Hans Hopfen
Die Heirath des Herrn von Waldenberg
Hans Hopfen

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III.

Waldemar von Waldenberg hatte keine Lust, den Burschen aufzuwecken. Er war gewohnt, sich allein zu bedienen. Als er sich wieder in trockenem Gewand fühlte, streckte er behaglich seine Glieder von sich und maß seine Wohnstube mit langen Schritten. Dann brannte er ein Spirituslämpchen an und trug alten Cognak, frisches Wasser und zerbröckelten Zucker auf ein Tischchen zusammen. Endlich stopfte er sich eine türkische Pfeife und, als auch diese gut im Zuge war, griff er nach dem Rabelais, der aufgeschlagen auf einem Stuhle lag.

Er las etwa zwei Seiten und lachte dabei. Dann klappte er das Werk zu und ging, die Hände auf dem Rücken, den Zeigefinger zwischen dem Buche, abermals ein paar Schritte im Zimmer hin und wieder. Er lachte nochmals, er blieb stehen, er horchte und trat dann zur Thüre, die vom Zimmer auf den Hausflur hinausführte. Er öffnete diese und, einen Fuß über der Schwelle, rief er über die dunkle Treppe hinauf: 28

»Bolle!«

Die starke Stimme hallte laut und lustig, aber die Finsterniß gab keine Antwort zurück. Der Rufer horchte noch eine Minute; es blieb Alles still; nur ein leises Rieseln huschte Holzwand und Gemäuer entlang, als wäre eine aufgeschreckte Katze zur Seite gesprungen und hätte sich etwas Mörtel losgelöst.

»Schade, daß Bolle noch nicht daheim!« sagte, in seine Stube rückkehrend, der Rittmeister zu sich selber, drauf las er weiter in seinem lustigen Buch und wollte sich eben das kochende Wasser über den Cognak gießen, als es ganz leise an seiner Thüre klopfte.

»Herein!« rief Waldenberg, ohne sich in seiner Hantirung stören zu lassen. Bettina steckte den blonden Kopf halb neugierig, halb besorgt zur Thüre herein.

»Sie haben nach Herrn Bolle gerufen, Herr Rittmeister,« sagte das Mädchen.

»Und der alte Kumpan ist noch nicht nach Hause gekommen!« antwortete lachend, eine Tabakswolke von sich blasend, der Ulan.

»Kein Mensch ist zu Hause außer uns Beiden,« sagte das Mädchen. »Wünschen Sie etwas? Soll ich in den Stall gehen, Ihren Burschen zu wecken, oder kann ich sonst irgendwie dienen?«

»Ich danke Ihnen, liebes Kind. Hier braucht 29 es keinerlei Bedienung mehr. Ich rief nur nach dem Alten, um etwa noch ein Stündchen zu plaudern.«

»Darf ich vielleicht für Herrn Bolle aushelfen?« fragte die Kleine.

»Ei warum nicht, Hausmütterchen?« antwortete der Freiherr und Bettina hüpfte rasch zur Thüre herein.

»Darf ich Ihnen ein Glas Grog anbieten?« sagte Waldenberg.

»Pfui!« erwiederte Jene, das Stumpfnäschen rümpfend. »Aber ich will Ihnen den Ihrigen brauen helfen.«

»Warum sind Sie denn noch nicht schlafen gegangen?« fragte der Offizier.

»Ich kann noch nicht schlafen. Mir singt und klingt die große Oper noch in allen Nerven. Und dann ist es eine gar so behagliche Empfindung, sich nach der abscheulichen Nässe wieder in trockenen Kleidern zu fühlen, daß ich diese schöne Empfindung nicht um den ersten besten dummen Traum darangeben mag.«

»Da haben Sie eigentlich Recht, gutes Kind. Aber bei mir werden Sie sich bald langweilen.«

»I bewahre!« versetzte Bettina rasch. »Wenn Sie nur ein um etwas besseres Instrument hätten, Baron Waldenberg. Dieses Jammerspinettchen gehörte füglicher auf den Trödelmarkt als in eines solchen 30 Herrn Wohnung. Da hören Sie nur einmal, das soll Fis heißen, das! O Schrecken!«

»Heißt auch Fis!« antwortete gemüthlich der Rittmeister, der sich an das allerdings ziemlich klägliche Querfortepiano ältester Konstruktion lehnte, während Bettina allerhand Akkorde ineinanderführte. Sie griff in die Tasten nicht eben zaghaft; man meinte ihre schlanken Finger wachsen zu sehen, in ihren Gelenken war die Energie und Sicherheit eines Fachmanns.

»Für mich ist mein alter Klimperkasten gut genug,« sagte der Rittmeister schmauchend.

»Aber für mich nicht!« glitt es selbstbewußt über des jungen Mädchens lachende Lippen.

Der Rittmeister nahm die Pfeife aus dem Munde und, die Sporen aneinanderschlagend, verbeugte er sich höfisch und tief vor der Spielenden, als hätte er ihren Worten nichts entgegenzusetzen. Bettina jedoch erröthete über und über. Es kam ihr vor, als hätte sie etwas Ungeschicktes gesagt. Um dieß einigermaßen gut zu machen und ihre Verlegenheit zu bemeistern, spielte sie wild drauf los, bis sich deutlich eine zartere Melodie aus ihren Läufen und Akkorden loslöste und eine Weile die Oberhand behielt.

Waldemar Waldenberg hörte ihr andächtig zu, langsam den Rauch aus seiner Pfeife blasend. Nach einer Weile sprach er: »Sie haben das Talent Ihres Vaters, Bettinchen.« 31

»Sagen Sie das nicht,« antwortete das Mädchen, ohne ihr Spiel zu unterbrechen, nur die glänzenden Augen zu dem schönen und gutmüthigen Hausgenossen aufschlagend. »Das soll Niemand sagen! Papa hat das göttliche Feuer und eine Seele voll Gesang. Papa ist ein Genie. Ich stümpere nur so nach, was ich von Anderen aufschnappe. Mein ganzes Talent besteht darin, daß ich eben von Kindesbeinen an um mich herum habe Musik machen hören.«

»Warum nicht gar?!« sagte der Rittmeister, »man sieht und hört ja, wie der Dämon Talent in Ihnen rumort.«

»Ach was, ich bin für ein Talent viel zu träge. Nur so manchmal packt mich die Lust zur Musik wie ein Rausch. So heute. Es war aber auch zu schön! Hören Sie nur einmal!«

Und während sie bislang nur einzelne Töne mit ihrer Kehle deutlich angedeutet, größere Passagen auf dem Klavier aber nur mit leise summender Lippe begleitet hatte, schlang sie jetzt die schöne Stimme nicht mehr zurück, die nach langem Verhalten wie eine Lerche stürmisch gegen Himmel jauchzte:

»Nimm die Schätze dieser Erde,
Nimm die Kronen meiner Ahnen,
Nimm mein Denken, Fühlen, Ahnen,
Leib und Seele nimm dahin!«
                    U. s. w. 32

Ein eigener Zauber, ein Hauch dämonischer Schönheit, ein Schimmer mänadischer Glut war über das verklärte Angesicht, über die wogende Gestalt Bettinens ausgegossen. Eine Flechte ihres Haares war aufgegangen. Sie merkte es nicht. Sie sang aus vollem Halse. Der schön geöffnete Mund, die aufgeworfenen bebenden Lippen, die blinkenden Zähne, das verklärte Auge mit dem von einer brechenden Thräne nur erhöhten Glanz – man sah kein Kind mehr vor sich. Man hätte sich knieend auf des verschönten Mädchens Hände beugen und bittend flüstern mögen: Singe weiter!

Waldemar baffte nur immer dichtere Rauchwolken aus seinem Tschibuk. Wer weiß, was er dachte! Er schien mehr zu hören als zu sehen. Sein Antlitz war der Spielenden abgekehrt; regungslos saß er da und seine ruhigen Augen verfolgten die Ringel des bläulichen Tabakrauchs, die nach der finstersten Ecke seines Zimmers flogen.

Bettina hielt einen Augenblick inne. Einer Athemlosen gleich preßte sie die Hände auf die bebende Brust. Dann fuhr sie mit dem Knöchel über die Wimpern, sah nach dem stillen Rittmeister um und sagte lächelnd:

»Ist das nicht wunderschön? Der Text freilich klingt ein wenig albern. Dafür wird er gesungen. Aber das eben ist der Zauber dieser Melodie, daß 33 man auch goldene Worte zu hören glaubt. Ach und besonders die wundervolle Steigerung (sie sang wieder und wiederholte mehrmals):

›Nimm mein Denken, Fühlen, Ahnen,
Leib und Seele nimm dahin!‹«

Sie schwieg und spielte nur, mit geläufigen Varianten die vergötterte Melodie umwindend und durchbrechend.

Nach einer kleinen Weile sagte Waldenberg so vor sich hin in seinen Tabaksqualm:

»Haben Sie niemals Lust, nein! niemals den Drang empfunden, selbst zur Bühne zu gehen, Fräulein?«

Bettina ließ die rechte Hand von der Klaviatur sinken und sprach, während die Linke noch den angeschlagenen Akkord aushielt, sich zu Waldemar wendend: »Ich? zur Bühne? . . . Niemals!«

»Und warum denn nicht? Ich glaube sicher, daß Ihre Natur . . .«

Sie ließ ihn nicht ausreden: »Ich fühle gar keinen Zug in mir, vor versammeltem Volke zu gaukeln. Auch hab' ich gar keine Lust, unter gesellschaftlichen Vorurtheilen zu leiden, die, man sage, was man will, noch immer nicht ganz überwunden sind . . .«

Nun war es an Waldemar, Bettinen zu unterbrechen: »Lassen Sie doch die alten abgethanen 34 Geschichten. Kein Mensch kann's besser haben in Staat und Gesellschaft, als . . .«

Aufgeregt wie das Mädchen war, fiel es dem Sprechenden abermals in's Wort. »Mag sein!« sagte sie achselzuckend und die Hände in ihrem Schooße faltend. »Ich will vielleicht hoch hinaus! – Und endlich muß ich meinen, daß es meiner seligen Mama nicht recht wäre, wenn ich zum Theater ginge.«

Waldemar blickte dem Mädchen bei diesen Worten etwas überrascht in's Gesicht. Bettina sah in diesem Augenblick wieder recht kindlich aus, wie sie mit hohem Wimpernaufschlag und nickendem Haupte sagte: »Meine Mutter war eine geborene Fürstin Ba . . . nitzka. Sie hätte es gewiß bei Lebzeiten nicht geduldet, daß ihr Kind . . .«

Bettina vollendete ihren Satz nur mit einem leisen Seufzer. Es störte sie, daß ihr Partner so stille schwieg. Dem vormals reichsunmittelbaren Freiherrn von Waldenberg-Vehlingshof-Pracht u. s. w. schien allerdings die verflossene Herrlichkeit der polnischen Prinzessin-Mutter kaum zu Gemüth zu dringen. Weniger aus Theilnahme, als um das Gespräch nicht stocken zu lassen, sagte er: »Haben Sie Ihre Mutter noch gekannt?«

»Gewiß!« antwortete das Mädchen. »Ich habe sie niemals bis zu ihrem Tode verlassen.«

»Und lebten Sie immer hier?« 35

»O nein. Ich erinnere mich dunkel, wie in früher Kinderzeit Vater und Mutter sich einmal trennten. Es war irgendwo in einem fernen Lande, unter einem wärmeren Himmel. Ich glaube, es muß in Italien gewesen sein. Dann reisten wir, die Mutter und ich und mein Brüderlein, bald hierhin, bald dorthin. Den Vater sah ich nur ab und zu, wenn er für kurze Zeit uns nachgereist kam. Wir lebten dann eine Weile zu Paris, dann in der Nähe auf dem Lande. Ich hörte zwei Jahre lang von meinem Vater gar nichts mehr. Bis wir auf einmal über Hals und Kopf unsere Habseligkeiten zusammenpackten. Dieß geschah in einer großen Aufregung und es wurde viel dabei geweint – warum? weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, daß ich sehr erstaunt und ziemlich unangenehm überrascht war, den Vater hier zu finden. Kaum daß ich ihn wiedererkannte. Ich dummes Ding hatte ihn viel stattlicher und jugendlicher im Gedächtniß und mag mich bei der Erkennungsszene ungebärdig genug benommen haben. Ich war damals ein verwöhnter Balg. Nun sollten wir Alle hier wohnen. Es dünkte mich eng und peinlich. Vater wohnte damals wie jetzt bei Herrn Bolle zur Miethe und der hatte noch drei Söhne im Hause – nein, daß ich mich nicht irre, nur zweie mehr, und davon kam der ältere auch bald darnach in die Lehre. Der Jüngere bequemte sich ab 36 und zu, ein wenig mit mir zu spielen und zu plaudern. Das war ein herziger Kamerad. Nun hieß es eben sich in die knappe Wirthschaft schicken. Mir ward's am leichtesten. Der Garten, die Höfe, der Stall, da war Raum genug für meine Launen und meinen Muthwillen. Jeder im Hause nahm mich gern auf. Seitdem hab' ich die Gewohnheit, mich bei allen Hausgenossen daheim zu fühlen. Aber oben bei uns in der Wohnung – je nun, die arme Mutter nahm bald wenig Platz im Hause ein. Sie fühlte sich müde, legte sich in's Bett und ward krank. Tagelang blieb sie so liegen. Und als sie aufstehen wollte, ach Gott, da konnte sie's nicht mehr.«

Bettina hielt einen Augenblick inne. Sie senkte das Haupt und in ihre Gedanken verloren, tickte sie mechanisch mit dem Mittelfinger der linken Hand auf die Tastatur und schlug ein leises As an.

Der Ton schien sie aus irrenden Träumereien wieder zu sich zu rufen. Sie sah Waldenberg mit feuchten Augen an und sagte: »Ich hatte vordem meinem guten Vater in Gedanken recht oft Unrecht gethan. Ich hatte mir eingebildet – oder aber es war mir von Anderen eingegeben worden, daß er meine Mama nicht so recht liebte, nicht so, wie sie geliebt zu werden verdiente. Aber wer ihn nun sah, wie er die Kranke pflegte, die liebe Kranke, die schwer und in ihrem trüben Dahinsiechen noch viel schwerer 37 zu behandeln war als je vordem . . . wer ihn sah, wie er jeden Wunsch ihr aus den Augen abzulesen trachtete, wie er ihr mit eines Engels Geduld zu allen Diensten war und ihre lauten Seufzer, wie ihre halb ausgesprochenen Vorwürfe nur mit lächelnder Güte hinnahm – o glauben Sie mir, Herr Baron, mein Vater war, mein Vater ist ein guter Mann.«

Bettina weinte. Waldemar stand auf, er streckte wie beruhigend die Hand aus nach dem erschütterten Kinde und sagte: »O gewiß ist Ihr Vater ein guter und braver Mann! Wer ihn kennt, liebt ihn.«

»Wenn Sie ihn erst damals gekannt hätten, als meine Mutter starb. Ich sehe ihn noch wie zu jener Zeit; ich werde die Tage der Verzweiflung nie aus meinem Gedächtniß verlieren. Da stand er, der Mann mit der ahnungslosen Seele, an der Bahre des geliebtesten Weibes; ein einsamer, unbeholfener Mensch, mit zwei Kindern auf den Armen. Meine Mutter war ganz arm gestorben – anders als wir bis vordem gelebt hatten. Es scheint mir, daß meine Großeltern sie enterbt hatten, weil sie einem bürgerlichen Manne gefolgt war, einem einfachen Musiker, wenn auch sein Name bekannt war und seine Zukunft eine glänzende zu werden versprach. Es scheint, daß später Verhandlungen angeknüpft worden waren und meine Mutter nicht ganz der Versuchung widerstanden hatte, sich von meinem Vater zu trennen. Es scheint 38 endlich, daß die harten, stolzen, grausamen Menschen, nachdem das Glück der Beiden denn doch zerstört war, ihre Hand ganz von Mama'n abzogen, als sie – ich weiß nicht, aus welchem entscheidenden Antrieb – leider schon gebrochenen Muths und kränkelnden Leibes – wieder zu ihrem Gatten zurückkehrte.

»Der Vater, der immer harmlos, wenn Sie wollen, etwas leichtsinnig und ganz und gar nur seiner Kunst gelebt hatte, er saß da in rathloser Verzweiflung, ohne einen Schimmer im Dunkeln zu entdecken. Wie sollte er allen den Anforderungen gerecht werden, die auf einmal, wie vom bösen Feind gesäet, rings um ihn her in die Höhe wucherten!

»Ich weiß wirklich nicht, was aus uns geworden wäre. Aber da hatte Gott den trefflichen Bolle hingestellt uns zu Trost und Hilfe. Sie kennen ja seinen Spruch: ›Das ist Alles ganz einfach!‹ So sagte er uns auch damals, obwohl wir Ungeschickten, gleichsam aus einer anderen Welt Verschlagenen, den praktisch nüchternen Gesellen anstaunten, ohne ihn noch recht zu begreifen. Er aber wusch uns derb die Köpfe und rief: ›Wer wird gleich seinen Verstand verlieren! Hat doch ohnehin Keiner auf Erden zu viel davon bekommen. Laßt den Schrecken fahren! Es ist Alles ganz einfach! Das wird so gemacht und Jenes wird hier angepackt. Zweimal zwei sind immer nur vier. 39 Eure Verhältnisse sind die gewöhnlichsten von der Welt. Es ist Alles ganz einfach!‹

»Je nun, Bolle rechnete, Bolle sorgte, Bolle verwaltete für uns. Er machte den unverschämt Fordernden an unserer Statt Grobheiten; er war auch höflich für uns, wo es noth that, höflicher als er gewiß je für sich selber gewesen ist. Und so ging's vorüber. Hinterher dünkt's mich selber, als wäre Alles, was uns so geängstigt, sehr einfach gewesen und einfach abgemacht worden. Seitdem sorgt Bolle in treuer Freundschaft durch Rath und That für uns und er hat Recht, wenn er sich, wie er gerne thut, meine zweite Mutter nennt. Allmälig hat sich denn auch das Hauswesen so gemacht, wie Sie es kennen. Mein Brüderchen ist leider bald nach meiner Mutter gestorben. – Auch um Vater Bolle ward es einsamer: seine Söhne haben einer nach dem andern sich ein Geschäft gegründet und leben außer dem Hause, zum Theil fern von hier. Der Jüngste, Basil, der am längsten bei ihm aushielt, lief dafür am weitesten weg . . . bis über's Weltmeer. Ich wurde größer und half wo's anging. Jetzt führen mein Vater und Vater Bolle sozusagen nur Eine Wirthschaft. Bolle macht die Stuben rein und macht alle Einkäufe. Ich versorge die Küche und führe die Rechnungen, bin über die Wäsche gesetzt und spiele, so gut ich kann, Hausmütterchen. Es ist Alles 40 gut so, wie es ist. Gott erhalte mir nur den Vater.

»Aber wie kommt der Mensch in's Schwatzen!« unterbrach sich das Mädchen selbst. »Man hat eben hier wenig Gelegenheit zum Plaudern. Und hält endlich einmal Einer stille, so muß er büßen. Das Schlimmste für Sie dabei ist, daß ich Ihnen nicht viel Neues gesagt haben werde . . .«

»Doch, doch und mehr als Sie glauben, liebe Betti!« sagte der Rittmeister, indem er dem kleinen Hausmütterchen nicht ohne Rührung die Hand reichen wollte.

Das Mädchen aber nahm sie nicht. Es fuhr vom Stuhl empor und blickte mit gesenktem Köpfchen auf die Fingerspitzen, die halb zornig, halb verlegen an den Schürzenbändern zupften. Ihr war bei dem fatalen Worte »Betti« nicht anders gewesen, als hätte mitten in ihrer Rührung und Vertrauensseligkeit der abscheuliche Rittmeister ihr einen Eimer kalten Wassers über den Kopf gegossen.

»Was haben Sie denn auf einmal, Jungfer Hausmütterchen?« fragte Waldemar lachend.

»Ich habe . . .« stotterte Bettina, ». . . ich habe Ihnen eine Bitte vorzutragen. Es kostet Sie wenig, dieselbe zu gewähren, und doch würden Sie mir viel Freude damit machen . . . oder besser gesagt, einigen Aerger ersparen.« 41

»O dann sei Ihnen die Bitte im Voraus gewährt!« sagte der gutmüthige Riese.

Das Mädchen nahm sich ein Herz und sprach: »Ich kann es nicht ausstehen, wenn Sie mich Betti nennen. Kein Mensch im ganzen Hause gibt mir diesen Namen. Ich bitte, Herr Rittmeister, verschonen auch Sie mich mit dieser Auszeichnung!«

»Ist das Alles?!« rief Waldenberg lachend, »dem kann leicht abgeholfen werden!« Nach einer Weile jedoch fügte er fast in Verlegenheit hinzu: »Wenn mir indessen noch ab und zu das verhaßte Wort entschlüpfen sollte, theuerste Bettina, so nehmen Sie's nicht übel. Eine alte Gewohnheit! Sie müssen nämlich wissen . . . ich hatte einmal . . .«

»Einen alten Gaul, der so hieß!« unterbrach ihn das Mädchen, »das weiß ich eben. Ich hatte selbst noch die Ehre seiner Bekanntschaft. Und wenn ich mich nun mit seinem Namen nennen höre, dann ist es mir immer, als würd' ich im Moment verwandelt, röche Heu und sähe mir zu Häupten die bewußte schwarze Tafel von Blech, dadrauf in silbernen Lettern zu lesen steht: ›Betti, sieben Zoll,‹ und darunter ›Vater: Iron duke; Mutter: Berenice!‹ – Ich danke bestens!«

Sie lachten alle Beide und der Rittmeister verschwor sich hoch und theuer, seine kleine Freundin nie wieder mit dem verfehmten Worte zu kränken. 42

Bettina hüpfte trällernd im Zimmer hin und her und besah sich die Bilder, die sie schon oft besehen. Waldenberg, rittlings auf seinem Stuhle hockend, die Ellenbogen auf der Lehne, in der einen Hand seine Pfeife, mit der anderen seinen Schnurrbart zwirbelnd, sah ihr zu und dachte: Wie rasch die Kleine aus ihren traurigsten Erinnerungen in lachenden Muthwillen umzuspringen weiß! Sie ist eben noch ein Kind.

Da wandte sich Bettina auf einmal um; sie hatte eines der Bildchen von der Wand genommen und kam auf den Rittmeister zu mit der Frage: »Wer ist die schöne Dame? Dürfen Sie ihren Namen sagen?«

»Warum nicht? Es ist meine leibliche Tante, die Schwester meines Vaters; sie hieß wie ich, nur mit Vornamen Leokadia Wilhelmina Dorothea und starb als Stiftsdame zu Quedlinburg. Mehr weiß ich selber nicht von ihr zu sagen. Sind Sie zufrieden?«

»Stiftsdame? und diese Frisur! diese Kleidung!«

»Das war nach damaliger Mode. Mir gefällt dieselbe.«

»Mir nicht!« antwortete Bettina, die das Bild schon wieder an die Wand gehängt hatte und nun die anderen ihrer Betrachtung unterzog.

Aber bald kam sie, das Näschen rümpfend, zu 43 dem Rittmeister zurück, und indem sie sich auf ein Stück Zucker etliche Tropfen Cognak träufelte und dasselbe zwischen ihre schönen Zähne schob, sagte sie: »Sie haben eigentlich gar nichts hier, was die Neugierde eines jungen Mädchens unterhalten könnte. Nichts als Pferdebilder und Pferdezeug und . . . Ei was ist denn das?!«

Sie hob ein etwa faustgroßes Ding aus blinkendem Stahl und schwarzem Kautschuk, das sie auf einem Tische zwischen Papieren gefunden hatte, dem Offizier entgegen.

»Das Modell zu einem neuen Hufbeschlag!« antwortete Dieser.

»Dacht' ich's doch!« rief Jene und setzte das Modell so unwillig auf den Tisch, daß es schallte.

»Sehr interessant!« bekräftigte Waldenberg mit dem ernsthaftesten Gesicht von der Welt.

»Hören Sie einmal, Herr Baron!« sagte nun Bettina und man hörte, wie sie dabei zwischen ihren Zähnen den Zucker knirschend zerbiß: »Sie interessiren sich eigentlich für nichts auf der Welt als für Pferde und was zu Pferden gehört.«

»Wie können Sie denken, kleine Freundin! Mir ist, wie der Dichter sagt, nichts Menschliches fremd. Ich interessire mich für Alles, was gut und schön und nützlich ist.«

»Ja, ja, so nebenher, aber die Pferde über Alles!« 44

»Mein Gott, ich bin von Beruf Kavallerist. Es wäre doch Unrecht, meinen Beruf nicht mit aller Liebe zu betreiben.«

»So mein' ich's nicht. Aber . . .« Sie stockte. Dann rückte sie etwas vom Tische weg, so daß ihr Gesicht in den Schatten der Lampe zu stehen kam und man nicht sehen konnte, wie ihre Wangen roth anliefen. Endlich die Arme über der Brust kreuzend und eine sehr ernsthafte Miene machend, die aber mehr wie eine trotzige aussah, fuhr sie fort: »Wir sind ja alte Bekannte, Herr Rittmeister, warum soll ich nicht mit meiner Neugierde herausrücken? Ich meine: haben Sie sich denn niemals im Leben für irgend ein lebendiges Wesen mehr, so recht viel mehr interessirt, als um alle Ihre gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Pferde zusammengenommen?«

Bettina athmete auf. Es war heraus. Der Rittmeister aber sog schweigend noch einen Augenblick an seiner Pfeife. Eine leichte Röthe flog wie ein Schatten über seine breite weiße Stirne – die Wangen waren so braun gebrannt, daß auf ihnen ein Erröthen kaum bemerkbar. – Er mochte denken: Wie zum Teufel kommt der Fratz zu solchen Fragen?

»Wie alt sind Sie denn, Bettinchen?« sagte er dann.

»Bald Siebzehn!« antwortete das Mädchen würdevoll und reckte sich kerzengerade, den Kopf so hoch sie konnte. 45

»Wirklich, Siebzehn!« murmelte der Rauchende und musterte seine Gesellschaft. Es war ihm, als merkt' er erst jetzt, daß aus Kindern Leute werden. Wenn man so ein Geschöpf Tag für Tag vor Augen hat (entschuldigte er sich selbst im Stillen), so sieht man's nicht wachsen. Unwillkürlich sah er nach der Uhr.

»Ist das die ganze Antwort?« rief Bettina und ihre Stimme zitterte, so peinlich war ihr die Zögerung des Rittmeisters.

Der stand auf, schritt das Zimmer entlang und sagte dabei: »Sie meinen, Fräulein, ob ich niemals, wie man so sagt, verliebt gewesen sei?«

»Ja, genau das mein' ich!« rief Jene.

Und der Mann lächelte und sprach: »Je nun, ich war auch einmal sechzehn Jahr alt, sogar fünfzehn und auf der Schule war das so Brauch, einen unerreichbaren Stern anzubeten.«

»Ach, wer fragt nach solchen Kindereien!« rief die Sechzehnjährige, »ich rede von einer ernsthaften leidenschaftlichen Zuneigung, die, alles Andere ausschließend, von Ihrem ganzen Wesen Besitz ergriff und die Sie für eine, alle Gefühle, ja selbst Ihr Leben überdauernde, die Sie für eine ewige halten mußten?! Eine Leidenschaft kurzum, wie sie jeder Mensch einmal – nur einmal, wie Viele sagen, erduldet?!« 46

»Sie meinen so: Blitz und Schlag! Diese oder Keine! Sie oder den Tod!?« sagte der Rittmeister.

Bettina nickte mit dem Kopfe.

»Nun denn,« sagte Waldenberg und die Stimme des starken Mannes klang recht bescheiden, fast zu leise, »auf die Gefahr hin, für ein Ungeheuer in Ihren jungen Augen zu gelten: mir ist die Liebe nie in dieser flammenden Göttergestalt aufgegangen, wie sie in Ihrem Mädchenkopfe – hoffentlich noch nicht in Ihrem Herzen – spukt. Ich bin warmer Theilnahme, aufopfernder Freundschaft fähig, ich kann Frauenschönheit bewundern und verehren – aber ich habe nie ein Frauenzimmer gesehen, vor dem ich hätte auf die Kniee sinken mögen, vor dem mich, auch nur wie eine leise Ahnung, die Empfindung überkommen hätte: von seinem Besitze hängt Glück oder Unglück deines ganzen Lebens ab! Ich habe kein weibliches Wesen gekannt, über dessen Untreue nach acht Tagen ich mich nicht mit mehr oder weniger kaltem Blute hätte trösten können. Mit Einem Wort, mein gutes Kind, ich habe nie leidenschaftlich geliebt! Und glauben Sie mir, es gibt eine Menge Menschen, die, wenn sie aufrichtig sein müßten, nicht anders aussagen könnten wie ich.«

»Abscheulich!« flüsterte Bettina und unwillkürlich deckte sie mit ihren Händen die Augen zu.

»Und fühlen Sie sich glücklich?« fragte sie nach 47 einem Weilchen, wieder aufblickend und die lichtblonden Haare, die ihr über die Stirne gefallen waren, mit bebender Hand zurückstreichend.

»Sehr glücklich!« antwortete Waldenberg und stand hoch aufgerichtet, stolzerhobenen Hauptes und doch mit so gutmüthig lächelndem Angesicht vor ihr. »Zunächst: Niemand entbehrt, was er nicht kennt. Und kommt dereinst auch mein Stündchen, wo mir's bestimmt sein sollte, an ewige Liebe zu glauben, so wird meinem Herzen auch der volle Schlag nicht fehlen. Es hat noch immer seine Schuldigkeit gethan und sich nie schelten lassen. Aber zum Toben und Greinen ist es nicht gemacht. Ich lobe mir ein Glück, das ruhig und behaglich ist.«

Das neugierige Mädchen hatte sich auf einen Stuhl gesetzt. Die Ellenbogen auf's Knie gestützt, das Kinn auf den Knöcheln der Finger, die Blicke zur Erde geneigt, schien sie über dieß häßliche Naturwunder eines unverletzlichen Reiterherzens nachzugrübeln.

»Dereinst!« wiederholte sie nicht ohne Spott des Soldaten Wort und ihn scharf in's Auge fassend fügte sie hinzu: »Ja, wie alt sind Sie denn jetzt?«

»Gerade noch einmal so alt wie Sie, Bettinchen!«

Das Mädchen schien seine Antwort nicht mehr recht zu hören. Sie schüttelte nur das Haupt und brütete vor sich hin. Dann spielte sie mit den Fransen 48 der Tischdecke. Sie wußte nicht, wie sie dem fatalen Gespräch eine andere Wendung geben sollte. Es fiel ihr schlechterdings nichts ein. Sie kam sich wie vor den Kopf geschlagen vor. Sie verwünschte den leidigen Fürwitz, der sie solche Fragen hatte stellen lassen! Und an wen! An diesen Klotz! Sie mochte ihm gar nicht mehr in's Gesicht sehen und fand ihrer Verlegenheit kein Ende.

Um so aufmerksamer betrachtete der Rittmeister sie. Es war ihm nicht anders, als müßte er in diesen Minuten nachholen, was er in den letzten Jahren versäumt hatte. Wahrlich, das war nicht mehr der hagere, flachshaarige Wildfang, der ihm bei seinem Einzug in dieß Haus entgegengesprungen, um eine Fratze zu schneiden, der hinter die Schule gegangen, um seine neuen Pferde zu sehen, und am nächsten Weihnachten von ihm mit einer Puppe beschenkt worden war. Wo hatte er denn seine Augen gehabt? Ein volles, ausgewachsenes Mädchen, dessen Liebreiz wie eine Blume in der Nacht aufgeblüht, stand vor ihm. Wunderliche Gedanken fuhren ihm durch den Kopf und – nicht bloß durch den Kopf, es ging ihm auch etwas durch's Herz. Er schämte sich seiner leichtsinnigen Ungenirtheit. Er freute sich, daß das Ding so groß, so lieblich und so reizend geworden war. Ein zierliches, ein stattliches Fräulein! – Aber . . . 49

»Fräulein Bettina,« sagte er, nahe an die Sinnende herantretend, »es ist spät; es geht auf Elf! Schlafenszeit für Hausmütterchen!«

»Sie haben Recht!« antwortete Jene, aus ihren Gedanken aufschreckend und sich mit einem Seufzer vom Stuhl erhebend. Sie vermied es wieder, dem Barbaren in's Gesicht zu sehen; sie war ihm erstaunlich böse. Es war ihr, als hätt' er ihr einen schönen Glauben an die Menschheit genommen. Und doch zuckte es über ihre Lippen wie Fröhlichkeit, nicht anders, als sollte sie lachen. Auch darüber mußte sie sich ärgern.

»Gute Nacht, Herr Rittmeister,« sagte sie kalt und ging, ihren Leuchter vom Tisch zu nehmen, Waldemar begleitete sie zur Thüre und bot ihr gleichfalls gute Nacht. Sie sah nun wirklich aus wie schläfrig. Noch vor der Schwelle kam sie ein Frost an, der ihren ganzen Körper überlief. »Ach, da droben in der leeren Wohnung ist's so schaurig öde,« sagte sie und fuhr sich mit der Hand so achtlos über die Stirne, daß noch eine Strähne ihres goldigen Haars losging und ihr über's Gesicht fiel. »Wenn ich in der Nacht aufwache, ist mir's immer, als müßt' ich nach dem Bettchen meines Bruders sehen. Dann fällt mir ein, daß er ja lange todt ist, und dann, wie ich ihn habe sterben sehen. Dann ist's herum mit dem Schlaf, ein Gedanke jagt den 50 andern und stundenlang lieg' ich wach. Ich quäle mich, ob dem Vater nicht ein Unglück zugestoßen sei. . . . Ach, wenn nur der Vater käme! Mich schaudert's.«

»Fassen Sie sich,« sagte der Rittmeister, »die Augen fallen Ihnen zu und das brennende Licht will Ihnen aus der Hand gleiten.«

Bettina fuhr trotzdem im Reden fort. Sie lehnte sich an die Thür und plauderte halb wie aus dem Traum. »Mein Brüderchen das war so eine Erscheinung, wie man sie manchmal in Romanen zu sehen kriegt. Eins von den Kindern, die vom Tage der Geburt schon die Gewißheit eines frühen Todes zur Schau tragen. Sein Leib war verwachsen, seine Stimme zitterte immer und nur mühsam schleppte er sich auf seinen verkrümmten Beinchen hin. Aber sein Kopf war wie der eines Engels, die blonden Locken fielen ihm reichlich bis auf die Schultern, und Augen hatte er! Ich habe nie und nirgends wieder solch' einen schönen Blick gesehen, so tief traurig, so seelenvoll und doch so kindlich und rein. Er war von einer merkwürdigen musikalischen Begabung. Er liebte den Vater mit der ganzen Leidenschaftlichkeit seiner armen Seele. Der Vater ihn nicht minder. Stundenlang hielt er das kleine Geschöpf auf dem Schooße und spielte also Klavier. Er that sich nicht wenig auf die künstlerische Zukunft Albert's zugute und – wußte doch nach aller Aerzte Versicherung, 51 daß die Tage des Kindes schon gezählt waren. Und als Albertchen endlich, langsam und in Schmerzen, starb, – ach, es war schauderhaft. Ich träume noch immer des Nachts von dem armen Kinde. Es ist Alles noch so wie damals . . . die Stube, die Möbel . . . Alles . . . Ach Gott!«

»Aber Bettina!« rief der Rittmeister und fing die zusammenbrechende Gestalt mit der Hand auf. Der Schlaf hatte sie in der That im Sprechen übermannt, daß sie ohne diese Hülfe an dem Thürbrett nieder zur Erde geglitten wäre.

Das Mädchen stammelte etwas wie eine Bitte um Vergebung. Der Rittmeister ging, ihr einen anderen Leuchter zu geben, denn der, welchen sie in der Hand gehalten hatte, rollte jetzt über den Estrich; die Manschette war in Scherben, die Kerze dreimal geknickt.

»Ich danke vielmals,« sagte das Mädchen wieder aufgemuntert, nahm das Licht und öffnete die Thüre.

In demselben Augenblick hörte man von der Straße her eine ausgeblaßte Tenorstimme sich um einen hohen Ton bemühen.

»Dieß Büh-! . . . Büh- . . . Büh-Büh!«

Endlich hielt er das hohe G nach Wunsche fest.

»Dieß Büh . . . ldniß ist beza-aubernd schöh-hön!«

Ein Schlüssel ward resolut in's Thor gesteckt. 52 Ritsch, ratsch! Es klaffte, und von der Kerze Bettinens angestrahlt, von ihr und dem Rittmeister bewillkommt, stand auf dem Flur, den nassen Radmantel mit sammetnem Besatz malerisch um die Brust geschlagen, den erweichten Filzhut mit breitester Krämpe schief auf's kurzgeschorene, starkangegraute Haupt gedrückt, den Schlüssel in erhobener Hand und auf den Lippen eine schöne Melodie, der Vater des Hauses, der stramme Sänger: Eduard Bolle. 53

 


 


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