Friedrich von Hagedorn
Versuch in poetischen Fabeln und Erzehlungen
Friedrich von Hagedorn

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Der arme Kranke und der Tod.

                Ein Greis, den Alter, Frost und Gram
Und Gicht und Krampf und Hunger krümmten,
Dem oft sein bittres Weh die Lust zum Leben nahm,
Das Zeit und Schicksal ihm bestimmten,
Rief voller Ungeduld und Noth:
Ach! komme bald, gewünschter Tod!
Der Tod erschien, die Qual zu heben,
Da fleht' er, aus verzagtem Sinn:
Freund, geht zu meinem Nachbar hin,
Und lasst mich armen Alten leben.
*
    So weibisch ist der meisten Herz;
Auch brechend wünscht es kaum zu sterben.
Verfolgung, Drangsal, Schimpf, Noth, Armuth,
                                        Krankheit, Schmerz,
Nichts wird dem Tode Gunst erwerben.
Ihn hält ein zärtlicher Maecen
Auch auf der Folter nicht für schön;Es erhellet solches aus den Worten des Maecenas bey dem Seneca:
Debilem facito manu,
    Debilem pede, coxa:
Tuber adstrue gibberum,
    Lubricos quate dentes:
Vita dum superest, bene est.
    Hanc mihi, vel acuta
Si sedeam cruce, sustine.

Man kann hierüber dasjenige nachsehen, was J. H. Meibom zur Erörterung dieser Stelle und zu ihrer Vertheidigung anführet im Maecen. C. XXIV. p. 151.
 


Vielleicht starb Cato nicht gelassen.S. La Fausseté des Vertus humaines par Mr. l'Esprit, p. 97.
Oft scheut, den Krebs und Aussatz frisst,
Der sein und andrer Scheusal ist,
Mehr, als dieß alles, sein Erblassen.

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