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Simson.

I.

Jetzt ist die süße Stunde,
Ich fühl's, ach! seh' es nicht,
Wo aus des Himmels Grunde
Die Morgenröte bricht.

Rings alle Wesen zittern
Nach ihrem Kuß empor;
Die Thränen nur, die bittern.
Kein Licht ring' ich hervor.

Taucht euch, ihr holden Strahlen,
Nicht in die Augen mein;
Es sind nur leere Schalen,
Die Perle büßt' ich ein.

Wo schöpf' ich fürder Wonne?
An meinem Himmel steht
Nur eine schwarze Sonne,
Die niemals untergeht.

*

II.

Laß noch einmal der Jugend Welle
Süß mich wärmen in deiner Hand,
Und dann weiche von dieser Stelle,
Knabe, wie von des Abgrunds Rand.

Sei das Thor dir der Rettung offen,
Zarter Knabe, mein treu Geleit!
Samenkorn du, der Greise Hoffen,
Zweier Seelen Unsterblichkeit!

Laß die Hand mich noch, Knabe, legen
Auf das Haupt, das ich nie geschaut:
Blühe, schwellender Mund, entgegen
Dem beglückenden Kuß der Braut!

Sanfte Schulter, die Last zu tragen,
Wachse, wölbe dich stark heran;
Kräft'ger noch soll der Nacken ragen,
Daß ein Joch er zerbrechen kann!

*

III.

Zu meinem Glück, wie Josua zur Sonne,
Spracht ihr: steh still! und wie zum Mond
In Ajalon: halt an! zu meiner Wonne.
Nun fordert ihr, daß mein Gesang euch lohnt.

Ihr gebt das Saitenspiel in meine Hände,
So freut euch denn an meinem trüben Lied:
Hell strahlt der Tag, Nacht ist sein dunkles Ende;
Doch neu erglänzt er, wenn die bleiche schied.

Von meinem Haupt sah ich die Krone gleiten
Des Glückes und der Kraft, die stolz ich trug;
Sie bricht, ich kann sie mir nicht mehr erstreiten
Und spreche zu der Tage Zahl: genug!

Mir frommen nicht des blinden Bettlers Klagen,
Und meinem Arm stehn keine Ketten an.
Der Krone sink' ich nach, die ich getragen,
Und mit mir müßt ihr alle, Mann für Mann.

Ich spotte euer, thönere Tyrannen;
Nur euch zu fällen, steht der Gott euch bei!
Zwei Säulen sind's, die das Verderben bannen –
Mein ist der Herr! sie weichen – ich bin frei!

*


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