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Es kam Verschiedenes zusammen, was Hermann zu einem ebenso vergnügten als eifrigen Arbeiter machte. Zum ersten mal fühlte er sich in unmittelbarem Verkehr mit dem laufenden Leben. Er schaffte gleichsam an dem hohen Ufer eines Stromes, der ihm die Stoffe zuführte, und die Bearbeitung abnahm. Alles, auf und nieder, war in Bewegung. Sodann mußte das klare, heitere und wohlwollende Naturell des Ministers, indem es alle seine Untergebenen mit Begeisterung für die Arbeit und mit Anhänglichkeit an seine Person einnahm, auf Hermann eine doppelte Anziehung ausüben, weil er besonders empfänglich für solche Vorzüge war, und weil er sich von Herrn von Bülow durch freundliches Zutrauen besonders ausgezeichnet sah. Wieviel etwa noch zu dieser eifrigen Zufriedenheit des Freundes das Gefühl beitrug, mit einer Excellenz zu verkehren, die selbst beim Kaiser Napoleon in Gunst und Achtung stand, läßt sich nicht bestimmen, da der junge Mann sich selbst nicht klar über den Standesrespect machte, der ihm freilich schon von seinem Vater, dem frühern Hofmeister in einem gräflichen Hause, anerzogen war.
Dem jungen Freunde kam es zu statten, daß der Minister, der schwersten Arbeiten ledig, sich die ersten Tage mit der Einführung des neuen Arbeiters in das Geschäft selbst befassen konnte, bis er unerwartet die Nachricht erhielt, daß sein Familiengut Essenrode, einige Meilen von Braunschweig, von dem letzten argen Hagelwetter schwer getroffen worden sei. Herr von Bülow fand es räthlich, selbst dahin zu eilen, um den Feldschaden feststellen zu lassen, für welchen der Beständer des Gutes vertragsmäßig einen Pachtnachlaß ansprechen konnte. So ungern der König in der jetzigen Lage der Geschäfte, bei versammelten Ständen, einen Urlaub bewilligte, so hoffte ihn der Minister doch bei so dringendem Anlaß zu erhalten. Er eilte deshalb nach Napoleonshöhe und ließ inzwischen das Nöthige vorkehren, sodaß er, vom Könige zurückgekommen, noch am Nachmittage mit einem jüngern Diener abreiste, indem er seinen treuen, alten Faust, der nicht gut zu Fuße war, zur Bedienung seiner Gemahlin zurückließ.
Des andern Morgens hatte Hermann kaum eine Stunde allein in seinem Cabinet gearbeitet, als er zu seinem Befremden im anstoßenden Zimmer des Ministers eingetretene Personen leise mit einander reden hörte. Herr von Bülow pflegte, wenn er das Haus verließ, die Thür zu diesem Cabinet, sowie die Eingangsthür seines Zimmers zu verschließen und zu letzterer seinem Kammerdiener den Schlüssel anzuvertrauen. Er ließ dann, nach seiner sorglosen Weise, innerhalb des Zimmers alle Behälter, mit Ausnahme seiner Kasse, unverschlossen, da man dieses Gemach nur noch durch die Zimmer seiner Gemahlin betreten konnte. In der Eile war es auch diesmal bei seiner Abreise so geschehen, wie sonst nur bei seinen Ausgängen.
Indem nun Hermann lauschte, ob der Minister vielleicht wieder zurückgekommen sei, erkannte er die Stimme des unbefangener redenden Kammerdieners; die andere mehr flüsternde war nicht die des Ministers, wiewol in einzelnen Klängen dem Freunde nicht ganz fremd. Nach einer Weile hörte er am Schreibtische des Ministers auf- und zuschließen, und einige Stücke Geld fielen wie Gold klingend aus den Tisch.
Alles dies beunruhigte ihn, ohne daß er sich etwas Bestimmtes dabei gedacht hätte. Einmal war Hermann durch eigenes Erlebniß ängstlicher und mistrauischer geworden; sodann aber ist ja auch, was man Ahnung nennt, oft nichts Anderes als ein dunkler Schluß, den die Seele aus Wahrnehmungen oder Umständen macht, ehe ihr dieselben noch zu klarem Bewußtsein gekommen sind. Als er daher die Sprechenden nach der Thür wandeln hörte, konnte er sich nicht enthalten, den Eingang in sein Cabinet klaffend zu öffnen und auf die Weggehenden zu lauschen.
Also heut um 2 Uhr? flüsterte der Fremde.
Nein! Da speisen heut die gnädige Frau, war die etwas unwillige und ängstliche Antwort.
Gerade recht, bester Faust! Sie schließen mich ein, bedienen die Baronin, und lassen mich hernach wieder heraus. Keine Umstände, Freund! Es bleibt dabei!
Hermann schielte auf solche Bestellung dem leise und mit langen Schritten Forteilenden nach, und erkannte zu seinem Schreck den ihm jetzt so fatalen Würtz. »O der Bougre!« klang noch einmal in seinem Innern ein alter, treffender Misverstand, den aber Hermann rasch in: »O der Spitzbube!« verwandelte. Dann wendete er sich nach dem Diener, der eben die Thür verschloß, und rief ihn mit einem Wink ins Cabinet. Diese geheimnißvolle Geberde, der sprechende Ausdruck seiner Besorgniß entschied Alles. Der Diener trat gleich erblaßt und bebend ein.
Faust, redete ihn Hermann an, was hat dieser verdächtige Polizeiagent im Zimmer Sr. Excellenz zu thun gehabt? Hat er Acten gebracht, die Sie in das aufgeschlossene Schubfach gelegt haben? Ei was? Sie zittern ja! Reden Sie! Ich kenne den Menschen: hat er Ihnen – haben Sie sich so geärgert?
Der schon etwas ältere Mann bewegte sich hin und her, blickte auf und nieder, bis er seiner zunehmenden Angst nicht mehr mächtig auf die Knie sank und Hermann's Hand ergreifend ächzete:
O Herr Doctor, helfen Sie mir! Ich sehe Ihnen am Gesicht an, daß ich eine Dummheit begangen – eine Uebereilung, ach! vielleicht gar – Aber denken Sie nichts Schlechtes von mir! Um Gotteswillen –!
Stehen Sie auf, lieber Faust, versetzte der Freund. Setzen Sie sich hier auf den Stuhl und fassen Sie sich! Ich weiß, daß Sie ein ehrlicher Mann sind, und kann mir denken, wie sehr die Zumuthungen dieses Menschen Sie innerlich empört haben. Er will Sie misbrauchen, nicht wahr?
Ach, bester Herr Doctor, ich glaub's jetzt; aber ich dacht' es nicht sogleich. Es schien eine kleine Gefälligkeit, die ich mir erlauben dürfte. Sehen Sie, er war doch jüngst hier und hat dem gnädigen Herrn Schriften gebracht, eine Bittschrift, wie er mir heut gesagt; will von der Polizei fort, fühlt sich unglücklich in seinem jetzigen Beruf und Excellenz haben ihm auch eine gute Stelle versprochen. Und da hatte er nun heut ein Attest, das er noch seiner Supplik beilegen will. Ich wollt's ihm draußen abnehmen, aber er bat mich, das Bild des Königs einmal recht ansehen zu dürfen. Und nun im Zimmer wollte er gern nachsehen, ob der Herr Minister schon einen Bericht für ihn gemacht habe, die Sache müsse im linken Schubfach liegen. Und da wollt' ich nicht leiden, daß er in den Schriften krame, und da –
Faust verstummte, und Hermann versetzte:
Da gab er Ihnen Geld, der Schurke?
Faust starrte ihn an: Sie wissen's? jammerte er. Nun bin ich ein schlechter Mensch! Hier ist es! Es brennt mich durch's Taschenfutter und durch's Hemd hindurch auf die Seele. Nehmen Sie mir's ab! Erlösen Sie mich von diesen glühenden Kohlen des Satans! Ich wollt's Ihnen ohnehin geben, – will ich sagen, der gnädigen Frau, dacht' ich, wollt ich's geben. Erst als ich's eingesteckt, wurmte mir's im Herzen. Denn, – so Gold, – es verblendet, es verwirrt, und ehe ich einig mit mir wurde, hatte ich ihm zugesagt, und er kommt heut Nachmittag und – will den Bericht lesen. Aber nein, ich schicke ihn fort! Nein, schicken Sie ihn fort! Und – oh mein bester Herr Doctor, verrathen Sie mich nicht! Sie sind ein guter Mensch und – bringen Sie mich nicht um den Dienst!
Er hatte dem jungen Freund die Goldstücke in die Hände gedrückt, und hielt diese mit einer Jammermiene fest. Ja, Thränen standen dem zitternden Mann im Auge. Hermann begriff es, wie täuschende Worte und blendendes Geld ein sonst treues und ehrliches Gemüth über etwas Unstatthaftes verwirren konnten, das eben noch nicht zugegeben, sondern nur zugesagt werden sollte, ja, das als unstatthaft nicht einmal vorlag. Er beruhigte den innerlich aufgelösten Diener, indem er sagte:
Gehen Sie jetzt, Faust, und verrichten Sie, was Sie zu thun haben. Ich will mir überlegen, wie's am besten zu machen ist, und Sie fragen in einer halben Stunde wieder an.
Hermann, damals im Zimmer des Ministers anwesend, als Würtz Bercagny's Schreiben mit dem Actenheft überbrachte, durfte aus dem lügenhaften Vorgeben des Agenten, daß der Gegenstand seine eigene anderweite Anstellung betreffe, unbedingt auf eine böse Absicht schließen, wenn ihm auch dieser Würtz weniger verdächtig gewesen wäre. Da er nun wußte, daß das von demselben ins Auge gefaßte Behältniß die Privatcorrespondenz des Ministers enthielt, und daß Herr von Bülow einflußreiche Gegner hatte, so kam er durch Erwägung aller Umstände so ziemlich an die richtige Vermuthung Dessen, was nach Bercagny's Instruktion wirklich im Vorhaben war. Er ging mit sich zu Rathe, um die Sache so klug und so geheim wie möglich abzuthun, und kam endlich auf eine Auskunft, die ihn, unter dem Anschein der Klugheit, durch das Phantastische und Gewagte anlockte, wovon sie begleitet war.
Er gab dem verzagt wieder eintretenden Diener das Geld zurück.
Nehmen Sie das und geben es dem Schurken zurück, oder behalten Sie es für überstandene Angst, wie Sie wollen, sagte er heiter. Man darf wol auch einmal einen Schelm in seiner eigenen Falle und mit seinem eigenen Speck fangen. Jetzt passen Sie auf! Sie öffnen ihm für dies sein Trinkgeld das Zimmer, und gehen an Ihre Geschäfte, – Alles mit dem Schein ängstlicher Vorsicht und Heimlichkeit. Wenn Sie das geschickt machen, so kommen Sie nicht nur selbst am besten weg, sondern ich kann auch dem Herrn Minister die Versicherung aussprechen, daß Sie treu in seinem Interesse gehandelt haben. Geben Sie aber dem Polizeiagenten den geringsten Wink oder nur Anlaß zum Verdacht, so erscheinen Sie als mit ihm einverstanden, als unredlicher Diener und – haben sich die Folgen davon selbst beizumessen. Sie dürfen ihm daher auch das Geld in keinem Fall früher zurückgeben, als die Sache im Zimmer abgemacht ist.
Faust begriff nicht gleich das Warum und Wozu; doch das ehrliche und ernste Aussehen des jungen Herrn hob schnell seine Aengstlichkeit, und er versprach blindlings nach Befehl zu handeln. – Eigentlich war es auch im Grund des Herzens meine Absicht, Ihnen nach Verschluß des Zimmers Anzeige zu machen, versicherte er mit der Selbsttäuschung einer verwirrten Ehrlichkeit, und ich werde pünktlich thun, was Ihrer Einsicht und meiner Rechtschaffenheit geziemt.
Hermann entließ ihn mit der Weisung, ihn vor allem bei der gnädigen Frau anzumelden; worauf er seine Arbeit beiseite legte.
Schon vor 2 Uhr Nachmittags stand der Freund in seinem Arbeitscabinet auf der Lauer. Die Thür zum Zimmer des Ministers war nach dem Vorplatze hin nur angelehnt, sodaß Würtz, als er vorsichtig die Treppe heraufgeschlichen kam, rasch einschlüpfen konnte; worauf Faust die Thür hart an die Klinke schlug.
Im Cabinet, dessen der Minister sich früher zum Ankleiden bedient hatte, hing ein Schellenzug, der nach dem Vorzimmer der Baronin ging, wo sich die Bedienung aufzuhalten hatte. Sobald nun Hermann hörte, daß nebenan die Papiere aus dem Schubkasten genommen und auf den Tisch gebreitet waren, zog er die Schelle, und wenig Augenblicke darauf trat, im Rücken des vertieften Spitzbuben, die Baronin aus ihrem Zimmer ein. Ihre vorgespiegelte Miene der Ueberraschung blieb natürlich für Hermann hinter der Thür unsichtbar, aber mit Lächeln und Herzklopfen zugleich hörte er ihre staunenden Fragen:
Was ist das? Was geht hier vor? Wer sind Sie? Was –? Sie haben Papiere meines Mannes hier ausgepackt? Welche Verwegenheit! Wie kommen Sie herein? He da, meine Herren!
Sie zog mit diesem Rufe zugleich die Schelle. Hinter ihr trat der Arzt Harnisch und der Generalsecretär Provençal und durch die Stubenthür der Diener ein.
Wie kommt dieser Mensch herein, Faust? Ohne Zweifel ein Hausdieb. Haben Sie das Zimmer nicht verschlossen gehabt?
Halten zu Gnaden, versetzte Faust, es stand allerdings offen, weil der gnädige Herr befohlen, täglich um die Mittagszeit das Zimmer zu lüften. Da muß der Herr hereingekommen sein, während ich gnädige Frau bediente.
Ei das muß ich sagen! rief die Baronin aus. Da sehen Sie einmal, meine Herren, eine neue Art von Hausdieben! Dieser Mensch – ich hörte doch meines Mannes Stubenthür hart zugehen – hat da des Ministers geheime Schriften ausgepackt, und will ohne Zweifel den Inhalt stehlen. Ist das nicht ein erschwertes Verbrechen, ein qualificirter Einbruch? Was fangen wir mit dem Menschen an?
Beide Zeugen waren alles Ernstes überrascht. Die Baronin hatte sie zur Suppe gebeten, ohne sie mit Dem bekannt zu machen, was nach ihrer Verabredung mit Hermann bevorstand. Sie dachte dadurch dem Vorgang ein ernsteres und ungezwungeneres Ansehen zu geben.
Der junge Freund, der nach dem klugen Rathe der Baronin, um aus aller Beziehung zur Polizei zu bleiben, sich absichtlich zurückhielt, hätte viel darum gegeben, die Grimassen des überraschten Polizeimenschen zu sehen. Dieser hatte bis jetzt noch keinen Ton von sich gegeben. Man hätte glauben können, er verstehe die Sprache nicht, in der ihn die Baronin deutsch angeredet hatte. Allein es war ihm so unvermuthet gekommen, daß es auch einen so durchtriebenen Menschen verwirren konnte, zumal er in Aerger über die Falle nicht gleich fand, wie er sich ohne Verdruß im Dienst herausziehen sollte. Erst als der Arzt, die Sache durchblickend, mit Entschiedenheit sagte:
Wenn der Mann da nicht etwa in dienstlichem Auftrage hier ist, so – nahm Würtz sich ziemlich barsch zusammen, indem er sagte:
Allerdings dienstlich, geschäftlich, autoritätisch bin ich da, officinell, nicht publik, aber – obligat.
Ah! entgegnete der Arzt – dann Respect vor dem höhern Auftrag, dem wir uns aber widersetzen. Nehmen Sie doch, Herr Provençal auf der Stelle ein kleines Protokoll auf, das der Herr Commissar unterschreibt, dahin gehend, daß derselbe in höherm Auftrage die Papiere Sr. Excellenz ausgepackt habe.
Würtz, der jetzt seine Uebereilung einsah, rief aus:
Unterschreiben thu' ich nichts. Ein officineller Mensch unterschreibt gar nichts, weder im Concept noch im Recept. Dienstlich hat mein Wort volle Pflichtmäßigkeit!
Dann rufen wir die Mägde und lassen ihn hinauskehren! versetzte Provençal.
Aber der Arzt versetzte:
Nein, dann gilt er uns für einen Hausdieb, wir lassen ihn binden und durch die Bureaudiener in Haft bringen. Protokolliren Sie, und – er wird unterschreiben.
Während Provençal das Protokoll entwarf und Würtz sich mit duftendem Schnupftuche die Stirne trocknete, sagte der Arzt mit schalkhafter Anzüglichkeit zur Baronin:
Ich glaube, gnädige Frau, er ist wirklich im Dienste; denn er ist, als ertappt, doch gar nicht erschrocken. Sehen Sie nur, seine blühenden Wangen sind durchaus nicht erblaßt!
Als das Protokoll fertig war, wurde dem bestürzten Agenten von dem Arzte mit ironischer Höflichkeit und wiederholten Drohungen zugesetzt, bis er es ächzend und stöhnend unterschrieb, worauf er, während auch die beiden Zeugen unterzeichneten, sich mit langen Schritten davonmachte.
Nun kam auch Hermann aus seinem Rückhalt hervor. Die Baronin kam auf ihn zu, gab ihm einen Wink zu schweigen, und erzählte ihm den Fall als Neuigkeit. Denn obgleich sie sich erst vorgenommen hatte, nach gutem Ablauf der Sache ihre beiden Eingeladenen aufzuklären, schien es ihr nun doch schicklicher, dies zu unterlassen und beide nicht etwa als willenlos gebrauchte Werkzeuge zu verletzen. Doch gab der Vorfall beim Nachtische, an dem Hermann Theil nehmen mußte, noch viel in Ernst und Scherz zu reden. Zuletzt sagte Doctor Harnisch:
Ich bin begierig, ob Bercagny der Sache gegen mich erwähnen wird. Ich habe nämlich sein Töchterchen eben in Behandlung.
Was? Ist die kleine Rosalie krank? fragte die Baronin.
Ja, und nicht unbedenklich, nicht ohne Gefahr, meine Gnädige, antwortete er. Sie wissen, das Kind tanzt unendlich reizend. Ich weiß nicht, meine Herren, ob Sie die Kleine, die mit ihrer Mutter von Paris gekommen ist, schon gesehen haben; aber sie bringt die Soiréen unserer hohen Gesellschaft in Aufruhr; Alles verläßt die Spieltische, wenn das Kind mit seiner hinreißenden Grazie eine Quadrille mittanzt. Dies war nun jüngst auch an einem der kleinen Abende der Königin der Fall. Die niedliche Creatur von acht Jahren besitzt nämlich die Eitelkeit von achtzehn, und hat sich, von der Königin bewundert, so echauffirt, daß sie jetzt im Fieber darniederliegt. Auf der nächtlichen Heimfahrt von Napoleonshöhe herab hat sich das zarte Geschöpf erkältet. Bercagny ist in Verzweiflung, seinen Augapfel zu verlieren. Diese Angst wird ihn hoffentlich weniger reizbar gegen den Verdruß machen, der ihm nun von dem Misgeschick seines Agenten nicht ausbleiben kann. Er wird sich nicht wenig verwundern, mich als Zeugen dabei zu finden. Indeß denk' ich, das ihm gewiß sehr fatale Protokoll durch meine Recepte gut zu machen. Am Ende bin ich doch als Arzt noch »officineller« als sein protokollirter und pomadirter Würtz. Man lachte, und die Baronin war nun noch froher darüber, daß sie ihre verübte List verschwiegen hatte.