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Aphrodite lächelt. – – – Freut sie sich über ihr säulengetragenes Haus, oder lächelt sie dem kraftvollen Jüngling zu, der zu ihren Füßen steht und sie ernst und sinnend betrachtet? – Das säulengetragene Haus ist ihr heiliger Tempel, worin sie diesen Tag eingezogen ist – Kranzgewinde mit blühenden Rosen heißen sie willkommen – und jener ernste, sinnende Jüngling ist der Meister, der sie mit aller Tiefe und Inbrunst seiner schönheitstrunkenen Seele geschaut und mit seiner Hand aus blendendweißem Marmor herausgebildet hat.
Aphrodite lächelt. Doch siehe, sie lächelt nicht mit irdischem Lächeln – sie ist kein sterbliches Weib, sie lächelt freudig, glückverheißend, und dennoch paart sich all ihre nackte Schönheit, all ihr Liebreiz mit der Hoheit der Olympier: Aphrodite ward Göttin. Das fühlt auch der junge Meister, und er vergißt, was er getan hat; leise beugt er sein Knie, langsam senkt er sein Haupt, und der Schauer des Ewigen, Unendlichen zieht durch seine Seele. Er betet ohne Worte, und dann steht er auf und geht.
Aphrodite lächelt. Hunderte von Jahren schreiten an ihr vorüber, und jeden Tag in allen diesen Jahren pilgern schönheitstrunkene Menschen zu ihrem Tempel, und kamen sie mit bedrücktem Herzen – ihr Herz wird leichter; kamen sie mit trüben Augen – sie werden reiner unter den Strahlen der sieghaften Schönheit, und kamen sie mit erregten Sinnen – die wilden Wogen werden still unter dem lächelnden, ruhevollen Blick der Göttin.
Aphrodite lächelt – sie lächelt auch dann noch, als ihr Haus verödet. Aber endlich kommt ein Tag – lächle nicht mehr, strahlende Göttin! – da bricht aufgepeitschtes Gesindel in den prangenden Tempel ein, voran Mönche in härenen Kutten, Mönche mit bleichem Gesicht und glühenden Augen. Sie kommen aus der Wüste, Christus ist ihr Feldgeschrei. – »Nieder mit der Heidendirne! Weg mit der Göttin der Lust!« Hämmer und Beile werden geschwungen – Aphrodite lächelt, und ihr reiner, weißer Marmorleib erstrahlt in überirdischem Glanze. Da sinken die drohend erhobenen Arme, und einen Augenblick wird es still in dem bang erschauerndem Raume. Lächelnde Göttin, wirst du siegen? Aber da ruft der Führer der Rotte: »Sie ist nicht wert, durch unsere Hände in Trümmer zu fallen! Die heilige Jungfrau will sie nicht mehr sehen – in die Erde mit ihr! Sie soll begraben werden.«
Die alten Götter stürzen. Tief ist das Grab, das man der verhaßten Schönheit gräbt. Aber noch einmal leuchtet es von unten auf, weiß und rein, und grüßt die Sonne, die kein Finsterling begraben kann. Auch jetzt noch lächelt Aphrodite – kann man das, was unsterblich ist, unter schwarzer Erde ersticken? Scholle auf Scholle saust hinab – Aphrodite lächelt nicht mehr. – – Die Welt hallt wider von Sündenangst und Seelenqual, und Schönheit wird zum Höllenfluch.
Aphrodite schläft. – Mürrisch und träg schreitet ein Jahrtausend über ihr Grab dahin, und auf der Menschheit lastet finsterer Schatten. Aber es bleibt eine leise Sage lebendig von der lächelnden Göttin, die tief dort unten ruht, und die Sehnsucht geht tastend um. »Hätt' ich den Schleier weg vom Auge, daß ich sehen könnte, wie schön die Sonne scheint,« sagt die Sehnsucht, und siehe! sie setzt den Spaten an und dringt forschend in die starren Decken ein, die den Glanz und die Größe der alten Götter verhüllen. Scholle auf Scholle kommt empor, es dehnt sich die Tiefe. Hoch oben bricht aus dunkelm Gewölk die siegende Sonne, und Heil! auch dort unten blitzt es auf, weiß und rein! Schürze dich, heilige Sehnsucht, und tanze den freudigen Tanz! Aphrodite lächelt.
Aphrodite lächelt! – – Wieder steht sie da in sieghafter Schönheit, leicht und doch erhaben. Wieder kommen sie in Scharen, schönheittrunkene Menschen, und wiederum macht sie die bedrückten Herzen leichter, die trüben Augen reiner und ruhiger die empörten Sinne. Es werden Menschen geboren, die es wagen, zu lächeln über Sündenpein und ewige Verdammnis; denn der Genius der Menschheit will nicht gemartert werden durch Narrheit und Torenwahn. Die alten Götter leben noch heute! Heilige Sehnsucht, tanze den freudigen Tanz! Aphrodite lächelt.
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