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Einen Moment lang stand der Detektiv da und sah sich um.
Wohin sollte er sich wenden?
In dem Gartenzimmer hörte er den Mann mit dem Elfenbeinstock fluchend auf die Glasscherben treten. Ein Schuß wurde abgefeuert, und eine Kugel schlug mit einem leisen Krach in einen Baum in seiner Nähe.
Aber nun hatte Krag den Weg entdeckt und stürzte weiter, so rasch seine Füße ihn trugen. Wie ein Besessener schrie der Mann von oben:
»Der Bluthund, zum Donnerwetter! Der Bluthund!«
Der Detektiv eilte den Kiesweg hinan, durch Büsche und Sträucher, ohne sich darum zu kümmern, daß Zweige und Dornen ihm Gesicht und Hände blutig rissen. Hinter sich auf dem Hof vernahm er ein wütendes Knurren und lautes Gebell. Schnaubend kam der Bluthund herbeigestürzt, begleitet von den Flüchen und Rufen des rasenden Mannes. Doch schon war Krag über den Zaun und auf der Straße unten. Er lief zur nächsten Ecke, wo er um diese Zeit einen patrouillierenden Schutzmann wußte. Zum Glück fand er deren zwei, die sich soeben begegnet waren und im Gespräch miteinander standen. Erschrocken sahen sie den Detektiv heraneilen, den sie sofort erkannten. Er rief einem von ihnen zu:
»Laufen Sie, so rasch Sie können, im ganzen Viertel umher und suchen Sie den dort patrouillierenden Schutzmann. Sagen Sie ihm, er solle sofort nach dem Villengarten des Konsuls X. kommen. Und dann eilen Sie weiter, sammeln Sie alle Schutzleute, deren Sie habhaft werden können, und geben Sie allen die gleiche Anweisung. Darauf gehen Sie nach der Hauptstation, wo Sie weitere Befehle erhalten werden. Aber rasch! Rasch!«
Der andere lief die Straße hinab.
»Sie folgen mir«, sagte Krag dann zu dem zurückbleibenden Schutzmann.
Der Detektiv sah sich um. Gleich an der Ecke befand sich ein großes Geschäft mit zwei Schaufenstern. Ohne sich zu besinnen, ging Krag hin und zertrümmerte eine der Spiegelscheiben durch einen heftigen Fußtritt.
Der Schutzmann schrie laut auf vor Schreck.
Krag aber bahnte sich den Weg durch die Scherben in das Innere des Ladens.
»Not kennt kein Gebot«, murmelte er vor sich hin. »Ich muß ans Telephon.«
Er fand das Kontor, öffnete es und trat ein. In diesem Augenblick zeigte sich ein entsetztes, totenbleiches Gesicht in der gegenüberliegenden Tür. Es war der Inhaber selbst, dessen Privatwohnung an das Geschäftslokal grenzte. Er war sehr mangelhaft bekleidet, doch zum Ersatz hielt er eine Feuerzange in der Hand.
»Es ist die Polizei, Herr«, rief Krag ihm zu. »Wo haben Sie Ihr Telephon?«
»Räuber, Diebe!« schrie der Kaufmann zitternd und stellte sich Krag mit erhobener Feuerzange in den Weg.
Krag schob ihn sanft beiseite, und da nun auch der uniformierte Schutzmann sichtbar wurde, beruhigte sich der Geschäftsinhaber.
Krag ging rasch an das Telephon, ließ sich mit der Polizei verbinden und den Chef heranrufen.
»Hier Asbjörn Krag. Wieviel Mann haben Sie zur Verfügung?«
»Zehn.«
»Schicken Sie sie sofort im Wagen nach der Villa des Konsuls X.«
»Schön. Um was handelt es sich?«
»Um den Mann mit dem Elfenbeinstock.«
»Befindet er sich in der Villa?«
»Ja.«
»Gut. Ich werde selbst mitkommen.«
Die beiden Polizisten verließen den Laden, ohne sich um den Kaufmann zu kümmern, der neben seiner zerschlagenen Scheibe stand und laut jammerte.
Inzwischen liefen die beiden zur Villa zurück. Die Dunkelheit begann nun einer matten Dämmerung zu weichen. Das Haus aber lag in tiefer Finsternis. Weder in dem Haupthause noch in der Kutscherwohnung brannte Licht. Totenstille herrschte überall.
Krag wollte eben über das Gitter klettern, als er entdeckte, daß die Tür offen stand.
Da entschlüpfte ein Fluch seinen Lippen.
»Es ist also sofort jemand aus dem Hause gegangen, nachdem ich es verlassen hatte«, murmelte er. »Ein Streichholz!« rief er dann dem Schutzmann zu.
Krag entzündete die ganze Schachtel, die hell aufflammte und eine Art Fackel bildete. Mit deren Hilfe untersuchte er die Spuren, die aus dem Garten führten. Diese Untersuchung währte nur eine knappe Minute, denn die feuchte Erde trug deutliche Kennzeichen. Er verfolgte sie ein Stück über die Straße. Plötzlich sagte er zu dem Schutzmann:
»Ich muß fort. Wenn der Chef mit der Mannschaft kommt, sagen Sie ihm, daß ich wieder zurückkehre, er möchte mich hier erwarten. Er solle alle Ausgänge besetzen lassen, die von dem Garten auf die Straße führen, so daß keine lebende Seele entschlüpfen kann – nicht einmal ein Hund darf entkommen, hören Sie? Der Chef möchte hinaufgehen in die Villa und alle festhalten, die sich dort befinden, aber keinerlei Verhaftung vornehmen. Haben Sie mich auch verstanden?«
»Ja,« antwortete der Schutzmann, »ich habe Sie verstanden.«