Ich war / itzt ligt das weit /
der Flaccus meiner Zeit.
Ich war ein Mäntsch wie du /
itzt däkkt der Sand mich zu.
Kein Blühmckens blau und blaß
blühn mir mehr ümb den Parnass /
nie mehr spihgelt mir ein Born
Frau Lunens sanfftes Silber-Horn /
nie mehr glüzzert durch den Himmel
mir das schöne Stern-Gewimmel!
Aurorens Scharlach-Glantz /
der Kindgens-Drippel-Dantz /
die gold-bestirnte Wihsen /
auff die die Schäffer blihsen /
Amandgens Rohsen-Kuß /
die Welt in floribus –
daß ist nun alles hin /
weil ich erkaltet bin!
Du lebst und dir ist wohl /
dir pfeifft noch der Pirol.
Dir ferbt die bundte Au
noch Ambrosiner-Thau.
Du sizzt dich auff den grünen Rahsen
und hörst den sanfften Zefir blahsen /
derweil so summbt den Feld-Rain lang
der Bihngens leiser Sommer-Sang!
Ach / daß nicht jede Zeit
der Himmel Rohsen schneyt!
Daß alles / waß entsteht /
flinck wie ein Rauch zergeht!
Bald rändern schwartze Schatten
dir deine blancke Matten /
drauff Titan froh bestrahlt
waß kein Parrhasius mahlt!
Bald ligstu alt und kranck
auff Mortas Folter-Banck /
bald mustu dein zerstükktes Stammeln
in nichts alß Threnen-Krüge sammeln!
Die alte Odlers-Krafft
schwand dir dahin-gerafft /
und war auch alles dein –
zurlezzt scharrt man dich ein!
Die Welt-gepreisste Wunder /
wo sind sie nunitzunder?
Sälbst Salomo / der Weise /
ward schliesslich Schlangen-Speise!
Horch drümb / waß mein Staub dir spricht:
So vihl Gold hat Ophir nicht /
alß in ihrem Munde
die flüchtige Secunde.
O Adame / o Eve /
Vita somnium breve! |