Georg Queri
Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern
Georg Queri

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Treiben zu Gaissach, 9. November 1894

A dreißg Johr is jatz her
Dasma nimma san kemma,
Drum müassma dö oidn Stückl a dazua nema.
Gon erschtn werds mitn X. vo Goassa probiert,
Dä Schwankoi hot a da Sakristei drin
A Dirn zu da Hurarei voführt.
An N. N. hota hoibs Erbtheil gstoin,
Drum werdn da Teifi a d Höll eini hoin.
(An die dreißig Jahre ist's her,
daß wir nicht mehr gekommen sind,
drum müssen wir die alten [Lumpen]-Stückchen auch dazu nehmen.
Zum ersten wird's mit dem X. von Gaissach probiert,
der Schwankl [Spitzbub] hat in der Sakristei drinnen
eine Dirn zur Hurerei verführt. –
Dem N. N. hat er sein halbes Erbe gestohlen,
drum wird ihn der Teufel in die Höll hineinholen.)
Dö Lenggriesa derfma net vogessn,
Do ist gon ergstn
Da N. N. auf dö Weibatn vosessn,
Dem san dö mehran Zimmamadl davo,
Wei as mit sein Spürtazla nimma recht ko.
(Die Lenggrieser dürfen wir nicht vergessen,
da ist am ärgsten
der N. N. auf die Weiber versessen;
dem sind auch schon die meisten Zimmermädchen davon [es handelt sich um einen Wirt],
weil er's mit seinem Spürtätzchen [Penis] nimmer recht kann.)
Da X. dös is a saubana Mo,
Der hotn bei da Y. oft aus und ei do.
Dö Jung hota oiwei müassn mausn,
Aba jatz duat a eahna oi zwa scho grausn.
Er het si ascho zwamoi aufghenkt,
Wei am dö Oit koa Geld nimma schenkt.
(Der X. ist ein sauberer Mann!
Der hat ihn [den Penis] bei der Y. oft aus und ein getan.
Ihre Tochter hat er auch immer müssen mausen,
aber jetzt tut es beiden schon grausen.
Er hätte sich schon zweimal [beinahe] aufgehenkt,
weil ihm die Alte [Liebhaberin] kein Geld mehr schenkt.)
Mit X. vo W. seina Ehrlikeit
Hots ollahand Gwindn,
Dä hot vom Y.-Baurn no 1100 Mark Baamgeld hintn.
Boi da so furt macht mit solle Sacha
Da werd da Teufi ada Höll drina lacha.
(Mit dem X. von W. seiner Ehrlichkeit
hat es allerhand Schwierigkeiten,
der hat vom Y.-Bauern noch 1100 Mark Baumgeld zurückbehalten.
Wenn der so fort macht mit solchen Sachen,
da wird der Teufel in der Höll drinnen lachen.)
Mitn O.-Wirt mit dem müassma lacha,
Der muaß seina Oitn an Pantoffiritta macha,
An Veterana Johrtag hotsn a net geh lassn,
Do hots eahm d Liab
Mitn Stecka aufn Buckl aufi lassn.
(Mit dem O.-Wirt, mit dem müssen wir lachen,
der muß seiner Alten den Pantoffelritter machen.
Zum Veteranenjahrtag hat sie ihn nicht gehen lassen,
da hat sie ihm die Lieb'
mit dem Stock auf den Rücken hinauf gelassen.)
Jatz müassma an N. N. hernema,
Do werd vo der Bluatschand was kema.
Dös is a feina Vota,
der woaß was is da Brauch,
Er zecht a dö Döchta Rausch o,
Na legt a sö aufi an Bauch.
An Kranz Würst hota kaft, daß koan Hunga ogeit
Na is a auffi go dö Döchta,
Daß äm gwiß nixn feit.
(Jetzt müssen wir den N. N. hernehmen,
da wird von der Blutschande was kommen.
Das ist ein feiner Vater,
der weiß, was ist der Brauch:
er zecht den Töchtern Räusche an,
dann legt er sich auf ihren Bauch.
Einen Kranz Würste hat er gekauft,
daß er keinen Hunger abgibt, [daß er's länger aushalten kann]
dann ist er hinauf zu den Töchtern,
daß ihm gewiß nichts abgeht.)
Da erscht Ehbrecha is da X. vo R.,
Der kos Kindamacha so guat,
Vo dem mechtma wissn
Warum daß a si vo da Vataschaft oiwei wegschwindln thuat
Dem that ma rotn, er soi sei Votaschaft bekena,
Sischt müassma eahm an Beutl ausanehma.
(Der erste von den Ehebrechern ist der X. von R.,
der kann das Kindermachen so gut,
von dem möchten wir wissen,
warum er sich immer von der Vaterschaft wegschwindeln tut.
Dem täten wir raten, er soll seine Vaterschaft bekennen,
sonst müssen wir ihm den Beutel ausnehmen.)
Da X. vo G. thuat oiwei sei Schwigamuata zamhaun,
Bei andane Weibatn tuat a sö a sakrisch traun.
Bein Y. hota oani af da Straßn opakt,
Do hot aba sakrisch gschrien,
Na hota ihr mitn Wedl an Kittl o gschbibn.
(Der X. von G. tut immer seine Schwiegermutter zusammenhauen,
bei andern Weibern tut er sich auch sakrisch trauen.
Beim Y. hat er eine auf der Straße angepackt,
die hat aber sakrisch geschrien,
dann hat er ihr mit dem Wedel den Kittel angespien.)
Dös erscht Hurnhaus vom Tölzer Bezirk is bein X.
Da Würth is bei da Dirn an Bett dawischt worn.
Nacha is a no egstri
Gon Hurn auf Münka ohi gefohrn.
D Würthin dös Saumensch dös schlecht,
A jeda Handwerksbursch und Gratla
Boi as zamhaut is ihr recht.
Vo dö tuat an Leutn jatz teufisch grausn,
Weis vo d Weitn scho stinka von mausn.
(Das erste Hurenhaus im Tölzer Bezirk ist beim X.,
da ist der Wirt bei der Dirn im Bett erwischt worden,
dann ist er noch extra
zum Huren nach München hinabgefahren.
Die Wirtin, das Saumensch, das schlechte,
der ist ein jeder Handwerksbursch und Hausierer,
wenn er sie nur zusammenhaut, recht.
Vor diesen tut den Leuten jetzt teuflisch grausen,
weil sie von der Weiten schon stinken vom Mausen.)
Jatz kema zwoa Dokta, da X. vo X. und Y. vo Y.
Den tuat er garit grausn,
Der thuat oiwei Sennarina mausn.
Da Y. hot dö oit N. zamghaut
Und Bettlwei wern vo eahm a it voschaut.
Bei dera Lumparei hota Filzläus davotrogn,
Aba wei a Dokta is ko as selba vojogn.
(Jetzt kommen zwei Ärzte, der X. von X. und der Y. von Y.
Dem [ersteren] tut auch gar nicht grausen,
der tut immer Sennerinnen mausen.
Der zweite hat die alte N. zusammengehaut,
und Bettelweiber werden bei ihm auch nicht verschont.
Bei dieser Lumperei hat er Filzläus davongetragen,
aber weil er ein Arzt ist, kann er sie selber verjagen.)
An X. derfma net vogessn,
Dea is auf dö Weibaleut sakrisch vosessn,
Da hot sei Dirn ada Kamma drin packt
Auf oamal hat Bettstatt do kracht,
S Nachtgscherr is a no dabrocha,
Drauf is a glei ad Stubn oiwei krocha.
(Den X. dürfen wir nicht vergessen,
der ist auf die Weiberleut sakrisch versessen,
der hat seine Dirn in der Kammer drinnen gepackt,
auf einmal ist die Bettstatt zerkracht,
das Nachtgeschirr ist auch noch gebrochen,
dann ist er gleich in die Stube hinabgekrochen.)
Mitn X. müassma lacha,
Wiaa Pfarabaumoasta is gwen,
Hot a müassn in Kindsvotan macha.
Er hots glei auf oamoi zahlt,
Daß a schö da gstan is,
S Kind is owa gstarm iatz hota si denkt
Is mas Geld wieda gwiß.
Er hot glei an Avikatn gnomma
Und hätt sei Geld wieda ming,
Do is äm aba da Fotz sauba bliem.
(Mit dem X. müssen wir lachen,
wie er Baumeister im Pfarrhof ist gewesen,
da hat er müssen den Kindsvater machen.
Er hat's gleich auf einmal bezahlt,
daß er schön dagestanden ist,
Das Kind ist aber gestorben – »jetzt«, hat er sich gedacht,
»ist mir's Geld wieder sicher!«
Er hat gleich einen Anwalt genommen
und hätt' sein Geld wieder haben mögen,
da ist ihm aber der Schnabel sauber geblieben.)
Da X. vo Reischbeuren,
Dös is a Mensch, dä hot a Lebn
Aba nidascht a bleibn,
Dä treibt a d Stai eini Schaf und a d Widda,
Aba de heili Zeitn kimmt a
Und stehlts wieda.
S Stehln des trogt zweni und Preisroß san gar,
Drum macht er und sei Bua
An Pfoara sein Narr.
(Der X. von Reigersbeuren,
der ist ein Mensch! Der hat ein Leben!
Aber nirgends ein Bleiben!
Der treibt in die Ställe hinein Schafe und auch die Widder,
aber zu den heiligen Zeiten, da kommt er
und stiehlt sie wieder.
Das Stehlen trägt zu wenig ein und die Preispferde sind gar,
drum macht er und sein Sohn
dem Pfarrer einen Narren.)
Da X. vo Reischbeuren
Des is a schlaucher Mo,
Bei den greift d Raifeißn und Kreditbank a nimma o.
Sei Vieh hota vosteigat und dabei glacht,
Weil äm de duma Bauern
An Haufa Geld ham as Haus zuwibracht.
An Knecht hot a furtgschickt
Weis mit da Oekonomie nix mehr ist
Aba Dirn hat a ghoitn
Für d Nachzucht ganz gwiß.
(Der X. von Reigersbeuren,
der ist ein schlauer Mann,
bei seinen Verhältnissen greift die Raiffeisen- und die Kreditbank auch nimmer an;
sein Vieh hat er versteigert und dabei gelacht,
weil ihm die dummen Bauern
einen Haufen Geld haben ins Haus zugebracht.
Den Knecht hat er fortgeschickt,
weil's mit der Ökonomie auch nichts mehr ist;
aber die Dirn hat er behalten –
für die Nachzucht ganz gewiß.)
Jatz duat mi as Lesn vodriaßn
Und weng Mangl an Zeit wär mas Hobafehi bschliaßn.
Da Kaisa Karl
Muaß no kema unds Protokoi untaschreim,
Daß mas nachstmoi z Murnau om treim.

Ehe wir diesen Platz verlassen, wollen wir noch auf den hochwürdigen Herrn Dekan von Gaissach ein dreifaches Hoch ausbringen. Er lebe hoch!

So Leud für heunt is gnua
Denn schnehi müassma wieda an Untaschberg zua.

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