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Ein wichtiger Fund

»Ist es nicht ein Fund, ein Fund sondergleichen? Mein ganzes Vermögen hätt ich hergegeben! Der dumme Kerl!«

Und die Pantoffeln des Professors tanzen einen Kriegstanz unsäglichen Jubels, so daß der proletarische Schirm eines einundzwanzigjährigen Dachstubenpoeten Chausseestraße 98, 4. Hof, 5 Treppen links, daß der sich das feine freundliche Zimmer und den sonderbaren Herren, den er sonst nur dienstags und donnerstags von 11–12 im Collegium Maximum gesehn, mit erstaunten Blicken betrachtet. Sonst stolperte der nur jedesmal auf dem Tritt zum Katheder und legte seinen Hut so auf die Ecke, daß er jedesmal erst wieder hinfiel: »Meine Herrn! Das letzte Mal ...«

Und nun diese Luftsprünge!

Um dieselbe Stunde ging ich hin und atmete noch einmal die warme Luft des Lebens, die von allen konfektionösen Achs und Os, von allem Geflüster junger Kommis zitterte, wie ein Herz, das sich erschließen will, und plumps – lag ich im köstlichen lauen Goldfischteich, jener klassischen Stätte, den lebensmüde Berliner mit jener Vorliebe aufsuchen, die die Athener zum Feigenbaum trieben auf dem Acker des Timon. Im Versinken hörte ich noch, wie alle Paare erschreckt auffuhren, und eine Stimme rief: »Schutzmann, Schutzmann!« ›Kinder, regt euch doch nicht auf meinetwegen!‹ dachte ich noch, und dann war alles köstlich weich und dunkel, Sterne wollten darin sich anstecken, sie dehnten sich, strengten sich an – es ging nicht.

Der Professor hatte sich gut freuen.

Freuen, wie der Student, der junge Dichter, der seinem Professor in Zerstreutheit nichts nachgab, dabei aber besser fortkam.

Ich hatte in der Vorkosthandlung, wo ich mir meinen Alten Mann und meine Zwiebelwurst 2. Qualität zu erstehen pflegte, ein Tagebuch abgegeben und dem Besitzer empfohlen, dieses Buch in einer Sauerkrauttonne unten hin zu legen und dann etwas Magdeburger Weinkraut darüber zu packen, wie's der Herr Professor zu Rebhuhn liebte. Nun war die beste Zeit, und Samstag war der Tag. Heute nacht würd ich ganz sicher berühmt werden.

Morgen abend 7 Uhr 15 sollte er der Köchin des Professors sagen, er hätte auf dem Boden eines Sauerkrautfasses ein Buch gefunden mit der Aufschrift: Kladde meines Lebens von einem Dichter, der heute nacht 11 Uhr sich die Ehre geben wird, coram natione germanica sich in den Goldfischteich zu stürzen.

Unter hundert Mark sollte ers dem Herrn Professor nicht ablassen.

Der Mann sah mich zweifelnd an.

»Nun machen Sies nur; schaden kanns nicht, Sie werden schon sehn.«

Ich sah meiner Zeit die strahlende Freude des Mannes, als die Köchin sofort wiederkam und den Hundertmarkschein mitbrachte, den sie gegen das Buch dem Vorkosthändler aushändigte. Sah auch die Freude, mit der ein Freund und Landsmann, der cand. chirurg., mein Gehirn so vorsichtig und schwellender Erwartung voll wie das Gewand einer Geliebten hob, wie auch er jauchzte, als er die herrliche Wucherung im pons Valerii Vanoli fand und die quergelegten Rillen meiner braun-schwarz angelaufenen Fingernägel damit verglich. Ein wahrhaft instruktiver Fall!

Eine famose Dissertation für einen zweiten Freund, den künftigen Privatdozenten, den cand. Psychiatriae, der sich im Anschluß an Lombroso auf die heute in der Kritik mit Recht so beliebte Genialpathologie geworfen hat und in Psychographie Hervorragendes leistet.

Und der gute Professor, die germanistische Zierde der Alma mater, bei der ich so manches Kolleg geschunden, da das überfüllte Maximum keine Kontrolle kannte, der gute Professor Dr. Seidenraupe, ach, hatte der erst eine Freude.

Er achtete nicht, als das Weinsauerkraut auf seinen Teppich triefte, daß Frau Professor schalt. Er hatte seine große Tat, sein Lebenswerk. Vierundzwanzig Bände hat er noch über diese jämmerliche Kladde eines Lebens geschrieben, bis er über dem vorletzten Worte des letzten Satzes die fleißigen Augen schloß. Der Satz aber hieß: So ist sie auch diese problematische Natur, von der man sich noch so mancher schönen Gabe hätte versehn dürfen, vor der Zeit von hinnen ...

Ein anderer Professor ergänzte mit ungewöhnlichem Scharfsinn den Torso und schuf damit noch einen 25. Band dieses monumentalen Werkes.

Mit wie wenig kann man doch manchem eine Freude machen, so man sich nur zu rechter Zeit zu opfern versteht.

Mit so einem Quark wie ein verpfuschtes Leben!

Vivat sequens!

Die Beiden

(Ein Gespräch aus dem Jenseits)

Goethe: Wie mich das freut, lieber Freund, daß Sie mir heut einige Ihrer wertvollen Stunden widmen wollen. Zum Diener Engel: Eine Flasche zweiunddreißiger Johannesberger Schloß! Mein Geburtstagswein.

Schiller: Das ist er in der Tat.

Diese Perlenmelodie! Ganz wie Ihr »Fischer«.

Ein Sonnenlied innig zart.

Überhaupt Ihr Lied! Ich wüßte nicht seinesgleichen.

Eine Welt von Duft, von Feinheit, die Dinge innig zart gestaltender Macht, Geist des Goldes und ein verklärt suchendes Wittern, Schelmerei wie von Geisteskindern, einer Braut Seelenbeben in Wonne und Warten.

Sie, glückliches Weltkind, haben den Horizont aufgestoßen wie ein Fenster, das der Mai aufdrückt, und sehen so viel weiter als wir dunkeln Sucher.

Sie, der einzig wirkliche Alchimist!

Ich, mein Wallenstein, abergläubisch zugetan, ewig getäuschte Goldmacherei.

So plump und täppisch.

Goethe: Freund, wie Sie sich wieder einmal zu verkennen wissen! Durch Ihre gestaltenden Worte erst geben Sie mich mir selbst.

Ich fühle mich sonst gar nicht, finde mich so gar nichts, merke mich gar nicht, bin mir so gar nichts.

Und Sie, wo ein Aufbruch ist, wo purpurbäumend ein Sturm sich aufmacht, prächtig-fordernder lodernder Geister.

Da ist die tiefe Blut- und Feuerfarbe Ihrer reich wallenden sturmgrüßenden Worte, Ihr Sammelzeichen. In Ihrer freien weiten Besonnenheit wissen Sie zu führen wie kein anderer die Jugend, die Jugend der Völker. Gewiß, mir ist es gegeben, Menschen zu bilden wie meinem Prometheus. Aber es sind stille Menschen nach meinem Bilde. Einzelne.

Sie wissen zu scharen, sei es Empörung, sei es umschlungene Millionen, dieses stürmisch Aneinanderwirbelnde, ist das nicht etwas?

Bei Ihnen würde ich Burgunder trinken.

Und die großen Männer!

Der Wein kommt.

So, nun auf Ihren Bismarck.

Das ist so recht ein Held für Sie.

Dieser Wallenstein des neuen Deutschen Reiches.

Dieser Ase am grünen Tisch.

Das wird Meisterwerk.

Eckermann klopft an, tritt ein, will, als er Schillers ansichtig wird, wieder gehen.

Goethe: Bleiben Sie, lieber Freund! Sie gehören mit dazu. Was wäre ich ohne Sie?

Sie erst machen mich professorabel.

Engel geht, noch ein Glas zu holen.

Null und Ziffer

Es war einmal ein Staat. Der bestand aus lauter Nullen. Lauter gesunden, runden, fetten Nullen. Nichts ging ihnen ab, und doch fehlte ihnen etwas.

Das sagte ihnen eine dumpfe Empfindung. Genauere Rechenschaft aber vermochten sie sich nicht zu geben über ihren Zustand. Preise über Preise hatten sie ausschreiben lassen und Berge von Gold dem versprochen, der ihnen Rat und Aufklärung verschaffte.

Umsonst!

Da beriefen sie eine Volksversammlung.

Möglich, daß die Gesamtheit fände, was dem einzelnen versagt blieb.

Lange blieb das Gerüst leer. Endlich hüpfte eine Null wie eine Seifenblase die Treppe der Rednerbühne herauf.

Hupp, hupp, hupp, da war sie!

Nur Stelzfüße wissen so behend zu sein.

Und sie begann mit weithin vernehmbarer Stimme. Denn was eine Null spricht, das hört man.

Und der ganze Markt setzte sich gegen sie in Bewegung, so daß viele der angesehensten Nullen ins Gedränge gerieten, darin umkamen und elend, elend zerplatzten.

Die Null aber ließ sich das weiter nicht anfechten und wiederholte: »Mitnullen! Ich bin ein Laie, ein ganz gewöhnlicher dummer Laie.«

Zustimmendes Gemurmel.

»Aber gerade die Laien haben mannigmal die besten Gedanken. Ich weiß, was uns fehlt.«

Hier machte der Redner eine längere Kunstpause, um das Summen der Erwartung desto vergnüglicher in sich zu ziehen. Nun fuhr er fort: »Unser sind bei sechzig Millionen. Aber wenn wir uns auch ins Unendliche fortvermehren, so werden wir auf die Weise in alle Ewigkeit keine Zahl.

Eine Ziffer fehlt uns.

Ein König.«

Während er noch sprach, kam eine Ziffer zugereist, eine recht magere, heruntergekommene Eins. Der Kunde, denn es war ein solcher, stützte seinen Knotenstock unter den Berliner und sah sich das Völkchen an.

Kaum wurden sie seiner ansichtig, da bestürmten sie ihn und baten: »Bitte, bitte, sei so gut und werde unser König!«

Der Kunde zog aus seiner rechten Hosentasche ein Fläschchen mit trübgelber Flüssigkeit hervor, tat einen herzhaften Zug daraus, hämmerte den Korken mit der flachen Hand wieder fest und steckte die Flasche ein.

Dann wischte er sich den Mund ab und sprach: »Na, denn will ich mal nich so sind!«

Hierauf nahm er den recht schäbigen Filz vom Kopfe und ging in der Menge herum: »Ein armer Handwerksbursche, der seit drei Tagen keinen warmen Löffelstiel im Leib gehabt hat, bittet um eine kleine Unterstützung.«

Das war die erste Steuer im Lande.

Die anderen Staaten in der Runde hörten von diesem Vorgange und verschrieben sich gleichfalls eine Ziffer.

Nun aber gabs auch Staaten, in denen Nullen und Ziffern bislang verträglich nebeneinandergewohnt hatten. Diese Ziffern bezeigten durchaus keine Lust, an die Spitze zu treten, noch weniger sich unterzuordnen.

»Wir haben keine Ziffer über uns nötig, wir sind uns selbst genug.«

Da aber hieß es: »Wenn euch das nicht paßt, so schüttelt den Staub von euren Füßen und macht euch davon, denn wir wollen etwas in der Welt bedeuten, und das tun wir nur, wenn wir eine Ziffer an unserer Spitze haben – sei sie für sich allein auch noch so mager.«

Daran, daß es auch republikanische Ziffern, die Präsidenten heißen, gibt, dachten die Nullen nicht und blähten sich in ihrer Nichtigkeit noch mehr auf.

Untergehende Weisheit

Ein Esel dachte. Das kommt vor. Denken ist Gehen. Oben wie unten.

Und bedauerte.

Der Gedanke war größer als er.

Und er bedauerte, daß das nicht blieb.

Eine wilde Stille, taub, betäubend, dröhnend, schneidend.

Er konnte doch nicht gehen.

Der dumme Treiber.

Seine Gedanken hatten ja den Ausweg nicht gefunden.

Der war die Hauptsache.

Hatte er den gefunden, so ging er so wie so weiter.

Daß die Menschen das nicht begreifen, daß ein Esel denken muß.

Das ist doch so natürlich.

Die wissen also gar nicht, was ein Gedanke ist.

Der Esel hatte eine Weltanschauung.

Und die war entstanden vom Kohlenkeller bis zum nächsten Kunden.

Die lautete: Es gibt zwei Dinge.

Das eine ist gut für's Maul: es sticht, aber ist saftig.

Ganz wie eine famose Zote.

Ferner ein Ding, das ist ganz sinnlos und weiß nichts, als immer unvernünftig draufzudreschen.

Als hätte man seinen Rücken gestohlen.

Und dann gibt es Dinge, die haben vier Beine wie wir.

Aber sie beißen und machen einen ganz unvernünftigen Lärm.

Jedenfalls sind sie toll.

Und dann die mit zwei Beinen.

Die sind ja vielleicht noch schlimmer.

Erstens denken sie nicht.

Und zweitens stören sie uns.

Wenn wir gerade im tiefsten Nachdenken sind.

Stören uns mit dem Ding Nummer 2.

Dafür aber geben sie uns das Ding Nummer 1 zu fressen.

Freilich nicht genug.

Und wenn wir uns selbst was suchen wollen, so wollen sie auch das nicht und schlagen mir nichts, dir nichts zu.

Warum sind sie so und dann auf einmal wieder so – daß kein Esel daraus klug werden kann.

Das ist die Welt, soweit wir mit ihr in unmittelbare Berührung kommen.

Von den anderen zwei- und vierbeinigen Dingern und von den Dingen, die sonst noch so sinnlos in der Welt herumtreiben, können wir nichts aussagen.

Vielleicht bestehen sie auch nur in der Einbildung.

In wissenschaftlicher Vorsicht wollen wir sie das Ding an sich nennen.

O was war das für ein Jammer

O was war das für ein Jammer!

Gar nicht zu sagen, nicht zu beschreiben.

Und noch immer kann ich mich an den Gedanken nicht gewöhnen.

Ja, sie ist tot.

Nirgends erblickt man sie mehr.

Wie kann man ohne sie denn nur leben!

Ohne die Tugend!

Wo man so ganz frech, so ganz nichtswürdig das Leben liebt.

Keine Rute mehr, kein sauberes Gesicht und nicht mal ein einziger Paragraph ist übriggeblieben, die Welt zu regieren.

Und die Welt besteht immer noch.

Ja damals –

Ein Schluchzen erscholl,
Ein Schluchzen so laut,
Daß allen es tief in der Seele graut,
Als hätte der Frühling verloren die Braut...
Von seinen Tränen ihr Busen betaut
Und weihevoll langsam klagen die Glocken,
Das Land liegt still wie zu Tode erschrocken.
Wer kann es sein, der hier verschieden,
Wer ging hier ein zum ewigen Frieden?
Da nahet die Bahre –
Und komisch das Gefolge!

Alle Strickstrümpfe der Welt klappern, alle mageren, fadenumschlungenen Zeigefinger der Welt zeigen kläglich, arbeitend auf die Leiche, alle mageren Handrücken der Welt wackeln und alle mürrischen schieferblauen Weenen der Welt nattern darüber hinweg.

Alles Schweigen heute – kein Schnattern. Und alle die mageren Gesichter, von denen die Wangen herabgesunken sind, so lang, so lang, haben tiefgeätzte Rinnsale, und all die tiefgeätzten Rinnsale führen Salzflut der Seele, und alle die Brillen sind wie Glaskuppeln über einer Heilquelle.

Von Zeit zu Zeit brechen große Tränen aus, die Wasser der Seele fluten über und erschüttern die nun stärker, wie Mühlräder klappernden Stricknadeln; große Tropfen auf den Brillen verglasen für Augenblicke Landschaft und Leiche.

Und stärker knistern die Immortelienkränze in ihren Armen, die sich so feierlich abheben von den schwarzen Gewanden.

Noch immer nimmt der Zug kein Ende.

Hat denn die Welt so viel Gouvernanten, so viel alte Jungfern? So viel gestreifte und geblümte, so viel blaue und schwarze Gewande?

So viel keifende Heiligenscheine von Hauben über so viel eisgrau, strengen, scharf geteilten Scheiteln?

Wie ergreifend!

Hoffen wir, daß Freund Hain auch ihrer sich erbarmt, nun da sie ihr Palladium, ihren Halt verloren. Denn es ist die Tugend, die sie jetzt zu Grabe tragen.

Es ist das Beste für sie, nun, nachdem dieser Schlag sie getroffen.

Der Zug ist fort.

Nun regt es sich. Ein Seufzen, wie Knospen seufzen, die aufspringen. Und junge Brüste heben sich vor schwellendem Leben, das mehr und mehr die zart runden Wangen ins Erwachen rötet.

Die Lerche wirft ihre Mütze in die Luft.

Und nun sind auf einmal zwei Sterne da, so tief erstaunt, so goldig braun!

Treue

Wie eine Rumpelkammer für Welträume sah es aus in der Höhle.

Da war als neueste Errungenschaft ein Mensch, der war so wenig einig mit sich selbst, daß sogar seine Beine vor einander flohen.

Da ist so viel Schweißiges, Mürrisches darin. So vergilbt.

Wie ein Leben, das man so Jahr auf Jahr hinschleppt, wenn man einander nicht ausstehen kann.

Aber da ist so allerlei darin zurechtgeschwollen, und wenn mal Licht kommt und neugierige Menschen unter den Fackeln mit ihrem Stock an die Kämme schlagen – es klingt wie eine starke Saite –, dann sehen sie noch eins so süßlich aus und böse, daß sie sich sehen müssen, und möchten sich kratzen und schneiden, wenn sie dabei nicht aus dem Bösen, Schweren heraustreten müßten, das ihnen doch das liebste bleibt.

Und den Fremden, diesen Schafsköpfen, gefällt das noch.

»Hier, meine Herrschaften, haben Sie Blumenkohl. Da Gardinen. Sehen Sie mal, wie natürlich.«

Und er berührte die dünne, gelbgraue Falte, daß es ihr durch Mark und Bein ging und einen langen klagenden Ton gab.

Der Aufseher leuchtete mit der Fackel in eine finstere Ecke hinein und gab auf das Widerstreben, auf die Grimassen der nun zunächst bedrohten Gebilde so wenig acht wie ein Geheimpolizist, der ein Opfer sucht und über die dichtgedrängte Schläferschaft einer Herberge hinleuchtet.

»Hier, meine Herrschaften, der Wasserfall.

Das die Orgel.

Sehen Sie mal die Pfeifen.

Da Adam und Eva.

Und das große Gebilde da ist der Dom.

Nein, hierher müssen Sie treten, meine Gnädige, nicht wahr, machtvoll?«

»Und hier«, der Führer machte eine lächelnde Pause, wie um etwas Angenehmes zu verschlucken, »hier ist das Dukatenmännchen.«

Die Damen suchen zu erröten, soweit sich dies bei dem unebenen Boden machen ließ und bei dem unsicheren Lichte zur Geltung kam.

Der Führer aber brach mit dem Gewagten die Erklärung der Höhle ab, stellte sich an den Eingang, wo er sehen konnte, wieviel jeder gab, und machte seine Hand zu einer Höhle für Trinkgeld.

Nun war alles wieder dunkel und still. So still, daß die Sprache der Höhle wieder vernehmbar wurde, nun nach der Störung durch die Menschen.

Und das Zischeln ging los, das bald weich wie Schluchzen klagte, bald scharf schnitt wie Hohngelächter.

Gebundenheit, Hölle. So häßlich gedunsen sein und sich ansehen müssen macht böse.

Am meisten aber ärgerte man sich über das Brautpaar, das liebte nun schon seit zehntausend Jahren darauflos und kam sich immer näher.

Nun berührten sich die beiden Finger des Stalaktiten von oben und des Stalagmiten von unten, der Ring der Vermählung glitt darüber. Der denkwürdige Augenblick ist da, die Freude der Sehnsucht ist erfüllt und die Liebe gewachsen »recht wie ein Palmenbaum über sich steigt«.

Die häßlichen Fratzen aber trösten sich: nun haben sie nichts mehr zu hoffen, so werden sie bald sein wie wir und sich auch ärgern über das, was dann geschieht.


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