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Fünfzigstes Capitel.
Von dem Lobe derer, so gerecht richten.

Valerius berichtet, daß der Consul Zelongus als Gesetz bekannt machte, daß, wenn jemand eine Jungfrau ihrer Unschuld berauben würde, er beide Augen verlieren solle. Nun begab es sich, daß sein Sohn die einzige Tochter einer Wittwe schändete und ihre Mutter, wie sie das hörte, lief dem Kaiser entgegen und sprach: O Herr, lasset das Gesetz erfüllen, welches Ihr gemacht habt: denn siehe, Dein einziger Sohn hat meine einzige Tochter entführt und ihr Gewalt angethan. Als das der König hörte, da rührten sich alle seine Eingeweide und er befahl, es sollten seinem Sohne beide Augen ausgerissen werden. Da sprachen die Großen des Reichs zu ihrem Herrn: Du hast nur einen einzigen Sohn, der Dein Erbe ist: es würde ein Schaden für das ganze Reich seyn, wenn Dein Sohn seine Augen verlöre. Jener aber versetzte: Ist es Euch nicht bekannt, daß ich dieses Gesetz gegeben habe? es würde eine Schande für mich seyn, das zu brechen, was ich einmal festgesetzt habe. Da nun aber mein Sohn der erste ist, der gegen das Gesetz gethan hat, so soll er auch der erste seyn, der der Strafe unterliegt. Da sprachen die Weisen: Herr um Gottes Willen bitten wir Euch, daß Ihr Eueres Sohnes schonet. Jener aber durch ihre Bitten überwunden, erwiederte: Ihr Lieben, da es so ist, so höret mich. Meine Augen sind meines Sohnes Augen und so auch umgekehrt. Reißet also mein rechtes Auge heraus und das linke meines Sohnes: dann ist das Gesetz erfüllt. Und also geschah es, weshalb Alle die Klugheit und Gerechtigkeit des Königs lobten.


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