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Die diesem Werke zugrunde gelegten Original-Ausgaben sind: Mit Blitzlicht und Büchse. Beobachtungen und Erlebnisse in der Wildnis inmitten der Tierwelt von Äquatorial-Ostafrika. von C. G. Schillings. Vierter Abdruck (22. bis 25. Tausend). Gr. 8. 558 S. Mit 302 urkundtreu in Autotypie wiedergegebenen photographischen Original-Tag- und Nachtaufnahmen des Verfassers.
Der Zauber des Elelescho. Neue Beobachtungen und Erlebnisse in der Wildnis inmitten der Tierwelt von Äquatorial-Ostafrika. von C. G. Schillings. Gr. 8. 496 S. Mit 318 Abbildungen, meist photographischen Original-Tag- und Nachtaufnahmen des Verfassers, urkundtreu in Autotypie wiedergegeben.
Diese Bücher sind vorläufig (1920) vergriffen.
Das vorliegende Buch soll weitesten Kreisen und vor allem auch der Jugend – in deren Hände es unbedenklich gelegt werden kann – einen Hauch der Wildnis zutragen mitten in das Getriebe der hastenden technischen Zivilisation!
Der ersten Auflage von: »Mit Blitzlicht und Büchse« schrieb Prof. Ludwig Heck, der bekannte Leiter des Berliner Zoologischen Gartens vor rund fünfzehn Jahren ein Geleitwort. Seine freundlichen Voraussagungen haben sich erfüllt. Heute habe ich ihm dafür zu danken.
Es ist eine große Freude, auch im Ausland deutsche Auffassung von Naturbeobachtung und weidmännischer Jagd anerkannt zu sehen, so sehr ich vielleicht auch in diesen Dingen neue, eigene Wege gehe ... Meine Bücher erfreuen sich mehrerer Übersetzungen und Ausgaben im Auslande.
Sämtliche Abbildungen des vorliegenden Werkes sind in Autotypie hergestellte »urkundtreue« Wiedergaben der von mir in der ostafrikanischen Wildnis gemachten Aufnahmen freilebender – nicht etwa eingehegter, gefangener oder angeschossener – Tiere.
Wenn Prof. Ludwig Heck meine Tierbilder »Natururkunden« taufte, so hat dies seinen guten Grund: keine einzige dieser Aufnahmen ist nämlich durch Retusche irgendwie verändert oder »verbessert« worden, vielmehr sind alle genau so urkundtreu wiedergegeben, wie sie die Originalnegative ergaben. Eine Ausnahme hiervon macht nur die Aufnahme zweier einen Stier überfallenden Löwen (S.161), die beim Kopierverfahren im afrikanischen Lager beschädigt und infolgedessen durch Retusche an einigen Stellen um ein weniges ausgefleckt worden ist.
Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, daß selbst dort, wo überraschende Lichtwirkungen zum Ausdruck kommen, wie beispielsweise bei den Fernaufnahmen von Elefantenbullen mit gewaltigen weißen, weithin leuchtenden Stoßzähnen (S. 72) und den Nachtaufnahmen am Bache trinkender Löwinnen (S. 265) – wo der Reflex des Blitzlichtes die leuchtenden Augen der Raubtiere überraschend eindrucksvoll wiedergibt – daß auch bei diesen Bildern nicht die geringste Retusche vorgenommen worden ist. Hierdurch unterscheiden sich die Abbildungen des vorliegenden Werkes von fast allen bisher veröffentlichten Aufnahmen wilder Tiere im Freileben.
An dieser Stelle ist es notwendig zu erwähnen, daß der Leser allen Grund hat, viele der in den letzten Jahren veröffentlichten photographischen – auch kinematographischen – Tieraufnahmen mit Mißtrauen zu betrachten! Derartige Aufnahmen, bei denen nicht wissenschaftliche Fachmänner Pate gestanden haben, stammen immer wieder von ausgestopften, gefangenen, angeschossenen oder eingehegten Tieren und sind oft nur plumpe – oft aber auch sehr geschickte – Fälschungen.
Photographische »Natururkunden« aber sollen uns die wilde Tierwelt so zeigen, wie sie wirklich und tatsächlich in der Freiheit – unbeeinflußt vom Menschen – lebt und aussieht! Hierin liegt ihr Wert begründet. Man versuche es, gute photographische Aufnahmen wirklich wilder Tiere selbst zu machen und man wird staunen, wie schwierig dies ist.
Der Natur der Teleaufnahmen (Fernaufnahmen) würde es entsprechen, daß der Beschauer sie nicht aus allzu großer Nähe besichtigt! Die Illusion, die künstlerische Wirkung gewinnt erheblich, wenn sie vom Auge des Lesers ein wenig entfernt werden. ...
In den zurzeit vergriffenen großen Ausgaben von: »Mit Blitzlicht und Büchse« und »Der Zauber des Eleléscho« habe ich bereits ausführlich in Widmung und Vorwort einer Reihe von Protektoren und Freunden gedacht, denen ich zu großem Dank verpflichtet bin. Hier sei ganz besonders der Name des früheren Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika, Grafen von Goetzen †; genannt, der während seiner Amtszeit dem Schutze der afrikanischen Tierwelt ein sehr reges und weitsichtiges Interesse entgegenbringend stets meine Arbeiten förderte. Größten Dank schulde ich aber im besonderen meinem Freunde Herrn Kommerzienrat P. Goerz, dem Begründer der weltberühmten optischen Anstalt C. P. Goerz. Ohne seine Hilfe hätte ich meine langjährigen photographischen Versuche und Experimente niemals durchführen können. Des ferneren aber schulde ich Dank der unverdrossenen Bearbeiterin meines schwierigen photographischen Materials, Frl. Elfriede Zimmermann (Schweidnitz, Schlesien, King 18 II). Frl. Zimmermann, die auch einer Anzahl der bekanntesten Forscher durch große Sachkenntnis und durch ihr photographisches Institut ihre Mitwirkung lieh und dauernd leiht, hat sich um meine photographischen Arbeiten und im besonderen auch um die Herstellung des vorliegenden Werkes ein großes Verdienst erworben.
Meinen verehrten Mitarbeitern Herrn Professor Reichenow und ganz besonders Herrn Professor Matschie sei hier der herzlichste Dank ebenfalls ausgedrückt. Meinem Freunde Wilhelm Bölsche habe ich hier nochmals zu danken. Meines Freundes, des Stabsarztes Dr. L. Künster, muß ich nicht zuletzt gedenken, der, später ein Teilnehmer des Krieges in Südwestafrika und des ganzen Feldzuges von 1914–1918, mich in der allerschwersten Krankheit meines Lebens im fernen tropischen Urwald zusammen mit Hauptmann Merker in freundschaftlichster Weise pflegte.
Der genannten und einer kleinen Anzahl von Freunden in meiner Heimat – vor allem müssen die Namen der Herren Felix Zchüll und Leo Schoeller in Düren hier genannt werden – sei hier nochmals mit besonderem Danke gedacht. Auch ohne Namensnennung werden sie wissen, wie verbunden ich ihnen bin!
Schließen aber möchte ich diese Vorrede mit den Worten Professor Ludwig Hecks und Wilhelm Bölsches:
»Die Erhaltung der großen lebenden Naturdenkmäler, wenigstens im photographischen Abbilde Schillings'scher Natururkunden ist wahrlich eine der dringendsten Forderungen unserer Zeit auf dem Gebiete idealer Wissenschaft und selbstloser Naturbetrachtung: Eile tut not, allzulang ist die spanne Zeit nicht mehr, die für dieses Werk gegeben ist. Das mögen sich alle diejenigen gesagt sein lassen, denen Macht und Mittel gegeben sind, arbeitsmutige Forscher zu fördern!«
»In Afrika vollzieht sich heute ein wunderbares Schauspiel. Eine ganze gigantische Tierwelt geht zugrunde ...« (vgl. S. 373).
Sind es vielleicht auch nur Handlangerdienste für die Wissenschaft, die so geleistet werden können, sind es doch Handlangerdienste, denen es vergönnt ist, in später Stunde Bausteine für ein Werk herbeizuschaffen, das jene formvollendeten und schönen – vielfach leider aber aussterbenden – Wesen der Schöpfung, die Tiere der Wildnis, im Bilde wenigstens kommenden Generationen erhalten soll. »Einwandfreie, zuverlässige, mustergültige, für alle Zeiten wertvolle Vorlagen für die richtige Wiedergabe der Tierwelt in Büchern und Museen« nannte der verewigte Direktor des Königl. Zoolog. Museums in Berlin, Prof. Brauer, die Tierbilder dieses Werks.
In ähnlicher weise äußerten sich u. a. unser afrikanischer Altmeister Prof. G. Schweinfurth, Ernst Haeckel, R. Hertwig, Doflein und viele andere deutsche und ausländische Gelehrte. Eine ganze Anzahl neuerer Werke enthalten bereits wertvolle in Freiheit aufgenommene photographische Bilder. Die einwandfreie »urkundtreue Natururkunde« wird sich immer mehr das Feld erobern!
Möge es mir auch vergönnt sein, meinen Lesern demnächst Neues und Schönes berichten zu können, neue Natururkunden vor Augen führen zu können.
Der Verfasser.
Fast ein Vierteljahrhundert ist verflossen, seit ich meinen Fuß zum ersten Male auf afrikanischen Boden setzte, den Zauber des Eleléscho kennen lernte. Mehr denn zehn Jahre jünger ist dieses Buch, das aus den großen Ausgaben meiner ersten Bücher entstanden, dazu bestimmt war, für möglichst billigen Preis auch weitesten Kreisen die afrikanische Tierwelt näher zu bringen.
Ich hatte mich nicht beeilt zu schreiben. Es gibt schon allzuviel Bücher. Erst nach vier afrikanischen Expeditionen griff ich zur Feder.
»Mit Blitzlicht und Büchse« hat seinen Weg gemacht. Dankbar erkenne ich das an. was mich aber am meisten, namentlich zu dieser Stunde freut, ist, daß es auch im Auslande viel gelesen wurde und besonders in England und Amerika mehrfach übersetzt ist.
Daß aber meine Bücher so viel Interesse fanden, ist nicht mein Verdienst. Jedoch, ich schrieb abseits vom breiten Weg, schrieb von fernen, schönen Wesen, unter denen ein erschütterndes Drama sich gerade während unserer Tage vor den Augen des kundigen Beobachters abspielt: das Drama des Unterganges einer wundervollen, gigantischen, uralten Tierwelt.
Namentlich in England weiß man, daß meine Voraussagungen, das Verschwinden dieser Tierwelt betreffend, ihre ernsteste Begründung haben. Mit vielen naturliebenden, weitvorausschauenden Angelsachsen haben meine Bücher mich in Berührung gebracht, auch mit Einwohnern der Vereinigten Staaten.
Theodore Roosevelt ebnete ihnen besonders da drüben den Weg ... (Daß ich seine einigen der vorausgegangenen Auflagen angeheftete Kritik meines Buches dieser Neuauflage nicht mehr voranschicke, mögen seine Manen mir verzeihen, aber ich mußte mir das jetzt versagen ...)
Vorbei sind die Zeiten, in denen ich ihm – auf seinen Wunsch – den Berliner Zoologischen Garten zeigen konnte.
Vorbei die Zeiten, in denen gemeinsam Träger hoher Gedanken, Angelsachsen und Deutsche, die Tierwelt über den Erdball zu schützen sich bestrebten.
Die Übervölkerung Europas hat zum grimmigsten Kriege geführt. ...
Vor 1914 war das anders. In diesem Jahre lud mich Roosevelt nach London zu seinem Vortrage in der Royal Geographical Society über seine Reise im unerforschten Brasilien ein. Kurz vorher hatte mich der englische Postminister, The Honourable Hobhouse, in Berlin aufgesucht. Er war es, der soeben zum wiederholten Male einen im Oberhause bereits angenommenen Gesetzentwurf im englischen Unterhause eingebracht hatte, um das völlige Verbot jeder Einfuhr irgendwelcher Vogelfedern wilder Vogelarten nach England zu erreichen. In den Vereinigten Staaten war das seit Jahren schon – es ist dies, wie leider so vieles andere wichtige, was jenseits des Ozeans vorging, bei uns wenig bekannt geworden – erreicht worden. Während des Krieges ist dies Gesetz dem Vernehmen nach auch in England eingeführt worden mit der Einschränkung, daß die Einfuhr von Vogelfedern wilder Vögel »aus dem britischen Weltreiche stammend« nunmehr verboten ist. Näheres über diese Verordnung war bis zur Drucklegung dieser Auflage infolge der politischen Verhältnisse nicht zu erfahren. In meinem oben erwähnten, voraussichtlich 1919/20 erscheinenden Buche: »Paradiesvögel, Edelreiher und die Frau« wird der Leser näheres darüber finden.
Der englische Minister sprach an demselben Tage in Berlin mit dem Kaiser. Des Kaisers Interesse für diese Dinge war geweckt worden, schon einmal hatte ich ihm vorher mit Hilfe des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg über die in Ostafrika betriebene kurzsichtige Wildvernichtung Vortrag halten können. Ich hatte mich zu diesem Schritt entschlossen, weil im Jahre 1911 von dem damaligen Gouverneur von Deutsch-Ostafrika von der englischen Grenze bis zum Viktoriasee – man höre und staune! – unter anderm auf einem fünfzig Kilometer breiten streifen Landes sämtliches Wild vollkommen ausgerottet worden war, um eine »immune« (!?) Zone herzustellen gegen die Einschleppung der Rinderpest aus dem englischen Gebiete! Das war eines der traurigsten Vorkommnisse in der deutschen Kolonialgeschichte.
Auf meinen Vortrag hin hatte der Herrscher sofort in tatkräftigster Weise nach dem von mir empfohlenen englischen Vorbilde durch eine kaiserliche Verordnung eingegriffen. Leider war indessen schon sehr großes Unheil geschehen. Ob diese Verordnung freilich lang durchgeführt worden ist, möchte ich bezweifeln. ...
Jedenfalls hatte der Kaiser damals getan, was er konnte – um die Vernichtung aufzuhalten.
Auf die oben erwähnte Einladung begab ich mich wenige Wochen vor dem Weltkriege nach London und suchte im Ober- und Unterhause Fühlung mit den Männern, die dort drüben für die bedrohte Tierwelt eintraten, und war der einzige Deutsche auf einer Versammlung englischer Kolonialleute, gelegentlich der ich fast sämtliche Gouverneure und Vertreter der englischen Dominions kennen lernen und mit ihnen über die einschlägige Materie sprechen konnte. Überall fand ich Verständnis, und ein Einvernehmen war gesichert. In Deutschland hatten meine Freunde auch bereits jahrelang vorgearbeitet. Der Bund für Vogelschutz in Stuttgart unter dem Vorsitz seiner hochverdienstvollen Gründerin und langjährigen Leiterin Frau L. Hähnle hatte besonders auch in England die Schutzbewegung gestützt und gefördert.
Ein Buch aus meiner Feder lag bereits fast fertig gedruckt vor, das die gesamte Vogelschutzbewegung der Welt zusammenfassend, die drohende Gefahr der schnellsten Ausrottung vieler Vogelarten auch dem gleichgültigsten und ungeschultesten Leser aufs deutlichste vor Augen führte. Unter den Mitarbeitern nenne ich nur die Namen des Präsidenten Wilson, Theodore Roosevelt, Prinz Wilhelm von Hohenzollern, der Fürstin Lichnowsky, des Polarforschers Sir Shackleton. ...
Kurz, auf dem Gebiete des Weltnaturschutzes war ein schönes Zusammengehn der Angelsachsen und der Deutschen gesichert. Selbst seitens romanischer, sonst dem Naturschutze wenig geneigter Nationen, fanden wir Sympathien, so in Paris, das ich auf meiner Abreise von London noch 1914 berührte, und beispielsweise seitens der Königin von Italien. ...
Das war anfangs 1914.
Da kam der Krieg. – – –
Nicht ohne tiefe Wehmut habe ich jetzt diese Neuauflage durchgesehn. Manches war fortzulassen, denn wir haben keine Kolonien mehr.
Das ist nicht zu ändern. Ideale Güter aber werden wir uns nicht nehmen lassen. Die großen, die Menschheit als Ganzes angehenden Fragen haben mit dem Schicksal der einzelnen Nation nichts zu tun. – –
Wieder stehe ich im Zoologischen Garten in Berlin vor dem Käfige meines im Jahre 1903 von mir am Kilimandjaro alt gefangenen Marabu.
Er allein lebt noch von all dem schönen, das ich aus Afrika lebend mitgebracht habe. Meine Löwen, Leoparden, Hyänen, Antilopen, mein Nashorn und vieles andere, sie alle leben längst nicht mehr.
Der »Zoo« ist verödet, seine Quellen sind abgeschnitten und versiegt.
Vor Jahren redete ich des alten verewigten Hagenbeck schönem Plane, in Berlin einen zweiten großen populären zoologischen Garten entstehn zu lassen, eifrig das Wort: »Es erscheint wahrhaftig, als wenn alle am Weltnaturschutz interessierten Kreise wieder hoffen dürften ... in einer Riesenstadt, die mit unheimlicher Schnelligkeit wachsend sich ins Gewaltigste technischer Möglichkeiten entwickelnd von Millionen von Menschen durchflutet ist ... soll das Werk entstehn. ... In einer Steinwüste. ... von vielen Tausenden von Schulkindern hat, es ist festgestellt, keines eine Lerche gesehn, keines eine Nachtigall gehört, weiß keines die Brotgetreide, Weizen und Korn, auf dem Felde zu unterscheiden. Sie alle fern von der Natur und doch durstig nach ihrem Urquell. ... Es regt sich in ihnen der instinktive Wunsch, nicht für immer in eine Kulturwüste gebannt zu sein. ...«
»Unsere Zeit steht im Zeichen sozialer Gedanken, und im höchsten Sinne sozial ist, derartiges zu wollen. Sozial heißt es im höchsten Sinne handeln, wenn man dem Volk, der Menschheit, die Natur in ihren verschiedenen Ausdrucksformen erhalten will. ... Der Kern des Lebens liegt in einem gesunden Verhältnis zur Natur, und die Höhen des Lebens liegen mit Goethe in der Verehrung der Gottnatur.«
Diese vor vielen Jahren geäußerten Gedanken möchte ich dieser Auflage mit auf den Weg geben.
Herbst 1919.
Der Verfasser.