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Der Abmarsch – Kämpfe im Lande der Oreiten – Zug des Heeres durch die Wüste Gedrosiens – Ankunft der Reste des Heeres in Karmanien – Nearchos in Harmozia – Zerrüttung im Reich – Strafgerichte – Rückkehr nach Persien – Zweite Flucht des Harpalos – Die Hochzeitsfeier in Susa – Neue Organisation des Heeres – Aufbruch nach Opis
Den Westen des Induslandes begrenzen mächtige Gebirge, die sich von dem Kophenflusse bis zum Ozean hinabziehen. Unmittelbar über der Brandung des Meeres ragen ihre letzten Felsenmassen noch hoch empor, und von wenigen Pässen durchschnitten, sind sie zwischen dem Deltalande des Indus und dem wüsten Küstensaum Gedrosiens, zwischen dem Lande Sindh und der hohen Steppe Arianas eine vollkommene Scheidewand; gen Morgen ist eine feuchte Tropenwärme, Wasserfülle, üppige Vegetation, eine reiche Tierwelt, dichte Bevölkerung mit dem weitverzweigten geselligen Verkehr, mit den tausend Erzeugnissen und Bedürfnissen einer unvordenklichen Zivilisation; jenseits der Grenzgebirge, die in nackten Felsen übereinander emporstarren, ein Labyrinth von Felswänden, Klippenzügen, Bergsteppen, in ihrer Mitte das Tafelland von Kelat, nackt, traurig, von trockener Kälte oder kurzer, sengender Sommerglut, in Wahrheit die ›Wüste der Armut‹. Nach Norden und Westen umschließen sie steile Felsgehänge, an deren Fuß das Sandmeer der Wüste Arianas flutet, ein endloser Ozean, mit der rötlich schillernden Atmosphäre des glühenden Flugsandes, mit dem wellenhaften Wechsel stets treibender Dünen, in denen der Pilger verirrt und das Kamel untersinkt. So der traurige Weg ins Innere; noch öder und furchtbarer ist die Einöde der Küste und der Weg durch sie hin gen Westen. Wenn man von Indien aus durch die Pässe des großen Scheidegebirges gestiegen, so öffnet sich eine tiefe Landschaft, links das Meer, nach Westen und Norden Gebirge, in der Tiefe ein Fluß, der zum Ozean eilt, das letzte strömende Wasser auf diesem Wege; Getreidefelder am Fuß der Berge, Dörfer und Flecken in der Ebene zerstreut, die letzten auf einem Wege von Monaten. Gen Norden führen aus dieser ›Ebene‹ schlimme Zickzackpässe in die Bergwüste von Kelat; westlich ziehen sich die Berge der Oreiten bis ans Meer hinab. Man übersteigt sie, und nun beginnen die Schrecken der Einöde; die Küste ist flach, sandig, heiß, ohne Gras und Strauch, von den Sandbetten vertrockneter Ströme durchfurcht, fast unbewohnbar, die elenden Fischerhütten, die einzeln auf Meilen weit an dem Strande zerstreut sind, von Fischgräten und Seetang erbaut, unter einsamen Palmengruppen, die wenigen Menschen noch elender als ihr Land. Eine Tagereise landein streichen nackte Klippenzüge, von Gießbächen durchrissen, die in der Regenzeit plötzlich anschwellen, reißend und brausend zur Küste stürzen und dort die tiefen Mündungsbette auswühlen, sonst das Jahr hindurch trocken liegen, mit Genist, Mimosen und Tamarisken überwuchert, voll von Wölfen, Schakalen und Mückenschwärmen. Hinter diesen Klippenzügen dehnt sich die Wüste Gedrosien, mehrere Tagereisen breit, von einzelnen Wanderstämmen durchzogen, dem Fremdling mehr als furchtbar; Einöde, Dürre, Wassermangel sind hier die kleinsten Leiden; tags stechende Sonne, glühender Staub, der das Auge entzündet und den Atem erdrückt, nachts durchfröstelnde Kühle und das Heulen hungriger Raubtiere, nirgend ein Obdach oder Grasplatz, nirgend Speise und Trank, nirgend ein sicherer Weg oder ein Ziel des Weges. Durch diese Wüste, so wird erzählt, zog die Königin Semiramis aus Indien heim, und von den Hunderttausenden ihres Heeres kehrten mit ihr nicht zwanzig Menschen nach Babylon zurück; auch Kyros soll diesen Rückweg genommen und das gleiche Schicksal erfahren haben; selbst der Fanatismus des Islam hat nicht gewagt, erobernd in diese Wüste einzudringen; der Kalif verbot seinem Feldherrn Abdallah dies Land, das der sichtliche Zorn des Propheten getroffen habe.
Alexander hat diesen Weg gewählt, nicht um Größeres zu vollbringen als Kyros und Semiramis, als das Altertum, noch um die Verluste der indischen Heerfahrt durch größere Verluste vergessen zu machen, wie der Unverstand neuerer Geschichtsschreiber geglaubt hat. Er mußte diesen Weg wählen; es durften nicht zwischen den Satrapien des Indus und des persischen Meeres herrenlose Länderstrecken und ununterworfene Völkerstämme den Zusammenhang der Okkupation stören; sie durften es um so weniger, da die Klippenzüge am Saum der Einöde räuberischen Horden und rebellischen Satrapen ein stetes Asyl geboten hätten. Noch wichtiger war die Rücksicht auf die Flotte, welche längs der wüsten Küste dahinfahren und den Seeweg zwischen Indien und Persien öffnen sollte; sie konnte nicht auf Monate hinaus verproviantiert und mit Wasser versehen werden; um beides einzunehmen, mußte sie von Zeit zu Zeit an die Küste gehen, von der sie sich bei der Natur der damaligen Nautik überhaupt nicht entfernen durfte. Sollte diese Expedition irgend glücken und ihr Zweck, die Fahrt vom Euphrat zum Indus zu öffnen, erreicht werden, so war es vor allem notwendig, die Küste zugänglich zu machen, Wasserbrunnen zu graben, Vorräte zu beschaffen, Widerstand von seiten der Einwohner zu hindern, die Bevölkerung, namentlich der reicheren Distrikte mit in den Verband des Reiches zu ziehen. Dies waren die Gründe, die den König veranlaßten, durch Gedrosien zurückzukehren, obschon ihm die Natur jener Landesstrecke nicht unbekannt sein konnte; er durfte seinen großen Plan nicht um der Gefahren willen, die unvermeidlich waren, preisgeben, er durfte die Opfer nicht scheuen, die ihm das Unternehmen kosten sollte, von dem er, und mit Recht, außerordentliche Erfolge erwartete. Der Satrap von Karmanien, Sibyrtios, wird die Weisung erhalten haben, von Westen her, soweit möglich, dem Heere das Nötige entgegenzusenden; und man wird wohl so viel erkundet haben, daß die zunächst an Indien grenzende Landschaft, wenn man sie besetzte, im Innern bewohnte und fruchtbare Täler genug besaß, um dem Zuge längs der Küste die nötigen Vorräte zu schaffen.
Die Überlieferungen gestatten nicht auch nur ungefähr anzugeben, wie groß die Zahl der Truppen war, die der König durch Gedrosien führte. Man darf die Flotte vielleicht auf 100 Schiffe, ihre Bemannung auf 12 000 Mann und etwa 2000 Epibaten rechnen; bedeutend stärker wird das Heer, das Krateros durch Arachosien führte, gewesen sein. Nach einer sicheren Nachricht war die Gesamtmacht des Königs, als er im sogdischen Alexandrien stand, 120 000 Mann; rechnet man vielleicht 30 000 Mann, die bei dem indischen Satrapen und in den neugegründeten Städten zurückblieben, so könnten 30 000 bis 40 000 Kombattanten mit dem Könige gezogen sein. Dies nur, um daran zu erinnern, was man wissen müßte, um sich eine pragmatisch deutliche Vorstellung von diesem Zuge der Heimkehr machen zu können.
Es mochte gegen Ende August des Jahres 325 sein, als Alexander aus Pattala und dem indischen Lande aufbrach; bald war das Grenzgebirge erreicht und auf dem nördlicheren Paßwege überstiegen; etwa mit dem neunten Tage kam man in die Tallandschaft des Arbiosstromes, an dem diesseits die Arbiten, jenseits bis in die Berge die Oreiten wohnten; beide Stämme hatten sich noch nicht unterworfen; deshalb teilte Alexander sein Heer, ihr Land zu durchziehen und nötigenfalls zu verwüsten. Von ihm selbst, von Leonnatos, von Ptolemaios geführt, zogen einige Kolonnen in das Land hinab, während Hephaistion das übrige Heer nachführte. Alexander wandte sich links dem Meere zu, um zugleich der Küste entlang für den Bedarf seiner Flotte Brunnen graben zu lassen, demnächst aber die Oreiten, die für streitbar und zahlreich galten, zu überfallen. Die Arbiten hatten beim Heranrücken der Makedonen ihre Dörfer verlassen und sich in die Wüste geflüchtet. Er kam an den Arbiosfluß, der seicht und schmal, wie er war, leicht überschritten wurde; ein nächtlicher Marsch durch die Sandgegend, die sich von dessen rechtem Ufer abendwärts erstreckte, brachte ihn mit Tagesanbruch an die wohlbebauten Felder und Dorfschaften der Oreiten. Sofort bekam die Reiterei Befehl, geschwaderweise aufzurücken und, um desto mehr Feld zu bedecken, in gemessenen Distanzen vorzugehen, während das Fußvolk in geschlossener Linie nachfolgte. So wurde ein Dorf nach dem anderen angegriffen und eingenommen; wo die Einwohner Widerstand versuchten und mit ihren Giftpfeilen gegen die makedonischen Speere zu kämpfen wagten, wurden sie leicht bewältigt, ihre Dörfer verbrannt, sie selbst niedergehauen oder zu Gefangenen gemacht und in die Sklaverei verkauft. Das untere Gebiet der Oreiten ward ohne bedeutenden Verlust unterworfen; auch die Pfeilwunde, die das Leben des Lagiden Ptolemaios in Gefahr brachte, wurde schnell und glücklich geheilt; an einem Wasser lagerte und rastete Alexander und wartete die Ankunft des Hephaistion ab. Mit ihm vereinigt zog er weiter zu dem Flecken Rambakia, dem größten im Lande der Oreiten; die Lage desselben schien günstig für den Verkehr und zur Behauptung des Landes; Alexander beschloß, ihn zur Hauptstadt der oreitischen Satrapie zu machen und zu kolonisieren; Hephaistion erhielt den Befehl zur Gründung der oreitischen Alexandreia. Der König selbst brach mit der Hälfte der Hypaspisten und Agrianer, mit dem Geleit seiner Ritterschaft und den berittenen Schützen gegen die Berge hin auf, welche das Gebiet der Oreiten und Gedrosier voneinander scheiden; denn in den dortigen Pässen, durch welche der Weg nach Gedrosien führte, hatten sich, so war dem Könige berichtet, die Oreiten und Gedrosier in sehr bedeutender Macht aufgestellt, um vereinigt den Makedonen den Weg zu sperren. Sobald die Makedonen dem Eingang der Pässe nahten, flohen die Barbaren vor einem Feinde, dessen unwiderstehliche Kraft sie ebensosehr wie seinen Zorn nach dem Siege fürchteten; die Häuptlinge der Oreiten kamen in demütiger Unterwürfigkeit zu ihm herab, sich, ihr Volk und ihr alles seiner Gnade zu übergeben. Alexander empfing sie huldvoller, als sie erwartet; er trug ihnen auf, ihre zersprengten Dorfschaften wieder zu sammeln und ihnen in seinem Namen Ruhe und Sicherheit zu versprechen; er legte es ihnen ans Herz, seinem Satrapen Apollophanes, den er über ihr, der Arbiten und der Gedrosier Land setzte, zu gehorchen und namentlich den Anordnungen, die zur Versorgung der makedonischen Flotte getroffen werden würden, gebührend nachzukommen. Zu gleicher Zeit wurde Leonnatos, der Leibwächter, mit einem bedeutenden Heere, bestehend aus sämtlichen Agrianern, einem Teil der Bogenschützen, einigen Hundert Pferden der Makedonen und hellenischen Söldner, einer entsprechenden Anzahl Schwerbewaffneter und asiatischer Truppen in der neuen Satrapie zurückgelassen, mit dem Befehl, die Ankunft der Flotte an diesen Gestaden zu erwarten und alles zu deren Aufnahme vorzubereiten, die Kolonisation der neuen Stadt zu vollenden, den etwa noch vorkommenden Unordnungen und Widersetzlichkeiten von Seiten des Volkes zu begegnen und alles anzuwenden, um die bisher unabhängigen Oreiten für die neuen Verhältnisse zu gewinnen; Apollophanes wurde angewiesen, alles zu tun, um in das Innere von Gedrosien Schlachtvieh und Vorräte zusammenbringen zu lassen, damit das Heer nicht Mangel leide.
Dann brach Alexander aus dem Lande der Oreiten nach Gedrosien auf. Schon wurde der heiße und flache Küstensaum breiter und öder, die Hitze stechender, der Weg beschwerlicher; man zog tagelang durch einsame Sandstrecken, in denen von Zeit zu Zeit Palmengruppen einen ärmlichen Schatten unter der fast senkrechten Sonne boten; häufiger waren Myrrhenbüsche, stark duftend in der Glut der Sonne und in der Fülle des unbenutzt ausschwitzenden Harzes; die phönikischen Kaufleute, die mit zahlreichen Kamelen dem Heere folgten, sammelten hier viel von dieser köstlichen Ware, die im Abendlande unter dem Namen der arabischen Myrrhe so beliebt war. In der Nähe der See oder der Flüsse blühte die starkduftende Tamariske, über den Boden hin wucherte die Schlingwurzel der Narden und vielrankiges Dorngebüsch, in dem sich die Hasen, die der nahende Heereszug aufgescheucht, wie Vögel im Dohnenstrich fingen. In der Nähe solcher Plätze wurde übernachtet und aus den Blättern der Myrrhen und Narden die nächtliche Streu bereitet. Aber mit jedem neuen Marsche wurde die Küste öder und unwegsamer. Die Bäche erstarben im heißen Sande, auch die Vegetation hörte auf; von Menschen und Tieren war auf weite Strecken keine Spur; man begann die Nächte zu marschieren, um während des Tages zu ruhen; man zog tiefer landein, um auf dem nächsten Wege diese Einöde zurückzulegen und zugleich für die Flotte Vorräte an die Küste zu schaffen; einzelne Trupps wurden dann an die Küste hinabgesandt, die Vorräte aufzustapeln, Brunnen zu graben, die Zugänglichkeit des Strandes für die Schiffe zu untersuchen. Einige dieser Reiter unter Thoas' Führung brachten die Nachricht, an der Küste seien wenige ärmliche Fischerhütten, aus Walfischrippen und Seemuscheln erbaut; die Bewohner, armselig und stumpfsinnig, lebten von gedörrten Fischen und Fischmehl und tränken das brackige Wasser der Sandgruben; man hatte das Gebiet der Ichthyophagen erreicht. Tiefer landein, so hieß es, finde man einzelne Dorfschaften; dorthin mußte das Heer, da der Mangel an Lebensmitteln schon empfindlich zu werden begann. Nach langen, ermüdenden Nachtmärschen, in denen schon nicht mehr die strengste Ordnung und Mannszucht zu erhalten war, erreichte man diese Gegend; von den Vorräten, die sie darbot, wurde möglichst sparsam an das Heer verteilt, um das übrige, mit dem königlichen Siegel verwahrt und auf Kamele gepackt, an die Küste zu schicken; aber sobald Alexander mit den ersten Kolonnen zum weiteren Marsche aufbrach, rissen die bei den Vorräten bestellten Wachen die Siegel auf, und von ihren hungernden Kameraden schreiend umdrängt, teilten sie aus was sie bewahren sollten, unbekümmert, wie sie ihr Leben verwirkten, um es vor dem Hungertode zu retten. Alexander ließ es ungeahndet; er eilte, neue Vorräte aufzutreiben und sie unter sicherer Bedeckung hinabzusenden; er befahl den Einwohnern, aus dem Inneren des Landes so viel Getreide, Dattelfrucht und Schlachtvieh als irgend möglich aufzubringen und an die Küsten zu schaffen; zuverlässige Männer wurden zurückgelassen, diese Transporte zu besorgen.
Indes zog das Heer weiter; es nahte dem furchtbarsten Teil der Wüste; in gräßlicher Steigerung wuchs der Hunger, das Elend, die Zügellosigkeit. Auf zehn, auf fünfzehn Meilen weit kein Wasser, der Sand tief, heiß, wellenhaft wie ein stürmisches Meer zu breiten Dünen aufgeweht, durch die man mit jedem Schritte tief einsinkend sich mit endloser Mühe hinschleppte, um sogleich dieselbe Arbeit von neuem zu beginnen; dazu das Dunkel der Nacht, die furchtbar wachsende Auflösung aller Ordnung, die letzte Kraft durch Hunger und Durst erschöpft oder zu selbstischer Gier verwildert. Man schlachtete die Pferde, Kamele, Maultiere und aß ihr Fleisch; man spannte das Zugvieh von den Wagen der Kranken und überließ diese ihrem Schicksal, um in trauriger Hast weiterzuziehen; wer vor Müdigkeit oder Entkräftung zurückblieb, fand am Morgen kaum noch die Spur des großen Heeres wieder, und fand er sie, so bemühte er sich umsonst, dasselbe einzuholen; in schrecklichen Zuckungen verschmachtete er unter der glühenden Mittagssonne oder verirrte in dem Labyrinth der Dünen, um vor Hunger und Durst langsam dahinzusterben. Glücklich die anderen, wenn sie vor Tagesanbruch Brunnen erreichten, um zu rasten; aber oft mußte man noch marschieren, wenn schon die Sonne durch die rötliche Glutluft herabbrannte und der Sand unter den wunden Füßen glühte; dann stürzten die Tiere röchelnd zusammen, und den hinsinkenden Menschen brach das Blut jählings aus Auge und Mund, oder sie kauerten sich todmatt nieder, während die Reihen aufgelöst in gespenstischer Stille an den sterbenden Kameraden vorüberwankten; kam man endlich zu den Wassern, so stürzte alles hin und trank in hastiger Gier, um die letzte Labung mit einem qualvollen Tode zu büßen. An einer der Raststellen – ein fast ausgetrocknetes Wasser floß vorüber – lagerte das Heer einen Tag und ruhte unter den Zelten; da füllte sich plötzlich das Strombett und brausend schwollen die Wasser über; Waffen, Tiere, Zelte, Menschen wurden mit hinweggerissen, und ehe man sich noch zu besinnen und zu helfen vermochte, war schon die Verwüstung auf ihrem Gipfel; Alexanders Zelt und ein Teil seiner Waffen wurden ein Raub der Flut, deren Gewalt er selbst mit Mühe entrann. So häuften sich die Schrecken; und als endlich gar bei dem weiteren Marsche ein heftiger Wind die Dünen der Wüste durcheinandertrieb und allen Weg spurlos verwehte, daß die eingeborenen Führer sich verirrten und nicht mehr wo noch wohin wußten, da sank auch dem Mutigsten der Mut, und der Untergang schien allen gewiß. Alexander sammelte die kräftigsten der Ritter, eine kleine Schar, um sich, mit ihnen das Meer zu suchen; er beschwor sie, die letzten Kräfte zusammenzunehmen und ihm zu folgen. Sie ritten mittagwärts durch die tiefen Dünen, vom Durst gequält, in der tiefsten Erschöpfung; die Pferde stürzten zusammen, die Reiter vermochten sich nicht weiter zu schleppen, nur der König mit fünf anderen war unermüdlich vorgedrungen; sie sahen endlich die blaue See, sie ritten hinab, sie gruben mit ihren Schwertern im Sande nach süßem Wasser, ein Quell sprudelte hervor, sie zu erquicken; dann eilte Alexander zurück zum Heere und führte es hinab an den kühleren Strand und zu den süßen Quellen, die dort rieselten. Nun fanden die Führer sich wieder zurecht und führten das Heer noch sieben Tage lang an der Küste, wo an Wasser nicht Mangel und auch hie und da Vorräte und Dorfschaften waren; mit dem siebenten Tage wandte man sich landeinwärts und zog durch fruchtprangende und heitere Gegenden gen Pura, der Residenz der Satrapie Gedrosien.
So erreichte das Heer endlich das Ziel seines Weges, aber in welchem Zustande! Der Marsch von der Oreiten Grenze durch die Wüste hatte sechzig Tage gewährt; aber die Leiden und Verluste auf diesem Marsche waren größer als alles Frühere zusammengenommen. Das Heer, das so stolz und reich aus Indien ausgezogen, war auf ein Viertel zusammengeschmolzen, und dieser traurige Überrest des welterobernden Heeres war abgezehrt und entstellt, in zerlumpten Kleidern, fast ohne Waffen, die wenigen Pferde abgemagert und elend, das Ganze ein Aufzug des tiefsten Elends, der Auflösung und Niedergeschlagenheit. So kam der König nach Pura. Hier ließ er rasten, damit sich die erschöpften Truppen erholten und die auf dem Wege Verirrten sich sammelten. Der Satrap über Oreitis und Gedrosien, der den Befehl erhalten, die Wege der Wüste mit Vorräten versorgen zu lassen, und durch dessen Fahrlässigkeit dem Heere selbst noch die Erleichterung, welche die Wüste gestattet hätte, entzogen worden war, erhielt von hier aus seine Entlassung; Thoas wurde zu seinem Nachfolger in der Satrapie bestimmt.
Dann brach Alexander nach Karmanien auf, wo er Krateros mit seinem Heere und mehrere Befehlshaber der oberen Provinzen, die er dorthin beordert, zu treffen hoffte. Es mochte Anfang Dezember sein; von der Flotte und ihren Schicksalen hatte man nicht die geringste Nachricht; war die dem hochherzigen Nearchos übertragene Expedition schon an sich gefahrvoll, und die gänzliche Ungewißheit über den Fortgang höchst beunruhigend, so mochte Alexander nach den jüngsten Erlebnissen und ihrer unbeschreiblichen Furchtbarkeit eher alles zu fürchten, als das Gelingen eines großen Planes zu hoffen geneigt sein; jene Küste, die dem größten Teil seines Heeres den elendsten Untergang gebracht hatte, war für die Flotte die letzte und einzige Zuflucht; und öde, flachsandig, hafenlos wie sie war, schien sie eher die unberechenbaren Wechselfälle von Wind und Wetter gefährlicher zu machen, als vor ihnen retten zu können; ein Orkan, und Flotte und Heer konnte spurlos vernichtet sein, eine unvorsichtige Fahrt, und der Ozean war weit genug zu endlosem Irren und rettungslosem Treiben.
Da kam der Hyparch der Gegend zum Könige mit der Nachricht, fünf Tage südwärts, an der Mündung des Flusses Anamis sei Nearch wohlbehalten mit der Flotte gelandet, habe auf die Nachricht, daß sich der König im oberen Lande befinde, sein Heer sich hinter Wall und Graben lagern lassen und werde demnächst persönlich vor Alexander erscheinen. Des Königs Freude war im ersten Augenblick außerordentlich, bald genug drängte Ungeduld, Zweifel, größere Bekümmernis sie zurück; umsonst erwartete man Nearchs Ankunft; es verstrich ein Tag nach dem andern; Boten auf Boten wurden ausgesandt, die einen kamen zurück mit dem Bericht, sie hätten nirgend Makedonen der Flotte gesehen, nirgend von ihnen Kunde erhalten; andere blieben ganz aus; endlich befahl Alexander, den Hyparchen, der treulose Märchen geschmiedet und mit der Trauer des Heeres und des Königs Spott getrieben, festzunehmen und in Ketten zu legen. Er war trauriger denn zuvor, und von Leiden des Körpers und der Seele bleich.
Der Hyparch hatte die volle Wahrheit gesagt: wirklich war Nearchos mit seiner Flotte an der karmanischen Küste; glücklich hatte er ein Unternehmen, dem an Gefahren und Wundern schon an sich nichts ähnlich war, und das überdies durch das Zusammentreffen zufälliger Umstände überaus erschwert worden war, vollbracht. Schon am Indusstrome hatten diese Schwierigkeiten begonnen; kaum war Alexander mit dem Landheere über die Grenzen Indiens gegangen, so hatten die Inder, die sich jetzt frei und sicher glaubten, bedenkliche Unruhen begonnen, so daß die Flotte nicht mehr im Indus sicher zu sein schien. Nearchos hatte, da es nicht seine Aufgabe war, das Land zu behaupten, sondern die Flotte zum Persischen Meerbusen zu führen, sich schnell und ohne die Zeit der stehenden Ostwinde abzuwarten, zur Abfahrt bereitet, war am 21. September abgesegelt und hatte in wenigen Tagen die Kanäle des Indusdeltas hinter sich; dann war er durch heftige Südwinde genötigt worden, unter dem Vorgebirge, das Indien vom Arbitenlande trennt, in einem Hafen, den er nach Alexander nannte, ans Land zu gehen und daselbst vierundzwanzig Tage zu rasten, bis sich endlich die regelmäßigen Winde gesetzt hatten. Mit dem 23. Oktober war er weitergeschifft, war unter mannigfaltigen Gefahren, bald zwischen Klippen hindurchsteuernd, bald gegen die gewaltige Brandung des Ozeans ankämpfend, an der Arbiosmündung vorübergesegelt, und nach einem furchtbaren Seesturm am 30. Oktober, der drei Fahrzeugen den Untergang brachte, bei Kokala an das Land gegangen, um zehn Tage zu rasten und die schadhaften Schiffe auszubessern; es war das der Ort, an dem kurz zuvor Leonnatos die Barbaren der Umgegend in einem blutigen Treffen überwältigt hatte; der Satrap Apollophanes von Gedrosien war bei dieser Gelegenheit erschlagen worden. Hier reichlich mit Vorräten versehen und nach wiederholten Zusammenkünften mit Leonnatos, war Nearchos weiter gen Westen gefahren, und am 10. November lag das Geschwader vor der Mündung des Flusses Tomeros, an dessen Ufern bewaffnete Oreiten haufenweise standen, um die Einfahrt der Flotte zu hindern; ein kühner Überfall genügte, sie zu bewältigen und für einige Tage einen ruhigen Landungsplatz zu gewinnen. Mit dem 21. November war die Flotte zu der Küste der Ichthyophagen gekommen, jener armseligen und furchtbaren Einöde, bei der das Elend des Landheeres begann; auch das Schiffsheer hatte hier viel zu leiden, der Mangel an süßem Wasser und an Vorräten wurde mit jedem Tage drückender. Endlich fand man in einem Fischerdorfe bald hinter dem Vorgebirge Bageia einen Eingeborenen Namens Hydrakes, der sich erbot, die Flotte als Lotse zu begleiten; er war ihr von großem Nutzen; unter seiner Leitung vermochte man fortan größere Fahrten zu machen und dazu die kühleren Nächte zu benutzen. Unter immer steigendem Mangel fuhr man bei der öden Sandküste Gedrosiens vorüber, und schon hatte die Unzufriedenheit der Schiffsleute einen gefährlichen Grad erreicht; da endlich erblickte man die mit Fruchtfeldern, Palmhainen und Weinbergen bedeckten Gestade Karmaniens; jetzt war die Not vorüber, jetzt nahte man der langersehnten Einfahrt in das Persische Meer, man war in befreundetem Gebiet. An der schönen Küste Harmozia und an der Mündung des Anamisstromes landete die Flotte, und das Schiffsvolk lagerte an den Stromufern, nach so vielen Mühen sich auszuruhen und der überstandenen Gefahren zu gedenken, denen zu entkommen mancher verzweifelt haben mochte; von dem Landheere wußte man nichts, seit der Küste der Ichthyophagen hatte man alle Spur von demselben verloren. Da geschah es, daß einige von Nearchs Leuten, die ein wenig landein gegangen waren, um Lebensmittel zu suchen, in der Ferne einen Menschen in hellenischer Tracht sahen; sie eilten auf ihn zu und erkannten sich unter Freudentränen als hellenische Männer; sie fragten ihn, woher er käme? wer er wäre? Er antwortete, er komme vom Lager Alexanders her, der König sei nicht ferne von hier; und frohlockend führten sie ihn zu Nearchos, dem er angab, daß Alexander etwa fünf Tage weit im Land stehe, und sich zugleich erbot, ihn zum Hyparchen der Gegend zu bringen. Das geschah; Nearchos überlegte mit diesem, wie er zum Könige kommen möchte. Während er zu den Schiffen zurückkehrte, um hier alles zu ordnen und das Lager verschanzen zu lassen, war der Hyparch, in der Hoffnung, durch die erste Nachricht von der glücklichen Ankunft der Flotte des Königs Gunst zu gewinnen, auf dem kürzesten Wege in das innere Land hinauf geeilt und hatte dort jene Botschaft an den König gebracht, die ihm so viel Leid zuzog, da deren Bestätigung ausblieb.
Endlich, so erzählt Nearchos selbst das Weitere, waren die Einrichtungen für die Flotte und das Lager soweit gediehen, daß er mit Archias von Pella, dem zweiten Befehlshaber der Flotte, und mit fünf oder sechs Begleitern von dem Lager aufbrach und ins Innere wanderte. Diesen begegneten auf dem Wege einige von den ausgesandten Boten Alexanders; aber sie erkannten weder den Nearchos noch den Archias, so sehr hatte sich ihr Äußeres verwandelt; ihr Haupt- und Barthaar war lang, ihr Gesicht bleich, ihre Gestalt abgezehrt, ihre Kleidung zerlumpt und voll Schiffsteer; und als diese sie fragten, in welcher Richtung wohl Alexanders Lager stände, zeigten sie ihnen Bescheid und zogen vorüber. Archias aber ahnte das Rechte und sprach: »Es scheint, daß die Männer ausgesandt sind, uns zu suchen; daß sie uns nicht erkennen, ist gar wohl zu begreifen, wir mögen sehr wohl anders als in Indien aussehen; laß uns sagen, wer wir sind, und sie fragen, wohin sie reisen.« Das tat Nearchos; sie antworteten, sie suchten den Nearchos und das Heer von der Flotte. Da sagte Nearchos: »Ich bin es, den ihr suchet, führt uns zum Könige!« Da nahmen sie sie jubelnd auf ihre Wagen und fuhren zum Lager; einige aber eilten voraus und zum Zelte des Königs und sprachen: »Nearchos und Archias und fünf andere mit ihnen kommen soeben daher.« Da sie aber von dem übrigen Heere und von der Flotte nichts wußten, glaubte der König, daß jene wohl unvermutet gerettet, aber Heer und Flotte untergegangen seien, und seine Trauer war größer denn vorher. Da trat Nearchos und Archias herein; Alexander erkannte sie kaum wieder, er reichte dem Nearchos die Hand, führte ihn zur Seite und weinte lange Zeit; endlich sprach er: »Daß ich dich und Archias wiedersehe, läßt mich den ganzen Verlust minder schmerzlich empfinden; nun aber sprich, wie ist meine Flotte und mein Heer zugrunde gegangen?« Nearchos antwortete: »O König, beides ist dir erhalten, deine Flotte und dein Heer; wir aber sind als die Boten ihrer Landung zu dir gekommen.« Da weinte Alexander noch mehr, und lauter Jubel war um ihn her; er aber schwur bei Zeus und Ammon, daß ihm dieser Tag teurer wäre als der Besitz von ganz Asien.
Schon war auch Krateros mit seinem Heere und den Elefanten nach einem glücklichen Marsche durch Arachosien und Drangiana in Karmanien angelangt; er hatte sich auf die Nachricht von Alexanders ungeheueren Verlusten beeilt, sein frisches und kräftiges Heer dem Könige zuzuführen. Mit ihm zugleich trafen die Befehlshaber, die seit fünf Jahren in Medien gestanden hatten, ein; es waren Kleandros mit den Veteranen der Söldner, Herakon mit den Söldnerreitern, die früher Menidas geführt hatte, Sitalkes mit dem thrakischen Fußvolk, Agathon mit den odrysischen Reitern, im ganzen 5000 Mann zu Fuß und 1000 Reiter. Auch der Satrap Stasanor von Areia und Drangiana, und Pharasmanes, der Sohn des parthischen Satrapen Phrataphernes waren mit Kamelen, Pferden und Herden Zugvieh nach Karmanien gekommen, zunächst in der Absicht, dem Heere, das sie noch nicht angelangt glaubten, bei dem Zuge durch die Wüste die notwendigen Bedürfnisse zu beschaffen; doch auch jetzt noch waren sie mit dem, was sie brachten, sehr willkommen, die Kamele, Pferde, Rinder wurden im Heere auf die übliche Weise verteilt. Dies alles, dazu die glückliche Natur des karmanischen Landes, die Pflege und Ruhe, die hier den Soldaten zuteil wurde, endlich die unmittelbare Anwesenheit des Königs, dessen Tätigkeit nie ernster und durchgreifender gewesen war, machten in kurzer Zeit die Spuren des furchtbaren Elends verschwinden und gaben dem makedonischen Heere Haltung und Selbstvertrauen zurück. Dann wurden Festlichkeiten mannigfacher Art veranstaltet, um den Göttern für die glückliche Beendigung des indischen Feldzuges, für die Heimkehr des Heeres und die wunderbare Erhaltung der Flotte zu danken; Zeus dem Erretter, Apollon dem Fluchabwehrer, dem Erderschütterer Poseidon und den Göttern des Meeres wurde geopfert, es wurden Festzüge gehalten, Festchöre gesungen, Kampfspiele aller Art gefeiert; in dem Gepränge des Festzuges ging Nearchos bekränzt an des bekränzten Königs Seite, und das jubelnde Heer warf Blumen und bunte Bänder auf sie. In allgemeiner Heerversammlung wiederholte der Nauarch den Bericht seiner Fahrt; er und andere der Führer, sowie viele vom Heere, wurden vom Könige durch Geschenke, durch Beförderungen und Auszeichnungen aller Art geehrt, namentlich wurde der edle Peukestas, bisher Alexanders Schildträger und bei dem Sturm auf die Mallerstadt sein Retter, der hergebrachten Zahl der sieben Somatophylakes als achter hinzugefügt.
Zu gleicher Zeit gab der König die Weisungen für den weiteren Zug: die Flotte sollte ihre Fahrt längs der Küste des Persischen Meerbusens fortsetzen, in die Mündung des Pasitigris einlenken und stromauf in den Fluß von Susa fahren; mit dem größeren Teil des Landheeres, mit den Elefanten und der Bagage sollte Hephaistion, um die schwierigen Wege, den Schnee und die Winterkälte in den Berggegenden zu vermeiden, an die flache Küste, die Vorräte genug und in jetziger Jahreszeit milde Luft und bequeme Wege hatte, hinabziehen, um sich in der Ebene von Susa mit der Flotte und dem übrigen Heere wieder zu vereinigen. Alexander selbst wollte mit der makedonischen Ritterschaft und dem leichten Fußvolk, namentlich den Hypaspisten und einem Teile der Bogenschützen, auf dem nächsten Wege durch die Berge über Pasargadai und Persepolis gen Susa ziehen.
So kehrte Alexander in den Bereich der Länder zurück, die ihm seit Jahren unterworfen waren; es war hohe Zeit, daß er zurückkehrte. Arge Unordnungen und gefährliche Neuerungen waren an mehr als einem Punkte entstanden; nur zu bald hatte der Geist der Zügellosigkeit und Anmaßung, der in den Satrapen des früheren Perserreiches geherrscht hatte, auch bei den makedonischen Statthaltern und Anführern Eingang gefunden; während des Königs Abwesenheit ohne Aufsicht und im Besitz einer fast unumschränkten Gewalt, hatten viele Satrapen, sowohl Makedonen als Perser, die Völker auf das furchtbarste gedrückt, hatten ihrer Habgier, ihrer Wollust alles erlaubt, hatten selbst die Tempel der Götter und die Gräber der Toten nicht geschont; ja auf den Fall, daß Alexander nicht aus den Ländern Indiens zurückkehrte, hatten sie sich bereits mit Söldnerhaufen umgeben und alle Anstalten getroffen, um sich nötigenfalls mit gewaffneter Hand im Besitz ihrer Provinzen zu behaupten. Die tollkühnsten Pläne, die ausschweifendsten Wünsche, die überspanntesten Hoffnungen waren an der Tagesordnung; die ungemessene Aufregung dieser Jahre, in denen alles Gewohnte, Herkömmliche und Wahrscheinliche abgetan schien, hatte keine Sättigung mehr als im zügellosesten Wagen und der Betäubung maßlosen Genusses oder Verlustes. Das wilde Würfelspiel des Krieges, in dem Asien gewonnen war, wie leicht konnte es umschlagen, wie leicht mit einem Wurfe des Königs übergroßes Glück wie gewonnen so zerronnen sein; auch das gestürzte Persertum begann sich mit neuer Hoffnung zu erheben, und es war bereits mehr als ein Versuch von Seiten morgenländischer Großen gemacht worden, die kaum geknüpften Bande zerreißend unabhängige Fürstentümer zu gründen, oder im Namen des altpersischen Königtums, des wiedererstandenen, die Völker zum Abfall zu reizen. Und als nun gar nach der jahrelangen Abwesenheit des Königs, nach dem immer wilderen Umsichgreifen der Unordnung und der Usurpation, die Gerüchte von dem Untergange des Heeres in der gedrosischen Wüste sich bis ins Unendliche vergrößert verbreiteten, da mochte die Bewegung an allen Orten und in allen Gemütern einen Grad erreichen, der einen vollkommenen Sturz alles Bestehenden befürchten ließ.
Das waren die Verhältnisse, unter denen Alexander mit den Überresten seines Heeres in die Westprovinzen zurückkehrte. Es stand alles auf dem Spiel; ein Zeichen von Besorgnis oder Schwäche, und das Reich stürzte über seinen Gründer in Trümmer; nur die kühnste Entschlossenheit, die ernsteste Kraft des Willens und der Tat konnte den König und sein Reich retten; Gnade und Langmut wäre Geständnis der Ohnmacht gewesen, und hätte die Völker, die auch jetzt noch in treuer Ergebenheit dem Könige anhingen, um ihre letzte Hoffnung gebracht. Es bedurfte der strengsten und schonungslosesten Gerechtigkeit, um den unter dem Druck der Satrapen und Strategen schmachtenden Völkern ihr Recht zu geben und ihr Vertrauen zu der Macht des großen Königs zu retten; es bedurfte rascher und durchgreifender Maßregeln, um der Majestät des Königtums ihren vollen Glanz wiederzugeben und die Schrecken ihres Zornes in alle Ferne zu verbreiten. Und vielleicht war Alexander, seit die Sonne seines Glücks mit der Umkehr am Hyphasis ihre Mittagshöhe überschritten, seit er auf dem Zuge durch die Wüste in dem Hinsterben seiner Tausende den Wechsel menschlicher Dinge erfahren hatte, in der dunklen Stimmung, die den zürnenden Selbstherrscher furchtbar macht. Wie weit hinter ihm lag der Enthusiasmus des beginnenden Siegeslaufes, die freudige Zuversicht der Jugend und unermeßlichen Hoffnungen; zu oft in seinem Vertrauen getäuscht, hatte er gelernt zu argwöhnen, hart und ungerecht zu sein. Er mochte es für notwendig halten. Eine Welt hatte er umgestaltet; er hatte sich mit ihr verwandelt; es galt jetzt die Zügel der unumschränkten Gewalt fest zu fassen und zu halten; es galt jetzt schnelles Gericht, neuen Gehorsam, strenges Regiment.
Schon in Karmanien hatte Alexander zu strafen gefunden. Er hatte den Satrapen Aspastes, der sich im Jahre 330 unterworfen und seine Stelle behalten hatte, abgesetzt; umsonst eilte Aspastes dem nahenden Herrn in beflissener Unterwürfigkeit entgegen; als sich der schwere Verdacht, der auf ihm lastete, in der Untersuchung bestätigte, wurde er den Händen des Henkers übergeben. Sibyrtios war statt seiner für Karmanien bestimmt worden; da aber Thoas, der an Apollophanes Stelle ins Land der Oreiten gehen sollte, erkrankte und starb, so wurde Sibyrtios dorthin gesandt, und statt seiner Tlepolemos, des Pythophanes Sohn, den seine bisherige Stellung in der parthischen Satrapie bewährt hatte, nach Karmanien berufen. Die Unordnungen, die im Innern Arianas durch den Perser Ordanes angestiftet und durch den, wie es scheint, gleichzeitigen Tod des Satrapen Menon von Arachosien freien Spielraum gewonnen hatten, waren von Krateros auf seinem Durchgange ohne Mühe unterdrückt worden; er brachte den Empörer in Ketten vor den König, der ihn der gerechten Strafe übergab; die erledigte Satrapie Arachosien wurde mit der von Ora und Gedrosien unter Sibyrtios vereinigt.
Auch aus Indien kam böse Zeitung; Taxiles berichtete, Abisares sei gestorben und der Satrap Philippos im diesseitigen Indien von den Söldnern, die ihm dienten, erschlagen worden, doch hätten die makedonischen Leibwächter des Satrapen den Aufruhr sofort erdrückt und die Aufrührer hingerichtet. Alexander übertrug die einstweilige Verwaltung der Satrapie dem Fürsten von Taxila und Eudemos, dem Anführer der in Indien stehenden Thraker, und gebot ihnen, den Sohn des Abisares als Nachfolger im Reiche Kaschmir anzuerkennen.
Von Medien waren Herakon, Kleandros und Sitalkes mit dem größten Teil ihrer Truppen nach Karmanien zu kommen beordert und gekommen; von den Einwohnern der Provinz und von ihren eigenen Truppen wurden sie arger Dinge beschuldigt: sie hätten die Tempel geplündert, die Gräber aufgewühlt, sie hätten sich jede Art von Bedrückung und Frevel gegen die Untertanen erlaubt. Nur Herakon wußte sich zu rechtfertigen und wurde auf freien Fuß gesetzt; Kleandros und Sitalkes wurden vollständig überführt, mit ihnen eine Menge mitschuldiger Soldaten, wie es heißt, sechshundert, auf der Stelle niedergehauen. Dieses schnelle und strenge Gericht machte überall den tiefsten Eindruck; man gedachte der vielfachen Rücksichten, welche der König haben mußte, diese Männer, die heimlichen Vollstrecker des Todesurteils an Parmenion, und diese bedeutende Zahl alter Soldaten, deren er jetzt so sehr bedurfte, zu schonen; die Völker erkannten, daß der König in Wahrheit ihr Beschützer, daß es nicht sein Wille sei, sie wie Knechte behandelt zu sehen; die Satrapen und Befehlshaber dagegen konnten erkennen, was auch sie zu erwarten hätten, wenn sie nicht mit reinem Gewissen vor den Stufen des Thrones zu erscheinen vermochten. Manche von ihnen suchten, so wird erzählt, im Bewußtsein ihrer Schuld, neue Schätze zusammenzuraffen, ihre Söldnerscharen zu verstärken, sich so zu rüsten, um nötigenfalls trotzen zu können; da erging ein königliches Schreiben an die Satrapen, welches gebot, sofort die Söldner, soviel nicht im Namen des Königs geworben seien, zu entlassen.
Indes war der König aus Karmanien nach Persien gezogen: der Satrap Phrasaortes, den er hier bestellt hatte, war zur Zeit des indischen Feldzuges gestorben; Orxines, einer der Vornehmsten des Landes, hatte, im Vertrauen auf seine Geburt und seinen Einfluß, die Satrapie übernommen. Bald zeigte sich, daß er den Pflichten der Satrapie, die er ungeheißen auf sich genommen, keineswegs nachgekommen sei. Schon das erzürnte den König, daß er das Grab des großen Kyros im Haine von Pasargadai vernachlässigt fand; bei seiner früheren Anwesenheit in Pasargadai hatte er die Kuppe des Steinhauses, in der der Sarg stand, öffnen, das Grab von neuem schmücken lassen und den am Grabe wachenden Magiern die Fortsetzung ihres frommen Dienstes geboten; er wollte das Andenken des großen Königs auf diese Weise geehrt wissen; jetzt war das Grab erbrochen, alles fortgeschleppt außer dem Sarge und der Bahre, der Sargdeckel weggerissen, der Leichnam hinausgeworfen, alle Kostbarkeiten geraubt. Er gab dem Aristobulos Befehl, die Reste des Leichnams wieder in den Sarg zu legen, alles so, wie es vor dem Einbruch gewesen, herzustellen, die Steintür der Kuppe wieder einzusetzen und mit dem königlichen Siegel zu verschließen. Er selbst untersuchte, wer den Frevel begangen; die Magier, welche die Grabeswache gehabt, wurden ergriffen und auf die Folter gespannt, um die Täter zu nennen, doch wußten sie nichts; sie mußten entlassen werden; auch die weiteren Nachforschungen ergaben keine sichere Spur; es war niemand da, den Frevel zu büßen; aber auf dem Satrapen lastete die Schuld der Fahrlässigkeit, daß dieses in seinem Lande hatte geschehen können. Bald sollten schwerere Vergehen des Satrapen zutage kommen; Alexander war von Pasargadai gen Persepolis gezogen, der Residenz des Orxines; die lautesten Klagen wurden hier von Seiten der Einwohner über ihn geführt: er habe sich die schnödesten Gewalttätigkeiten erlaubt, um seiner Habgier zu frönen; er habe die Heiligtümer geplündert, die dortigen Königsgräber erbrochen, den königlichen Leichen ihren Schmuck geraubt. Die Untersuchung ergab seine Schuld; er wurde gehenkt. Der Leibwächter Peukestas, des Alexandros Sohn, erhielt die Satrapie; er schien vor allen geschickt, dieses Hauptland des Persertums zu verwalten, da er sich ganz in die asiatische Lebensweise hineingefunden hatte, medische Kleidung trug, der Persersprache mächtig war und sich gern und bequem im persischen Zeremoniell bewegte, Dinge, welche die Perser mit Entzücken an ihrem neuen Gebieter sahen.
Um dieselbe Zeit traf der Satrap Atropates von Medien bei dem Könige ein; er brachte den Meder Baryaxes, der es gewagt hatte, die Tiara anzunehmen und sich König der Meder und Perser zu nennen; er mochte darauf gerechnet haben, daß die Bevölkerung der Satrapie, durch den Frevel der makedonischen Besatzungen empört, zum Abfall bereit sein würden; er und die Teilnehmer seiner Verschwörung wurden hingerichtet.
Der König zog durch die persischen Pässe gen Susa hinab. Die Szenen von Karmanien und Persien erneuten sich; die Völker scheuten sich nicht mehr, laute Klagen über ihre Bedrücker zu erheben; sie wußten, daß Alexander sich ihrer annehme. In Susa wurde der Satrap Abulites und dessen Sohn Oxathres, der Satrap der Paraitakenen, die schwerster Dinge schuldig waren, hingerichtet. Auch der kaum in dem Prozeß der medischen Erpressungen freigesprochene Herakon, der früher in Susa gestanden hatte, wurde überführt, hier den Tempel geplündert zu haben, und hingerichtet.
So folgten Schlag auf Schlag die strengsten Strafen, und mit Recht mochte denen, die sich nicht schuldrein wußten, vor ihrer eigenen Zukunft bange sein. Unter diesen war Harpalos, des Machatas Sohn, aus dem Fürstengeschlecht der Elymiotis. Durch frühe Verbindungen und wesentliche Dienstleistungen dem Könige wert, hatte er von Anfang her die größten Beweise von dessen Gunst erhalten und war beim Beginn des persischen Krieges, da seine körperliche Beschaffenheit ihn zum Kriegsdienste untauglich machte, zum Schatzmeister ernannt worden; schon einmal hatte er sich arger Ungesetzlichkeiten schuldig gemacht, er war kurz vor der Schlacht von Issos in Gemeinschaft mit einem gewissen Tauriskon, der den Plan angegeben hatte, mit den königlichen Kassen davongegangen, um sich zu dem Molosserkönig Alexandros, welcher damals in Italien kämpfte, zu begeben; doch hatte Harpalos seinen Entschluß geändert und sich in Megara niedergelassen, um dort seinem Vergnügen zu leben. Damals hatte der König, der Zeiten eingedenk, wo er mit Nearchos, Ptolemaios und wenigen anderen seine Sache gegen König Philipp vertreten und darum Schande und Verbannung gelitten hatte, dem Leichtfertigen verziehen, ihn zurück berufen, ihm von neuem das Schatzamt übergeben; die ungeheueren Schätze von Pasargadai und Persepolis in Ekbatana wurden unter seine Aufsicht gestellt, desgleichen waren, so scheint es, die Schatzämter der unteren Satrapien unter seiner Aufsicht; sein Einfluß herrschte über den ganzen Westen Asiens. Indes zog Alexander immer weiter gen Osten, und Harpalos, unbekümmert um die Verantwortlichkeit seiner Stellung und an Genuß und Verschwendung gewöhnt, begann mit den königlichen Schätzen auf das zügelloseste zu prassen und den ganzen Einfluß seiner Stellung auf Tisch und Bett zu verwenden. Der ganzen Welt war das Leben dieses Menschen zum Skandal, und der Spott der hellenischen Komiker wetteiferte mit dem Unwillen ernsterer Männer, seinen Namen der allgemeinen Verachtung zu überliefern; von dem Geschichtsschreiber Theopompos kam in jener Zeit ein offenes Sendschreiben an Alexander heraus, in welchem er den König aufforderte, diesem Unwesen ein Ende zu machen: von der wüsten Liederlichkeit asiatischer Weiber noch nicht gesättigt, habe Harpalos die Pythionike, die berüchtigtste Buhlerin Athens, die erst bei der Sängerin Bakchis gedient habe, mit dieser dann in das Frauenhaus der Kupplerin Sinope gezogen sei, nach Asien kommen lassen und sich ihrer Launen auf die unwürdigste Weise gefügt; als sie gestorben, habe er mit unverschämter Verschwendung dieser Person zwei Grabmonumente erbaut, und man staune mit Recht, daß, während die Tapferen von Issos, die für den Ruhm Alexanders und die Freiheit Griechenlands gefallen seien, weder von jenem noch von irgendeinem der Statthalter ein Denkmal der Erinnerung geweiht sei, zu Athen und zu Babylon bereits die prächtigsten Monumente für eine Hure fertigständen; denn dieser Pythionike, die in Athen lange genug jedermann für Geld zugänglich gewesen, habe Harpalos, der sich Alexanders Freund und Beamten nenne, die Frechheit gehabt, Tempel und Altar zu errichten und als Heiligtum der Aphrodite Pythionike zu weihen, ohne Scheu vor der Strafe der Götter, und der Majestät des Königs zum Hohn. Dessen nicht genug; kaum sei diese gestorben, so habe Harpalos sich auch schon eine zweite Mätresse aus Athen verschrieben, die nicht minder berüchtigte Glykera; ihr habe er den Palast von Tarsos zur Residenz eingerichtet, habe ihr auf Rossos ein Standbild errichtet, wo er neben dem des Königs sein eigenes aufzustellen gedenke, habe den Befehl erlassen, daß niemand ihm einen goldenen Ehrenkranz weihen dürfe, ohne zugleich der Mätresse, daß man vor ihr anbeten, sie mit dem Namen Königin begrüßen solle; kurz alle Ehre, die nur der Königinmutter oder der Gemahlin Alexanders gebühren würde, vergeude der Großmeister vom Schatzamt an die attische Dirne. Diese und ähnliche Berichte waren an den König gekommen; er hatte sie anfangs für unglaublich oder übertrieben gehalten, überzeugt, daß Harpalos nicht auf so wahnsinnige Weise die schon einmal verscherzte Gnade aufs Spiel setzen werde; bald genug bestätigte Harpalos selbst alle jene Beschuldigungen durch seine Flucht. Er hatte sich darauf verlassen, daß Alexander nie zurückkehren werde; jetzt sah er das strenge Gericht des Königs gegen die, welche sich durch denselben Irrtum hatten verführen lassen; er verzweifelte daran, Verzeihung zu erlangen; er raffte, was er an Geld erreichen konnte – es war die ungeheuere Summe von fünftausend Talenten – zusammen, warb sich sechstausend Söldner, zog, von diesen begleitet, mit seiner Glykera und dem Töchterchen, das ihm Pythionike geboren hatte, durch Kleinasien an die ionische Küste hinab, brachte dreißig Schiffe zusammen, um nach Attika überzusetzen; Ehrenbürger von Athen, mit den angesehensten Männern der Stadt befreundet und durch reiche Getreidespenden bei dem Volke beliebt, zweifelte er nicht mit seinen Schätzen dort willkommen und vor einer Auslieferung an Alexander sicher zu sein.
Während sich so der letzte Schuldige unter den Großen des Reichs der Verantwortlichkeit zu entziehen suchte, war Alexander mit seinem Heere, etwa Februar 324, in Susa eingerückt. Bald nach ihm traf auch Hephaistion ein mit den übrigen Truppen, den Elefanten und der Bagage, und Nearchos führte die Flotte, die ohne weitere Fährlichkeit die Küste des Persischen Meeres umschifft hatte, den Strom hinauf. Die Satrapen und Befehlshaber kamen den königlichen Befehlen gemäß mit ihrem Gefolge, es kamen die Fürsten und Großen des Morgenlandes, vom Könige geladen, mit ihren Frauen und Töchtern zur Residenz; von allen Seiten strömten Fremde aus Asien und Europa herbei, um den großen Festlichkeiten, die in Susa vorbereitet waren, beizuwohnen.
Es galt ein wunderbares, im Laufe der Jahrhunderte einziges Fest zu begehen. In der Hochzeitsfeier von Susa sollte sich die Verschmelzung des Abend- und Morgenlandes, der hellenistische Gedanke, in dem der König die Kraft und die Dauer seines Reiches u finden gedachte, vorbildlich vollenden.
Die Beschreibung dieses an Pracht und Feierlichkeit alles übertreffenden Festes geben die Augenzeugen etwa in folgender Weise: das große königliche Zelt war zu diesem Feste hergerichtet; die Kuppe desselben, mit bunten und reich gestickten Stoffen überbreitet, ruhte auf fünfzig hohen mit Gold und Silber überzogenen, mit kostbaren Gesteinen ausgelegten Säulen; rings diesen Mittelraum umschließend hingen kostbare, golddurchwirkte, mit vielfachen Schildereien durchwebte Teppiche von gold- und silberbelegten Stäben herab; der Umfang des ganzen Zeltes betrug vier Stadien. Inmitten des Saales war die Tafel gedeckt, auf der einen Seite standen die hundert Divane der Bräutigame, auf silbernen Füßen ruhend, mit hochzeitlichen Teppichen überbreitet, nur der des Königs in der Mitte von Gold; ihnen gegenüber die Plätze für die Gastfreunde des Königs; ringsumher die Tafeln für die Gesandtschaften, für die Fremden im Lager, für Heer und Schiffsvolk. Dann gaben die Heertrompeter vom königlichen Zelte her das Zeichen zum Beginn des Festes; die Gäste des Königs, es waren neuntausend, setzten sich zum Mahle. Und wieder verkündete das Schmettern der Trompeten durch das Lager, daß der König jetzt den Göttern spende; mit ihm spendeten seine Gäste, jeder aus goldener Schale, dem Festgeschenk des Königs. Dann wieder ein Signal, und nach persischer Sitte trat der Zug der verschleierten Bräute herein, und die Fürstentöchter gingen jede zu ihrem Bräutigam; Stateira, des Großkönigs Tochter, zu Alexander, ihre jüngere Schwester Drypetis zu Hephaistion, dem Liebling des Königs, Oxathres Tochter Amastris, des Großkönigs Nichte zu Krateros, des medischen Fürsten Atropates Tochter zu Perdikkas, des greisen Artabazos Tochter Artakama zum Lagiden Ptolemaios, dem Leibwächter, und ihre Schwester Artonis zu Eumenes, dem Geheimschreiber des Königs, die Tochter des Rhodiers Mentor zu Nearchos, die Tochter des Spitamenes von Sogdiana zu Seleukos, dem Führer der jungen Edelscharen, und so die anderen, jede zu ihrem Bräutigam.
Fünf Tage nacheinander folgten Feste auf Feste; von den Gesandtschaften, von den Städten und Provinzen des Reichs, von Bundesfreunden aus Asien und Europa wurden dem Könige unzählige Hochzeitsgeschenke überreicht, allein an goldenen Kränzen 15 000 Talente. Und er wieder gab mit vollen Händen; viele von den Bräuten waren elternlos; er sorgte für sie wie ein Vater, allen gab er königliche Mitgift, allen, die sich mit an diesem Tage vermählt, überreiche Geschenke, allen Makedonen, die asiatische Mädchen gefreit – mehr denn 10 000 schrieben ihre Namen auf –, gab er Aussteuer. Neue Gastmähler und fröhliche Gelage, Schauspiele, Festaufzüge, Ergötzlichkeiten aller Art füllten die nächsten Tage; das Lager war voll Lustbarkeit und fröhlichen Getümmels, hier Rhapsoden und Harfenspieler aus Großgriechenland und Ionien, da Gaukler und Seiltänzer aus Indien, dort Magier und Kunstreiter aus den persischen Ländern, dann wieder hellenische Tänzerinnen, Flötenbläserinnen, Schauspielerbanden. Denn auch dramatische Spiele – es war ja die Zeit der großen Dionysien – wurden aufgeführt, unter diesen ein Satyrspiel, Agen, angeblich von dem Byzantiner Python verfaßt, voll heiteren Spottes über die Flucht des Harpalos, des lahmen Großmeisters vom Schatzamte. Dann ward durch Heroldsruf verkündet, daß der König die Schulden seines Heeres auf sich nehme und bezahlen werde, daß deshalb jeder die Summe, die er schuldig sei, aufschreiben und demnächst in Empfang nehmen solle. Anfangs schrieben sich nur wenige auf; die meisten, namentlich die Hauptleute und höheren Offiziere, mochten fürchten, daß Alexander nur in Erfahrung bringen wolle, wer nicht mit seiner Löhnung auskomme und zu verschwenderisch lebe. Als dies der König hörte, schalt er sehr über dieses Mißtrauen, ließ Tische an verschiedenen Punkten des Lagers aufstellen und Goldstücke aufschütten, mit dem Befehl, daß jedem, der eine Rechnung vorzeige, der Betrag derselben, ohne weiter nach seinem Namen zu fragen, ausgezahlt werden solle. Nun kamen alle und freuten sich nicht sowohl, daß sie ihrer Schulden los würden, als daß dieselben unbekannt blieben; denn diese tapferen Männer hatten mit mehr als denkbarer Sorglosigkeit gewirtschaftet; trotz aller Beute und aller königlichen Geschenke war doch das ganze Heer so tief in Schulden, daß zu ihrer Deckung nicht weniger als 20 000 Talente gehörten. Namentlich hatten die Offiziere maßlos verschwendet, und da der König sich oft mißbilligend über ihren unsinnigen Aufwand geäußert hatte, mochten sie sehr froh sein, ohne sein weiteres Wissen an den Geldtisch treten und ihren erschütterten Finanzen schnell aufhelfen zu können. Auch Antigenes, so wird erzählt, der Führer der Hypaspisten in der Schlacht am Hydaspes, der im Jahre 340 vor Perinth ein Auge verloren hatte und seiner Bravour wie seiner Habsucht wegen gleich bekannt war, trat damals an den Goldtisch und ließ sich eine namhafte Summe auszahlen; dann wurde entdeckt, daß er ohne alle Schulden, und die vorgezeigten Rechnungen falsch seien. Alexander war über diesen schmutzigen Handel sehr erzürnt, verwies Antigenes vom Hofe und nahm sein Kommando. Der tapfere Strateg war über diese Beschimpfung außer sich, und man konnte nicht zweifeln, daß er sich in seiner Trauer und Schwermut ein Leides antun werde. Das jammerte den König, er verzieh ihm, rief ihn an den Hof zurück, gab ihm sein Kommando wieder und ließ ihm die Summe, die er in Anspruch genommen. – Zu gleicher Zeit mit jener großen Schuldentilgung verteilte Alexander an die durch Tapferkeit, durchkämpfte Gefahr oder treuen Dienst um seine Person Ausgezeichneten wahrhaft königliche Geschenke; er kränzte mit goldenen Kränzen den Leibwächter Peukestas, den Satrapen in Persis, der ihn in der Mallerstadt mit dem Schilde gedeckt, den Leibwächter Leonnatos, den Befehlshaber Oreitenlande, der bei eben jenem gefährlichen Sturm an seiner Seite gekämpft, am Flusse Tomeros die Barbaren besiegt und mit glücklichem Eifer die Angelegenheiten in Ora geordnet hatte, ferner den Nauarchen Nearchos, der die Fahrt vom Indus zum Euphrat so ruhmvoll geführt, den Onesikritos, den Führer des königlichen Schiffes auf dem Indus und vom Indus gen Susa, desgleichen den treuen Hephaistion und die übrigen Leibwächter, namentlich den Pellaier Lysimachos, den Aristonus, des Pisaios Sohn, den Hipparchen Perdikkas, den Lagiden Ptolemaios und Peithon von Cordaia.
Noch eine andere Feier mag dieser Zeit angehören, eine ernste und in ihrer Art ergreifende. Aus Indien war einer jener Büßer auf dem Felde von Taxila auf Alexanders Einladung, dessen Macht und dessen Liebe zur Weisheit er bewunderte, trotz seines Meisters Unwillen und seiner Mitbüßer Spott dem makedonischen Heere gefolgt; sein milder Ernst, seine Weisheit und Frömmigkeit hatte ihm die Hochachtung des Königs erworben, und viele edle Makedonen, namentlich der Lagide Ptolemaios und Lysimachos der Leibwächter, verkehrten gern mit ihm; sie nannten ihn Kalanos, nach dem Wort, mit dem er sie zu begrüßen pflegte; sein einheimischer Name soll Sphines gewesen sein. Er war hochbetagt; im persischen Lande fühlte er sich zum ersten Male in seinem Leben krank. Er sagte zum Könige, er wolle nicht dahinsiechen, es sei schöner, zu enden, bevor sein körperliches Leiden ihn zwinge, seine bisherige Lebensregel zu verlassen. Vergebens waren des Königs Einwendungen; bei ihm daheim gelte nichts unwürdiger, als wenn die Ruhe des Geistes durch Krankheit gestört werde, es fordere die Regel seines Glaubens, daß er den Scheiterhaufen besteige. Der König sah wohl, daß er nachgeben müsse; er befahl dem Leibwächter Ptolemaios, ihm den Scheiterhaufen zu errichten und alles Weitere feierlichst zu ordnen. Als der bestimmte Tag gekommen war, zog das Heer frühmorgens im festlichen Zuge hinaus, vorauf die Reiterei und das Fußvolk in vollem Waffenglanze und die Kriegselefanten in ihrem Aufzuge, dann Scharen Weihrauchtragender, dann andere, die goldene und silberne Schalen trugen und königliche Gewänder, um sie mit dem Weihrauch in die Flammen zu werfen; dann Kalanos selbst; ihm war, da er schon nicht mehr zu gehen vermochte, ein nysäisches Roß gebracht worden, er konnte es nicht mehr besteigen; in einer Sänfte ward er hinausgetragen. Als der Zug an den Fuß des Scheiterhaufens angelangt war, stieg Kalanos aus seiner Sänfte, nahm mit einem Händedruck von jedem der Makedonen, die um ihn waren, Abschied, bat sie, zu seinem Gedächtnis den heutigen Tag in freudiger Feier mit ihrem Könige zuzubringen, bald werde er ihn in Babylon wiedersehen; er schenkte das nysäische Roß dem Lysimachos, und die Schalen und Gewänder den Umstehenden. Dann begann der fromme Inder seine Totenweihe; er besprengte sich wie ein Opfertier, er schnitt eine Locke von seinem Haupte und weihte sie der Gottheit, er kränzte sich nach heimatlicher Weise und stieg, indem er indische Hymnen sang, den Scheiterhaufen hinan; dann sah er noch einmal auf das Heer hinab, wandte sein Angesicht zur Sonne, und sank auf die Knie, um anzubeten. Dies war das Zeichen; es ward Feuer in den Scheiterhaufen geworfen, die Heertrompeten schmetterten, das Heer rief den Schlachtruf dazu, und die Elefanten erhoben ihre fremdartige Stimme, als ob sie den sterbenden Büßer ihrer Heimat ehren wollten. Anbetend lag er auf dem Scheiterhaufen und regte sich nicht, bis die Flammen über ihn zusammenschlugen und ihn den Blicken entzogen.
Alexander selbst hatte dem Ende des ihm werten Mannes nicht beiwohnen wollen, sagt Arrian. Er berichtet bei diesem Anlaß, was der älteste jener Büßer, der Lehrer der anderen, ihm auf seine Aufforderung, mit ihm zu gehen, geantwortet habe: »Des Zeus Sohn, wenn anders Alexander es sei, sei auch er, und weder wünsche er sich etwas, was Alexander Herr wäre ihm zu gewähren, noch fürchte auch er etwas, was er über ihn verhängen könne; ihm, so lange er lebe, genüge der indische Boden, der jahraus, jahrein, was an der Zeit sei, gewähre; und wenn er sterbe, so werde er der unwillkommenen Hausgenossenschaft seines Körpers frei und eines reineren Lebens teilhaftig.« Auch wird angeführt, daß Alexander über den Tod des Kalanos staunend gesagt habe: »Der hat mächtigere Gegner, als ich bin, überwunden.«
Es ist wie ein Gleichnis, daß sich so in diesem Könige die Gedankenwelt des Abendlandes, wie sie sein Lehrer Aristoteles vollendet hatte, mit der die in dem Gangeslande erwachsen war, begegnete, – die Pole von Entwicklungen, die er in der ganzen Weite und Mannigfaltigkeit dessen, was sie an praktischen Formen und Zuständen hinter sich hatten und ideell in sich trugen, zusammenzufassen und zu verschmelzen gedachte.
Es war nicht Willkür, nicht auf Grund falscher Prämissen noch in einer Kette von Trugschlüssen, daß er so verfuhr. Aus dem ersten Impuls, der sich ihm aus der Geschichte des hellenischen Lebens wie von selbst ergeben hatte, folgte in vollkommen richtigen Syllogismen alles Weitere, was er tat; und daß ihm jede nächste Folgerung gelang wie die früheren, schien Beweis genug, daß er richtig folgerte. Ihm wurde nicht das Glück zuteil, einen Gegner zu finden, der ihm Ziel und Maß setzte; nur daß die moralische Kraft seines Heeres am Hyphasis zu Ende war, hatte ihn überzeugen können, daß auch seine Machtmittel ihre Grenze hatten; und in der gedrosischen Wüste hatte er innewerden müssen, daß die Natur gewaltiger sei als sein Wille und seine Macht. Aber die Formen, in denen er das Werk, das er geschaffen, auf die Dauer zu gründen gedachte, das System der neuen Ordnung, das er eingeleitet, war weder am Hyphasis noch in der Wüste widerlegt, und die Oppositionen makedonischer- und hellenischerseits, die versuchten Empörungen der Asiaten da und dort, sie waren bisher so rasch und so leicht niedergeworfen, daß sie ihn nicht irremachen konnten.
Das begonnene Werk selbst führte und zwang ihn weiter; auch wenn er gewollt, er hätte den gewaltigen Strom nicht mehr aufhalten noch rückwärts drängen können.
Den Vermählungen in Susa folgte ein zweiter, tiefgreifender Akt; längst vorbereitet, mußte er sich jetzt wie von selbst vollziehen.
Seit dem Ende des Dareios schon waren asiatische Truppen mit zum Heere gezogen worden, aber bisher hatten sie in den Waffen und in der Weise ihres Landes gekämpft, sie waren stets nur als untergeordnete Hilfskorps angesehen und von dem Stolz der makedonischen Krieger trotz ihrer trefflichen Mitwirkung in den indischen Feldzügen nicht als ebenbürtig angesehen worden. Je weiter sich in allen übrigen Verhältnissen die Annäherung der verschiedenen Nationalitäten entwickelte, desto notwendiger wurde es, auch in dem Heerwesen die Unterschiede von Siegern und Besiegten zu vertilgen.
Das wirksamste Mittel war, Asiaten in die Reihen der makedonischen Truppen mit gleichen Waffen und gleicher militärischer Ehre aufzunehmen; der König hatte schon vor fünf Jahren die dazu nötigen Vorbereitungen getroffen, namentlich in allen Satrapien des Reiches junge Leute ausheben und in makedonischer Weise bewaffnen und einüben lassen. Auch für die Hellenisierung der Völker konnte durch nichts schneller und sicherer gewirkt werden, als wenn die Jugend an hellenische Bewaffnung und Heerdienst gewöhnt, in das Reichsheer aufgenommen und in den militärischen Geist, der zunächst noch die Stelle einer neugewordenen einigen Nationalität in dem ungeheueren Reiche vertreten mußte, unmittelbar hineingezogen wurden.
Viele Rücksichten vereinigten sich, ihre Einberufung gerade jetzt zu veranlassen. Die Zahl sämtlicher im aktiven Heere befindlichen Makedonen war durch die indischen Feldzüge und den Zug durch Gedrosien bis auf vielleicht 25 000 Mann zusammengeschmolzen; fast die Hälfte von diesen war seit dem Auszuge von 334 unter den Waffen. Es lag auf der Hand, daß diese Veteranen nach so ungeheuren Strapazen, namentlich den Erlebnissen in Indien und in der gedrosischen Wüste, zu neuen Wagnissen stumpf sein und nach Ruhe und redlichem Genuß dessen, was sie gewonnen, verlangen mochten; Alexander wird erkannt haben, daß es zu den großen Entwürfen, die seinen unermüdlichen Geist beschäftigten, des Enthusiasmus, des Wetteifers, der physischen und moralischen Kraft junger Truppen bedürfe, daß der Stolz, das Selbstgefühl und der Eigenwille dieser alten Makedonen leicht eine Fessel für ihn selbst werden konnte, zumal da sie nach der alten kameradschaftlichen Vertraulichkeit zu ihrem Könige an eine Freiheit im Urteilen und Verhalten gewohnt waren, wie sie zu den ganz veränderten Verhältnissen nicht mehr passend erschien; ja er mußte fürchten, daß sie endlich bei irgend welcher Gelegenheit die Szenen vom Hyphasis zu erneuen versuchen könnten, da es ihnen gewiß längst feststand, daß nicht das allgemeine Unglück, sondern ihr fester Wille, keinen Schritt weiter zu marschieren, den König gezwungen habe, nachzugeben. Es scheint seit jener Zeit eine gewisse Entfremdung zwischen dem Könige und den Makedonen im Heere fühlbar geworden zu sein, und manche Ereignisse seitdem hatten nur dazu beitragen können, dieselbe zu steigern; selbst die Art, wie das Heer des Königs Anerbieten einer allgemeinen Schuldentilgung angenommen, hatte ihn empfinden lassen, wie tief das Mißtrauen bereits gedrungen war. Er mochte gehofft haben, durch schrankenlose Freigebigkeit, mit der er Geschenke und Ehren an die Makedonen verteilte, durch die Hochzeitsfeier, die er mit Tausenden seiner Veteranen zugleich feierte, der Stimmung im Heere Herr zu werden; es war ihm nicht gelungen. Er mußte einer gefährlichen Krisis entgegensehen, die durch jeden weiteren Schritt zur hellenistischen Gestaltung des Reiches nur schneller herbeigeführt wurde; er mußte doppelt eilen, sich mit einer militärischen Macht zu umgeben, an deren Spitze er im Notfall seinen alten Phalangiten entgegenzutreten vermochte.
Die Satrapen aus den eroberten Ländern und den neuerbauten Städten kamen mit der jungen Mannschaft, die nach dem Befehl von 331 ausgehoben worden waren, ins Lager bei Susa; es waren im ganzen 30 000 Mann in makedonischer Bewaffnung, in allen Übungen des makedonischen Heerwesens ausgebildet. Zugleich erhielt das Korps der Ritterschaft eine völlig neue Formation. Es wurden aus den baktrisch-sogdischen, arianischen, parthischen Reitern, sowie aus den persischen Euaken die durch Rank, Schönheit oder sonstigen Vorzug Ausgezeichneten teils in den Lochen der Ritterschaft verteilt, teils aus ihnen und makedonischen Rittern eine fünfte Hipparchie gebildet; auch in das Agema der Ritterschaft wurden Asiaten aufgenommen, namentlich Artabelos und Hydarnes, des verstorbenen Satrapen Mazaios Söhne, Kophen, des Artabazos Sohn, Sisines und Phradasmanes, des Satrapen Phrataphernes von Parthien Söhne, Histanes, Roxanes Bruder, die Brüder Artobares und Mithrokaios, und endlich der baktrische Fürst Hystaspes, der die Führung des Agema erhielt.
Alles das erzürnte die makedonischen Truppen auf das heftigste; Alexander, so hieß es, werde jetzt ganz zum Barbaren, er verachte Makedonien um des Morgenlandes willen; schon damals, als er sich in medischen Kleidern zu zeigen begonnen, hätten würdige Männer alles Unglück geahnt, das aus jenem Anfang entspringen werde; jetzt erfülle sich das alles; jetzt seien dem Könige diejenigen am liebsten, welche die Sprache und Sitte der Heimat verlernten; Peukestas werde darum mit Ehren und Geschenken vom Könige überhäuft, weil er den Erinnerungen der Heimat am frechsten Hohn spräche; was helfe es, daß Alexander mit den Makedonen gemeinschaftlich Hochzeit halte, es seien ja asiatische Weiber und diese gar nach persischer Sitte angetraut; und jetzt die Neulinge in makedonischen Waffen, diese Barbaren in gleicher Ehre mit den Veteranen Philipps, es sei offenbar, daß Alexander der Makedonen müde sei, daß er alle Anstalten treffe, ihrer nicht mehr zu bedürfen, daß er die nächste Gelegenheit benutzen werde, sie ganz beiseite zu schaffen.
So die alten Truppen; es bedurfte nur eines Anstoßes, um diese Stimmung zum Ausbruch zu bringen, und bald genug sollte sich derselbe finden.