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Salomo.

Mein Haar ist grau, sprach Salomo im Harme,
Und lässig dünkt mich meiner Pulse Klopfen;
Die straffen Muskeln werden schlaff im Arme;
Das Blut, einst frischen Stromes, schleicht in Tropfen.
Ich hatte Tag für Tag an Lust und Schätzen,
Was Tyrus und was Indien auserlesen;
Mein war die Welt, die Sinne zu ergetzen –
Was ist's gewesen?

Den Becher, der von Liebe schäumt, kredenzten
Mir Weiber jung und schön aus allen Zonen;
An meines Lebens Himmel Sterne glänzten
Zahlreich wie das Gestein in meinen Kronen;
Doch ihre Zeit ist um, und sie erbleichen.
Ein leid'ger Mahner lichtet sich mein Scheitel;
Die Lust, die ich gedungen, fühl ich weichen –
Alles ist eitel.

Was ich genoß, bespülte wie die Welle
Mein Herz und hinterließ ihm keine Spuren.
Die ich so oft empfing auf meiner Schwelle,
Die Freuden fliehn davon, ein Heer von Huren.
Was ich besaß die gier'ge Stunde raffte,
Den Wahn des Hasses wie die Kraft zum Lieben,
Und vom Gewinn, den sie mir einst verschaffte,
Ist nichts geblieben.

Mir wurden Freunde; doch die treusten Herzen
Kann eine Mitternacht in Gift verkehren.
Ich konnte weinen; doch die tiefsten Schmerzen
Sah ich wie Wachs am Lichte sich verzehren.
Mit überdrüss'ger Hand verschwend' ich heute,
Was gestern ich mit Goldeslast erhandelt.
Was thät ich, das mich nimmermehr gereute?
Die Zeit nicht wandelt?

Nichts neues kündet mir der junge Morgen,
Und ewig lernt die Sonne nichts als Scheinen.
Der Menschen Stirne furchen gleiche Sorgen,
Die Thoren lachen, und die Schwachen weinen.
Das Lied des Lebens könnt' ich schlafend raunen,
Sein ekler Schlußreim heißt: enttäuschter Glaube.
Fern möcht' ich ruhn von Gottes Weltenlaunen,
Staub neben Staube.

*


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