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Einen Augenblick später war Krag um die nächste Straßenecke verschwunden. Der Schutzmann beobachtete erstaunt, daß er beständig seine Stiefel und den Boden vor sich interessiert betrachtete.
Nun kamen die ersten Schutzleute herbei und gleich darauf auch der Patrouillenwagen. Die Pferde schäumten und dampften vor Schweiß.
Der Schutzmann übergab dem Chef Krags Anweisungen, und dieser beeilte sich, sie auszuführen. Im Garten wurden überall Posten aufgestellt, mit der Order, ihre Waffen bereit zu halten. Denn die Anordnungen bewiesen, daß Gefahr im Verzuge war.
Der Chef selbst begab sich darauf mit drei Schutzleuten in die Villa. Als ihre schweren Schritte auf den Fliesen erschollen, wurde im Hause Licht gemacht. Der Chef trat ein und fand die junge Dame in Gesellschaft eines älteren, graubärtigen Mannes, offenbar eines Dieners.
Das Mädchen war verhältnismäßig ruhig, doch fiel dem Chef ihre entsetzliche Blässe und ihre verweinten Augen auf.
»Sind Sie wieder da?« fragte sie, indem sie die Tür zum Salon weit öffnete. »Bitte, wollen die Herren nicht eintreten?« fuhr sie fort.
Zwei Schutzleute blieben in der Halle zurück. Ein Beamter in Zivil folgte dem Chef in das Zimmer. Dieser verbeugte sich höflich vor der Dame und sagte:
»Ich bin der Chef der Kristianiaer Kriminalpolizei. Wie ich sehe, befinde ich mich in der Villa des Konsuls X. Ist der Zerr Konsul selbst zu sprechen?«
»Nein,« antwortete das junge Mädchen, »mein Bruder befindet sich mit seiner Frau auf einer Reise im Ausland. Außer mir, seiner Schwester, und dem alten Diener dort ist niemand in der Villa.« Sie sah sich um, als suche sie etwas.
»Ist er nicht mit – der andere?« fragte sie darauf.
»Asbjörn Krag meinen Sie? Nein, aber ich erwarte ihn.«
»Wissen Sie, wo er ist?«
»Ich weiß es nicht. Doch ich verlasse mich auf ihn. Er ist unser bester Detektiv.«
Es fiel ihm auf, daß die Dame nun unruhiger wurde.
»Ihr bester Detektiv«, murmelte sie. »Wirklich? Wollen Sie einmal sehen, wie er hier in unserer friedlichen Villa verfahren ist?«
Sie öffnete die Tür zum Gartenzimmer.
Der Chef trat ein und blieb erschrocken stehen, als er die furchtbare Unordnung hier gewahrte. Der Tisch und mehrere Stühle lagen auf dem Boden, ein prachtvoller Kandelaber war zertrümmert. Die Tür war aus den Angeln gehoben, mehrere Scheiben lagen in Scherben.
»Wer hat denn hier gehaust?« fragte er.
»Ihr bester Detektiv, wie Sie ihn nannten, Herr Asbjörn Krag«, antwortete die Dame.
»Ist er etwa durch diese Tür gesprungen?«
»Ja.«
»Nun begreife ich,« antwortete der Chef, »daß Asbjörn Krag in Lebensgefahr geschwebt haben muß. Es sieht ihm sonst nicht ähnlich, Tische und Stühle umzuwerfen und Türen in Stücke zu schlagen.«
»Dort saß er«, sagte die Dame und wies auf einen umgestürzten Stuhl.
»Und wer saß da?« fragte der Chef und zeigte auf bis andere Seite des Tisches.
»Er«, antwortete sie.
Der Chef sah sie bedeutungsvoll an.
»Wen meinen Sie?« fragte er.
»Ihn, den Sie jagen wie ein wildes Tier.«
»Ach so, den Mann mit dem Elfenbeinstock.«
»Sie mögen ihn getrost so nennen.«
Das junge Mädchen zeigte in den Garten hinaus, in dem man in dem zunehmenden Morgengrauen bereits einige Stahlhelme unterschied.
»Gott, wie viele Schutzleute!« Sie schauderte.
»Sie bewachen die Villa«, erklärte der Chef. »Hier entkommt niemand. Hält sich der Mann mit dem Elfenbeinstock noch immer im Hause auf?«
»Nein, er ist fort, verschwunden.«
»So verstehe ich auch Krags Fernbleiben.«
»Was meinen Sie damit?«
»Krag verfolgt natürlich den Mann mit dem Elfenbeinstock.«
»Er wird ihn niemals finden.«
»Er wird ihn finden«, erwiderte der Chef.