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Vorwort.


Ich versprach meinen Kindern, ihnen ein Buch zu schreiben – eine etwas voreilige Zusage, denn ich hatte nie zuvor überlegt, ob ich auch Wort halten könnte. Als ich sie fragte, was für eine Schrift ihnen am liebsten wäre, gaben sie mir zur Antwort, sie wünschten daß ich den »Schweizer Robinson,« der ein besonderes Interesse für sie hatte und nicht zur Vollendung kam, fortsetzen möchte. Ich ließ mir das Werk bringen und las es. Der ursprünglich deutsche Text war in's Französische und aus dem Französischen in's Englische übertragen worden – ein unzweifelhafter Beweis seines Werthes als Kinderunterhaltungsschrift. Ich fand indeß Schwierigkeiten, die ich nicht zu überwinden vermochte und die mich zu dem Entschluß brachten, das Werkchen nicht fortzusetzen, sondern ein anderes in dem gleichen Style zu schreiben, was ich hier bemerken muß, mehr um die Beschuldigung eines Plagiats von mir abzulehnen, als weil ich die erwähnte Schrift herabzusetzen beabsichtige. Ich habe bereits zugegeben, daß sie sehr unterhaltlich ist, muß übrigens doch bemerken, daß sie sich nicht an die Wahrscheinlichkeit oder auch nur an die Möglichkeit hält, und dieß sollte doch stets bei einem Buche der Fall seyn, das für Kinder geschrieben ist. Ich übergehe die nautischen Kenntnisse oder vielmehr den Mangel derselben von Seiten des Verfassers, der an Bord seines Wracks Unmöglichkeit vorkommen läßt, da dies eben nicht viel auf sich hat; denn wie es in der Comödie heißt – wo die Leute nicht Griechisch verstehen, kann man ihnen auch das Irische dafür aufbinden, und demselben Grundsätze folgen auch die meisten Seegeschichten. Was mich übrigens hauptsächlich veranlaßte, die Ausgabe von mir abzulehnen, war die größte Unwissenheit oder Gleichgültigkeit, welche in Schilderungen der Thiere und Pflanzen auf der Insel, nach der die Familie verschlagen wurde, zur Schau gestellt ist. Die Insel ist nach dem Süden in die Nähe von Vandiemensland verlegt, und doch zeigt man uns in dieser gemäßigten Breite unter den eigentlichen Produkten des Clima's nicht nur Pflanzen, sondern auch Thiere, welche nur dem Innern von Afrika oder der heißen Zone eigenthümlich sind. Dies war ein Irrthum, dem zu folgen ich mich nicht entschließen konnte. Das Werk ist allerdings nur eine Kinderschrift; aber meiner Ansicht nach hätte aus eben diesem Grunde der Autor nicht für unbedeutend halten sollen, was es eigentlich doch nicht ist, denn man darf nicht vergessen, wie stark die Eindrücke in einem kindlichen Gemüthe wurzeln. Auch die Werke der Dichtkunst, die man den Kindern in die Hand gibt, müssen die Wahrheit zur Grundlage haben, und ich konnte eine Erzählung nicht fortsetzen, gegen welche sich die gedachten Einwendungen erheben ließen.

Ob mir meine eigene gelang, oder nicht, ist eine andere Frage. Indeß berufe ich mich dabei mehr auf die Ansicht der Kinder, als auf die der Kritik. In dem gegenwärtigen ersten Theile habe ich das Werk nur begonnen, das, wenn es Beifall findet, in einer Reihe fortgesetzt werden soll. Ich wollte dabei in Ready den praktischen, in dem Familienvater den theoretischen Mann schildern, im Verlaufe des Werkes aber tiefer in Fragen eingehen, welche das Nachdenken der Kinder zu wecken geeignet sind, oder durch die Anspornung ihrer Neugierde sie veranlassen, Belehrung zu suchen.

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