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Der eiserne Reiter

Ich schreite so vor mich hin,
weiß kaum, wo ich bin.
Die Luft streicht milde,
die Welt ist grau.
Ich denke an eine verschleierte Frau.

Was hab' ich geträumt in der Nacht?
Von welchem Schrecken bin ich erwacht?
Gewaltig bäumte ein Roß,
riesengroß.
Trug es den Reiter auf dem Rücken?
Welch furchtbarer Reiter müßte dies sein!
Ich sah ihn nicht im fahlen Schein,
nur Blitze wie von Schwerterzücken.

Nun ja – indes, es war jetzt Tag,
im weiten Tal der Frühling lag,
aus blühenden Zweigen troff es schwer.
Es war ein Frühling, doch freudenleer.
Die Blumen schienen von Tränen benetzt,
das Bächlein eilte dahin wie entsetzt.
Ich war allein und ganz allein.
Kein Wesen konnte verlassener sein.
Gab es noch Menschen außer mir?

Da hörte ich Hufschlag ferne klingen,
es war, als hörte ich Eisen singen.
Ich kannte den Reiter, ich kannte das Tier:
ein eisernes Roß mit eisernen Schwingen.

Doch jetzt: sie kamen mir zu Gesicht,
und in mir klang es: sie sind es nicht.
Diese beiden, Roß und Reiter,
schienen still-zufrieden und heiter.
Der Ritter klirrte von Eisen zwar,
doch goldig quoll aus dem Helme das Haar.
Und von dem Lichte zweier Opale
leuchtete grünlich ringsum das Fahle.
In der Scheide verborgen hing das Schwert,
dem Reiter kaum beachtenswert.
Das Hengstlein blickte mit Verstand
und kaute lustig seine Trense,
geliebkost von bequemer Hand.
Ich bin ein Bauer, ich schwang die Sense,
als dies Gebild von Pferd und Mann
mir ohne Gruß vorüberzog,
bis es der Nebel in sich sog.
Und lange stand ich da und sann
und sinne noch dem Dinge nach,
das da in meine Stille brach.
Mir blieb ein leises Schwirren,
ein feines Eisenklirren.
Es blieb und blieb und schwieg nicht mehr,
es hat mich oft gequält seither.

Rapallo, 2. April 1936.


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