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Sylvesternacht. Viel Glocken läuten.
Fern graut die Großstadt her. Zwei Menschen sehn
den Dunst des Horizontes leuchten
und drüber die Millionen Sterne stehn.
Zwangvoll, um ein Weib nicht zu berühren,
lehnt ein Mann auf eisernem Balkone,
sagt mit trunknem, heiserm Ton,
während im Hause Gläser klirren:
Dort schläft im Dunst mein Eheweib,
und Du – besiehst mit mir die Sterne.
Und hinter uns trinkt Jemand Haut-Sauternes,
dem du gehörst mit deinem Leib,
mit deinem hoffnungsvollen Leib.
Himmel, Himmel, o könnt ich blind sein!
Lea! blind sein! noch einmal Kind sein!
Oh, du kennst wohl nicht dies Grauen:
klar und kalt wie Gott durchschauen:
nur aus Leid ist Glück zu bauen.
Alles Leid ist Einsamkeit,
alles Glück Gemeinsamkeit –
Er stockt. Die Glocken rings verstummen;
es ist, als ob die Sterne summen.
Die Stirn erhebend sagt ein schwangres Weib:
Nur mir, nur Gott gehört mein Leib.
Mir steht ein andrer Himmel offen,
als ihn die Leidenden ermessen.
Hast du dein eignes Wort vergessen:
Gott ist der Mensch, auf den wir hoffen?!
Uns ging kein Paradies verloren,
es wird erst von uns selbst geboren.
Schon reift in manchem Schooß auf Erden
ein neuer Menschensohn – der sagt:
so ihr das Himmelreich nicht in euch tragt,
könnt ihr nicht wie die Kindlein werden!
Es glitzern die Millionen Sterne;
zwei Menschen schauen in die Ferne.