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Für Johann Valjean war die Ungewißheit vorbei, glücklicher Weise dauerte sie noch für die vier Männer fort. Er benutzte ihr Zögern, es war für sie verlorene, für ihn gewonnene Zeit. Er ging aus seinem Verstecke hervor und nach dem botanischen Garten zu. Cosette fing an müde zu werden, er nahm sie in seine Arme und trug sie. Er begegnete Niemand und des Mondscheins wegen hatte man die Laternen nicht angezündet.
Er verdoppelte seine Schritte, passirte den botanischen Garten und gelangte endlich auf den Quai. Hier drehte er sich um. Der Quai war leer. Die Straßen waren öde. Niemand hinter ihm Er athmete auf.
Er erreichte die Austerlitz-Brücke.
Damals mußte noch Brückengeld bezahlt werden. Er trat an die Einnahmestelle und zahlte einen Sous.
»Es macht zwei Sous,« sagte der Invalide. »Sie tragen da ein Kind, das gehen kann. Sie müssen für zwei bezahlen.«
Aergerlich darüber, daß er zu einer Bemerkung Veranlassung gegeben, bezahlte er. Jede Flucht muß ein Entschlüpfen sein.
Gleichzeitig mit ihm passirte ein schwer beladener Wagen die Seine. Dieser wollte sich, ebenso wie er, auf das rechte Ufer derselben begeben. Das war ihm nützlich. Er konnte die ganze Brücke im Schatten dieses Wagens überschreiten. Ungefähr in der Mitte der Brücke wünschte Cosette wieder zu gehen, da ihr die Beine eingeschlafen. Er ließ sie herunter und nahm sie wieder bei der Hand.
Hinter der Brücke sah er ein wenig rechts Holzlagerplätze. Er ging darauf zu. Um dorthin zu gelangen, mußte er sich in einen ziemlich großen, freien und hellbeschienenen Raum wagen. Er zögerte nicht. Die, welche ihn verfolgten, hatten offenbar seine Spur verloren. Johann Valjean glaubte sich außer Gefahr. Man suchte ihn noch – ja, man folgte ihm aber nicht mehr.
Zwischen zwei von Mauern eingeschlossenen Lagerplätzen ging ein Gäßchen hin, schmal und dunkel, als sei es ganz besonders für ihn gemacht. Ehe er hineintrat, sah er hinter sich.
Von seinem Standpunkt aus konnte er die ganze Länge der Brücke von Austerlitz übersehen.
Vier Schatten traten eben auf die Brücke. Sie wendeten dem botanischen Garten den Rücken zu und gingen auf das rechte Seineufer. Diese vier Schatten waren die vier Männer.
Johann Valjean empfand das Zittern eines wiedergefangenen Wildes.
Eine Hoffnung blieb ihm: daß die vier Männer in dem Augenblicke, als er mit Cosetten an der Hand über den hellen Platz gegangen, noch nicht auf der Brücke gewesen und ihn noch nicht gesehen hätten.
In diesem Falle konnte er entkommen, wenn er durch das vor ihm liegende Gäßchen die Holzplätze erreichte und die unbebauten äußeren Stellen der Stadt.
Er glaubte sich dem schweigsamen Gäßchen anvertrauen zu können und schritt hinein.