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10.
Emden

Wenngleich Ostfriesland der Stammesangehörigkeit seiner Bewohner zufolge nicht eigentlich zu Niedersachsen zu rechnen ist, so steht es doch mit der Provinz Hannover in zu engem Zusammenhange, um hier übergangen zu werden.

Eindruck der Stadt. Das Rathhaus. Die Rüstkammer. Die große Kirche. Borkum.


. Immer flacher wird das Land, je mehr man der Küste sich nähert. Platt, wie eine Tenne, dehnen die grünen Marschwiesen sich aus. Der Wald, welcher noch in Oldenburg oft an die Bahn herantrat, oder mit seinen Massen am Horizont die fehlenden Berge nachzubilden suchte, verschwindet nach und nach. Das Auge schweift nun weit bis in die dämmernde Ferne. Weidengestrüpp begleitet die graden Linien der Kanäle, einzeln stehen vom Winde zerzauste Birken, alle das Haupt gen Südosten gebeugt durch die Stürme, welche vom Meere herankommen. Zahlloses Vieh bevölkert die Weiden. Fressend und wiederkäuend und von neuem fressend bewegt es sich dort, ununterbrochen pendeln die Schweife der Rinder und Pferde hin und her, gelangweilt schauen die Thiergesichter auf den vorübersausenden Zug. Ein schwarzweißes Flügelpaar gleitet durch die Luft – die erste Möve. Da ist sie, die Botin der unfruchtbaren Salzfluth, die Künderin von Meeresrauschen und Sturm. Dort ist ihr Platz, wo die Brandung hochaufspritzend heranrollt, nicht hier auf den grünen Weiden und zwischen den rothen Backsteinhäusern. Zu diesen haben die Bäume sich geflüchtet und sich in ihren Schutz begeben. Wo sie und die Menschenwohnungen einander gegenseitig schirmen, da wachsen und grünen sie üppig wie sonst. Aus einem Kranze von Laubwerk schauen die Dörfer herüber, und grünumwallt tritt zuletzt auch Emden hervor mit seinen Giebelhäusern und spitzen Thürmen.

Man sieht der alten Handelsstadt Hollands Nachbarschaft an, und dem Ohr des Binnenländers klingt diese auch aus der Sprache des echten Ostfriesen entgegen, ihm so unverständlich wie irgend ein fremdes Idiom. Von Kanälen ist die Stadt durchzogen, und zu dem ungewohnten Anblick der Schiffsmasten, der gerefften Segel und des mannigfachen Takelwerkes treten Theergeruch und Wasserdunst, um die Nähe der See zu verkünden. Schmal und hoch sind die Häuser und Speicher mit ihren gebogenen und verschnörkelten Giebeln an den Hauptstraßen und am canale grande von Emden, breit, eingeschossig, niedrig liegen sie weiter hinaus, wo Grund und Boden weniger kostbar. Ein Unterschied von den Backsteinbauten des Binnenlandes, der sich zunächst nicht definiren läßt, fällt ins Auge. Die Häuser sehen bunter aus, und doch sind sie aus rothem Backstein erbaut, wie jene. Allmählich ergiebt sich die Ursache, es ist die häufige Verwendung der weißen Farbe. Die Fugen zwischen den Steinen sind breiter, der Kalk ist heller, von einem leuchtenden Weiß. An den Giebeln laufen schneeweiße Gesimse aus Holz oder Putz empor, und alles Holzwerk der Fenster trägt dieselbe freundliche, glänzende Farbe. Als hätte man dem nördlich grauen Himmel Trotz bieten wollen, so heiter hat man den Eindruck der Menschenwohnungen zu gestalten gesucht. Aber doch ist es nicht gelungen, der Stadt einen ernsten Charakter zu nehmen, die Buntheit der Häuser frappirt mehr, als sie erfreut. Die Natur ist mächtiger, als die Menschen, und sie trägt hier den Charakter der Strenge und Einsamkeit. Im Einzelnen giebt es manches anmuthende Bild im Innern der Stadt – an den Kanälen ziehen sich Gärten hin, und die Bäume senken die Zweige nieder zur dunkeln Fluth, während der Thurm einer Kirche oder des Rathhauses das Bild im Hintergrunde ab schließt – trotz alledem aber will das Gemüth nicht recht fröhlich werden. Nicht nur im Herbst hat die Natur hier etwas Herbstliches. Die Stadt ist auf dem flachen Lande wie ein Vorposten hinausgeschoben in den Kampf mit den Elementen, und die Musik des Windes ist die, welche man am häufigsten in ihren Straßen vernimmt. Zu dieser Umgebung paßt die sandsteingraue Farbe des Rathhauses besser, als die Buntheit der Backsteingebäude. Als umfangreichstes, schönstes und bedeutendstes Bauwerk der Stadt überragt es weit alle anderen Häuser, zugleich das Wesen Emdens repräsentirend. Auch die Kirchen treten ihm gegenüber zurück, kein Schloßbau zeugt von fürstlicher Gewalt, und nur einzelne Privathäuser reicher Patrizier können sich neben ihm behaupten.

Wie das Rathhaus in der Stadt, so hat Emden Jahrhunderte hindurch eine Sonderstellung in Ostfriesland eingenommen. So abgeschlossen in seinen Handelsinteressen hat es gelebt, so eigenherrlich in seinem Reichthum, daß es im Lande, zu dem es gehört, ein kleines Reich für sich bildete. Nach Aussicht auf Gewinn und Vortheil hat es seine Bundesgenossen gewählt, bald drüben über der Ems in den Generalstaaten, bald am Elbstrom im mächtigen Hamburg. Durch List freilich hatte Hamburg sich Emdens bemächtigt, als im Jahre 1430 die Kämpfe zwischen Focke Ukena, dem mächtigen Häuptling von Leer, und dem gegen ihn zum Obersten des Freiheitsbundes der Ostfriesen gewählten Edzard Cirksena von Greetsyl das Land erschütterten. Emden hatte zu Focke Ukena gehalten, und die mit Edzard verbündeten Hamburger nahmen die Gelegenheit wahr, den trefflichen Hafenort in ihre Gewalt zu bringen und durch den Bau der Festungen von Leerort und Stickhausen zu schützen. So kamen sie gewaltsam hinein in die Stadt, schnell jedoch erkannten die Emdener den Vortheil des Bundes mit der von ähnlichen Interessen geleiteten Schwesterstadt, und aus der Vereinigung entsprang eine Zeit bis dahin ungeahnten Glanzes für die Stadt an der Ems. Bald aber ward sie durch die Hamburger, welche nach der Herrschaft von ganz Ostfriesland strebten und Emden selbst durch zwei ihrer Rathmänner regieren ließen, in Gegensatz zu ihren eigenen Landsgenossen gebracht, der in blutigen Fehden zum Austrag kam. Mit den Emdener Bürgern zog der Hamburger Hauptmann Gronenberg gegen die übrigen Friesen zu jener unglücklichen Belagerung des Schlosses Osterhusen, von welcher das Volkslied singt:

Idt geschach op Sunte Magnus Dach,
Dat man de Hamborgers mit de van Emden vor Osterhusen sach;
Dat wort juncker Sibo Esens entwaer,
De dref de Hamborgers mit de Emders van daer,
Mit bussen, loede und scharpen pylen,
Daer dorch makeden de Hamborgers nach Emden körte mylen.

Nach diesen unglücklichen Kämpfen wurde Hamburg des Ringens um die Emsmündung müde und trat Emden gegen Zahlung einer ansehnlichen Summe an Ulrich Cirksena ab, den nachherigen ersten Grafen von Ostfriesland. In Emdens Geschichte aber war diese Episode nur das Vorbild von anderen ähnlichen Ereignissen. Im Kampf um seine Bedeutung als Handelsplatz trat es noch oft in Gegensatz zu seinen Landsgenossen und seinen fürstlichen Herren, diesen den ohnehin schweren Kampf um die Beherrschung eines freiheitsdurstigen Volkes noch erschwerend. Wie ein Strafgericht erscheint dem gegenüber der spätere Niedergang der Stadt. Von Hamburg und Bremen überflügelt, denen es noch einmal zu Ende des vorigen Jahrhunderts den Rang streitig zu machen suchte, hat es von der einstigen Bedeutung Vieles eingebüßt. Der vergangenen Zeit aber ist im Rathhaus ein Denkmal errichtet, stolz wie die Rolle, die Emden gespielt. Das Gebäude ist ein schönes Beispiel originellen Renaissancestils. Trotz der einfachen, oblongen Grundform ist der Eindruck des Massigen mit Geschick und Glück vermieden. Die hoch emporgeführten, schlanken Fenster lassen ihn nicht aufkommen, noch weniger die anmuthige Säulengallerie, welche unter dem Dache ringsumher läuft, und der aus quadratischer Grundform vielseitig immer leichter emporwachsende Thurm mit seiner minaretartigen Bekrönung erhöht die Wirkung des Leichten und Graziösen. Wie das Aeußere, so zeugt auch das Innere von höchster städtischer Macht. Ein prächtiger Schatz an kunstvollen Gefäßen – mit dem Lüneburger Rathsschatz nicht an Zahl, wohl aber an Kunstwerth vergleichbar – wird hinter Schloß und Riegel sorgfältig verwahrt, darunter ein feingearbeiteter Pokal in Gestalt eines Schiffes, welchen Maria Stuart der Stadt geschenkt haben soll. Einzig in seiner Art ist ein anderer Besitz dieses Rathhauses, die Rüstkammer. Es ist eine Waffensammlung, wie in Deutschland nur wenige existiren. In einen engen Raum zusammengedrängt, imponirt dieselbe nicht so sehr, wie vielleicht an anderer Stelle, doch will man dem Rathhaus mit Recht diesen Besitz nicht nehmen. Was Menschen erfunden haben, um ihre Nebenmenschen zu verletzen und zu tödten, das ist hier vereinigt, und mit Grauen erkennt man, wie erfinderisch ihr Geist auf diesem Gebiete stets gewesen. Da sind Morgensterne und Hellebarden, Spieße, Wurf- und Schleudermaschinen, Schwerter von mächtiger Länge und Stärke, mit denen nicht geschlagen, sondern gleichsam gemäht wurde. Dazu gesellen sich Rüstungen von tadelloser, oft wunderschöner Arbeit, Schilde, Fahnen, kurz alles was zur Ausrüstung einer bewaffneten Bürgerschaft gehörte. Besonders interessant sind die verschiedenen Vertheidigungswerkzeuge bei Belagerung einer Stadt. Von Feuerwaffen ist eine Sammlung vorhanden, die an Schönheit kaum ihres Gleichen hat. Von der schwerfälligen Wallbüchse bis zur leichten Damenpistole ist alles vorhanden, was zu den Handfeuerwaffen zu zählen ist, und mit Verwunderung erblickt man unter diesen alten Dingen bereits regelrechte Hinterlader von trefflicher Arbeit. Auch spanische und orientalische Waffen findet man hier, Beutestücke aus heißen Kämpfen zu Land und zu Wasser, in denen oft die Bürgerschaft von Emden den alten friesischen Muth bewährte.

Wild wie die weltlichen Kämpfe in Ostfriesland waren die kirchlichen. Nach heißem Streit aber hat die reformirte Kirche gesiegt. Ihrem Dienst gehört auch das interessanteste kirchliche Gebäude der Stadt, die sog. Große Kirche, interessant nicht sowohl in architektonischer Hinsicht, als durch Einzelheiten, welche sie birgt. Da ist vor allem ein schönes Marmordenkmal für Enno II., wohl das einzige Monument, welches einem Fürsten Ostfrieslands in der selbstherrlichen Stadt errichtet ward. Als hätte man ihn aber im Tode noch daran erinnern wollen, wie schwer man ihm das Leben gemacht, ihm und seinen Stammesgenossen, eine so bedauernswerth unbequeme Stellung hat man dem armen Bildniß gegeben. Mit den Füßen auf einer Löwenfigur, mit dem Haupte auf einem sitzenden Adler ruhend, liegt er in dieser schrecklichen Situation bereits ein paar hundert Jahre. Die Figur ist im Uebrigen schön gearbeitet, und eine lettnerartige durchbrochene Steinwand, welche das Denkmal von der Kirche abschließt, zeigt in bemerkenswerthen Reliefs den Leichenzug des Herrschers. Zwei feine Grabplatten aus Metall besitzt die Kirche daneben. Ihr schönster Raum aber dient nicht dem Gottesdienst im eigentlichen Sinne, es ist das Konferenzzimmer der Mitglieder des Konsistoriums. Auf einer engen Treppe steigt man hinauf zu diesem Raum, in welchem ein vergangenes Jahrhundert uns lebendig entgegentritt. Vom Alter fast schwarz gewordenes Täfelwerk bedeckt die Wände, und darüber her zieht sich ringsum eine Reihe dunkler Bildnisse von Männern, welche hier gewirkt. Es finden sich prächtige Köpfe unter diesen Porträts, und man sieht erfreut, wie viel die Emdener Maler von ihren Nachbaren in den Niederlanden gelernt. Ein geistvoller Kopf mit scharfem Blick ist der des Johann a Lasco, des eifrigen Verfechters der Reformation in Ostfriesland. Man erkennt in dem fremdartigen Gesichte die polnische Abstammung, Energie und Milde sind in ihm gepaart. Auch ein Bildnis Luther's hängt an der Wand, und für den friedsamen Muth der Geistlichen, welche hier tagen, spricht die große Sammlung von Tabackspfeifen in der Ecke. Tüchtig mag hier gequalmt werden bei den geistlichen Berathungen, und im gemüthlichen Nebel gehen die Reden hin und wieder, während draußen der Herbststurm braust und an den Fenstern rüttelt.

Den Seewind zu fühlen und das Meer nicht zu sehen – wer trüge das gern? Hinaus darum in die weite See! Das Schiff bestiegen und hinaus! Die Fahrt von Emden hat so manchen Reiz, enthüllt eine Wirkung nach der anderen mit so wohlberechneter Steigerung, daß sie mit doppelter Macht ins Weite lockt. Zuerst geht es durch den breiten, stillen Kanal, der die Stadt mit der Ems verbindet. Einst kamen die Fluthen bis an ihre Mauern, aber im Laufe der Zeit haben sie Land und Sand mit herangespült und die Stadt von dem Flusse durch eine weite Fläche zu trennen versucht. Daß der Versuch nicht gelungen, haben Menschenhände verhindert, indem sie in das neue Land den Kanal gegraben, und nach wie vor fahren die Schiffe hinein in die Stadt und wieder hinaus in die Ems. Hier zwischen den Dämmen, die den Kanal begrenzen, und wo durch ansehnliche Dockbauten augenblicklich viele Hände beschäftigt sind, ahnt man noch nichts von Seenoth und Wogendrang. Das Schiff zieht sicher und ruhig seine Bahn, die Torfschiffe liegen still auf dem Wasser, und ihre Bemannung schläft in der Sonne. Da thut sich die Schleuse auf, welche die Pforte ins Freie bildet, von sicherer Hand geleitet schiebt sich das Schiff hindurch, und nun mit einemmale bietet sich dem Blick eine weite, weite Fläche graubraunen Wassers, fast schon so grenzenlos, wie das offene Meer. Man sieht es den leichten Wellen nicht an, wie furchtbar sie hier vor sechshundert Jahren gehaust. Fünfzigtausend Menschen liegen hier in der Fluth begraben, dreißig Dörfer und zwei Städte sind von den Wogen verschlungen; das große Wassergrab aber, bei dessen Errichtung der Sturmwind das Todtenlied sang, hat man den Dollart getauft. In ihn fährt man ein, wenn man die Schleuse passirt hat, und läßt sich gern von dem versunkenen Stückchen Welt erzählen. Ebenso schwer, wie diesem mäßig bewegten, braunen Wasser glaubt man es dem schweigsamen Ostfriesen, wie wild und seinen Feinden gefährlich er zu werden vermag. Und doch bezeugt die Geschichte den unbeugsamen Freiheitsdrang, das jahrhundertelange Auflehnen gegen jeden Druck, den schnellen Kampfesmuth der wetterharten Küstenbewohner. Wie oft ist, während das Meer donnernd an die Deiche schlug, welche Weiden und Häuser beschützten, im Innern des bedrohten Landes der Donnerruf des Krieges erklungen, wie oft haben die Wellen der Ems, vom Blute roth, sich in die See gewälzt. In dieselbe See, die wir endlich erreichen, während die Ufer sich dämmernd immer mehr verlieren und der Mastenwald im Hafen des holländischen Delftzyl versinkt, wie die Thürme von Emden schon lange versunken sind. Das ist die Salzfluth, ihre graugrüne Farbe verräth es, die größeren Wellen verkünden es, mit denen das Schiff sich hebt und senkt. Wir nahen uns dem Anblick des Unendlichen. Aber während das Auge schon hineinzutauchen meint, hebt sich neues Land vor den Blicken. Der Leuchtthurm von Borkum, zuerst nur ein schwarzer Punkt am Horizont, dann wachsend und imposant aufsteigend, tritt hervor. Nun zeigt sich auch die helle Dünenkette, der flache, von der Fluth verlassene Strand, der weiße Schaumkranz der Brandung. Wie an Großartigkeit, so gleicht das Meer auch darin dem Hochgebirge, daß es das Leben in seiner Nähe vernichtet. Beim Anblick des weißen Dünensandes, aus welchem die spärlichen Halme des Strandhafers hervorsprießen, des nackten Strandes und der todten Muschelreste darauf, erwacht die Erinnerung an die Einsamkeit ödester Alpenpässe. Kein Baum und kein Strauch ringsumher. Durch todtes Felsgestein fuhrt der Pfad in das majestätische Reich des ewigen Schnees, durch todten Sand an das Gestade des ewig rauschenden Meeres. Als sollten Auge und Phantasie durch nichts abgezogen werden vom größten, was die Natur zu bieten vermag, enthüllt sie es nur in der Einsamkeiten tiefster. Das Innere der Insel ist durch die Dünenkette verborgen, von der andern Seite brandet das Meer heran, und auf dem Streifen Sandes zwischen beiden wandelt der Mensch, horcht auf die endlose Melodie der Wellen und sendet den Blick über die Fluth, die mit dem Horizonte zusammenfließt.

Der Ort Borkum präsentirt sich heute sehr stattlich. Der alte, abgebrannte Leuchtthurm ist zum Kirchthurm ausgebaut, der neue Leuchtthurm ragt schlanker und eleganter darüber hinweg, und die neuerbaute katholische Kirche gefällt durch schöne Verhältnisse. Das Bad ist in erfreulichster Entwickelung, hoffentlich ohne dadurch zum Luxusbade zu werden. Die Insel muß mit Norderney nicht konkurriren wollen, sie muß jenes ergänzen, muß denen, welche wirklich Ruhe suchen für abgespannte Nerven, den willkommenen friedlichen Zufluchtsort bieten, als der sie gar Vielen jetzt in dankbarer Erinnerung lebt. Verbesserungsbedürftig, und zwar dringend, sind nur die Landungsvorrichtungen, im Uebrigen darf der Ort ruhig seinen Charakter bewahren. Er bietet heute an Bequemlichkeit und Ruhe, was man verlangen kann. In den prächtigen Weiden im Innern der Insel hat Borkum einen Besitz, um den es alle die Nachbarinseln beneiden. Auf dem saftigen Grün ruht das Auge gern aus von dem gewaltigen Anblick der Meeresfluth, und aus dem Grün sprießen seltene, schöne Blumen, die den Sammler erfreuen. In idyllisch friedlichem Dasein fließen hier die Tage hin, und aus dem Schaum der Wellen holen sich Tausende den Schatz erneuter Gesundheit. Ungern nur sieht der Scheidende wieder den Leuchtthurm in der Fluth verschwinden, und sehnsüchtig gedenkt er daheim des Wogenrauschens am Strande der Insel.


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