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XIII
Der Prozeß der Vierzehn. – Erinnerungen an Wera Figner. Zahlreiche Verhaftungen. – Ein provokatorisches Stückchen.

Als ich dem alten Herrn sagte, ich hege keine Fluchtpläne, entsprach das durchaus der Wahrheit. Vor allen Dingen fühlte ich mich bei der Einlieferung in dieses Gefängnis viel zu abgespannt; ich bedurfte nach den furchtbar aufreibenden Aufregungen der letzten Zeit vor allem der Ruhe, mußte neue Kräfte sammeln. Der Wunsch nach Befreiung, wenn die Umstände günstig wären, verließ mich freilich nicht, wie er ja in einer ähnlichen Lage bei jedem lebendig sein muß, aber dieser Wunsch lag irgendwo in der Tiefe meiner Seele, ich fühlte, daß ich nicht die Kraft hätte, seine Erfüllung ernstlich anzustreben.

Die erste Zeit ging ruhig und friedlich hin; ich las viel und unterhielt mich mit meinen neuen Kameraden. Was sie erzählten, war mir zum Teil neu und sehr interessant. Von den Geschehnissen, die ihrem Prozeß zugrunde lagen, wußte ich fast gar nichts. Damals, wie übrigens auch heute noch, steht dieser Prozeß einzig da in bezug auf die große Zahl der Angeklagten aus dem Offiziersstande. Zwei von ihnen, der Schiffsleutnant Baron v. Stromberg und der Leutnant Rogatscheff wurden hingerichtet. Zum Tode verurteilt und dann zu lebenslänglicher Strafarbeit »begnadigt« wurden außerdem Hauptmann Aschenbrenner, Stabskapitän Nikolaus Pochitonoff, Sekondleutnant Alex. Tichonowitsch, Fähnrich Iwan Juwatschoff und dann Wera Figner und Ludmilla Wolkenstein.

Besonders interessant aber war sowohl für mich als für andere die Persönlichkeit der Heldin dieses Prozesses, der bekannten Wera Figner. Ihr Name war damals in aller Munde, und lange Zeit war sie die populärste Persönlichkeit in den revolutionären Kreisen. Die Jugend vergötterte sie. Und in der Tat, was man von ihrem organisatorischen Talent, ihrer erstaunlichen Erfindungsgabe, der wunderbaren Beharrlichkeit, rastlosen Energie und unbegrenzten Aufopferungsfreude erzählte, erklärte vollauf die Rolle, die Wera Figner in diesem Prozeß spielte. Das stolze und aufopfernde Verhalten dieser hervorragenden Frau imponierte selbst den Mitgliedern des Kriegsgerichts.

Persönlich lernte ich Wera Figner im Jahre 1877 in Petersburg kennen, zu einer Zeit, als sie gerade den Gedanken gefaßt hatte, »ins Volk zu gehen«. Ein junges Mädchen von zwei- bis dreiundzwanzig Jahren, schlank, wirklich sehr schön, zeichnete sie sich damals noch durch nichts im Vergleich mit anderen hervorragenden russischen sozialistischen Frauen aus. Wie so viele andere Mädchen war sie mit ganzem Herzen der Sache des russischen Volkes, besonders der Bauern, ergeben und war bereit, alles zu opfern, um diesem Volke dienen zu können.

Im Sommer 1879 kam ich wiederholt mit ihr zusammen. Während sie zwei Jahre vorher den Eindruck einer recht jungen »Propagandistin« gemacht hatte, die die Anschauungen der Kameraden ohne weiteres hinnahm, hatte sie sich jetzt bereits ihr scharf ausgeprägtes eigenes Urteil gebildet. Wie bereits bemerkt, waren gerade um diese Zeit scharfe Programmstreitigkeiten in unseren Reihen ausgebrochen; die einen sprachen sich dahin aus, daß die Revolutionäre alle Kraft auf den terroristischen Kampf zu konzentrieren haben, also Attentate gegen den Zaren und verschiedene Repräsentanten der Staatsgewalt, um auf diese Weise die bestehenden politischen Zustände, den Despotismus zu stürzen; die anderen bestanden darauf, daß die revolutionäre Propaganda weiterzuführen sei; die Revolutionäre müßten auf das Volk einwirken, indem sie sich auf den Dörfern ansiedelten und die Bauern aufklärten, wie es sich die revolutionäre Organisation »Semlja i Wolja« (Land und Freiheit) zur Aufgabe machte. Wera Figner gehörte zu den entschiedenen Anhängern der ersten Richtung.

Ich weiß mich zu erinnern, wie wir in Lesnoje, eine Sommerfrische in der Nähe von Petersburg, wo unsere ganze Kompanie sich angesiedelt hatte, heiß mit ihr gestritten, auf welche Weise die Propaganda unter den Bauern am erfolgreichsten betrieben werden könnte. Sie war kurz vorher von den Ufern der Wolga zurückgekehrt, wo sie in einem Dorfe gewirkt hatte. Die Eindrücke, die sie dort empfangen, hatten sie aufs tiefste erregt, und sie schilderte mit hinreißenden Worten das grenzenlose Elend, die furchtbare Unkultur unserer arbeitenden Landbevölkerung. Der Schluß, den sie daraus zog, war, daß es unter den bestehenden Zuständen kein Mittel gebe, diesem Volke zu helfen.

»Zeigt mir ein solches Mittel, zeigt mir, wie ich unter den jetzigen Verhältnissen dem Volke dienen kann, und ich bin sofort bereit, wieder aufs Land zu gehen,« sagte sie uns einmal, und die Art und Weise, wie sie es sagte, ließen keinen Zweifel darüber, daß es ihr heiliger Ernst damit war.

Wir waren nicht imstande, mit konkreten Ratschlägen zu antworten, und konnten kein Mittel nennen, welches sie von dem neuen Wege abhalten konnte, den einzuschlagen sie im Begriffe stand, nur weil sie keinen anderen Weg sah, der Sache des Volkes zu dienen.

Als ich dann im Spätherbst desselben Jahres nach Odessa kam, fand ich Wera Figner dort. Im Verein mit Kibaltschitsch, Frolenko, Kolotkewitsch und Sawelji Slatopoljski Kibaltschitsch ist wegen Teilnahme an dem Attentat gegen Alexander II. am 13. März 1881 hingerichtet worden; die übrigen wurden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt und in Schlüsselburg eingekerkert; Kolotkewitsch und Slatopoljski sind dort gestorben, Frolenko ist noch am Leben. war sie mit der Vorbereitung eines Attentats gegen Alexander II., der von Livadia nach Petersburg zurückkehren sollte, beschäftigt. In ihrer Wohnung wurde das Dynamit hergestellt. Zu jener Zeit schienen bei ihr alle Zweifel beseitigt, sie widmete sich mit Feuereifer der terroristischen Tätigkeit.

Sie gehörte der russischen Aristokratie an; ihr Großvater hatte sich einen Namen gemacht in dem Guerillakrieg gegen Napoleon I. bei seinem Einbruch in Rußland. Unbändige Willenskraft und rastlose Energie waren ihre hervorragendsten Eigenschaften; niemals begnügte sie sich mit einer einzelnen, selbst der anspannendsten Aufgabe; es lag in ihrem Wesen, gleichzeitig nach verschiedenen Richtungen hin zu wirken. Während sie das Attentat vorbereiten half, organisierte sie gleichzeitig revolutionäre Zirkel unter der Jugend, wirkte agitatorisch in den höheren Gesellschaftskreisen und war uns behilflich, in Odessa eine geheime Zeitschrift zu schaffen, die für Südrußland bestimmt war.

Aber damals war Wera Figner noch in der Entwicklung begriffen, prüfte erst ihre Kraft und ihre Fähigkeiten. Schon damals wurde sie von allen, die ihr nähertraten, hochgeschätzt und sie eroberte sich im Fluge Sympathie und Vertrauen. Doch haben wohl damals selbst ihre besten Freunde nicht geahnt, welche Unmasse verschiedenartigster Fähigkeiten und hervorragender Charaktereigenschaften dieses schöne Mädchen in sich vereinigte. Erst im Jahre 1882, als die meisten ihrer Genossen von der »Narodnaja Wolja« bereits eingekerkert und die wenigen, die den Häschern entgingen, ins Ausland geflüchtet waren, entfaltete Wera Figner ihre volle Kraft. Hartnäckig wies sie jedes Ansinnen von sich, wenigstens für einige Zeit Rußland zu verlassen, um der Verfolgung, die ihr aus jedem Schritt drohte, zu entgehen. Im Jahre 1883 fiel sie dem Verrat Degajeffs zum Opfer. Sie wurde zum Tode verurteilt und dann zu lebenslänglicher Zwangsarbeit »begnadigt«. Seitdem ist sie bei lebendigem Leibe begraben in der Schlüsselburger Feste.

Neben den Erzählungen Spandonis und Tschuikoffs über ihren Prozeß konnte ich denselben aus der Anklageschrift studieren, die sie bei sich hatten. Das Charakteristische an diesem Schriftstück war abermals das gänzliche Fehlen irgendwelcher positiver Grundlagen für ein so grausames Urteil. Ich will anführen, was der Staatsanwalt gegen meine beiden Kerkergenossen anzuführen hatte:

»An der in Odessa entdeckten geheimen Druckerei, die in der Wohnung des Ehepaars Degajeff eingerichtet war, war Athanasius Spandoni beteiligt,« hieß es in der Anklageschrift. Dann wurde festgestellt, daß er die Aussage verweigert habe, und dann ging es weiter: »Seine Angehörigkeit zu dem Geheimbunde ›Narodnaja Wolja‹ erhellt aus den Aussagen der Frau Degajeff, wonach Spandoni zweimal ihre Wohnung aufgesucht hat.« – Das ist alles! Zwei Besuche in der geheimen Druckerei wurden mit fünfzehn Jahren Zwangsarbeit geahndet! Ähnlich waren die »Verbrechen« meines zweiten neuen Genossen beschaffen.

»Als in Charkow die Wera Figner verhaftet war,« hieß es in der Anklageschrift, »wurde von der dortigen Behörde ermittelt, daß unter anderen Personen Wladimir Tschuikoff in Verbindung mit ihr stand. Bei der Haussuchung wurde in seiner Wohnung gefunden: 1. Geräte zur Herstellung von Drucksachen, 2. Geräte zur Herstellung falscher Pässe, 3. blausaures Kali und Morphium, 4. verschiedene gegen die bestehende Staatsgewalt gerichtete Schriften, teils gedruckt, teils im Manuskript, 5. ein Verzeichnis der Namen verschiedener Staatsverbrecher, 6. Listen zur Sammlung von Beiträgen für den Geheimbund ›Narodnaja Wolja‹. Tschuikoff hat gestanden, daß er seiner Überzeugung nach sich zu den Grundsätzen der ›Narodnaja Wolja‹ bekennt.« Auf diese Weise wurde er zu zwanzig Jahren Strafarbeit verurteilt, weil er: 1. ein Bekannter der Wera Figner, 2. verdächtige Dinge in seiner Wohnung hatte, 3. ideell die Grundsätze der »Narodnaja Wolja« teilte!

Die Anklagen, die die Staatsanwaltschaft gegen die übrigen Angeklagten erhob, besonders gegen die Militärs, waren den obigen durchaus ähnlich. Und diese »Verbrechen« genügten, um Todesurteile zu fällen, von denen zwei auch wirklich vollstreckt wurden!

Eine Zeitlang waren wir drei die einzigen Insassen des Pugatscheffturmes, doch erwarteten wir neue Leidensgenossen; in etwa vierzehn Tagen nach meiner Ankunft mußten die in dem bereits erwähnten Prozeß Schebalin Verurteilten aus Kiew eintreffen, vier zu Zwangsarbeit und vier zu Verbannung Verdammte, darunter zwei Frauen. Wir sahen diesem Ereignis mit großer Spannung entgegen. Als jedoch die »Partie« aus Kiew eintraf, brachte man nur zwei Verbannte in unseren Turm, Makar Wassiljeff und Peter Daschkjewitsch, und in die Frauenabteilung wurden Frau Schebalina und ein junges Mädchen, Barbara Tschulejnikowa, eingeliefert, die ebenfalls zu Verbannung verurteilt waren. Die vier zu Zwangsarbeit Verurteilten dagegen hatte man unverhofft nach Schlüsselburg verbracht. Veranlassung dazu gab ein Zusammenstoß mit der Gefängnisbehörde, über den folgendes berichtet sei:

Ich erzählte bereits, welch furchtbaren Eindruck das Rasieren und das In-Ketten-schmieden hervorruft, dem alle zu Verbannung und zu Strafarbeit Verurteilten unterworfen werden. Bis dahin war es üblich gewesen, und auch jetzt hält man es so in bezug auf die Angehörigen der »bevorrechteten Stände«, daß die politischen Sträflinge dieser barbarischen Prozedur erst bei der Ankunft in Sibirien, in der Stadt Tjumen unterworfen werden. In jenem Jahre aber fiel es der Behörde ein, die im Prozeß Schebalin Es waren Schebalin, Pankratoff, Karauloff und Borissowitsch. zu Zwangsarbeit Verurteilten bereits vor dem Transport nach Moskau in Ketten schmieden zu lassen und zu rasieren. Sie beschlossen, sich dem zu widersetzen, und dem Protest schlossen sich alle in Kiew eingekerkerten politischen Gefangenen an; die Behörde wandte darauf Gewalt an und setzte ihren Willen durch. Darauf demonstrierten die Gefangenen in der in Kiew üblichen Weise, das heißt sie schlugen die Fenster ein, zertrümmerten die Bettstellen usw. Der Vorfall wurde natürlich nach Petersburg gemeldet, und von dort kam der Befehl, die vier zu Zwangsarbeit Verurteilten nach Schlüsselburg zu transportieren.

Was das zu bedeuten hatte, habe ich bereits gesagt – die Verurteilung zu langwieriger Todesmarter, Begrabung bei lebendigem Leibe. Die meisten der unglücklichen Opfer sterben nach einigen Jahren, andere werden wahnsinnig, noch andere fügen absichtlich den Festungsbeamten tätliche Beleidigungen zu, um die Hinrichtung zu erzwingen. Man kann sich daher vorstellen, welch trostlosen Eindruck die Kunde von dem Schicksal der Kiewer Kameraden auf uns machte. Unter ihnen befanden sich Leute, denen fast gar nichts zur Last gelegt werden konnte. Karauloff zum Beispiel hätte selbst das Kriegsgericht nur zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilen können. Dabei war er verheiratet, und es stand somit gesetzlich seiner Frau frei, ihn nach Sibirien zu begleiten, was sie zu tun auch beabsichtigte; die Einkerkerung in Schlüsselburg bedeutete aber für das Ehepaar die Trennung, denn nicht einmal schreiben durfte er an seine Frau.

Ebenso erging es den Schebalins. Schlag auf Schlag fügte das Schicksal dieser jungen Frau zu. Kaum hatte man den Gatten von ihr gerissen und nach Schlüsselburg geschleppt, als ihr Kind, ein Säugling, den sie im Gefängnis bei sich behielt, starb. Sie brach unter all diesem Elend zusammen, erkrankte und starb im Spätherbst im Gefängnis zu Moskau.

*

Bald aber kamen immer neue Transporte politischer Gefangenen, das Gefängnis wurde geradezu überfüllt. Dazu trug der Prozeß »Lopatin« viel bei.

Hermann Lopatin gehört zu den bekanntesten Gestalten in der russischen revolutionären Bewegung. Im Jahre 1884 war er aus dem Auslande, wohin er flüchten mußte, zurückgekehrt, um die Organisation der »Narodnaja Wolja« zu neuem Leben zu erwecken, da alle allen tätig gewesenen Mitglieder dieser Partei infolge des Verrates des Degajeff verhaftet worden waren. Lopatin mußte von neuem anfangen, um eine terroristische Organisation zu schaffen, und bereiste zu diesem Zwecke ganz Rußland, überall Beziehungen anknüpfend. Da er sich nicht auf sein Gedächtnis verlassen konnte, schrieb er die Namen der Leute, mit denen er in Beziehung kam, und kurze Notizen über sie auf ein Blatt Papier, das er stets bei sich führte; er rechnete darauf, daß er diesen Papierstreifen stets zu vernichten imstande sein werde. Zum Unglück erwies sich diese Hoffnung als falsch: eines Tages überfielen ihn die Geheimagenten der Polizei auf der Straße, er wurde rücklings gefaßt und überwältigt, ehe er Zeit fand, den verhängnisvollen Zettel, den er bereits im Munde hatte, zu verschlucken. Natürlich wurden nun alle auf dem Zettel Verzeichneten eingefangen; an allen Enden Rußlands fanden Verhaftungen statt.

Die Leute, die infolge dieses Versehens Lopatins nach dem Zentralgefängnis für Deportation in Moskau eingeliefert wurden, waren zum weitaus größten Teile kaum dem Jünglingsalter entwachsen, und ihre ganze Schuld bestand in vielen Fällen darin, daß ihr Name auf der verhängnisvollen Liste figurierte. Besonders erschütternd war für mich der Anblick eines Studenten der Moskauer Universität, Rubinok, eines ungemein begabten, weit über sein Alter entwickelten Jünglings von neunzehn Jahren, den man zu drei Jahren Verbannung nach Ostsibirien verurteilt hatte. Er wurde nach einem der grauenvollsten Winkel des Erdballs, in das Jakutengebiet, jenseits des nördlichen Polarkreises, geschickt; dort wurde er aus irgend einem Grunde von den halbwilden Eingeborenen, den Jakuten, überfallen, halbtot geschlagen und infolgedessen wahnsinnig.

Viel besprochen wurde damals in unserem Gefängnis, und wohl auch in ganz Moskau, das Schicksal eines jungen Studenten der Peter Razumowskischen Akademie namens Kowaleff. Er wurde wegen einer Bagatelle verhaftet und in das Polizeigefängnis gesperrt. Dort befand sich auch ein Gardeoffizier, Bjelino-Bschesowski, der wegen irgend eines Kriminalverbrechens in Untersuchungshaft war. Dieser Repräsentant der goldenen Jugend verband sich mit dem Gendarmen, um die Unerfahrenheit des Jünglings auszubeuten: sie beschlossen nicht mehr und nicht weniger, als ein falsches Attentat anzuzetteln. Der schurkische Offizier schwindelte dem Kowaleff vor, er gehöre selber zu den revolutionär Gesinnten, und stachelte ihn zu einem Attentat gegen den Staatsanwalt des Moskauer Gerichtshofs, den jetzigen Justizminister Murawjeff, auf. Der unerfahrene Jüngling ging darauf ein, und der Provokateur verschaffte ihm einen geladenen Revolver. Als dann der junge Mann von dem Staatsanwalt verhört werden sollte, wurde er plötzlich auf dem Wege nach der Kanzlei von den Gendarmen, die natürlich von Bschesowski instruiert waren, untersucht, und man fand die Waffe. Der Jüngling war also auf »frischer Tat ertappt« und des Mordversuchs gegen den Staatsanwalt angeklagt. In seiner Verzweiflung suchte er sich das Leben zu nehmen, was jedoch verhindert wurde. Die provokatorische Rolle der Gendarmerie war jedoch zu offensichtlich, und so gelang es den Bemühungen des Vaters des Angeklagten, den Schurken das Opfer zu entreißen; wie es hieß, kam aus Petersburg der Befehl, die Sache zu vertuschen. Allgemein war das Gerücht verbreitet, daß der Staatsanwalt Murawjeff mit den Provokateurs unter einer Decke steckte – das geplante Attentat sicherte ihm Auszeichnungen, lenkte die Aufmerksamkeit auf ihn! Inwiefern dieses Gerücht begründet war, vermag ich nicht zu beurteilen.


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