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Fünfundvierzigstes Capitel.
Wie allein die Guten in das Himmelreich eingehen werden.

Es lebte einst ein sehr edler König, weise und reich, der eine ihm sehr theure Gattin hatte, die der ihm schuldigen Liebe uneingedenk drei Söhne außerhalb ihrer Ehe gebar, die beständig aufrührerisch gegen den König und demselben in nichts ähnlich waren. Nachher aber empfing sie aus dem Saamen des Königs einen vierten Sohn, gebar und säugte ihn. Nun begab es sich aber, daß, als der Kreislauf seiner Tage geschlossen war, der König starb und sein königlicher Leib in einem Sarge verschlossen wurde. Da fingen nun nach seinem Tode die vier obengenannten Söhne an um die Oberherrschaft im Reiche zu streiten. Endlich kamen sie darin mit einander überein; sie wollten zu einem alten Krieger, der vormals Geheimschreiber des verstorbenen Königs gewesen war, gehen und sich einfach auf seine Entscheidung verlassen, und also geschah es. Als nun aber der Krieger sie geduldig angehört hatte, sprach er: Höret meinen Rath! und wenn Ihr denselben werdet befolgt haben, wird Alles gut seyn. Es ist aber ersprießlich für Euch, daß Ihr den Leichnam des seligen Königs aus seinem Sarge herausnehmt und dann ein Jeder von Euch seinen Bogen und Pfeil in Bereitschaft hält; wer nun am Tiefsten in den Leichnam hineinschießen wird, der soll sein Reich erhalten. Dieser Rath gefiel ihnen, sie gruben den Leichnam aus seinem Ruheplatz aus und befestigten ihn an einem Baume. Der erste aber, welcher seinen Pfeil abschoß, verwundete die rechte Hand des Königs, weshalb man ihn beinahe schon zum alleinigen Erben und Herrn des Reichs ausrief. Der zweite aber schoß seinen Pfeil gewissermaßen voller Fröhlichkeit näher in das Gesicht hinein, woher er sich den Sieg mit größerer Gewißheit zuschrieb. Der dritte aber durchbohrte das Herz desselben und meinte nun, er werde vor seinen andern Brüdern auf das Sicherste die Herrschaft ohne Widerstreit in Besitz nehmen können. Als nun aber der vierte zu dem Leichnam hintrat, seufzte er schwer und sprach mit kläglicher Stimme: Weh mir, mein Vater, daß ich Deinen Leichnam von Deinen eigenen Söhnen verwundet sehen muß: ferner sey es von mir, daß ich nach dem Leibe meines Vaters, sey er nun lebendig oder todt, jemals schießen sollte. Als er so gesprochen hatte, da hoben ihn die Fürsten des Landes und das ganze Volk mit einander auf ihre Schultern und setzten ihn als den wahren Erben und Herrn des Reiches auf den Thron seines Vaters: die andern drei aber wurden aller ihrer Würden und Reichthümer beraubt und aus dem Lande gejagt.


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