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Wenn ich nicht von ihrer Ergebenheit an unsere Religion so vollkommen überzeugt wäre, als ich bin, so würde ich mich von dem Verdacht, Sie lägen mit dem Verfasser der mancherley den Mönchen zu Leib gehenden Briefe unter einer Decke, kaum losreissen können. Das hätte ich bei Ihnen nicht gesucht. Ich sehe schon, wenn es auf Sie ankäme, so wären nicht nur die Bettelmönche, sondern alles, was Ordensgeistliche heißt, bereits getödtet, zu Grab getragen und in die Verwesung gegangen. Aus den Ruinen der Klöster wären schon Zuchthäuser, Schulen, Casernen, u. s. w. emporgestiegen; und wie die Religion, die Gottesfurcht, die Ausbreitung unsers heiligen Glaubens dabey zurecht käme, dafür ließen Sie sorgen, wer dafür sorgen wollte. Nur die Mönche abschlachten, dann ist alles gut. – Wie man sich doch durch Schriften, an denen der Ausdruck das Beste ist, und die ausser dem verführerischen Gewand wenig oder gar nichts gründliches enthalten, so leicht aus dem Geleis der Wahrheit, die uns über alles seyn sollte, bringen lassen kann! Ich habe in Rücksicht auf die Schreibart, die in diesen Briefen, besonders in denen über das Mönchswesen, herrscht, noch etwas auf dem Herzen, das ich Ihnen offenherzig sagen muß, und gewiß bin, daß Sie mir Recht geben werden. Flüche und Schwüre, Mißbrauch der H. Bibel, obscöne Auftritte, lese ich überall ungern. Und dergleichen ist dort sehr reichlich aufgetischt. Das ist nicht die Sprache wohlerzogener Leute. Diese Schriften kommen auch jungen Leuten in die Hände. Wissen Sie nicht, wie es im Evangelio heißt: Wehe der Welt um der Aergernisse willen! Ich möchte in der That die Verantwortung mit jenem Schriftsteller nicht theilen. Die Zeiten sind vorbey, da man, um die Irrgläubigen zu widerlegen, schreiben durfte, wie würklich ein Jesuit geschrieben hat: !Es müssen wohl mehr, als 2 Sacramente seyn, kein Landsknecht fluche ja bey weniger, als bey 100. Ich will Ihnen das Buch schicken, wenn sie mir nicht auf mein Wort glauben wollen. Mißbrauch der H. Bibel – Wenn es unsern Laien aus Ehrfurcht vor dieselbe verboten ist, sie zu lesen, und aus Beysorge, sie möchten um vieler darinn vorkommenden Dunkelheiten willen in der Einfalt ihres Glaubens irre gemacht werden; wenn die Kirche sie für ein göttliches Buch hält, warum hält man sich für erlaubt, mit ihren Worten und Redensarten zu spotten? Wenden Sie mir nicht ein, der Laie wisse ja nicht, daß diese und jene Redensarten aus der Bibel genommen seyen, er könne sich also nicht daran ärgern. Darauf ist bald geantwortet. Eben dergleichen Stellen werden auf der Kanzel angeführt, wie ich Ihnen beweisen wollte; Geistliche lesen doch die Bibel, und diese können sich ärgern; und denn macht es bey unsern Glaubensgegnern keine Ehre, mit einem Buch so umzugehen, das wir beyde für das Wort Gottes halten. Endlich obscöne Auftritte – Ja, diese sind gar nicht sparsam angebracht. Die Malerey mit dem P. Fulgentius, (Briefe über das Mönchswesen, II Band, S 186. 187)Neunzehnter Brief. ist so naiv, daß man sich fast schämen muß, es nur zu lesen. Ich mag andere Floskeln z. E. von der hübschen, vollen Pfarrmagd, nicht anführen. Wenn sie nicht heucheln wollen, so müssen Sie hier auf meiner Seite seyn. Sehen sie nun die schönen Früchte von dem immer mehr unter unsern Religionsverwandten Mode werdenden Lesen der Schriften der Lutheraner, die von solchen Schönheiten vollgepfropft sind? Es gehört zum bon ton bey jenen Schöngeistern, auf jedem Blatt ein halb Duzend Flüche unterzubringen, wo es nicht darauf ankommt, wem man sie in den Mund legt, dem Major, oder dem Dechanten. Unter dem Vorwand, lasterhaften Geistlichen die Larve abzuziehen und sie zu bessern, machen die Protestanten ihre eigenen Prediger lächerlich, und hoffen, durch diese Künste der Religion selbst tödtliche Streiche beyzubringen. Lesen Sie den Nothanker: – ich habe ihn zwar nicht gelesen, sondern mir nur daraus erzählen lassen. Das muß ein Buch seyn, aus dem sich der Verfasser der neuesten Briefe über das Mönchswesen, ziemlich wahrscheinlich gebildet hat. Wo wird es noch hinkommen, wenn die Unsern bey den Lutheranern in die Schule gehen? Pfui Schande – Was die obscoena betrift, wovon ich oben schon gesprochen habe, so bitte ich Sie um alles in der Welt, sagen Sie mir, ob das Einschiebsel in den II Band der Briefe über das Mönchswesen, S. 210 ff.Zwanzigster Brief nicht recht muthwillig und ärgerlich ist? Und die Schlußfolge daraus – Wenn der Herr Blanchet, Pfarrer von Cours, in Frankreich, ein geiler Bock war, und aus Geilheit sich in eine solche Krankheit stürzte, folgt es denn, daß alle, die das Gelübd der Keuschheit thun, gethan haben, und noch bis ans Ende der Tage thun werden, eben dieses seltsame Schicksal haben müßten? Doch davon will ich jetzt nicht sagen. Die Briefe über den Cölibat der Geistlichen sollen ein andersmal vorkommen. Ich ärgere mich nur über die Vorrede zu dieser Krankheitsgeschichte des Herrn Blanchets. »Jedem katholischen Geistlichen, heißt es, muß sie interessant seyn.« Ja freylich – So interessant, daß manchem, der gern und willig und leicht, ewig keusch geblieben wäre, nun einfällt, das seye nicht möglich; daß er nun auf Abentheuer ausgeht, seine Phantasie mit unkeuschen Bildern weidet, und erst, weil ihm der Kopf durch die erbauliche Blanchetische Begebenheit warm geworden ist, in Gefahr kommt, auch krank zu werden. Ich habe Ihnen vermuthlich schon zu viel gesagt, so viel, daß Sie mich für einen abgesagten Feind alles dessen, was nur von ferne mit dem alten Herkommen streitet, halten werden. Ehe ich Ihnen wieder schreibe, will ich hören, was Sie zu diesen meinen piis desideriisZwanzigster Brief sagen.
Leben sie wohl. Ich bin etc.