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Pauline wuchs heran und war fortwährend liebenswürdig und gut. Maximus hatte sie in Allem unterrichtet, was zur Bildung eines Frauenzimmers gehört, das zwar korrekt sprechen, aber keine Pedantin werden soll. Prosper verschaffte ihr Alles, was sie nur wünschen konnte, um sich zu schmücken, und die Jugend der Waise floß heiter und friedlich in Gesellschaft des Mannes hin, der nur an ihr Glück dachte.
Allein Prospers Vermögen war nicht unerschöpflich. Er ging übel mit den hundertfünfzigtausend Franken um, die er nach Frankreich zurückgebracht hatte. Er wohnte schön, hielt zwei Dienstboten, eine Kammerfrau für Paulinen, verlangte, daß diese sich immer elegant kleide, schaffte ihr Kostbarkeiten an und brachte ihr unaufhörlich von jenen reizenden Kleinigkeiten mit, die erfunden wurden um den Frauen zu gefallen und die Männer zu ruiniren. Er empfing auch gerne seine Freunde bei sich, und nöthigte zuweilen die gute Mutter Bertholin, in der Lotterie zu gewinnen, da dieses das einzige Mittel war, Maximus' Verhältnisse zu verbessern.
Gewiß war dieses ein anmuthiges Leben; aber um es lange fortführen zu können, hätte Prosper ein anderes Einkommen haben müssen, als der Fall war. Maximus sagte mitunter zu ihm: »Du treibst weder ein Geschäft noch einen Handel, Du hast keine Anstellung und gibst doch so viel Geld aus. Deine Lage muß also sehr gesichert und Dein Vermögen gut angelegt sein? Wenn ich diese Fragen an Dich stelle, so weißt Du wohl, daß es nicht aus einfältiger Neugierde, sondern einzig aus Interesse für Dich geschieht.«
Prosper lächelte, drückte Maximus Hand und antwortete ihm: »Sei getrost! mache Dir meinetwegen keinen Kummer. Ich bin nicht mehr so leichtsinnig, sondern sehr geordnet.«
Aber wenn er zuweilen allein war, erinnerte er sich an Maximus' Rathschläge und dachte: »Er hat Recht ... mein Geld wird nicht ewig währen. Ich sollte auch an die Zukunft denken. Besonders um Paulinens willen möchte ich reich sein; denn in einiger Zeit wird man daran denken müssen, sie zu verheirathen; dann muß ich ihr ein Heirathsgut mitgeben. Das arme Kind, ich wünsche so sehr, sie glücklich zu sehen! Kein Opfer, wenn es erforderlich ist, soll mir zu schwer sein, ihr Glück zu sichern. Ich muß mich um ein Geschäft umsehen, oder eine Anstellung suchen, und inzwischen sparsam sein.«
Nachdem Prosper solche Vorsätze gefaßt hatte, ging er aus und dachte wieder an ganz andere Dinge; da aber seine Kasse noch lange nicht leer war, so kaufte er, wenn er an einem Laden vorbeiging, wo er einen hübschen Stoff oder ein geschmackvolles Geschmeide sah, dasselbe und brachte es eilig Paulinen, welche ihn wegen seiner Freigebigkeit ausschmälte.
»Mein lieber Freund,« sagte sie zu ihm, »Sie geben mir zu viel; Sie verschwenden zu viel Geld für mich. Ich brauche nicht so viel Kleider und Geschmeide. Bin ich nicht geputzt genug, wenn Sie mich hübsch finden; nicht ganz glücklich, wenn ich bei Ihnen bin?«
Dann drückte Prosper einen Kuß auf die Stirne der Waise und sprach: »Meine theure Freundin, ich wünsche, daß Ihnen dies Alles zu Theil werde, weil Ihre Eltern reich waren; ohne die Begebenheiten der Revolution würden Sie vermöglich sein und ein prächtiges Gut besitzen, welches Ihr Vater in der Tourraine gekauft hatte! Da man Sie mir anvertraut hat, so muß ich so viel als möglich Ihnen das zu ersetzen suchen, was Ihnen genommen worden ist. Ueberdies, macht mir es, wenn ich Ihnen etwas bringe, von dem ich annehme, es könnte Ihnen gefallen, so viel Freude, daß es Unrecht von Ihnen wäre, mich dieses Glückes zu berauben.«
Wie war es möglich, Jemand abzuweisen, der auf solche Weise schenkte! Es gibt Leute, die einem Geschenk durch die Art, womit sie dasselbe geben, den Werth benehmen; es gibt dagegen wieder andere, die eben dadurch den Werth desselben verdoppeln.
Picotin war seit jenem Tage, wo er so tüchtig getafelt hatte, nicht wieder zu Prosper gekommen; man vermuthete, seine Frau werde ihm eine Strafe auferlegt haben, weil er sich erlaubt, ohne sie außer dem Hause zu essen; allein es machte Prosper großes Vergnügen, daß er nicht mehr von Euphrasia sprechen hörte, die ohne Zweifel darüber geärgert war, daß er sie nicht mehr besucht hatte. Es war ihm um so lieber, Madame Picotins Besuch nicht erhalten zu haben, da die Leidenschaft dieser Dame für das Militär gar keine Grenze kannte; man war ihr mehrmals auf dem Spaziergang Arm in Arm mit einem Regimentstambour und später mit einem Pompier begegnet.
Es war im Jahre 1811; Pauline hatte ihr achtzehntes Jahr erreicht; sie war reizend, nicht sowohl durch die Regelmäßigkeit ihrer Züge, als durch das Ganze ihrer Physiognomie, wo ein sanfter und zärtlicher Ausdruck ihrem Gesichte etwas Melancholisches verlieh, was sie noch interessanter machte.
Maximus gab ihr keinen Unterricht mehr, besuchte sie aber noch häufig. Er unterhielt sich gerne über Geschichte und Philosophie mit ihr; das richtige Urtheil und der Geist dieses Mädchens sprachen ihn an. Dann, als endlich ein schmerzliches, obwohl leicht vorauszusehendes Ereigniß eintraf; als Maximus seine alte Mutter verlor, da weinte Pauline mit ihm, und um seinen Gram zu lindern, sprach sie, so oft sie ihn sah, von der guten Mutter Bertholin mit ihm.
Viele glauben, man solle in unserer Gegenwart nicht von theuren Wesen sprechen, die wir verloren haben; diese Leute kommen mir vor wie solche, die sich vor dem Tode fürchten, und sobald ein Freund, eine Gattin, oder eine Schwester die Augen geschlossen hat, vor ihnen fliehen! ... Wer sich so vor einem theuren Bilde fürchtet, dem ist es sehr darum zu thun, es bald zu vergessen! ... Wahrhaft Liebende trösten sich in der Erinnerung.
Oft betrachtete Prosper Paulinen schweigend; ihre Anmuth, ihre Reize fielen ihm auf und er dachte: »Sie ist ein Engel und wird den, der sie heirathet, glücklich machen ... Ich bin überzeugt, sie würde, wenn sie in die Welt käme, irgend eine glänzende Eroberung, eine vortreffliche Partie machen; allein sie will nicht unter die Leute. Zu Poupardots kommt Niemand und zu mir nur meine alten Freunde. Ei der Kuckuk! ... um sie zu heirathen muß man sie doch vorher sehen!..«
Wenn die Waise bemerkte, daß die Blicke ihres Beschützers auf ihr hafteten, so rötheten sich ihre Wangen; sie schien bewegt, verlegen; dann folgte eine auffallende Blässe dieser Röthe und sie ließ zuweilen die Arbeit, womit sie beschäftigt war, aus den Händen fallen.
Seit 1807 war Roger, der den Krieg in Spanien mitgemacht hatte, als Oberst zurückgekehrt; er hatte aber eine Wunde empfangen, die nicht gut geheilt war, und deßhalb die Erlaubniß erhalten, sich einige Zeit in Paris auszuruhen. Prosper, der ihn häufig besuchte, ging eines Morgens zu ihm und sprach: »Mein lieber Oberst, ich wünsche, Sie in einer Angelegenheit, die mir sehr nahe geht, um Rath zu befragen: denn Maximus zankt mich nur und predigt mir immer vor. Die mir anvertraute Waise, Pauline Derbrouck, ist jetzt achtzehn Jahre alt, herangewachsen und voll Reiz und Anmuth; überdies hat sie ein gutes Herz und alle Eigenschaften, welche man hauptsächlich bei einem Frauenzimmer sucht. Ich thue mein Möglichstes, um ihr Glück zu befördern; doch seit einiger Zeit scheint sie mir schwermüthig zu sein, und ihr Lächeln ist nicht mehr so ungezwungen als früher ... In ihrem Alter werden in den jungen Mädchen neue Gedanken, neue Wünsche rege; ich meine daher, ich sollte sie verheirathen! und das wäre das sicherste Mittel, ihr ihren Frohsinn wieder zu verschaffen.« – Ein junges Mädchen zu verheirathen scheint mir ein ganz richtiger Gedanke,« entgegnete Roger, sich auf einem Lehnstuhle ausstreckend; »aber was soll ich in dieser Angelegenheit thun? Willst Du mir vielleicht Fräulein Derbrouck zur Ehe vorschlagen? Sie ist unstreitig hübsch und liebenswürdig, und verdient die Liebe eines Mannes; aber, lieber Freund, ich bin zwanzig Jahre älter als sie, und obgleich man im achtunddreißigsten Jahre noch einen vollständigen Liebhaber vorstellen kann, so tauge ich doch gar nichts mehr! ... Meine Feldzüge haben mich ermattet und meine Wunden mich übel zugerichtet, und wenn ich einem Frauenzimmer den Hof machen sollte, so würde ich mich benehmen wie ein Rekrute! ... Nein, ich finde keinen Geschmack am Ehestand! Lieber will ich meine Pfeife rauchen, bei einem Glas Champagner mit Freunden schwatzen und mich noch einmal schlagen, sobald ich gänzlich hergestellt bin. – »Oberst,« sagte Prosper lächelnd, »ich habe nie an eine Heirath zwischen Ihnen und Paulinen gedacht!« – Nun! was willst Du also von mir? ... erkläre Dich! – »Ich wünschte für Fräulein Derbrouck einen jungen, hübschen, geistreichen, guten ... und reichen Mann zu finden ...« – So! weiter nichts? ... – »Ich denke, Pauline verdient einen vollkommenen Mann.« – Möglich; aber man erhält nicht immer, was man verdient; fahre nur fort! – »Um einen Mann für meine Pauline zu finden, müßte ich in Gesellschaften gehen: dort macht man Bekanntschaften, die man später zu sich einladet. Ich aber gehe nirgends hin, als zu Poupardot; denn im Schauspielhause kann ich doch keinen Gatten suchen? Aber Sie, Oberst, Sie haben in allen großen Häusern Zutritt; kurz, Sie besuchen Gesellschaften ... wollen Sie mich zuweilen mitnehmen?« – Recht gerne, lieber Freund; mit einer Narbe auf der Stirne, wie Du, findet man überall Aufnahme. Höre, schon heute Abend kannst Du, wenn Du willst, mitkommen. Ich gehe zum General Bloumann, einem Elsäßer und alten Soldaten der kaiserlichen Armee, der alle seine Grade auf dem Schlachtfelde erworben hat; er ist ein vortrefflicher Mann, durchaus nicht stolz ... flucht ein bischen gerne, und legt seine Worte eben nicht auf die Wage ... O! er macht keine Umstände; aber er wird Dich mit großem Vergnügen aufnehmen, ebenso seine Frau, die Generalin, welche sehr liebenswürdig ... und durchaus keine Betschwester ist ... sie muß einst sehr hübsch gewesen sein, und sieht noch nicht übel aus ... ihre Erziehung scheint etwas vernachlässigt, sie wird Dich aber herzlich empfangen. Der General gibt oft Abendgesellschaften, große Essen, Bälle: nun! dort wirst Du vielleicht finden, was Du für Dein Fräulein brauchst. – »Ich danke Ihnen, mein lieber Oberst; diesen Abend will ich Sie abholen und mit Ihnen gehen.« – Um acht Uhr ... mit militärischer Pünktlichkeit. – »Es bleibt dabei.«
Abends verabschiedete sich Prosper, nachdem er sich in großen Staat geworfen hatte, von Paulinen. Diese, welche es nicht gewöhnt war, ihren Beschützer so elegant gekleidet zu sehen, fragte ihn lächelnd: »Gehen Sie auf den Ball, lieber Freund?« – Nein, meine theure Pauline: wenn ich auf den Ball ginge, so würde ich Sie eingeladen haben, mit mir hinzugehen. – »Ich danke Ihnen! aber ich hätte es ausgeschlagen.« – O! das sind Redensarten! ... ich glaube nicht daran. – »Sie wissen wohl, daß ich die Welt, die großen Gesellschaften nicht liebe ... und mich vollkommen glücklich in dem ruhigen Leben fühle, welches ich bei Ihnen zubringe ...« – Und ich bin der Ansicht, daß dieses nicht der Fall sein kann ... In Ihrem Alter wünscht man tausend Dinge, und wagt nicht, sie zu begehren. – »Was sollte ich auch wünschen? Sie sind so gütig gegen mich!« – O! ich merke es wohl ... Seit einiger Zeit sind Sie nicht mehr so heiter wie früher, Sie seufzen oft ... weil Sie sich langweilen ... – »Ach nein! mein Freund, ich langweile mich nicht ... o! ich schwöre Ihnen, das ist nicht Schuld ...« – Also etwas Anderes ... – »Nein; es fehlt mir nichts ... ich bin ganz glücklich; es ist recht Unrecht, zu glauben, daß ich mich langweile.«
Pauline hatte Thränen in den Augen; sie schluchzte und war außer Stand, fortzusprechen. Prosper reichte ihr die Hand und sagte lächelnd: »Sie sind ein Kind ... ich wollte Ihnen keinen Kummer machen; lassen Sie nur mich für Ihr Glück sorgen.« Die Jungfrau schlug die Augen nieder und schwieg. Prosper verließ sie und begab sich zu dem Oberst Roger, der ihn vom Kopfe bis zu den Füßen betrachtete und auslief: »Taufend Schwadronen! Prosper, weißt Du, daß Du noch recht gut aussiehst? ...« – Finden Sie, Oberst? – »Wie alt bist Du?« – Fünfunddreißig Jahre. – »Du wärest noch im Stande, Leidenschaften zu entflammen ... besonders diese Narbe muß die Weiber verführen ... Es ärgert mich schändlich, daß ich nicht auch einen Hieb übers Gesicht erwischt habe.« – Oberst, Sie haben Wunden genug erhalten, eine weitere wäre wahrer Luxus. – »Ei, apropos! Poupardot hat mir gelegenheitlich einmal gesagt, Du habest Dich aus Frankreich entfernt, um Dich wegen einer unglücklichen Liebe zu zerstreuen ... Hast Du Deine Flamme hier wiedergesehen?«
Prospers Angesicht verdüsterte sich, seine Stirne wurde sorgenvoll und er entgegnete seufzend: »Nein, nein, ich habe sie nicht wiedergesehen. Ich hörte niemals von ihr sprechen, nirgends war etwas von ihr zu vernehmen! Aber nichts weiter davon, Oberst! berühren Sie diese Saite nicht, sie klingt zu schmerzlich!« – Vergib mir, Freund, es thut mir leid, daß ich das gesagt habe; aber ich hielt diese Geschichte für beendigt! Bei uns Soldaten, siehst Du, dauert die Liebe gewöhnlich nicht so lange. Nun basta, vergessen wir die Sache und gehen wir zu dem General.«
Der General Bloumann bewohnte ein schönes Hôtel in der Vorstadt Saint-Honoré. Die beiden Freunde stiegen eine mit einem vergoldeten Geländer versehene und mit Teppichen belegte Treppe hinauf; sie traten in ein hellerleuchtetes Vorgemach, wo sie beim Eingang zum Saale einen Jäger fanden, der mit der Anmeldung der ankommenden Personen beauftragt war.
Roger sagte zu diesem: »Melden Sie den Oberst Roger und den Herrn Prosper Bressange.«
Beim Namen Prosper Bressange zuckte der Jäger zusammen und schnitt eine sonderbare Grimasse, allein die beiden Freunde achteten nicht darauf. Indessen machte der Bediente eilig die Thüre auf und meldete in langgezogener Kopfstimme die beiden Herren.
Der Oberst führte Prosper in einen prachtvollen Saal, der bereits mit Menschen angefüllt war. Elegante Frauen, Offiziere, Künstler und Gelehrte unterhielten sich theils stehend, theils bei Damen sitzend; zwei Spieltische waren schon besetzt, und in einem Nebenzimmer sah man ein Klavier und Personen, die musicirten.
Der General Bloumann war ein großer, starker Mann von fünfzig Jahren, mit einem ungeheuren schwarzen Schnurrbarte, dessen Gesichtszüge übrigens Offenheit und Liebenswürdigkeit ausdrückten. Roger stellte ihm Prosper mit den Worten vor: »Herr General, ich nahm mir die Freiheit, meinen Freund Prosper Bressange bei Ihnen einzuführen, von welchem ich zuweilen mit Ihnen gesprochen habe.« – Sie thaten sehr wohl daran, Oberst. Reichen Sie mir die Hand, Herr Bressange, Sie tragen ein Merkmal auf Ihrer Stirne, welches mir sehr gefällt. Ha! beim Teufel, ich verstehe mich auf Säbelhiebe, ich habe schon einige ausgetheilt und empfangen; Sie erhielten das in der Gegend von Austerlitz; ich kenne diese Geschichte. Ich war auch bei Austerlitz, ha! Bombenelement! dort ging es heiß zu. – »Herr General, ist Ihre Frau Gemahlin nicht hier? Ich möchte ihr gerne meinen Freund vorstellen.« – Doch, doch, sie ist dort im Nebenzimmer. Sie tappen auf dem Klavier herum und singen, Gott weiß was ... altes Zeug! – »Ist die Frau Generalin musikalisch?« fragte Prosper. – »Meine Frau? Ach! warum nicht gar! so musikalisch wie mein Pantoffel! Ich habe sie nichts Anderes singen hören, als: Tunk dein Brod in meine Sauce – Tunk dein Brod in meine Sauce! Aber sie hört den Andern zu. Es muß Alles seine Unterhaltung haben. Das ist die Hauptsache! ... Ach! da sehe ich einen alten Kameraden.«
Der General verließ die beiden Freunde, um einem eben eingetretenen Offizier entgegen zu gehen, und Roger fragte Prosper: »Was hältst Du von dem General?« – Er scheint eben so offenherzig als ungezwungen in seiner Rede. Ich liebe solche Männer ... man weiß gleich, wie man mit ihnen daran ist.– »O, er ist ein tapferer und ein vortrefflicher Mann. Nun mache der Dame des Hauses Deine Aufwartung, dann ist Alles geschehen, und Du kannst thun, als ob Du zu Hause wärest.«
Prosper folgte seinem Führer in das Zimmer, wo man Musik machte, und von wo aus man nicht leicht hören konnte, wer im Saale angemeldet wurde.
Unter mehreren um das Pianforto herum sprechenden und lachenden jungen Damen befand sich eine große Frau, welche mit mehr Pracht als Geschmack gekleidet, und deren Angesicht, ohne gerade edel zu sein, noch hübsch war, und besonders durch einen Ausdruck von Freimüthigkeit und Anmuth gefiel. Roger näherte sich dieser Dame und stellte ihr Prosper mit den Worten vor: »Madame, ich habe mir erlaubt, einen meiner Freunde bei Ihnen einzuführen, dem es sehr schmeichelhaft sein wird, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Die Gemahlin des Generals, denn sie war es, stand auf, machte gegen Prosper eine etwas linkische Verbeugung, und erwiderte: »Das Vergnügen ist im Gegentheil auf unserer Seite ... Sie haben sehr wohl daran gethan, Oberst ... Wenn der Herr vielleicht etwas zu sich nehmen wollte ...«
»Ich danke tausendmal, Madame,« entgegnete Prosper, der sich besann, wo er das Gesicht der Generalin schon gesehen habe; diese schien gleichfalls, als sie Prospers Stimme vernahm, ganz ergriffen, eine lebhafte Bewegung spiegelte sich in ihren Blicken, welche sie sodann auf die ihr vorgestellte Person heftete und in ihren Zügen zu lesen schien.
Als Roger seinen Freund unbeweglich vor der Frau Generalin stehen sah, wendete er sich um und kehrte in den Saal zurück. Die jungen Damen traten an's Klavier und spielten; Prosper befand sich somit in einem Theile des Zimmers ganz allein, der Hausfrau gegenüber, welche ihn auf eine eigenthümliche Weise betrachtete, und die er selbst überzeugt war, irgendwo schon gesehen zu haben.
Die Frau des Generals entschloß sich zuerst, das Gespräch wieder anzuknüpfen. »Mein Herr,« sagte sie mit bewegter Stimme, »die Art, wie ich Sie betrachte, muß Ihnen sehr ... ungenirt ... unpassend ... erscheinen ... aber es ist mir, als ob ich Sie früher ... schon gesehen hätte ...« – Ich meine auch, Sie schon zu kennen, Madame ... – »Wie heißen Sie, mein Herr? ...« – Prosper Bressange ...«
Die Generalin fing an zu zittern und vermochte kaum zu stottern: »Sie sind es ... Du bist es ... Prosper!« – Aber wer sind Sie? ... – »Jeannette ... die früher in Melun bei Herrn Durouleau war ...« – Sie! Jeannette! wäre es möglich! ... – »Ja, ich bin es ... Ach! und glücklich, Sie wieder zu sehen! ...« Der General, welcher ins Musikzimmer trat, unterbrach dieses Gespräch; er näherte sich seiner Frau und sagte zu ihr: »Nun! Johanna, Du unterhältst Dich mit diesem Herrn, dem Freunde des Oberst Roger. Ha, Pulver und Blei! er hat eine ordentliche Schmarre auf der Stirne ... Was treibt man hier? ... Singt man ein wenig? lacht man? Ich liebe Euer langweiliges Herausgurgeln von großen Stücken nicht ... Singt mir das Lied von der Mutter Godichon, da lacht Einem das Herz im Leibe; oder auch: Wenn ich rutsche, rutsche, rutsche; rutschet, rutschet, rutschet Alles so, das klingt schön im Chore.«
Die Damen lachten sehr über des Generals Lieder. In kurzer Zeit war Jeannette von Leuten umringt; sie konnte nicht mehr mit Prospern allein sprechen, aber sie folgte ihm mit den Augen und schien sich nicht satt an ihm sehen zu können.
Prosper sah dem Spiele zu und horchte auf die Musik; aber während er sich um das, was um ihn her vorging, zu bekümmern schien, ruhten seine Blicke oft auf der Generalin. Er hatte sich von seinem Staunen noch nicht erholt, und wünschte gerne einige Worte mit Jeannetten zu wechseln. Sie ihrerseits suchte auch jede mögliche Gelegenheit, sich Prospern zu nähern, aber als Dame des Hauses war sie fast stets von Leuten umgeben und gezwungen, sich mit ihren Gästen zu beschäftigen. Gegen das Ende des Abends jedoch saß der General am Spieltische, viele Besuche hatten sich schon entfernt, und in dem Musikzimmer waren nur noch ein Herr und eine Dame beim Klavier, welche auch ungestört mit einander sprechen zu wollen schienen. Als nun Prosper auf die Seite trat, um dem Pärchen nicht lästig zu sein, sah er im Hintergrunde eine Thüre sich öffnen, und Jeannette, welche auf der Schwelle erschien, gab ihm ein Zeichen, ihr zu folgen.
Prosper gehorchte dieser Aufforderung, und sah sich bald in einem kleinen hübschen Boudoir mit der Generalin allein; er ließ sich neben ihr auf einen Divan nieder und Jeannette ergriff seine Hände, drückte sie mit Zärtlichkeit in den ihrigen und begann: »Sie sind es, Prosper! ... Sie sind nicht gestorben! ... und ich sehe Sie endlich wieder ... Ach! das macht mich glücklich!« – Meine liebe Jeannette ... ach! entschuldigen Sie, Madame, wenn ich mir die Freiheit nehme. Sie noch so zu nennen! ... – »O! nennen Sie mich immer so ... Glauben Sie, weil ich die Frau eines Generals geworden bin, wolle ich vergessen, was ich einst war ... o! nein ... ich bin emporgekommen, aber ich will wenigstens meinen Ursprung nicht verläugnen ...« – Aber, wie hat sich das zugetragen? ... – »Ach! ja, ich begreife Ihr Erstaunen ... Sie waren nicht darauf gefaßt, das arme Mädchen, welches Sie verstoßen, dem Sie verboten hatten, Ihnen nachzufolgen ... in einem reichen Hôtel wiederzufinden ...« – Verstoßen ...Ach! das Wort ist allzu hart ...wenn ich Ihnen verboten habe, mir zu folgen, so beweisen ja die Ereignisse, daß ich wohl daran that, denn bei mir, Jeannette, hätten Sie die Stellung nicht erlangt, die Sie jetzt einnehmen. – »Werden Sie nicht böse ... ich wollte Ihnen keine Vorwürfe machen ... obgleich ich damals recht unglücklich war. Hören Sie mich an; in wenig Worten sollen Sie meine Lebensgeschichte erfahren. Als ich Sie auf der Heerstraße verließ, kehrte ich nicht mehr zu Herrn Durouleau zurück, das hatte ich mir fest vorgenommen. Ich lief lange Zeit plan- und aussichtslos umher; plötzlich kam mir ein Gedanke; ich dachte: Wenn junge Leute von ihren Geliebten verlassen werden, so gehen sie unter die Soldaten, um ihre Liebe zu vergessen; nun dachte ich! ich will auch zur Armee gehen; zwar nicht als Soldat, aber als Marketenderin. Mein Plan war gefaßt, ich machte mich auf den Weg und marschirte, bis ich auf ein französisches Armeecorps stieß; dann schaffte ich mir an, was zu meinem neuen Stande nöthig war und wurde Marketenderin. In dieser Lage können Sie sich wohl denken, machte ich Eroberungen, und hatte Courmacher genug ... denn ich war hübsch, obgleich Sie das nicht beachteten ... allein ich gab Keinem Gehör, und dachte immer nur an Sie ... so daß ich von Liebhabern umringt, doch solid blieb; eine Frau kann es immer bleiben, wenn sie nur will, so wie sie umgekehrt, wenn sie will, trotz aller Vorsicht, womit man sie umgibt, um sich ihrer Treue zu versichern, das Gegentheil thun kann. Der Ruf meiner Tugend erwarb mir die Achtung der Offiziere in der Armee; kurz, Herr Bloumann, welcher damals Hauptmann war, verliebte sich in mich. Ich schenkte ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als den Andern; aber er machte mir den Vorschlag, mich zu heirathen, und ich willigte ein, nachdem ich ihm jedoch zuvor gestanden, daß ich schon Einen von ganzer Seele geliebt hatte. Allein dieses freimüthige Geständniß vermehrte noch die Liebe des Hauptmanns. Jetzt ist mein Mann General geworden, und hat mich immer noch gleich lieb: und ich werde nie vergessen, was ich ihm schuldig bin. Ich werde ihm treu bleiben, weil es meine Pflicht ist. Aber ich darf mich wohl freuen, Sie wiederzusehen und Ihnen sagen: Küssen Sie mich, denn es kann kein Unrecht darin liegen, einen alten Freund zu küssen.«
Mit diesen Worten neigte Jeannette ihr Gesicht gegen Prosper, der sie von ganzem Herzen küßte. Ein leises Geräusch, als ob sich Schritte entfernten, ließ sich hierauf vernehmen; Jeannette erhob sich und sagte: »Ich meine, man habe uns belauscht ... Kehren Sie wieder in den Saal zurück, mein lieber Prosper, denn seit ich in die großen Gesellschaften komme, habe ich erfahren, daß man in den unschuldigsten Dingen ein Unrecht sieht, und man soll nicht bemerken, daß wir eine heimliche Unterredung hatten ... doch von nun an werde ich ganz glücklich sein, denn ich habe Sie wieder gefunden, Sie geküßt, und hoffe Sie in Zukunft hie und da zu sehen.«
Jeannette und Prosper trennten sich. Der Letztere kehrte durch das Musikzimmer in den Saal zurück, wo man spielte, und die Generalin erschien ebenfalls bald wieder von einer andern Seite.
Kurze Zeit darauf verabschiedeten sich Roger und sein Freund von dem General; dieser reichte Prosper die Hand und sprach: »Sie gehören zu den Männern, die mir gefallen ... sind ein rauhhaariger Bär meines Schlags. Die sind mir lieber als die geschniegelten Bisamkatzen und Pomadebüchsen! ... Wenn Sie sich öfters bei mir einfinden wollen, werden Sie mir Vergnügen machen, wie auch meiner Frau, nicht wahr, Johanna?«
Jeannette lächelte nur und verbeugte sich. Prosper ging mit dem Oberst weg; er bedankte sich bei diesem für den angenehmen Abend, welchen er ihm verschafft hatte, hielt es aber für überflüssig, ihm das Verhältniß mitzutheilen, welches ehemals zwischen ihm und der Generalin bestanden hatte.
An dem auf diesen Abend folgenden Tage war es kaum sechs Uhr in der Frühe, Prosper schlief noch, als ihn sein Bedienter aufweckte, indem er ihn am Arme schüttelte, und zu ihm sagte: »Verzeihen Sie, Herr, wenn ich Sie aufwecke ... aber da hat ein Livréebedienter, ein Jäger, glaube ich, einen Brief gebracht und gesagt, ich müsse ihn durchaus auf der Stelle übergeben.«
Prosper rieb sich die Augen, nahm den Brief und las Folgendes: »Ich erwarte Sie um halb sieben Uhr am Maillot-Thore; ich werde meine Pistolen bei mir haben, versehen Sie sich mit den Ihrigen, wenn Sie wollen. Es ist überflüssig, Ihnen den Grund dieses Zweikampfes anzugeben, er wird Ihnen von selbst einleuchten. Sie sind tapfer, ich auch; wir brauchen keine Sekundanten. Ich werde nur meinen Bedienten mitbringen, nehmen Sie den Ihrigen ebenfalls mit. Wenn Sie, was ich jedoch nicht voraussetze, sich nicht zu diesem Stelldichein einfinden, so würde ich mich genöthigt sehen, Ihnen, sobald ich Ihnen begegne, einen Hundstritt zu geben ...
General Bloumann.«
Prosper begriff diese Herausforderung nicht, indessen zog er sich eiligst an, befahl seinem Bedienten, seine Pistolen mitzunehmen und ihm zu folgen; dann stieg er in einen Fiaker und ließ sich an den bezeichneten Ort führen.
Unterwegs erinnerte sich Prosper an die gestrige Unterhaltung mit der Generalin; er vermuthete, daß ihr Gemahl davon unterrichtet worden, und wahrscheinlich außerordentlich eifersüchtig sei. Da indeß diese Unterhaltung nichts Verbrecherisches an sich gehabt hatte, so schmeichelte sich Prosper, daß sein Gegner, ehe es zum Kampfe komme, ihm eine Erklärung gestatten werde.
Der Wagen hielt am Eingange in das Boulogner Wäldchen; Prosper sah von ferne den General, welcher sich schon am Orte des Rendezvous befand, und mit großen Schritten und ungeduldiger Miene auf und ablief. Sein Jäger war bei ihm.
Prosper näherte sich dem General und sagte: »Entschuldigen Sie, Herr General, wenn ich Sie habe warten lassen ... aber ich habe mich so sehr als möglich beeilt.« – Sie sind da, also genug ... Wir wollen zu jenem Busch hingehen ... dort finden wir einen geeigneten Platz ...«
Damit schritt der General vorwärts. Während des Gehens fuhr Prosper fort: »Herr General, Sie sehen, daß ich Ihrer Einladung Folge geleistet habe.« – Daran zweifelte ich gar nicht, mein Herr. – »Indessen möchte ich doch, ehe wir uns schießen, wissen, warum es geschieht; ich versichere Sie, ich begreife es nicht.« – Bah! bah! bah! ... Was sind das für Geschichten ... Worte sind bei herzhaften Leuten überflüssig; man handelt, das ist mehr werth. – »Aber noch einmal, General, ich möchte den Grund kennen ...« – Ah! Sie wollen mir Wippchen vormachen ... mit Ihrem Nichtwissen! Potz Donnerwetter! vorwärts, machen Sie ein Ende! sehen Sie ... hier ist der richtige Punkt ... Zehn Schritte auseinander ... Sie können Ihre Pistole oder eine von den meinigen nehmen ... Mein Jäger wird dreimal in die Hände klopfen ... beim dritten Schlag schießen wir beide zugleich ... Sind Sie einverstanden? – »Aber, General, wir könnten uns doch zuvor erklären ...« – Ich sage Ihnen, Worte sind überflüssig ... Ha, beim Blitz! stellen Sie sich auf Ihren Platz! ich müßte sonst glauben, daß Sie sich fürchten.«
Prosper erwiderte nichts mehr, er nahm eine der Pistolen seines Gegners und wartete; der General zählte die Schritte ungefähr ab, stellte sich, und sagte zu seinem Jäger: »Nun klopfe dreimal in die Hände.«
Der Jäger ließ sich diesen Befehl nicht wiederholen, er schien ihn im Gegentheil mit Eifer zu befolgen. Beim dritten Schlag drückten beide Gegner ab. Prosper war in die Seite getroffen und fiel. Man hörte einen Freudenschrei! den jedoch nicht der General ausgestoßen hatte.
Herr Bloumann kehrte sich gegen seinen Jäger und sagte zu ihm: »Du wirst dem Bedienten dieses Herrn helfen, seinen Gebieter in den Wagen zu tragen ... Auf Wiedersehen, Herr Prosper Bressange; wenn Sie geheilt sind, wollen wir von Neuem anfangen.«
Der General entfernte sich. Prospers Bediente holte den Wagen herbei. Jetzt näherte sich der Jäger dem Verwundeten, neigte sich über ihn her und sagte höhnisch zu ihm: »Das ist eine Revanche für den Pistolenschuß, den Du mir ins Bein gejagt hast.« – Goulard!« hauchte Prosper, den Jäger starr ansehend. – »Ja! Goulard ... der gestern dem General gesagt hat, daß er Dich überraschte, wie Du seine Frau küßtest ... Ha, ha, ha! ...«
Prosper war nicht im Stande, zu antworten, seine Kräfte verließen ihn; er wurde ohnmächtig.
Als er wieder zu sich kam, war er in seinem Bette. Pauline saß in Thränen gebadet an seiner Seite; er reichte ihr die Hand und sprach: »Machen Sie sich keinen Kummer, liebe Kleine, meine Wunde ist unbedeutend ... der Blutverlust allein ist an meiner Ohnmacht schuld ... ich bin gewiß, daß ich bald wieder auf den Beinen sein werde.« – Ach! wenn das nur wahr ist! ... aber ich glaube Niemand, als dem Arzte.«
Der Arzt kam; er sprach dem jungen Mädchen, nachdem er den Verwundeten verbunden hatte, ebenfalls Trost ein, indem er sagte, es sei durchaus keine Gefahr vorhanden, in vierzehn Tagen werde der Patient vollkommen wieder hergestellt sein.
Dann erst konnte Pauline wieder lächeln, und Prospers Hand ergreifend, drückte sie dieselbe an ihr Herz und sprach: »Ach! wenn Sie gestorben wären, wäre ich Ihnen bald nachgefolgt! ...« – Liebes Kind! Wie sehr geht mir Ihre Anhänglichkeit zu Herzen! – »Wenn sie Ihnen zu Herzen ginge, würden Sie Ihr Leben nicht so aufs Spiel setzen; warum haben Sie sich geschlagen? ...« – Warum? ... Ich schwöre Ihnen, daß ich es eigentlich selbst nicht weiß.« Die Klingel unterbrach dieses Gespräch. Der Bediente eilte herbei und sagte: »Der General Bloumann wünscht Sie zu sprechen, Herr ...«
»O! mein Gott!« rief Pauline aus, »Ihr Bediente hat mir gesagt, daß Sie sich mit diesem General geschossen hätten ... Kommt er abermals aus diesem Grunde?«
»Beruhigen Sie sich,« entgegnete Prosper lächelnd, »so sehr wird's ihm nicht pressiren; ich bin noch außer Stand, aufs Neue anzufangen ... Lassen Sie mich den Besuch des Generals empfangen ... ich bitte Sie.«
Nur ungern willigte Pauline ein, sich zu entfernen. Kaum hatte sie Prospers Zimmer verlassen, so trat der General ein, eilte auf den Verwundeten zu, packte ihn beim Kopfe, küßte ihn einmal über das andere und rief aus: »Ach! Millionen Bomben! ... mein armer Prosper ... welches Vieh war ich! ich weiß jetzt Alles ... Johanna, die nichts von unserem Duell wußte ... ich hatte es ihr verschwiegen ... hat mir, als ich nach Hause kam, Alles erzählt ... Euer gestriges Erkennen ... eure Unterhaltung in ihrem Boudoir ... und dieser Schurke von Goulard, mein Jäger ... ein Tropf, den ich vom Elend errettete! ... er hatte sich bei mir für ein Opfer der Revolution ausgegeben, und ich erbarmte mich des Kerls ... hat mir so niederträchtiges Zeug hinterbracht! aber ich habe ihn mit Hundstritten zum Hause hinausgejagt ... Ich stehe Ihnen dafür, er wird sich eine gute Weile nicht auf seinen Hintern setzen können. Hoffentlich ist Ihre Wunde nicht von Bedeutung ... Sie werden mir doch nichts nachtragen ... mein Haus ist von nun an das Ihrige ... Nun denn! ins Teufels Namen! geben Sie mir einen Kuß.«
Prosper küßte den General und sprach: »Ihre Frau, General, ist Ihrer ganzen Liebe würdig, und deßhalb werde ich stets die aufrichtigste Freundschaft für sie hegen.« – Ei! ich weiß es ja ... reden Sie nicht mehr davon ... Schlagen Sie ein ... und versprechen Sie mir, sobald Sie hergestellt sind, bei uns zu Mittag zu essen.«
Prosper versprach es, und der General entfernte sich endlich, indem er die Melodie der Mutter Godichon pfiff.