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InitialGusche wandte sich nachdem Borynahof, wohin sie rote Beeren für Fine bringen wollte, und da gerade Anna die Kühe vor dem Hause melkte, setzte sie sich neben sie auf die Mauerbank und erzählte lang und breit, wie reich man Nastuscha beschenkt hatte.

»Hale, das machen sie nur, um die Dominikbäuerin zu ärgern,« schloß sie.

»Der Nastuscha ist das wohl gleich, aber ich müßte ihr doch auch was hinbringen,« sagte Anna.

»Macht es zurecht, dann bring' ich es euch hin,« bot sich Gusche eifrig an, als aus der Stube die schwache bittende Stimme Fines erklang:

»Hanusch, gebt ihr doch meine kleine Sau! Ich werde gewiß sterben, da kann Nastuscha dann für mich ein Gebet sprechen.«

Das war Anna recht, denn sie ließ sofort den Witek das Ferkel an die Leine nehmen und es zu Nastuscha hintreiben, denn selbst konnte sie sich aus irgendeinem Grund nicht entschließen hinzugehen.

»Witek, sag' ihr aber, daß die Sau von mir kommt! Und sie möchte doch rasch mal herkommen, denn ich könnt' mich schon gar nicht mehr rühren!« klagte Fine wehmütig. Das arme Ding war schon seit einer Woche krank; man hatte sie auf der anderen Seite des Hauses untergebracht; sie hatte Fieber und war ganz aufgeschwollen und über und über mit Pocken bedeckt. Zuerst trugen sie sie für den ganzen Tag in den Garten und betteten sie unter die Bäume, denn sie bettelte kläglich darum. Aber es war nichts zu machen, ihr Zustand verschlimmerte sich dermaßen, daß Gusche verboten hatte, sie hinauszutragen.

»Du mußt im Dunkeln liegen, sonst schlagen die Pocken in der Sonne nach innen.«

So lag sie denn in der verdunkelten Stube, stöhnte vor sich hin und beklagte sich leise, daß man weder die Kinder noch eine der Freundinnen zu ihr lassen wollte; denn Gusche, die sie in ihrer Obhut hatte, jagte sie alle sogleich mit einem Stock davon.

Nachdem Gusche sich mit Anna genügend über allerlei verbreitet hatte, steckte sie Fine die Beeren zu und ging dann an das Kneten einer Salbe aus Buchweizenmehl, das sie reichlich mit frischer ungesalzener Butter und Eigelb verrührte; sie strich sie sodann dick über Fines Gesicht und Hals und legte nasse Tücher darüber. Diese unterwarf sich geduldig allem, was man mit ihr anstellte, und fragte nur immer wieder ängstlich:

»Krieg' ich denn nun auch wirklich keine Narben im Gesicht?«

»Kratz' nur nicht, dann geht alles so weg, gerade wie bei der Nastuscha.«

»Das juckt aber doch so, mein Jesus, und wie das juckt! Dann bindet mir doch lieber die Hände fest, sonst halt' ich es nicht aus!« bat sie weinerlich, denn sie konnte sich kaum mehr zurückhalten, daran zu kratzen. Die Alte murmelte eine Besprechung, beräucherte sie mitgetrockneter Hauswurz, und nachdem sie ihr die Hände am Körper festgebunden hatte, ging sie wieder auf die andere Seite an ihre Arbeit.

Fine lag ganz still, horchte auf das Summen der Fliegen und auf das seltsame Rauschen in ihrem Kopf. Sie hörte nur noch wie im Traum, daß irgendeiner aus dem Hause bei ihr einsah und dann davonging, ohne etwas zu sagen. Dann schien es ihr wieder, daß schwere Zweige voll roter Äpfel dicht über ihr niederhingen, und sie versuchte vergeblich hochzukommen, um danach zu greifen, oder es kam ihr vor, als drängte sich eine Schar junger Lämmer mit kläglichem Blöken um sie; doch als sich dann Witek in die Stube schob, kannte sie ihn gleich wieder.

»Hast du die Sau hingetrieben? Was hat denn Nastuscha dazu gesagt?«

»Sie hat sich so gefreut, daß sie ihr fast den Schwanz geküßt hat.«

»Sieh einer bloß, will der sich da über die Nastuscha lustig machen!«

»Ich sag' die Wahrheit! Und sie hat sagen lassen, daß sie morgen zu dir kommt.«

Sie fing plötzlich an, sich im Bett hin und her zu werfen und ängstlich zu rufen:

»Jag' sie doch weg, die Lämmer, sonst treten sie mich tot, jag' sie weg! Kommt doch, Basch! Basch! Basch!«

Bald darauf schien es, als schliefe sie, denn sie lag ganz ruhig da; Witek ging fort, aber jeden Augenblick sah er wieder zu ihr ein, bis tief in die Nacht hinein. Da fragte sie ihn auf einmal ganz unruhig:

»Ist es denn noch nicht bald Mittagszeit?«

»Gegen Mitternacht muß es sein, schlaf' nur, die anderen schlafen auch schon alle.«

»Das ist wahr, es ist ganz dunkel! Jag' doch die Spatzen unter der Traufe weg, sie schreien, als würden sie gerupft!«

Er fing an irgend etwas über Nester zu reden, doch sie schrie plötzlich auf und versuchte mit Gewalt aufzustehen.

»Und wo ist denn die Graue! Laß sie keinen Schaden machen, Witek, sonst verhaut dich der Vater!«

Ein anderes Mal hieß sie ihn, sich heransetzen und flüsterte ihm leise zu:

»Anna hat mir verboten, auf die Hochzeit von Nastuscha zu gehen, aber jetzt tue ich es erst recht; ich ziehe mein blaues Mieder an und den Rock, den ich zur Kirchweih anhatte. Die werden die Augen aufreißen, du wirst sehen. Witek, pflück' mir doch Äpfel, nur daß die Anna dich nicht zu fassen kriegt. Versteht sich, ich werde nur mit den älteren Burschen tanzen!« Sie verstummte plötzlich und schlief ein. Witek aber saß ganze Stunden an ihrem Bett, scheuchte mit einem Zweig die Fliegen und gab ihr immer wieder zu trinken; er bewachte sie sorgsam. Anna hatte ihn jetzt zur Aushilfe im Hause zurückbehalten; Klembs Mathies hatte inzwischen das Vieh übernommen und hütete es mit dem seinen zusammen.

Zuerst war dem Jungen die Zeit lang geworden. Er sehnte sich nach dem Wald und nach den lustigen Streichen der anderen, aber Fines Krankheit hatte ihn so betrübt, daß er ihr am liebsten die Sterne vom Himmel heruntergeholt hätte, und in einem zu sann er darüber nach, womit er ihr Freude bereiten könnte. Eines Tages brachte er ihr eine ganze Anzahl junger Rebhühner.

»Streichle die Vöglein, Fine, dann werden sie dir was schirpen, streichle sie doch.«

»Wie soll ich, womit denn,« stöhnte sie, den Kopf hochrichtend.

Und als er ihre Arme losgebunden hatte, nahm sie die zappelnden Vöglein in ihre steifen, kraftlosen Hände und drückte sie an ihre Augen und Wangen.

»Wie ihnen doch das Herz klopft, die fürchten sich, die Armen!«

»Ich hab' sie doch selbst aufgespürt, fortlaufen lassen will ich sie nun nicht wieder,« wehrte er sich; aber er ließ sie doch frei.

Und ein anderes Mal brachte er ein junges Häschen, und es an den Ohren festhaltend, setzte er es vor ihr aufs Federbett hin.

»Das arme Häschen! Der Mutter hat man dich weggenommen, ganz verlassen bist du nun,« flüsterte sie, es wie ein kleines Kindchen ans Herz drückend und es liebkosend und streichelnd; aber der Hase quäkte auf, als würde er umgebracht, entriß sich ihr und sprang auf den Flur, mitten in eine Hühnerschar, die mit lautem Gegacker auseinanderstob. Danach stürzte er über den im Flur schlafenden Waupa hinweg auf die Galerie und verschwand nach dem Garten zu; der Hund jagte ihm nach und hinterdrein Witek mit lautem Geschrei, wodurch ein solcher Lärm entstand, daß selbst Anna vom Hof angerannt kam. Fine aber lachte laut auf.

»Der Hund hat ihn doch nicht gefangen, was?« fragte sie danach etwas ängstlich.

»Jawohl, der hat nichts als seinen Spiegel zu sehen gekriegt, der ist gleich ins Kornfeld hineingesaust, und weg war er, der hat sich Beine gemacht! Quäl' dich nicht drum, Fine, ich bring' dir schon was anderes mit.«

Und er trug ihr zusammen, was er nur finden konnte: einmal eine Wachtel, die ganz goldgesprenkelt war, dann einen Igel, ein zahmes Eichhörnchen, das allerlei possierliche Sprünge in der Stube machte, dann junge Schwalben, die so kläglich aufpiepten, daß die Alten mit lautem Geschrei in die Stube einzubringen versuchten, und Fine ihm befahl, sie herauszusetzen. Und noch allerhand andere Dinge brachte er mit, ohne von den Birnen und Äpfeln zu reden, wovon er ihr so viel heranholte, wie sie nur irgend aufessen und vor den anderen verstecken konnte; aber all das machte ihr schon keinen Spaß mehr, und oft blickte sie darauf, als sähe sie es gar nicht einmal und wandte sich dann müde und unwillig weg.

»Ich will das nicht, bring' mir doch was anderes!« nörgelte sie; nicht einmal den Storch beachtete sie mehr, der in der Stube herumstelzte, seinen langen Schnabel in alle Töpfe hineinzustecken versuchte und vergeblich an der Tür dem Waupa auflauerte. Erst als Witek ihr eines Tages einen lebendigen jungen Eichelhäher brachte, taute sie etwas auf.

»Mein Jesus, ist der aber schön, gerade wie angemalt ist er!«

»Paß aber auf, daß er dich nicht in die Nase hackt, der ist bös wie ein Hund.«

»Sieh mal, selbst wegspringen tut er nicht, ist er denn zahm?«

»Ich hab' ihm die Flügel und die Beine zusammengebunden und ihm die Augen mit Pech verklebt.«

Sie spielten mit dem Vogel eine Zeitlang, aber er blieb reglos und traurig sitzen, wollte nicht fressen und starb zum allgemeinen Bedauern.

So gingen die Tage vorüber.

Draußen aber brannte die Sonne unausgesetzt, und je näher man der Erntezeit kam, um so mehr steigerte sich die Glut, so daß man es tagsüber kaum mehr im Feld aushalten konnte. Auch die Nächte brachten keine Kühle; sie waren schwül und dumpf, man konnte selbst nicht einmal in den Gärten vor Hitze schlafen. Geradezu eine Plage war das alles für das ganze Dorf: das Gras war von der Sonne versengt, so daß das Vieh hungrig von der Weide heimkehrte und in den Ställen nach Futter brüllte; die Kartoffeln sahen welk aus, sie hatten Knollen wie Haselnüsse angesetzt und entwickelten sich nicht weiter; der Hafer, der durch die Sonne gelitten hatte, wollte gar nicht wachsen; die Gerste war vorzeitig gelb geworden, und der Roggen fing schon an zu trocknen, ehe er reif zu werden begonnen hatte, von weitem sah man schon die tauben Ähren auf den Halmen fahl schimmern. Man sorgte sich darüber und verfolgte mit banger Erwartung Tag für Tag die untergehende Sonne, ob nicht bald ein Witterungswechsel käme, aber der Himmel blieb ständig wolkenlos und war von einer glasigweißlichen Glut überzogen, und die Sonne versank und wollte sich nicht durch das kleinste Wölkchen verdunkeln.

Manch einer kniete flehend vor den Heiligenbildern, doch nichts half: alles welkte und verdorrte, die Früchte fielen unreif von den Bäumen, die Brunnen trockneten aus, und selbst der Weiher hatte einen so niedrigen Wasserstand, daß die Sägemühle die Arbeit einstellen mußte, auch die Mühle lag still da; und so kam es denn endlich so weit, daß man im ganzen Dorf zu sammeln begann, um eine Messe mit Ausstellung des heiligen Sakraments abhalten zu lassen, zu der alles was leibte und lebte, erschienen war.

Sie beteten so heiß und so aus ganzem Herzen, daß selbst ein Stein sich ihrer hätte erbarmen müssen.

Und es war als hatte der Herr Jesus seinem Mitleid freien Lauf gelassen, denn obgleich es am nächsten Tage so heiß, drückend und stickig geworden war, daß die Vögel matt niederfielen, die Kühe auf der Weide kläglich brüllten, die Pferde nicht aus den Ställen hinaus wollten und die Menschen bis zum äußersten ermattet, ganz entkräftet in den schwülen Gärten nach Schatten suchten und sich nicht einmal getrauten, auf die Straße hinauszutreten, so verdunkelte sich doch kurz vor Mittag, als alles Lebendige schon nahe daran war, in dieser weißlichen flimmernden Glut den letzten Atem auszuhauchen, die Sonne und wurde plötzlich so trüb, als hätte jemand Asche über sie gestreut. Bald darauf fing es an, hoch in den Lüften zu rauschen, als käme eine Schar riesiger Vögel geflogen, und blauaufgequollene Wolken zogen sich von allen Seiten zusammen, um sich immer tiefer und bedrohlicher zu senken.

Eine Angst überkam die Kreatur, alles verstummte und blieb einen Augenblick in regloser Erwartung.

Ferner Donner begann zu grollen, ein kurzer Windstoß fuhr auf, von den Wegen erhoben sich Staubwolken, und die Sonne zerrann wie ein Eigelb im Sand; der Himmel verdunkelte sich plötzlich, und Schwärme von Blitzen zuckten drüber hin, als hätte jemand feurige Schnüre durch die Luft geschwenkt; der erste Blitz schlug so nahe ein, daß die Leute aus den Häusern herausgelaufen kamen.

Auf einmal war alles bis zum Grund aufgewühlt, die Sonne erlosch ganz, und es entstand ein solches Chaos, ein solches Unwetter fing an zu toben, daß man in den zusammengeballten Dunkelheiten nur die niedersausenden Blitze wie Ströme blendenden Lichts sah, nur das Rollen des Donners, das Rauschen des Regens, das Aufstöhnen des Windes und das Ächzen der Bäume hörte.

Die Blitze gingen jetzt so dicht nieder, daß man kaum die Augen aufzutun wagte, und die Regengüsse waren so reichlich, daß man die Welt nicht sehen konnte. Seitlich aber zogen Hagelschauer vorüber.

Das Gewitter dauerte etwa eine Stunde lang, so daß das Getreide sich niederlegte und ganze Bäche schaumigen Wassers über die Wege flossen; kaum aber hatte das Unwetter auf einen Augenblick nachgelassen und der Himmel sich aufzuklären begonnen, als es wieder zu donnern anfing, wie wenn Hunderte von Wagen über hart gefrorene Erde rollten, und der Regen begann wie aus Kannen zu gießen.

Mit Angst sahen die Leute hinaus; hier und da hatte man schon vor dem Muttergottesbild die Lämpchen angezündet und sang das alte Lied: »Unter deinen Schutz«, andere wieder hatten die Heiligenbilder auf die Mauerbänke hinausgetragen zum Schutz gegen die drohende Gefahr, aber glücklicherweise zog das Gewitter vorüber, ohne größeren Schaden angerichtet zu haben. Erst als es sich fast ganz beruhigt hatte und der Regen nur noch ganz fein niederrieselte, fuhr aus dem über dem Dorf hängenden Wolkenrand ein letzter Blitz mitten auf die Scheune des Schulzen nieder.

Flammen und Rauch brachen hervor, und in einem Nu hatte die ganze Scheune Feuer gefangen. Ein ängstliches Geschrei erhob sich im Dorf, und alles was lebte, rannte nach der Brandstätte; doch es war ans Retten nicht zu denken, die Scheune brannte lichterloh wie ein Haufen aufeinander gestapelter Kienspäne. Darum schützten Antek, Mathias und die vielen anderen nur die umliegenden Gebäude und hauptsächlich Kosiols Haus; zum Glück war genug Wasser vorhanden, und man fing obendrein noch an, die bereits rauchenden Dächer mit Schlamm von der Straße zu bewerfen, denn die Funken regneten dicht auf die benachbarten Gehöfte.

Der Schulze war nicht zu Hause, er war schon am Morgen nach dem Gemeindeamt gefahren, die Schulzin aber rannte wie eine gackernde Henne um das Feuer herum und lamentierte furchtbar; als die Gefahr vorüber war und die Leute schon auseinanderzugehen begannen, schob sich die Kosiol an die Schulzin heran, stemmte die Fäuste in die Hüften und legte höhnisch los:

»Siehst du, der Herr Jesus hat dich 'rumgekriegt, Frau Schulzin, jawohl! Das ist für das Unrecht, das du mir getan hast!«

Und es wäre sicher zu einer Schlägerei gekommen, denn die Schulzin sprang mit den Krallen auf sie zu, wenn es nicht Antek mit vieler Mühe gelungen wäre, sie auseinanderzuhalten; er hatte die Kosiol so angeschrien, daß sie sich wie ein getretener Hund nach ihrem Haus zurückzog und nur noch etwas vor sich hinknurrte:

»Bläh' dich auf, Frau Schulzin, bläh' du dich, ich werd' mir schon das Unrecht, das ihr mir getan habt, mit Prozenten wieder herausschlagen.«

Aber niemand hörte auf sie. Die Scheune brannte gänzlich nieder, die noch rauchenden Trümmer hatte man mit Schlamm beworfen, und die Leute zogen sich langsam nach ihren Behausungen zurück. Es blieb nur die Schulzin an der Brandstätte zurück und klagte bei Antek über ihr Unglück; er hörte zu solange er konnte, schließlich aber machte er eine gelangweilte Handbewegung und ging auch davon.

Das Gewitter hatte sich über die Felder hin verzogen, die Sonne zeigte sich wieder, am blauen Himmel segelten Scharen weißer Wolken dahin und die Vögel stimmten wieder ihr Singen an; die Luft war frisch und kühl geworden, und die Leute gingen hinaus, um das Regenwasser abzulassen und die Löcher zu ebnen, die die Wassermassen aufgerissen hatten.

Antek stieß fast vor seinem Haus ganz unerwartet auf Jagna. Sie kam mit einem Korb und einer Hacke des Wegs daher; er beeilte sich, sie zu grüßen, aber sie sah ihn mit Wolfsaugen an und ging vorüber, ohne ein Wort zu erwidern.

»Sieh bloß, was die hier stolz tut!« knurrte er aufgebracht; und als er plötzlich Fine im Heckenweg bemerkte, fuhr er sie an, daß sie in der Nässe herumlaufe.

Fine war jetzt so weit in der Besserung, daß sie ganze Tage lang im Garten liegen konnte; die Pocken waren schon ziemlich geheilt und eingetrocknet, ohne daß irgendwelche Spuren nachgeblieben wären. Die Gusche schmierte sie aber immer noch im geheimen mit ihrer Salbe, obgleich Anna über den großen Verbrauch von Butter und Eiern ein ärgerliches Gesicht machte.

So lag sie denn, allmählich wieder zu sich kommend, ganze Tage lang allein; der Witek war zu seinen Kühen zurückgekehrt, und nur selten kam eine der Freundinnen auf ein kurzes Gespräch herübergelaufen. Auch der Rochus setzte sich zuweilen auf einen Augenblick zu ihr, oder die alte Agathe kam und erzählte ihr immer wieder ein und dasselbe: daß sie nun ganz gewiß zur Erntezeit hofbäuerlich bei den Klembs in der Stube sterben würde. Hauptsächlich leistete ihr aber Waupa Gesellschaft, der nicht einen Augenblick von ihr wich; außerdem der Storch, der auf jeden Ruf herbeigelaufen kam, und die Vögel, die zusammenflogen, um die ihnen hingestreuten Brotkrumen aufzupicken.

Eines Tages, als niemand im Haus war, sah Jaguscha bei ihr ein und brachte ihr eine ganze Handvoll Karamelbonbons; doch ehe sich Fine bei ihr bedanken konnte, erklang irgendwo in der Nähe Annas Stimme, so daß Jagna aufsprang und davonrannte.

»Laß es dir gut schmecken,« rief sie ihr noch über die Hecke hinweg zu und war auch schon verschwunden.

Sie schlug den Weg nach Schymeks Haus ein, und es war, als trüge sie etwas unter dem Mieder.

Sie fand Nastuscha vor einer Kuh sitzend, die aus einem Zuber bedächtig ihren Drank schlürfte, während Schymek laut und vergnügt vor sich hinpfeifend, mit dem Bauen eines Schuppens beschäftigt war.

»Habt ihr denn schon eine Kuh?« fragte sie ganz verwundert.

»Das haben wir! Ist die nicht fein?« meinte Nastuscha voll Stolz.

»Feine Kuh, muß wohl eine herrschaftliche sein, wann habt ihr sie denn gekauft?«

»Unsere Kuh ist das schon, aber gekauft haben wir sie nicht! Wenn ich dir das alles erzählen werde, dann wirst du dich an den Kopf fassen und es nicht glauben wollen! Gestern war es, da hör' ich plötzlich, wie sich etwas an der Hausecke scheuert, die ganze Hütte hat davon gebebt; ich denk' so bei mir, die treiben das Vieh auf die Weide und irgendein Schwein kratzt sich da am Haus den Schmutz ab. Da hab' ich mich denn wieder hingelegt, und noch bin ich nicht eingeschlafen, da brüllt etwas ganz leise. Ich geh' hinaus, und da haben sie denn eine Kuh an den Türpfosten gebunden, einen Arm voll Klee hat sie da zum Fressen vor sich und dabei die Euter ganz voll Milch, und streckt immer das Maul nach mir hin. Ich reib' mir die Augen, denn es war mir, als träumte mir noch; aber nein, da steht wirklich eine Kuh und leckt mich über die Hand. Ich denk' natürlich, die ist von der Herde abgeirrt, und der Schymek sagt auch, die werden sie hier abholen! Es kam mir nur ganz komisch vor, daß sie doch angebunden war. Die kann sich ja nicht selbst festbinden, denk' ich. Aber Mittag ist schon vorüber, und immer noch holt sie keiner ab, da hab' ich sie denn gemelkt, damit sie die Milch los war, denn die lief ihr schon aus den Eutern weg. Es wird Abend, und es wird Nacht, und immer holen sie die Kuh noch nicht ab. Zuletzt bin ich denn ins Dorf gegangen und hab' auch den Kuhhirten vom Gutshof gefragt, keiner weiß, daß irgendwo 'ne Kuh fehlt. Der alte Klemb meinte, daß das wohl irgendein Diebsstreich wäre und daß man sie lieber nach dem Gemeindeamt bringen sollte. Natürlich tat mir das leid, aber da war ja nun nichts anderes zu tun; und um die Mittagszeit kommt auf einmal Rochus an und sagt zu mir:

»Weil du immer eine Gute gewesen bist und es brauchst, hat dir der Herr Jesus jetzt eine Kuh geschenkt.«

»Jawohl, die Kühe fallen einem vielleicht vom Himmel herunter, das glaubt ja nicht einmal ein Dummer.«

Da fängt er an zu lachen und sagt im Weggehen:

»Die Kuh gehört euch schon, habt keine Angst, die wird euch niemand wegnehmen!«

Da hab' ich denn gedacht, daß die von ihm ist und bin ihm zu Füßen gefallen, um ihm zu danken, aber er hat es nicht zugelassen.

»Und wenn ihr dem Herrn Jacek über den Weg lauft,« sagt er und lacht, »dann dankt ihm ja nicht für die Kuh, sonst wird er euch mit dem Stock eins überlangen, er mag das nicht, wenn man ihm dankt!«

»Dann hat wohl der Herr Jacek euch die Kuh geschenkt?«

»Versteht sich, wo sollte sich ein anderer finden, der so gut für das arme Volk ist!«

»Das ist wahr, er hat doch dem Stacho Bauholz für sein Haus gegeben und hilft so vielen!«

»Geradezu ein Heiliger, jeden Tag bet' ich für ihn.«

»Wenn dir nur nicht einer das Vieh wegnimmt.«

»Was, die Kuh sollten sie mir wegstehlen! Wer das täte, Jesus, dem würd' ich die Augen auskratzen, bis ans Ende der Welt würde ich ihm nachlaufen! Der Herr Jesus wird es nicht zulassen, daß uns solches Unrecht geschieht! Da will ich sie lieber in die Stube für die Nacht bringen, solange Schymek nicht einen Stall zurechtgemacht hat. Dem Jaschek sein Krutschek wird auch achtgeben! Mein einziger Trost, du meine Gute!« murmelte sie, die Arme um den Hals der Kuh schlingend und sie immer wieder aufs Maul küssend, so daß diese aufächzte und der Hund freudig zu bellen begann; die Hühner aber gackerten erschrocken auf, und Schymek pfiff immer lauter vor sich hin.

»Daraus sieht man, daß euch der Herr Jesus seinen Segen gibt,« seufzte Jaguscha, mit einem stillen Groll die beiden etwas aufmerksamer betrachtend. Sie schienen ihr ganz ausgewechselt; besonders über Schymek wunderte sie sich sehr. Sie kannte ihn doch, denn er war sonst immer so ein Dummer gewesen, als hätte er nicht bis drei zählen können; im Haus war er einer gewesen, den man herumstoßen konnte wie man wollte, und jetzt schien er ihr ganz anders, wie ihm da alles geschickt von der Hand ging, wie er sich zu benehmen wußte und wie ein ganz Kluger redete.

»Welches ist denn euer Feld?« fragte sie nach längerem Überlegen.

Nastuscha führte sie herum und zeigte, wo alles gesät werden sollte.

»Und woher bekommt ihr denn das Saatkorn?«

»Der Schymek hat gesagt, daß es da sein wird; da wird es auch da sein, der sagt nie was umsonst.«

»Der kommt mir gar nicht mehr wie mein Bruder vor.«

»Und wie der gut ist und so klug und arbeitsam! Einen zweiten solchen gibt es gar nicht wieder in der Welt,« vertraute sie Jagna freudig an.

»Versteht sich!« bejahte diese mit einem Anflug von Traurigkeit. »Und wem gehört denn das Feld da mit der neuen Abmarkung?«

»Das ist dem Antek Boryna seins! Aber bearbeiten tun sie es noch nicht, sie warten erst auf die Teilung.«

»Das muß gewiß eine halbe Hufe sein! Die sind nicht schlecht dran.«

»Der Herr Jesus möge ihnen noch zehnmal mehr geben, der Antek hat sich doch beim Gutsherrn für unser Land verbürgt und hat uns in manchem geholfen.«

»Antek hat sich für den Schymek verwandt?« Sie blieb vor Staunen stehen.

»Anna ist auch nicht schlecht, die hat mir eine junge Sau geschickt; jetzt ist es ja noch 'n Ferkel, aber man wird schon seine Freude daran haben, denn es ist aus einer Sorte, die gut wirft.«

»Ist nicht möglich! Die Anna hat dir eine Sau geschickt? Das kann ich gar nicht glauben!«

Sie kehrten vors Haus zurück, und Jaguscha steckte ihr zehn Rubel in die Hand, die sie aus ihrem Tuch herausgeknotet hatte.

»Nimm du die paar Groschen, eher konnte ich sie dir nicht geben, denn der Jude hatte noch nichts für die Gänse bezahlt.«

Sie dankten ihr herzlich; sie aber sagte noch, während sie schon im Begriff war wegzugehen:

»Wartet nur, wenn die Mutter sich erst wieder beruhig hat, dann wird sie euch schon manches zukommen lassen.«

»Ich brauch' nichts von ihr, laß sie sich mit dem Unrecht, das sie mir angetan hat, den Sarg auspolstern!« brauste Schymek mit einer solchen Verbissenheit auf, daß sie sich, ohne weiter ein Wort zu sagen, entfernte.

Sie kehrte ganz gedankenvoll nach Hause; ihr war ganz seltsam traurig und sehnsüchtig zumute.

»Und was bin ich denn! Nichts weiter als ein vertrockneter Zweig, den niemand mehr ansieht.« Sie seufzte auf im Gefühl ihrer Verlassenheit.

Unterwegs traf sie Mathias, der zu seiner Schwester ging; als er sie aber sah, kehrte er mit ihr um und hörte aufmerksam zu, was sie von Schymek und von Nastuscha erzählte.

»Nicht jedem geht es so gut,« sagte er finster.

Ihr Gespräch wollte nicht recht in Gang kommen; er seufzte aus irgendeinem Grunde vor sich hin und kratzte sich sorgenvoll den Kopf, und Jaguscha starrte auf Lipce, das ganz in Abendgluten versunken vor ihr lag.

»Hei, das ist schon wahr, in der Welt ist wenig Platz für unsereinen,« redete er halb zu sich selbst.

Sie blickte ihm fragend in die Augen.

»Was fehlt dir denn? Du machst eine Fratze, als ob man dir Essig zu trinken gegeben hätte.«

Er begann zu klagen, wie ihm das Leben, das Dorf und alles schon so zuwider wäre und daß er sicherlich bald in die Welt gehen würde, und zwar so weit weg, wie seine Augen nur sehen könnten.

»Dann verheirate dich, da hast du dann doch gleich was anderes,« scherzte sie.

»Wenn mich die nur nehmen wollte, die ich will!« Er sah ihr ungestüm in die Augen, doch sie wandte den Kopf ab und schien unwillig und etwas verstört zu sein.

»Frag' sie doch! Jede wird dich schon nehmen; da ist wohl manch eine, die lauert, ob die Brautbitter nicht bald kommen.«

»Und wenn sie nicht will, dann hab' ich die Schande und den Kummer davon.«

»Dann kannst du immer noch mit Schnaps zu einer anderen schicken.«

»Ich bin nicht so einer, ich weiß, welche ich will, da zieht es mich auch nicht zu einer anderen.«

»Dem Mannsvolk ist jede gleich, und bei jeder möchte es sich was herausnehmen.«

Er verteidigte sich nicht, kam aber von einer anderen Seite her darauf zurück.

»Weißt du eigentlich, Jagusch, daß die Burschen nur darauf warten, um mit Schnaps zu dir zu schicken.«

»Können sie allein austrinken, ich will nicht!« sagte sie mit solchem Nachdruck, daß er ganz erstaunt stehenblieb. Sie hatte ihm offen gesagt, was sie dachte, denn keiner schien ihr besser als der andere, nur der Jascho, aber der ...

Sie seufzte schwer auf und gab sich willig den Erinnerungen an ihn hin, so daß Mathias, der keine Antwort von ihr bekommen konnte, nach seiner Schwester umkehrte.

Sie aber dachte, mit ängstlichen Augen in die Ferne schweifend:

»Was mag er denn jetzt wohl machen?«

Sie versuchte, sich loszureißen, denn irgend jemand hatte sie unerwartet umfaßt und preßte sie an sich.

»Jetzt läufst du mir nicht weg,« flüsterte ihr der Schulze, der sie eingeholt hatte, ins Ohr.

Zornig befreite sie sich aus seiner Umarmung:

»Wenn ihr mich noch einmal anrührt, dann kratz' ich euch gleich die Augen aus und werde einen solchen Lärm machen, daß das ganze Dorf zusammenläuft.«

»Sei doch still, Jagusch, ich hab' dir doch was mitgebracht,« und er versuchte ihr ein paar Korallenschnüre in die Hand zu drücken.

»Steckt sie euch hin, wo ihr wollt! Eure Geschenke sind mir gerade so viel wert wie ein zerbrochener Stecken!«

»Aber, Jaguscha, wie du nur bist!« stotterte er ganz verwundert.

»Ach was, ein Schwein seid ihr! Und das will ich euch sagen, ihr wagt mir nicht, euch an mich zu hängen!«

Sie lief ihm wütend davon und kam wie ein Gewittersturm in die Stube gefegt. Die Mutter schälte Kartoffeln, und Jendschych melkte die Kühe im Heckenweg; sie machte sich rasch an die abendlichen Besorgungen, doch sie bebte dabei vor verhaltener Wut; sie konnte sich nicht beruhigen, und kaum, daß es dunkel geworden war, lief sie wieder hinaus.

»Ich seh' bei den Organistenleuten ein,« sagte sie im Weggehen zur Mutter.

Sie ging da jetzt oft hin und tat der Organistin, was sie nur konnte, zu Gefallen, um hin und wieder ein Wort über Jascho aufzuschnappen.

Bald tauchten denn auch aus der Dunkelheit die erleuchteten Fenster von Jaschos Stube auf, in der jetzt Michael unter der Hängelampe saß und schrieb, die Organistenleute aber hatten es sich vor ihrem Hause in der Kühle des Abends bequem gemacht.

»Der Jascho kommt morgen nachmittag.« Mit dieser Neuigkeit begrüßte die Organistin sie. Fast wäre sie vor Schreck umgefallen: die Füße versagten ihr den Dienst, ihr Herz begann zu pochen, daß ihr der Atem stockte, sie wurde plötzlich feuerrot, und ein Beben überkam sie; und nachdem sie eine Weile bei ihnen geblieben war, damit man ihr nichts anmerken sollte, rannte sie davon, als jagte jemand hinter ihr drein, und lief dann über den Pappelweg auf den Wald zu ...

»Mein lieber Jesus!« jauchzte sie voll Dankbarkeit, breitete die Arme aus, und Tränen kamen ihr aus den Augen; es war in ihr ein solches Singen, daß sie die Lust ankam, zu lachen und aufzuschreien, irgendwohin auf und davon zu rennen, und die Bäume zu umarmen, und sich an die Felder zu schmiegen, die schlafend im Mondglast lagen.

»Der Jascho kommt, der Jascho wird kommen!« murmelte sie ab und zu, und riß sich empor, wie ein auffliegender Vogel und rannte, von der Macht ihrer Sehnsucht und Erwartungen getrieben, als wollte sie ihrem Schicksal und ihrem unaussprechlichen Glück entgegenlaufen.

Es war schon spät am Abend, als sie endlich wieder zurückkam. Die Häuser waren schon dunkel, nur auf dem Borynahof, wo viel Volk beisammen war, leuchteten noch die Fenster. Sie wandte sich ihrem Hause zu, um von Jaschos Wiederkehr zu träumen und auf jenes ersehnte Morgen zu warten.

Aber vergeblich drehte sie sich auf ihrem Lager hin und her, und als sie hörte, daß ihre Mutter tief eingeschlafen war, erhob sie sich ganz leise, und in ihre Schürze gehüllt, setzte sie sich vors Haus, um auf das Kommen des Schlafes und auf das Morgengrauen zu warten.

Bei den Borynas, jenseits des Weihers, war immer noch die eine Seite erleuchtet, und hin und wieder konnte man von dort gedämpftes Stimmengewirr hören.

Sie starrte vor sich hin auf die zitternden Lichtspiegelungen im Wasser, bald hatte sie aber alles vergessen und versank in gestaltloses, ungewisses Sinnen, das sie wie Spinnwebe umsponnen hatte und sie mit einem Male in einen stillen Abend, voll glühenden Lichts versetzte, in eine weite Welt voll ungestillter Sehnsucht.

Der Mond war schon untergegangen, und fahles Dämmerlicht umhüllte das Land; hoch am Himmel flimmerten die Sterne, nur hin und wieder stürzte plötzlich einer mit einer solchen Geschwindigkeit herab und verlor sich irgendwo in so grausige Weiten, daß es einem den Atem benahm und ein Schauer über die Glieder rann; manchmal strich ein warmer leichter Hauch liebkosend über sie hin, als wäre es die leise Berührung einer zärtlichen Hand, oder es stieg von den Feldern ein so schwüler duftender Brodem, der sie ganz umfing, daß sie sich aufreckte und ihre Arme ausbreitete. Sie saß in Gedanken versunken und ganz dem Gefühl einer unaussprechlichen Süße hingegeben und war wie eine Knospe, die sich auftun möchte; die Nacht schlich leise und behutsam an ihr vorüber, als wollte sie das Menschenglück nicht verscheuchen.

Bei den Borynas war immer noch Licht, Witek stand eifrig Posten auf der Dorfstraße und paßte auf, daß nicht ein Ungebetener horchen sollte; man war zu einer heimlichen freundschaftlichen Beratung vor der morgigen Versammlung im Gemeindeamt zusammengekommen, zu der der Schulze alle Bauern aus Lipce geladen hatte.

In der Stube, in der sie sich versammelt hatten, war es dämmerig; ein Lichtstumpf glimmte am Rauchfang, so daß man nur einzelne Köpfe aus dem Dunkel hervortauchen sah; es mochten wohl an die zwanzig Mann zusammengekommen sein, alle diejenigen, die zu Antek und Gschela hielten.

Rochus, der irgendwo ganz im Schatten saß, erklärte ihnen lang und breit, was daraus für das Dorf entstehen könnte, wenn sie sich mit dem Bau der Schule in Lipce einverstanden erklären würden; und danach schärfte Gschela einem jeden einzeln ein, wie er zu stimmen hatte und was er dem Natschalnik sagen müßte.

Bis tief in die Nacht berieten sie sich dort, denn es ging nicht ohne Zank und Widerreden ab; schließlich aber einigten sie sich doch und gingen noch vor Morgengrauen rasch auseinander, denn am nächsten Tag mußte man schon früh aufbrechen.

Jaguscha aber saß immer noch auf der Mauerbank ganz in Nachsinnen versunken und unempfindlich gegen alles, hin und wieder nur flüsterten ihre heißen Lippen wie in einem endlosen Gebet die Worte:

»Er wird kommen, er wird kommen!«

Und willenlos saß sie da, diesem Morgen entgegenschauend, als wollte sie erspähen, was für sie dieser Tag, der schon über der Erde graute, bringen würde, und gab sich voll banger Freude dem Unbekannten hin, das da kommen sollte.


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