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Es zog ein Bursch die Straßen entlang und trieb einen Esel vor sich her, der war guter Dinge, und das hatte seinen Grund; denn er war jung und hatte nichts zu tragen.
Da harrte jemand am Wege, das war ein federleichter Gesell, der sah den Esel und sprach: »Komm, Eselein, komm und trag mich eine Weile, wenn's auch nur acht Jahre sind. Ich bin ein federleichter Gesell, ein Sänger bin ich, und mein Gepäck besteht aus lustigen Liedern und schönen Geschichten, und bunte Bilder hab' ich auch. Sag, willst du mich tragen?« Und weil der Esel eben ein Esel war, war er's zufrieden, und der Sänger stieg auf.
Da ging der Weg durch grüne Auen; Lerchen sangen in der Lust, silberne Bächlein tanzten den Weg entlang, und obgleich der Esel jetzt zu tragen hatte, schritt er dennoch leicht dahin; denn der Takt munterer Lieder beflügelte seinen Fuß. Doch das dauerte nicht lange; da stand abermals einer am Wege, das war ein sehr nützlicher Gesell, der sah auch den Esel und sprach: »Komm, Eselein, komm und trag mich eine Weile, wenn's auch nur acht Jahre sind. Ich bin ein sehr nützlicher Gesell, ein Kaufmann bin ich. Ich habe gar kein schweres Gepäck, ein Schreibtäfelchen nur und ein paar Blätter, darauf stehen Buchstaben und Zahlen und was sonst noch gut zu wissen ist. Willst du mich tragen?« Und weil der Esel ein Esel war, nahm er auch den Kaufmann auf seinen Rücken.
Nun ging der Weg durch eine große Stadt, da gab es vielerlei zu sehen, aber der Esel trug nicht mehr so leicht als vorher. Zuletzt kamen sie an ein Schloß; davor stand ein erhabener Gesell, der sagte: »Komm, Eselein, komm und trag mich eine Weile, wenn's auch nur acht Jahre sind. Ich bin ein erhabener Gesell, ich bin der König. Doch bin ich leicht zu tragen; was ich in der Tasche habe, das sind nur meine sämtlichen Ahnen und das Bild meines Landes und der anderen Länder, die ich noch erobern werde. Willst du mich tragen?«
Da trat der Bursch dazwischen, der der Eseltreiber war, und er sprach: »Erlaubt, Herr König –«, aber der Esel, weil er ein Esel war, tat seinen Mund auf und sagte ja, und der König stieg auf. Da ging der Weg weiter durch das Reich des Königs und durch alle Länder der Welt; aber der Esel schleppte sich müde dahin, und hätt' er etwas anderes sagen können als ja, er würde sicher geseufzt haben. Endlich kam er an einer Kirche vorbei, davor stand ein frommer Gesell, der sagte ganz freundlich: »Komm, Eselein, komm und trage mich eine Weile, und wenn es auch nur acht Jährlein sind. Ich bin ein sehr frommer Gesell, ich bin der Herr Pfarrer, und Gepäck habe ich gar nicht, denn ich trage nur Katechismus und Spruchbuch bei mir, und das habe ich alles im Kopf.«
»Halt!« sagte da der Bursch, der den Esel trieb, »das wird aber wirklich zuviel für mein Tier!«
»Du hast überhaupt nicht den Mund zu öffnen,« antwortete jener sehr freundlich, und er streckte seine Hand aus und bannte den Burschen, daß er sich nicht regen und rühren konnte. Dann sprach er noch einmal: »Eselein, willst du mich tragen?« und weil der Esel wirklich ein ausgemachter Esel war, ließ er auch noch den Herrn Pfarrer aufhocken, ganz vorn, und er lenkte gleich von dort aus das Grautier und schickte den Treiber nach Hause.
Und siehe, da ging der Weg durch eine Wüste, darin waren keine Oasen, sondern nichts als Sand und schroffe Felsen und höchstens stacheliges Dornengestrüpp. Das gute Eselein schlich nur noch eben dahin; seine Beine zitterten, und die Zunge hing ihm zum Halse heraus. Da ward der federleichte Gesell voller Mitleid und sprach: »Ich glaube fast, wir werden dem armen Tierlein zu schwer.«
Aber der fromme Gesell erwiderte gar freundlich: »Wenn du das meinst, dann steige nur ab, du nimmst überhaupt reichlich viel Platz weg.«
Aber ehe der Sänger dazu kam, brach der Esel zusammen und verschied. Da standen nun die vier, die auf ihm gesessen hatten, und sie betrachteten ihn von allen Seiten, aber er jappte nicht einmal mehr und war mausetot. Da sagte der, der den Esel zuletzt bestiegen hatte: Merkwürdig, das muß von den anderen gekommen sein, denn ich bin doch wirklich federleicht.«
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