall. Der Schlag war zu heftig, um überhaupt nur ein Gefühl der Erregung oder des Zornes in mir aufkommen zu lassen. Ich war ganz kleinlaut und resigniert und nur zufrieden, daß ich noch nicht an Mr. Thomson telegraphiert hatte.

Um keinen Preis wollte ich noch einmal zu Barings zurückgehen, sondern verkaufte die Schuldverschreibungen nun an J.S. Morgan & Co., – freilich zu einem bedeutend niedrigeren Preise als dem, den ich bei Barings erzielt hätte. Oberst Phillips hatte mir erzählt, daß er die Schuldscheine der amerikanischen Firma Morgan ohne Erfolg angeboten hätte; so hatte ich zuerst das Londoner Haus überhaupt nicht besuchen wollen, da ich annahm, daß die Londoner Morgans nicht anders als ihr Neuyorker Haus würden entscheiden wollen. In der Folge habe ich es mir zur Regel gemacht, bei allen Abschlüssen zuerst Junius S. Morgan meine Angebote zu unterbreiten, der mich selten unverrichteter Sache weggehen ließ. Wenn er meine Papiere nicht für seine eigene Firma kaufen konnte, so gab er mir sicher eine Empfehlung an ein befreundetes Haus, das Verwendung dafür hatte, und interessierte sich selbst für den Ausgang. Im vorliegenden Falle war es natürlich ein Fehler, daß ich nicht erst die Krise vorübergehen ließ und dann noch einmal zu Barings zurückging. Denn je aufgeregter bei einem Geschäft die eine Partei wird, desto kaltblütiger und ruhiger sollte die andere bleiben.

Im Laufe meiner verschiedenen Finanzgeschäfte hatte ich eines Tages ein kleines Erlebnis mit Mr. Morgan. »Mr. Morgan«, sagte ich, »ich habe eine Idee für Sie und will Ihnen bei der Ausführung helfen, wenn Sie mir ein Viertel von dem abgeben, was Sie verdienen, wenn Sie meinen Rat befolgen.« Er lachte und sagte: »Das klingt ganz gut, und da es mir frei steht, nach Ihrem Rat oder nach meinem Belieben zu handeln, kann ich Ihnen ruhig ein Viertel des Nutzens versprechen.« Ich machte ihn nun darauf aufmerksam, daß die Alleghany-Talbahn-Papiere, die ich für Philadelphia- und Eriepapiere ausgetauscht hatte, den Bürgschaftsvermerk der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft trügen, und daß diese große Gesellschaft ständig Geld für wichtige Erweiterungen brauche. Man könne ihr also einen so hohen Preis für diese Papiere anbieten, daß sie geneigt sein würde, sie zu verkaufen; im Augenblick scheine eine so starke Nachfrage nach amerikanischen Papieren zu herrschen, daß man sie ohne Zweifel leicht wieder würde flüssig machen können. Ich würde einen Prospekt aussetzen, von dem ich mir den Erfolg verspräche, die Papiere in Umlauf zu bringen. Sorgfältig wie immer prüfte er die Sache und erklärte dann, daß er meinen Vorschlag annähme. Ich fuhr zu Mr. Thomson, der sich zur Zeit in Paris aufhielt, um mit ihm zu verhandeln. Auch er war einverstanden, und Mr. Morgan übernahm die Alleghanypapiere.

Der Verkauf der Papiere war noch nicht weit gediehen, da brach die Krise von 1873 über uns herein. Eine meiner Einnahmequellen war damals Mr. Pierpont Morgan Das 1871 gegründete Haus John Pierpont Morgan in Neuyork hing mit dem Londoner Haus Junius S. Morgan zusammen.. Eines Tages sagte er mir: »Mein Vater hat gekabelt, ob Sie gegen eine entsprechende Entschädigung auf Ihren Anteil aus der Idee, die Sie geliefert haben, Verzicht leisten wollten.« – »Ja«, sagte ich, »das mache ich. Heutzutage verkaufe ich alles für Geld.« – »Schön«, meinte er, »und was wollen Sie dafür haben?« Ich erklärte ihm, soviel ich wüßte, ginge aus der letzten Aufstellung hervor, daß ich bereits 50 000 Dollar zu beanspruchen hätte; ich wollte also im ganzen mit 60 000 zufrieden sein. Als ich am nächsten Morgen zu Mr. Morgan kam, überreichte er mir einen Scheck über 70 000 Dollar. »Mr. Carnegie«, sagte er, »Sie haben sich geirrt. Sie haben 10 000 Dollar weniger für Ihre Idee beansprucht, als in der Aufstellung zu Ihren Gunsten verzeichnet waren. Da stehen nämlich nicht 50 000, sondern 60 000 für Sie; dazu noch die zehn als einmalige Entschädigung, das macht siebzig.« Er hatte mir zwei Schecks übergeben, einen über 60 000 Dollar und noch einen über die anderen zehn. Ich gab ihm den kleineren zurück und sagte: »Das entspricht ganz Ihrer vornehmen Gesinnung. Darf ich Ihnen diese 10 000 Dollar mit bestem Dank zurückgeben?« – »Nein, danke«, sagte er, »das kann ich nicht annehmen.«

Solch vornehme Auffassung rein rechtlicher Verpflichtungen kommt im Geschäftsleben häufiger vor, als ein Uneingeweihter denkt. Ein großes Geschäft kann nur auf der Grundlage absoluter Rechtschaffenheit aufgebaut werden; es ist immer bedenklich, in dem Ruf eines »gerissenen« oder »gewiegten Geschäftsmannes« zu stehen. Nicht nach dem Buchstaben, sondern nach dem Geist des Gesetzes muß man sich richten. Das geschäftliche Leben steht heutzutage moralisch auf sehr hoher Stufe. Ein zugunsten der eigenen Firma gemachter Fehler wird genau so richtiggestellt, als wäre er zum Vorteil der anderen Partei. Eine Firma, die dauernden Erfolg haben will, muß sich in den Ruf zu setzen wissen, daß sie vom Geiste innerer Ehrlichkeit und nicht nur vom Geiste der Buchstabenrechtlichkeit beherrscht wird. Und noch eine Regel, nach der wir uns immer gerichtet haben, hat uns größeren Nutzen gebracht, als man es für möglich halten sollte, nämlich die: man soll in Zweifelsfällen immer der anderen Partei den Vorteil lassen. Für Spekulanten gilt das freilich nicht; in der Welt dieser Leute weht eine ganz andere Luft. Da sind die Menschen nur Hasardeure. Börsenspekulation und vornehmer Geschäftsgeist sind nicht miteinander vereinbar. Man muß freilich zugeben, daß in neuerer Zeit solch alt-vornehme Bankiers, wie Junius S. Morgan in London, schon zu den Seltenheiten gehören. –

Kurz nach seinem unfreiwilligen Austritt aus der Direktion der Union-Pazifik faßte Mr. Scott den Plan zum Bau der Teras-Pazifik-Bahn. Eines Tages telegraphierte er mir nach Neuyork, ich möchte unbedingt zu ihm nach Philadelphia kommen. Dort traf ich ihn mit einigen anderen Bekannten, darunter auch Mr. I. N. McCullough, dem Vizepräsidenten der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft in Pittsburg. Eine große Anleihe für die Teras-Pazifik war in London fällig geworden, und Morgan & Co. wollten sie verlängern unter der Voraussetzung, daß ich mich noch an der Anleihe beteiligen würde. Ich lehnte das ab. Darauf fragte man mich, ob ich durch meine Weigerung, für meine Freunde einzutreten, sie alle ruinieren wollte. Es war einer der peinlichsten Augenblicke in meinem ganzen Leben. Aber ich geriet nicht einen Augenblick in die Versuchung, auch nur an die Möglichkeit zu denken, mich hier zu engagieren. Schon mein Pflichtbewußtsein verhinderte das. Mein ganzes Kapital stand in den industriellen Unternehmungen und jeder Dollar wurde dort nötig gebraucht; ich war, wenn auch noch in bescheidenem Maßstabe, der Kapitalist unseres Konzerns. Die anderen hingen alle von mir ab. Im Geiste sah ich sie vor mir stehen, meinen Bruder mit Frau und Kind, Freund Phipps und seine Familie, Kloman und die Seinen, und sie alle vertrauten auf meinen Schutz.

Ich erinnerte Mr. Scott daran, daß ich mein möglichstes getan hätte, um ihn vom Bau einer großen Eisenbahn abzuhalten, solange er nicht das nötige Kapital beisammen hätte. Immer wieder hatte ich darauf hingewiesen, daß man eine Eisenbahnstrecke von mehreren tausend Meilen Länge nicht mit Hilfe zeitweiliger Anleihen bauen könnte. Im übrigen hätte ich, obschon ich nie mit dem Plan einverstanden gewesen war, 250 000 Dollar bar für einen Anteil bezahlt, den er, wie er mir nach meiner Rückkehr aus Europa sagte, für mich aufgehoben hätte. Aber keine Macht der Welt könne mich je dazu bringen, meinen Namen für diese oder irgendeine andere Gründung herzugeben; mit meinem Namen bürge ich nur für meine eigene Firma.

Ich wußte, daß ich unmöglich die Morgansche Anleihe in 60 Tagen würde zahlen können, nicht einmal meinen eigenen Anteil daran. Außerdem hatte ich nicht nur an diese eine Anleihe zu denken, sondern an ein halbes Dutzend andere, die nachher von mir gefordert werden würden. Das war der zweite Schritt zu der vollkommenen Trennung in geschäftlichen Dingen, die sich zwischen Mr. Scott und mir vollzog. Das war mir schmerzlicher, als all meine bisherigen Finanzsorgen. Kurz nach dieser Auseinandersetzung brach das Unheil herein, und das ganze Land sah mit Erstaunen den Bankerott derjenigen, die bisher als die Stärksten gegolten hatten.

Es gibt im Leben eines Geschäftsmannes keine gefährlichere Klippe, als die Bürgschaftsleistung für Geschäftsfreunde. Sie ist leicht zu umgehen, wenn er sich die zwei Fragen vorlegt: habe ich für den Notfall genügend Mittel, um ohne eigenen Schaden die ganze Summe zu zahlen, für die ich mich durch diese Bürgschaft haftbar mache? und: würde ich bereit sein, diese Summe für den Freund zu verlieren, für den ich eintrete? Wenn er diese beiden Fragen bejahen kann – aber auch nur dann – dann mag er seinem Freunde den Dienst erweisen. Und wenn er die erste Frage bejahen kann, so tut er gut, zu überlegen, ob es in diesem Falle nicht besser wäre, gleich die ganze Summe in bar zu geben, für die er durch seine Unterschrift einstehen soll. Ich bin überzeugt, in den meisten Fällen ist dies das beste. Solange man aber selbst noch Schulden und Verpflichtungen hat, soll man seine Geldmittel für den Notfall für die eigenen Gläubiger unangetastet lassen.

Obwohl ich meine Bürgschaft für die Erneuerung der Morgananleihe verweigerte, luden mich die Herren doch ein, sie am nächsten Morgen in ihrem Sonderwagen nach Neuyork zu begleiten, wohin sie sich zum Zweck einer Beratung begaben. Dies nahm ich gern an. Auch Anthony Drexel war aufgefordert, mitzufahren. Unterwegs bemerkte Mr. McCullough, er hätte sich im Wagen umgesehen und festgestellt, daß nur ein einziger vernünftiger Mensch darin säße; alle anderen seien »Idioten« gewesen. Er meinte »Andy«, der seinen Anteil bar bezahlt hätte, keinen Dollar schuldig und bei der ganzen Angelegenheit nicht verantwortlich sei; so hätten sie es alle machen sollen. Mr. Drexel sagte, er möchte nur wissen, wie ich es fertig gebracht hätte, glücklich an dieser ganzen unseligen Geschichte vorbeizukommen. Ich antwortete: durch gewissenhaftes Festhalten an dem, was ich für meine Pflicht hielt, nämlich: niemals meinen Namen unter einen Wechsel zu setzen, von dem ich genau wußte, daß ich ihn nicht bei Verfall würde einlösen können; oder, um ihn an das bekannte Wort eines Freundes aus dem Westen zu erinnern, niemals ins Wasser zu gehen, wo ich keinen Grund unter den Füßen spürte. Hier war mir das Wasser schon zu tief.

Die Beachtung dieser Regel hat nicht allein mir, sondern auch meinen Teilhabern mancherlei Sorgen erspart. Wir waren bei unseren Assoziationsverträgen sogar so weit gegangen, daß wir uns gegenseitig verboten, über größere Summen Wechsel auszustellen oder Bürgschaft zu leisten, sofern es nicht für die Firma geschah. Auch dies führte ich als Grund an, der mich in dem vorliegenden Falle an der Bürgschaftsleistung hinderte. –

In dieser Periode bin ich verschiedene Male in Europa gewesen, um allerhand Papiere unterzubringen, und habe alles in allem Schuldscheine im Werte von etwa 30 Millionen Dollar verkauft. Damals hatte das atlantische Kabel Neuyork in finanzieller Hinsicht noch nicht so eng mit London verbunden, und die Londoner Banken gaben ihre Überschüsse lieber nach Paris, Wien oder Berlin zu einem etwas geringeren Zinsfuß, als nach Amerika gegen höhere Zinsen; diese guten Leute hielten die Republik für weniger sicher als Europa. Mein Bruder und Mr. Phipps leiteten das Eisengeschäft so gut, daß ich ohne Sorgen wochenlang abwesend sein konnte. Fast kam ich in die Gefahr, von der Fabrikation abzuspringen und ganz zum Finanz- und Bankwesen überzugehen. Durch meine Erfolge im Ausland hatte ich oft genug die beste Gelegenheit dazu gehabt aber es zog mich doch immer mehr zur Industrie hin. Ich wollte greifbare Werte Herstellen und verkaufen. So legte ich auch weiterhin meinen Überschuß zur Erweiterung der Pittsburger Werke an.

Wir hatten die ursprünglichen kleinen Werkstätten der Keystone-Brückengesellschaft anderweit vermietet und ein Grundstück von zehn Morgen in Lawrenceville hinzugekauft, wo neue ausgedehnte Werkstätten gebaut wurden. Durch wiederholte Erweiterungsanlagen waren die Union-Eisenwerke das führende Werk für alle Arten von Eisenkonstruktionen in den Vereinigten Staaten geworden. Das Geschäft versprach eine gute Zukunft, und ich brauchte alles, was ich auf anderem Gebiete verdiente, um die Eisenwerke weiter auszudehnen. Mit meinen Freunden von der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft hatte ich mich am Bau einiger neuer Strecken in den westlichen Staaten beteiligt; aber nach und nach zog ich mich von allen solchen Unternehmungen zurück und nahm mir vor, nicht dem Sprichwort zu folgen, das empfiehlt, man solle immer zwei Eisen im Feuer haben. Ich hielt es für das allein richtige, nur ein Eisen ins Feuer zu legen, aber dieses zu schmieden, solange es heiß war.

Der wahre Weg zum großen Erfolg auf irgendeinem Gebiete ist, all seine Kraft auf dieses eine zu konzentrieren. Ich habe kein rechtes Vertrauen zu denen, die ein halbes Dutzend Einnahmequellen haben; in meiner ganzen Laufbahn habe ich kaum einen Mann getroffen, der an mehreren Unternehmungen zugleich beteiligt gewesen und dabei wirklich reich geworden wäre; bei einem Fabrikanten ist das schon völlig ausgeschlossen. Diejenigen Männer, die es zu etwas gebracht haben, sind immer die gewesen, die einen Weg gewählt und diesen unbeirrt verfolgt haben. Es ist erstaunlich, wie wenige Menschen die ungeheure Dividende einzuschätzen wissen, die sie erzielen können, wenn sie ihr Geld in ihrem eigenen Geschäft anlegen. Es gibt kaum einen Fabrikanten auf der Welt, in dessen Fabrik nicht irgendeine Maschine steht, die man abschaffen und durch eine bewährte Neuerung ersetzen sollte; oder der nicht aus Mangel an Maschinen oder Unkenntnis neuer Methoden mehr Geld einbüßt, als ihm die höchsten Dividenden aus einer anderweitigen Kapitalanlage einbringen können. Und doch haben die meisten Geschäftsleute, die ich kenne, ihr Geld in Bankaktien und in wer weiß welchen Unternehmungen angelegt, während die eigentliche Goldgrube in ihrem eigenen Unternehmen liegt.

Daran habe ich immer festzuhalten versucht, denn es schien mir sehr wichtig. Es ist einer meiner Hauptgrundsätze, daß ich mein Kapital besser verwalten kann als irgendein anderer, vor allem besser als irgendein Direktorium. Wirklich schwierige Verluste im Geschäftsleben erleidet man meist durch Anlagen in Geschäften, in denen man selbst nichts zu sagen hat, selten nur im eigenen Betrieb. Darum möchte ich jedem jungen Mann raten, nicht allein all seine Zeit und Aufmerksamkeit auf das eine Geschäft zu konzentrieren, dem er sich widmet, sondern auch jeden verfügbaren Dollar hineinzustecken. Wenn es sich aber um ein Geschäft handelt, das nicht ausdehnungsfähig ist, dann legt ein kluger Mensch seinen Überschuß in erstklassigen Papieren an, die ihm einen sicheren, wenn auch nur mäßigen Gewinn gewährleisten, – vorausgesetzt, daß er nicht ein anderes entwicklungsfähiges Geschäft finden kann. Was mich angeht, so hatte ich meine Entscheidung schon längst getroffen. Ich wollte mich ganz auf die Eisen- und Stahlindustrie konzentrieren und es hier zum Meister bringen.

Ich hatte schon immer geraten, daß unsere Eisenwerke vergrößert und in Verbindung mit der Stahl- und Eisenfabrikation, die damals noch ganz in den Anfängen stand, weiter ausgebaut werden sollten. Alle Besorgnisse wegen der Zukunft wurden durch die Haltung, die die amerikanische Regierung zu den Einfuhrzöllen einnahm, zerstreut. Ich begriff schnell, daß der Bürgerkrieg in dem amerikanischen Volke den festen Entschluß geweckt hatte, eine in sich geschlossene Nation zu bilden, die in allen lebenswichtigen Fragen unabhängig von Europa wäre. Bisher hatte Amerika seinen gesamten Bedarf an Stahl in jeder Form und auch einen großen Teil seines Bedarfs an Eisen durch Einfuhr decken müssen, und England war der Hauptlieferant gewesen. Nun forderte das Volk Herstellung aller Erzeugnisse im eigenen Lande, und der Kongreß unterstützte die Industrie durch die Festsetzung eines Einfuhrzolles von 28 % vom Wert, für Stahlschienen. Das entsprach, da Schienen damals ungefähr 100 Dollar pro Tonne kosteten und die Preise für andere Waren sich in entsprechender Höhe bewegten, etwa 28 Dollar Einfuhrzoll pro Tonne.

Der Schutzzoll war für die Entwicklung der Industrie in den Vereinigten Staaten von erheblicher Bedeutung. Vor dem Bürgerkrieg war er eine Parteifrage gewesen. In den Südstaaten war man für den Freihandel, weil die Zölle ja doch nur dem Norden Vorteil brächten. Die Sympathie, welche die britische Regierung ungeachtet der Tatsache, daß die große Mehrzahl des englischen Volkes auf seiten der Union stand, den Südstaaten entgegenbrachte und die in den unseren Handel schwer schädigenden Kaperfahrten der »Alabama In dem Kaperkrieg, mit dem die Südstaaten die zu Anfang des Krieges seitens der Union über die Südhäfen verhängte Blockade beantworteten, wurden sie nachhaltig von England aus unterstützt. Auf englischen Schiffswerften wurden zahlreiche Schnelldampfer (darunter die »Alabama«) gebaut, die schwer bewaffnet, unter britischer Flagge fahrend und nur beim Kapern die konföderierte Fahne hissend, die Blockade brachen und dem amerikanischen Handel schwere Wunden schlugen. Die »Alabama« allein hat vom August 1862 an 65 Schiffe genommen und die Mehrzahl von ihnen verbrannt, bis sie am 19. Juni 1864 von dem Unionskriegsschiff »Kearsarge« vor Cherbourg nach schwerem Kampfe vernichtet wurde.« und anderer englischer Schiffe gipfelte, erregte bei uns eine feindselige Stimmung gegen die englische Regierung. Der Zoll war nun nicht mehr eine Parteifrage, sondern wurde zu einer nationalen Angelegenheit und deshalb von unseren beiden Parteien befürwortet. Es war zur vaterländischen Pflicht geworden, sich neue Lebensquellen zu erschließen. Auch von den demokratischen Die demokratische Partei war vorher gegen den Schutzzoll gewesen. Abgeordneten der Nordstaaten waren sich nicht weniger als 90, einschließlich des Kongreßpräsidenten, über diesen Punkt vollkommen einig.

Infolgedessen trug man nun kein Bedenken mehr, sein Geld in industriellen Unternehmungen anzulegen, da man sich darauf verließ, daß das amerikanische Volk so lange den Schutzzoll bestehen lassen würde, wie es nötig wäre. Einige Jahre nach dem Krieg wurde der Wunsch nach einer Herabsetzung der Zölle laut, und ich wurde in die Frage verwickelt. Es wurde oft darüber geklagt, daß Bestechungen der Kongreßmitglieder durch Fabrikanten an der Tagesordnung wären. Soweit ich urteilen kann, waren diese Beschuldigungen unbegründet. Die Fabrikanten haben sicherlich nie mehr Geld zusammengeschossen, als nötig war, um die »Stahl- und Eisen-Assoziation« zu erhalten; das waren nur wenige tausend Dollar im Jahr. Allerdings haben sie sich offen mit allen Mitteln am Kampf beteiligt, als der Streit »Schutzzoll kontra Freihandel« zum Austrag kam. Der Stahlzoll wurde allmählich, teilweise infolge meiner Fürsprache, herabgesetzt, bis von den 28 Dollar Zoll auf Schienen nur noch 4 oder 7 Dollar pro Tonne blieben.

Interessant waren die Bemühungen des Präsidenten Cleveland Von den Demokraten gewählt, 1885/9 und 1893/7 Präsident der Vereinigten Staaten. Sein Eintreten für Herabsetzung der Schutzzölle trug dazu bei, daß er bei der Neuwahl 1888 gegen Harrison unterlag., eine viel zu weit gehende Reduktion des Tarifs einzuführen. Seine Absicht schnitt an vielen Stellen zu tief ein, und ihre Durchführung hätte mehr als einen Industriezweig schwer geschädigt. Ich wurde nach Washington gerufen, und meinen Bemühungen gelang es, die Wilson-Bill zu mildern und, glaube ich, zu verbessern. Senator Gorman, der Führer der Demokraten im Senat, Gouverneur Flower aus Neuyork sowie eine Anzahl der fähigsten Köpfe unter den Demokraten waren ebenso wie ich gemäßigte Anhänger der Schutzzollpolitik. Einige von ihnen wollten die Wilson-Bill ablehnen, da sie zu weit ginge und einige unserer heimischen Industriezweige lahmlegen müsse. Senator Gorman sagte mir, er wolle ebensowenig wie ich einen unserer Produzenten schädigen, und er glaube, daß hinsichtlich der Festsetzung der Stahl- und Eisenzölle seine Parteifreunde zu mir das größte Vertrauen hätten und meinem Rate folgen würden, vorausgesetzt, daß der Zoll erheblich herabgesetzt und die republikanischen Mitglieder des Senats geschlossen für eine solche Vorlage stimmen würden. Gouverneur Flower teilte Gormans Ansichten. Es bereitete keine großen Schwierigkeiten, unsere Partei zur Annahme der von mir vorgeschlagenen Einschränkungen zu bewegen. Das Wilson-Gorman-Zollgesetz wurde angenommen. Bei einer späteren Begegnung erzählte mir Senator Gorman, daß er bei den Baumwollzöllen habe nachgeben müssen, um die Stimmen einiger Senatoren aus den Südstaaten zu gewinnen: Baumwollwaren sollten zollfrei sein. So entstehen Zollgesetze.

Ich spielte in der Industrie gleich nach dem Kriege noch nicht die Rolle, um mich an der Einführung des Zolles unmittelbar beteiligen zu können. So ist es denn immer nur meine Aufgabe gewesen, für die Herabsetzung der Zölle einzutreten, gegen allzu radikale Vorschläge einzuschreiten, sowohl gegen die unvernünftigen Schutzzöllner, die da meinen, je höher der Zoll, desto vorteilhafter ist es, und die deswegen von vornherein gegen jede Herabsetzung sind, wie gegen die extremen Vertreter der anderen Richtung, die überhaupt jeden Schutzzoll ablehnen und unbeschränkten Freihandel einführen wollen.

Jetzt (im Jahre 1907) könnten wir ohne Schaden jeden Zoll auf Stahl und Eisen aufheben, so außerordentlich wichtig er auch zu Anfang gewesen ist. Europa hat keinen starken Überschuß an Erzeugnissen mehr, so daß in dem Falle, daß bei uns die Preise exorbitant stiegen, doch nur ein kleiner Teil des Bedarfs von drüben aus bezogen werden könnte; und da das sofort wieder ein Steigen der Preise in Europa zur Folge haben würde, würden unsere einheimischen Fabrikanten auch in diesem Falle nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Der Freihandel hat nur im Auge, übermäßig hohe Preise hier zu verhüten, wenn die Nachfrage einmal ungewöhnlich groß wäre. Unsere Stahl- und Eisenindustrie hätte vom Freihandel nichts zu befürchten.


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