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In Vater Carlet's Zimmer saß nach einer Reihe von Jahren ein junges, hübsches Mädchen am Fenster. Sie war etwa zwanzig Jahre alt und frisch und blühend, wie eine Rose. Es war niemand anderes als Ella, aber wohl niemand hätte in der stattlichen Erscheinung mehr das kleine, schmächtige Kind erkannt, das der alte Windmühlenhändler einst bei sich aufgenommen hatte. Sie war eifrig mit einer Näherei beschäftigt, und ihre geschickten Hände ordneten Sammt, Seide und Spitzen in die allerzierlichsten und elegantesten Formen. Vor ihr auf dem Tische lagen schon eine Menge fertiger Gegenstände ausgebreitet: ein Ueberkleid von Sammt mit Pelzbesatz, ein seidener Rock mit fünf Falbeln, eine Spitzenmantille und ein Hut aus blauem Sammt, den ein Kranz von Tausendschönchen schmückte. Ein weißes Seidenkleid, ein langer Tüllschleier und eine Menge anderer zugeschnittner Kleidungsstücke lagen noch daneben und warteten alle ihrer Vollendung durch Ella's fleißige Hand.
Das junge Mädchen war eifrig damit beschäftigt, eine Brautaussteuer anzufertigen, und die zukünftige Besitzerin dieser ganzen reichen Garderobe, eine prächtige, große Puppe von Porcellan, saß auf einem Stühlchen daneben und blickte mit ihren starren Augen ewig lächelnd nach der emsigen Näherin hinüber.
Ella hatte noch immer dieselbe Beschäftigung, die sie vor Jahren angefangen hatte. Sie war Puppenschneiderin und erwarb damit soviel Geld, daß es für ihren und ihres Vaters Unterhalt vollkommen ausreichte. Der gute Alte freilich meinte, daß auch seine Windmühlen noch immer einen reichlichen Verdienst erzielten, und Ella mochte ihm diesen Glauben auch nicht nehmen; aber in Wirklichkeit lebte er fast einzig und allein von der Mühe und Arbeit seines Pflegekindes. Ella arbeitete für ein großes Magazin, und auch viele reiche, kleine Mädchen, die sich nicht selbst die Mühe machen wollten, brachten ihre Puppen zu Ella. Bald mußte sie da die Aussteuer für eine elegante Dame besorgen, bald einem Schulmädchen oder einem kleinen Knaben ein neues Costüm anfertigen, oder wohl gar die ganze Wäsche für ein Wickelkind nähen, das nicht viel länger als eine viertel Elle war. Das junge Mädchen arbeitete so eigen und sorgfältig und wußte der kleinsten Sache ein so zierliches Ansehen zu geben, daß sie wohl besser hätte als Schneiderin oder Putzmacherin ihr Brod verdienen können; aber diese Beschäftigungen hätten sie aus dem Hause geführt, und sie brachte es nicht über's Herz, in eine Trennung von Vater Carlet zu willigen. Der Alte bedurfte ihrer immer mehr und mehr, und besonders seit einem Jahre war er ganz auf ihre Hülfe angewiesen, da er nicht mehr allein das Haus verlassen konnte. Schon seit längerer Zeit waren seine Augen schwach und sein Blick trübe geworden; doch fand er noch immer seinen Weg durch die Straßen der Stadt und bot seine Windmühlen aus, wie er es seit Jahren gewohnt war. Auch die kleinen Mühlen hatte er bisher noch immer selbst anfertigen können, wenn ihm Ella die Papiere dazu vorher zurechtschnitt; aber jetzt war er dies alles nicht mehr im Stande. Seit einem Jahre deckte ewiges Dunkel die Augen des Greises, er war erblindet.
Aber Vater Carlet empfand sein Unglück nicht schwer, denn Ella sorgte für ihn auf die liebevollste Weise und suchte ihm sein Leiden so leicht wie möglich zu machen. Wenn er Abends längst zur Ruhe gegangen war, saß sie noch fleißig bei der Arbeit und schmückte seinen langen Stock mit neuen Mühlen für den folgenden Tag. Und sobald das Wetter schön war und die Sonne warm hernieder schien, ergriff sie die Hand des Greises und führte ihn auf die Straßen und Plätze, wo die jugendlichen Käufer, wie einst vor Jahren, ihn auch jetzt noch sehnsüchtig erwarteten. Vater Carlet war jetzt ganz abhängig von dem jungen Mädchen; sie zog ihn an, versorgte ihn und gab ihm zu essen. Sie sang ihm zu seiner Unterhaltung ihre kleinen, muntern Lieder, erzählte ihm Geschichten, und wenn ihre Arbeit nicht gar zu dringend war, so las sie ihm auch ein wenig vor. So fehlte es Vater Carlet an nichts, und er fühlte sich auch so glücklich, wie sich ein Blinder überhaupt fühlen kann. Wie sehr hatte sich der alte Mann doch verändert seit dem Tage, an dem er Ella bei sich aufgenommen hatte! Es war noch immer dieselbe hohe Gestalt mit dem langen Ueberrock und der großen Mütze, aber wie anders sah er doch bei alledem jetzt aus. Sein Ueberrock hatte zwar noch denselben Schnitt wie der alte, aber er war aus gutem, warmen Stoff gemacht und hatte, wie die Mütze, ein sauberes und neues Aussehen. Der Kragen und das Hemd waren glatt und sorgsam geplättet, und die Cravatte bildete vorn einen ordentlichen Knoten. Die Haare, deren Grau sich jetzt in ein leuchtendes Weiß verwandelt hatte, fielen in glatten Wellen vom Scheitel herab, seine Schuhe waren blank geputzt, und seine ganze Erscheinung machte einen eignen und ehrwürdigen Eindruck und hätte jetzt nirgends mehr Spott und Gelächter erregt.
Es war ein hübsches Bild, wenn der alte, würdige Mann durch die Straßen der Stadt ging, begleitet von dem frischen, lieblichen Mädchen, das munter an seiner Seite schritt. Viele Augen folgten dem Paare mit aufrichtigem Wohlgefallen, und stolz richtete Carlet den Kopf empor, wenn er hie und da einen Vorübergehenden flüstern hörte: »Da geht Vater Carlet mit seiner hübschen Tochter.«
Heut saß Ella allein am Fenster und nähte eifrig an der Garnitur des Brautkleides. Die Arbeit drängte sehr, denn schon am andern Tage sollte die Hochzeit der kleinen Dame stattfinden, und die Besitzerin der Braut hatte schon mehrere Male angefragt, ob »ihre Tochter« auch sicher am folgenden Morgen zur Trauung bereit sein werde. Deshalb war Ella, nach dem täglichen Spaziergang mit ihrem Vater, schnell wieder an die Arbeit geeilt, ohne sich die Zeit zu nehmen, einen Augenblick bei der Spitzenhändlerin im Erdgeschoß einzutreten, mit der Vater Carlet gern ein wenig plauderte. Sie hatte den Alten, der noch von einer kauflustigen, kleinen Schaar umgeben war, bei der guten Nachbarin zurückgelassen, und sie konnte dies ohne Sorge thun; denn von dem kleinen Laden aus fand er ohne Hilfe seinen Weg, wenn er genug geplaudert hatte und in sein Zimmer hinauf gehen wollte. Noch saß Ella nicht lange bei der Arbeit, als sie ein leises Klopfen an der Thür vernahm. Auf ihr »Herein« trat Johann Lebeau in das Zimmer.
Voller Verwunderung blickte Ella zu ihm auf und fragte sich im Stillen, was den jungen Mann wohl zu dieser ungewöhnlichen Stunde hieher führe. Sein Gesicht hatte einen ganz eigenthümlichen Ausdruck, als er sich dem jungen Mädchen näherte und ihr halb fröhlich, halb verlegen die Hand zum Willkommen bot.
»Vater Carlet ist wohl nicht zu Hause?« fragte Johann und griff verlegen nach einigen der zierlichen Kleidungsstücke, welche zu den Anzügen der Puppe gehörten.
»Nein, er sitzt noch unten bei Frau Meunier. Wollten Sie ihn sprechen?«
»Ja, … das heißt, es eilt nicht, es eilt ganz und gar nicht … Ist das ein Brautkleid, was Sie da machen, Fräulein Ella? So ein Brautkleid ist doch sehr hübsch!«
»Ja, es ist ganz allerliebst. Aber ich finde, die starke Seide ist für eine so kleine Figur zu schwer. Vergangne Woche habe ich auch eine kleine Braut angezogen, die gefiel mir in ihrem einfachen Mullkleide und dem langen Tüllschleier viel besser.«
»Ja, da haben Sie Recht! Ein Mullkleid, ein Tüllschleier und ein Kranz von blühender Myrthe, das paßt auch besser für die Frau eines Tischlers.«
Verwundert blickte Ella auf und brach in ein lautes Gelächter aus.
»Was Sie für ein drolliges Gesicht machen, Herr Lebeau! Was ist Ihnen denn heut? Sollen Sie denn eine Brauttoilette auswählen?«
»Ich möchte es gern, und wenn Sie auch Lust dazu hätten, so wäre die Sache gemacht. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, aber … Sehen Sie, heut früh bin ich zum Meister gemacht worden; mein Principal zieht sich aus dem Geschäft zurück und will es mir übergeben.«
Ella hatte längst aufgehört zu lachen. Sie senkte den Kopf tief auf die Arbeit, und auch Johann wagte nicht, die Augen zu erheben.
»Man verdient viel Geld, wenn man erst Meister ist,« fuhr er fort. »Mein Principal zieht sich mit einem hübschen Vermögen zurück. Man kann dann heirathen und eine Familie erhalten. Deshalb wollte ich Sie fragen, Fräulein Ella, möchten Sie nicht meine Frau werden, und zu mir nach der Werkstatt ziehen mit Vater Carlet, den ich lieben und verehren will, wie meinen eignen Vater.«
Ella antwortete nicht und Johann, der angstvoll ihre Entscheidung erwartete, wagte endlich die Augen zu ihr aufzuschlagen. Bleich und zitternd saß das junge Mädchen vor ihm, die Hände im Schooß gefaltet.
»Um Gottes willen, Fräulein Ella,« rief er mit bebender Stimme, »habe ich Ihnen wehe gethan?«
»Nein, das haben Sie nicht. Aber so leid es mir ist, ich fürchte, ich werde Ihnen wehe thun müssen. Ich will überhaupt nicht heirathen.«
»Nicht heirathen? Aber warum nicht?«
»Ich will es Ihnen sagen, lieber Herr Lebeau, bitte hören Sie mich ruhig an. Als ich ein armes, verlassnes, kleines Ding war, hat mich Vater Carlet, welcher selbst nichts besaß, bei sich aufgenommen. Er hat mich gepflegt, geliebt und Vaterstelle bei mir vertreten. Ich habe, seit ich erwachsen bin, niemals eine Bande Kunstreiter sehen können, ohne mit Schaudern an das Schicksal zu denken, dem ich mit genauer Noth entronnen bin. Vater Carlet war es, der mich vor diesem entsetzlichen Schicksal bewahrt hat, ihm verdanke ich alles. Ich verdanke ihm mehr, als wenn er mein wirklicher Vater wäre, denn nichts hat ihn dazu gezwungen, sich meiner anzunehmen. Er hätte mich können auf der Straße liegen lassen, und Frost und Hunger hätten mich getödtet. Oder wer weiß, was aus mir geworden wäre, hätte mich ein Anderer vom Tode errettet. Niemand ahnt, wie gut Vater Carlet stets zu mir war, auch wenn ich es gar nicht verdiente. Wie eitel und undankbar hat er mich gesehen; denn als er mich mit Güte und Liebe überhäuft hatte, habe ich ihn verachtet und mich seiner geschämt. Und er hat mich nicht von sich gestoßen, mich nicht einmal bestraft. Kein Wort des Vorwurfs hat mich getroffen; er hat geweint und mir gern verziehen, ja, er hat sich noch entschuldigt, der arme, gute Vater, daß er mir Kummer bereitet habe. Ach, die Thränen, die er damals um mich geweint, werde ich niemals vergessen! Und niemals wieder soll er Thränen über mich vergießen, ich habe es mir gelobt. Meine große Schuld gegen ihn kann ich nur abtragen, indem ich ihm allein mein ganzes Leben, meine ganze Zuneigung widme. Ich werde nie heirathen.«
»Ach, Ella, denken Sie nur nicht, daß ich von Ihnen lassen werde, nachdem Sie mir dies alles gesagt haben. Jetzt habe ich Ihr edles Herz erst recht erkannt, und um dieser Dankbarkeit, um dieser Aufopferung willen liebe ich Sie doppelt. – Aber Sie haben meine Worte falsch verstanden. Vater Carlet soll ja auch mein Vater sein, er soll an mir einen treuen Sohn haben. Fragen Sie meine Mutter, ob ich weiß, die Pflichten eines Sohnes zu erfüllen; sie wird nicht über mich zu klagen haben. Und Sie kennen ja auch meine Mutter; Sie brauchen nicht zu fürchten, daß sich Vater Carlet nicht mit ihr vertragen werde. Sie liebt Ihren Vater, wie wir es thun, sie wird uns helfen, für ihn zu sorgen, und wir alle werden vereint ein glückliches Leben führen.«
Ella schüttelte traurig den Kopf.
»Machen Sie mir das Herz nicht noch schwerer, Herr Lebeau, mein Entschluß ist nun einmal gefaßt. Wenn der Vater nicht blind wäre, wenn ihn nur die Leiden des Alters drückten, so legte ich gern die Hälfte meiner Pflichten auf Ihre Schultern, denn an Ihrer Seite erwartete mich ein glückliches Loos. Aber er kann nicht mehr sehen! Den ganzen Tag lang muß ich mich mit ihm beschäftigen, er bedarf fortwährend der Hilfe. Ich muß für ihn sorgen, wie für ein kleines Kind, und außer diesen Pflichten kann ich nicht noch andere übernehmen. Und doch thäte ich das, wenn ich meine Hand in die Ihre legte. Eine Frau muß vor allem für ihren Mann da sein; sie muß ihre Wirthschaft gewissenhaft führen und als die Gattin eines Handwerkers besonders überall selbst zugreifen und die Augen offen haben. Wie aber könnte ich dies alles thun, ohne meinen alten Vater zu vernachlässigen? Er ist daran gewöhnt, daß meine Hand jederzeit bereit ist, ihn zu führen, wohin er gehen will, ihm zu reichen, was er bedarf. Er würde zurückgesetzt werden, denn ich könnte nicht immer Zeit für die Erfüllung seiner Wünsche haben. Zwar würde er nie darüber klagen, das weiß ich wohl; er würde denken: Ella hat so viel anderes zu thun, sie kann sich nicht viel mit mir beschäftigen, und würde es sogar ganz natürlich finden. Aber doch würde er darunter leiden und er, der jederzeit bereit war, alles für mich zu opfern, er soll sich für mich keine Entbehrungen auferlegen. Lieber will ich mir selbst Schmerz bereiten.«
Während der letzten Worte des jungen Mädchens war hinter der Thür ein leises Geräusch vernehmbar; aber Ella und Johann waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, daß sie nicht darauf achteten. Nach kurzem Schweigen nahm Ella wieder das Wort:
»Sprechen Sie aber mit dem Vater nicht von diesen Sachen, Herr Lebeau, ich bitte Sie dringend darum. Von selbst denkt er gar nicht daran, daß ich heirathen könnte; ich bin für ihn noch immer die kleine Ella, und so wird es auch bleiben, wenn ihm nicht jemand sagt, daß ich mein Glück wo anders, als an seiner Seite finden könnte. Er würde es kaum begreifen, wie das möglich wäre, und es würde ihn nur in Erstaunen setzen. Aber doch würde er darüber nachdenken, und es könnte ihm dann in den Sinn kommen, daß ich um seinetwillen Kummer und Herzeleid still ertrage. Vor solchen Gedanken müssen wir ihn bewahren … Ach, mein lieber Freund, Sie müssen mir versprechen, niemals gegen den Vater unser Gespräch zu erwähnen. Sein Kummer wäre mir der allertiefste Schmerz.«
Thränen erstickten die Stimme des jungen Mädchens, und sie weinte still vor sich hin, die Hände auf den Knieen gefaltet. Johann blickte traurig zu ihr hinüber, und auch seine Augen wurden feucht.
»Ihre Worte schmerzen mich tief,« unterbrach er endlich das Schweigen. »Niemand kann Ihnen eine innigere Liebe entgegen bringen, Fräulein Ella. Wenn ich denken müßte, daß ein Andrer es vielleicht einmal besser versteht, Sie zu überzeugen,« …
»Ein Anderer? Ach, glauben Sie doch dies nicht! Wenn ich frei wäre, wenn ich handeln könnte, wie ich wollte, wie glücklich würden mich dann Ihre Worte machen. Glauben Sie mir, da ich Sie zurückweisen muß, werde ich niemals heirathen. Und nicht wahr, Sie sind mir nicht böse? Man muß eben muthig durch's Leben gehen. Wäre es immer leicht, seine Pflichten zu erfüllen, so würde niemand sie vernachlässigen. Nun leben Sie wohl, mein Freund; ich will rasch hinunter gehen und den Vater holen; er bleibt mir gar zu lange aus.«
Bei diesen Worten stand das junge Mädchen auf und öffnete die Thür, aber erschrocken fuhr sie sogleich wieder zurück.
»Was soll denn das heißen? Hier liegt ja eine von den kleinen Mühlen an der Erde. Bitte, sehen Sie doch einmal nach, ob der Vater zu Ihrer Mutter gegangen ist.«
Frau Lebeau mußte ausgegangen sein; ihre Thür war fest verschlossen. Hastig eilte Johann die Treppen hinab, aber schon nach wenigen Minuten kehrte er bleich und verstört zurück.
»Ist ihm ein Unglück zugestoßen?« fragte Ella mit zitternder Stimme.
»Ich hoffe nicht, ich weiß es nicht. – Er scheint bald nach mir heraufgekommen zu sein, aber schon nach wenigen Minuten hat er das Haus ganz allein wieder verlassen. Er ist so rasch gegangen, als ob er sehen könnte. Die Spitzenhändlerin hat ihn noch angerufen und ihn gefragt, wohin er denn gehe; aber er hat nicht geantwortet und nicht einmal den Kopf nach ihr herum gewandt.«
»Er ist hier oben gewesen, hier, an unserer Thür,« sagte Ella und schlug verzweifelnd die Hände vor das Gesicht. »Ach, mein Gott, jetzt wird mir alles klar; er hat unser Gespräch mit angehört. Meinen Sie nicht auch, daß er alles gehört hat? Ich lese es aus Ihrem Gesicht, Sie zweifeln gar nicht daran. Ach, wie soll ich es nun anfangen, ihn wieder aufzufinden?«
Ella öffnete das Fenster und blickte auf die Straße hinab. Dichter Nebel lag schwer in den Straßen und ließ kaum das gegenüberliegende Haus erkennen.
»Ich will nach der einen Seite hin laufen, suchen Sie ihn auf der andern,« sagte das junge Mädchen hastig. »Mag der liebe Gott uns auf den richtigen Weg leiten.«
»Nein,« erwiederte Johann, »Sie müssen hier bleiben. Was würde Vater Carlet sagen, wenn er Sie bei seiner Rückkehr nicht hier fände! Vielleicht irren wir uns; vielleicht ist unsre Sorge ganz ohne Grund, und er ist bald wieder hier. Jedenfalls will ich mich sogleich aufmachen und ihn suchen. Ich verspreche es Ihnen, ich kehre nicht ohne ihn heim.«