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Engellieder

Der Schutzengel

Ein Schatten fällt auf deine Wange,
Es ist die Wimper nur, die lange.
Ein Seufzer sucht die Himmelslust,
Vor der noch warm die Traumesbrust.

Du hast das Heimweh nach dem ewigen Leben
Und fühlst dich mit uns noch im Himmel schweben,
Und kommst bald wieder.

Asrael

Sieh, mein Vater, mein Kind schlägt eben
Die Augen auf.
Es will einen Kuß dir ja geben,
O nimm es auf.
Und lege es an dein Herz,
Und lege es an dein Weltenherz,
Und lege es an dein Vaterherz,
Das für alles schlägt,
Was Leben und was Seele trägt;
Sieh mal, wie warm, wie tränenwarm
Auffunkelt das Herz:
In Freudenfluten überfließt der Harm
Die roten Bäckchen glühen vor tiefem Herz;
Die blauen Augen sieh,
Wie sie
Verwundert und verschleiert.
An deinem Herzen halt du es,
Indes
Die kleine Seele feiert.

Raphael

O komm leise, leise komm,
Laß das Licht und sieh, wie fromm
Da liegt es, Atem steigt
Als Gebet noch, Lippe schweigt,
Schläft in lieber Heimlichkeit.
Hin nun weiht
Dir sich hin sein ganzes Leben.
Du hörst die fromme Seele beben.
Nun kannst du ihr den Segen geben
Für die Nacht.
Gute Nacht!

Die Weihnachtsfee

Und Frieden auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind.

Suchende Sterne; ins eilende Haar,
Frierende Sterne, schmelzend zergangen
Über den wunderfeiernden Wangen,
Und die Augen von Liebe so klar.

Wie Glocken klar, wie Reif so rein
Und so duft und so jung und blühend vor Güte
Tau der Frühe himmlische Blüte
Wie Rosen und wie Fliederschnein.

Da steigen die Hände, ein bettelndes Meer,
Augen dunkeln nach Geschenken,
Mir! Mir! Mir! Mich mußt du bedenken!
So steigen die bettelnden Teller her.

Dunkel wirds, ein Wunder steht
Strenge in der Feenseele,
Wie wenn rohe Nacht das Leuchten quäle
Und Ernst in die Güte der Augen geht.

Und es spricht wie klares Licht
Aus dem milden Angesicht:
Geben euch? Was soll ich euch geben,
Alle Wunder habt ihr ja hier,
Eine Erde, die könnt hegen ihr,
In euch selber will der Himmel leben.

Kinder, ihr wünscht,
So könnt ihr ja geben
Und selig sein und selig machen,
Und innig sein wie Kinderlachen
Und wie wir von Wundern leben.

Tuet frohe Liebesgaben
Einer in des anderen Hand,
Tuet ab das Geizgewand,
Und ihr pflücket alles Haben.

Winterstiefel

Ein Scherzo aus dem Vorfrühling

Hat ja nur sich selber an,
Schämt sich nicht, hat Freud daran.

Krauses Haar wie lachend Gold,
Das von tausend Teufeln tollt.

Beide Beine flink und fein
Sinken in zwei Stiefel ein.

Kappen plump und Absatz schwer,
Lachend schleppt es sich daher.

Als ob die Welt nur Leder war!

Schwarz das Leder, ros' das Bein:
Stiefel, sag, was fällt dir ein?

»Hup, mein Jung, da fliegt er hin:
Will dir zeigen, was ich bin!«

Heisa, wie der Stiefel flog,
Beide Hände klatschen hoch.

Und die Füßlein ganz befreit
Machen die ein Zehengespreit.


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