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Die schwere Todesqual trifft Roß und Reiter,
Und Waffen, Krieger fallen mit dumpfem Klang. –
Die Freuden der Hoffnung.
Die Waffenübungen waren, wenn man den Mangel an Gewandtheit bei Männern und Rossen berücksichtigt, erträglich genug ausgefallen, und nun wurde durch lautes Rufen kund und zu wissen gethan, daß die Preisbewerber bereit standen, das Schießen nach dem schon erwähnten Papagei zu beginnen. Der Mast, oder vielmehr die lange Stange, durch welche ein Querholz lief, an welchem das Ziel sich befand, wurde unter lautem Jubelgeschrei der Versammelten aufgerichtet, und selbst die, welche den Uebungen der Feudalmiliz mit Spott und Mißbehagen zugeschaut hatten, weil sie der königlichen Sache, welcher sie scheinbar zugethan sein mußten, abgeneigt waren, – selbst diese konnten nicht umhin, an dem jetzt beginnenden Wettstreit einen sehr bedeutenden Antheil zu nehmen. Haufenweis drängten sie sich nach dem Schießstande, kritisirten alle der Reihe nach auftretende Bewerber, welche nach dem Ziele schossen, und für ihre Gewandtheit oder Ungeschicklichkeit Gelächter oder Beifall der Zuschauer einernteten. Als aber ein schlankgewachsener, zwar einfach aber zierlich-sauber gekleideter, und vornehm aussehender Jüngling, mit seinem Feuerrohr in der Hand herantrat, dessen dunkelgrüner über die Schulter zurückgeschlagener Mantel, gesticktes Wams und mit Federn gezierte Mütze auf einen Mann von nicht ganz gewöhnlichem Stande und Range deuteten, erhob sich ein von Theilnahme zeugendes Gemurmel unter den Zuschauern; doch war schwer zu erkennen, ob zu Gunsten des jungen Abenteurers.
»Ei, muß man eines solchen Vaters Sohn bei dergleichen Thorheiten sehen!« sagten die ältern und strengern Puritaner, deren Neugier ihre Bigotterie in so weit zurückgedrängt hatte, daß sie auf den Schießplatz gegangen waren. Die Mehrzahl jedoch betrachtete den Wettstreit nicht so mürrisch, und begnügte sich damit, dem Sohne eines verstorbenen presbyterianischen Führers den besten Erfolg zu wünschen, ohne gerade ängstlich zu prüfen, ob es auch wohl schicklich von ihm sei, sich mit um den Preis zu bewerben.
Ihre Wünsche wurden erfüllt. Beim ersten Schusse aus seinem Feuerrohre traf der grüne Abenteurer den Papagei. Es war dieses an jenem Tage der erste Schuß, welcher wirklich traf; mehrere andere Kugeln waren übrigens nahe am Ziele vorbeigeflogen. Ein lauter Beifallruf erhob sich. Doch war der Erfolg noch nicht entschieden, weil jeder folgende Schütz auch treffen konnte, und alle die, welchen es wirklich gelang, zuletzt unter einander um den Preis streiten mußten, bis die Ueberlegenheit des Einen über Alle durchaus entschieden war. Aber von allen Folgenden waren nur noch Zwei so glücklich, den Papagei zu treffen. Der Erste war ein junger Mann niederen Standes, von markigem Körperbau; er hielt sein Gesicht in einem grauen Mantel verhüllt; der Andere, ein stattlicher junger Cavalier, ausgezeichnet durch seine hübsche Gestalt, und sorgfältig für diesen Tag geputzt. Seit der Musterung war er immer in der Nähe der Lady Margarethe und Miß Bellenden geblieben, hatte sie aber mit einer gewissen gleichgültigen Kälte verlassen, nachdem Lady Margarethe die Frage aufgeworfen, ob denn kein junger Mann von Familie und loyalen Grundsätzen da sei, welcher den zwei Burschen, deren Kugeln getroffen hatten, den Preis streitig machen wolle? In einer halben Minute sprang der junge Lord Evandale vom Pferde, ließ sich von einem Diener ein Gewehr geben, und traf, wie schon gesagt, das Ziel. Diese Erneuerung des Wettstreites zwischen den drei Bewerbern erregte große Theilnahme. Der Staatswagen des Herzogs wurde mit einiger Mühe und Schwierigkeit in Bewegung gesetzt, und rückte dem Schauplatze der Handlung etwas näher; auch die Reiter, sowohl männliche als weibliche, lenkten ihre Rosse eben dahin, und Alle waren auf den Ausgang in hohem Grade gespannt.
Es war Brauch, daß beim zweiten Kampfe die Preisbewerber darum losten, wer den ersten Schuß haben solle. Er fiel dem jungen Plebejer zu, welcher, als er sich anstellte, den Mantel etwas von seinem Gesichte zurückwarf, und zu dem zierlich in Grün Gekleideten sagte: »Wenn es an einem andern Tage wäre, Herr Heinrich, so würde ich Euch zu Liebe wohl ein Mal fehl schießen; aber Jenny Dennison schaut auf uns, und da muß ich schon mein Bestes thun.«
Er nahm das Ziel auf's Korn, und seine Kugel pfiff so nahe am Ziele vorüber, daß dasselbe, wie man von unten deutlich zu erkennen vermochte, wankte und schwankte. Er hatte es indessen doch nicht getroffen, zog sich daher mit niedergeschlagenem Blicke von der weiteren Bewerbung zurück, beeilte sich aus der Versammlung wegzukommen, und schien gewissermaßen auch zu besorgen, daß ihn Jemand erkennen möge. Darauf trat der grüne Jäger vor, und seine Kugel traf zum zweiten Male den Papagei. Alles jauchzte auf, und ganz hinterher erscholl aus der Menge der Ruf einer Stimme: »Die alte gute Sache für immer!«
Während die Beamten über diesen Freudenruf der Mißvergnügten die Stirne runzelten, trat der junge Lord Evandale noch einmal hervor, um sein Glück zu versuchen, und es war ihm wieder hold. Nun brach der wohlgesinnte, aristokratische Theil der Anwesenden seinerseits in lauten Jubel aus, doch war immer noch eine weitere Probe der Geschicklichkeit abzulegen.
Jetzt nahm der grüne Schütze, um die Sache zu einer Entscheidung zu bringen, sein Roß dem Manne ab, welcher dasselbe bisher gehalten hatte, sah sorgfältig nach, ob Gurt und Sattel auch in gehörigem Stande waren, schwang sich dann hinauf, winkte den Umstehenden, Platz zu machen, setzte die Sporen ein, sprengte an der Stelle, von welcher abgeschossen wurde, im Galopp vorüber, hielt im Vorbeireiten die Zügel an, wandte sich im Sattel zur Seite, feuerte den Karabiner ab, und brachte den Papagei herunter. Lord Evandale folgte diesem Beispiele, obwohl viele Umstehenden bemerkten, es sei eine Neuerung, welche gegen den herkömmlichen Brauch verstoße, weshalb auch Niemand dazu verpflichtet sei. Aber der Lord war entweder kein so gewandter Schütze, oder sein Pferd nicht so gut abgerichtet; denn gerade als sein Reiter abfeuerte, scheute und bäumte es sich, so daß die Kugel den Vogel nicht traf. Diejenigen, welche vorher von der Geschicklichkeit des grünen Schützen überrascht waren, freuten sich jetzt in gleichem Maße über dessen Höflichkeit; denn er lehnte alles Verdienst bei dem letzten Schusse ab, und schlug seinem Gegner vor, denselben nicht als Treffer gelten zu lassen, und den Kampf um den Preis zu Fuß zu erneuern.
»Ich würde lieber vom Pferde schießen, wenn ich ein eben so gut abgerichtetes und wahrscheinlich für einen solchen Fall eingeübtes hätte, wie Ihr,« entgegnete der junge Lord.
»Wollt Ihr mir die Ehre erweisen, und beim nächsten Schusse Euch meines Pferdes bedienen, dagegen aber erlauben, daß ich das Eurige reite?« fragte der Andere.
Lord Evandale schämte sich in diesen höflich gemachten Vorschlag einzugehen, weil er wohl wußte, daß dadurch der Werth des Sieges sehr vermindert werden mußte; aber es lag ihm doch viel daran, seinen guten Ruf als Schütze wiederherzustellen, und so fügte er denn hinzu: Obgleich er allem Anspruche auf die Ehre des Tages entsage, (er legte in diese Worte einen Ton von spöttischer Geringschätzung,) so wolle er doch, wenn der Sieger nicht ausdrücklich Etwas dagegen einzuwenden habe, dessen verbindlichen Antrag annehmen und die Pferde mit ihm wechseln, um einen Schuß für die Liebe zu versuchen.
Bei diesen Worten warf er einen kühnen Blick auf Fräulein Bellenden, und die Sage will wissen, daß auch die Augen des jungen Scharfschützen, wenn auch mehr verstohlen, sich nach derselben Richtung gewandt hätten. Der letzte Versuch des jungen Lords mißlang indessen ebensowohl wie der frühere, und nur mit Mühe behauptete er jetzt die geringschätzige Haltung, welche er bisher gezeigt hatte. Da er aber recht gut wußte, daß der verlierende Theil sich lächerlich macht, wenn er seinen Verdruß offenkundig werden läßt, so gab er seinem Gegner das Roß, aus welchem er den letzten mißlungenen Versuch gemacht hatte, zurück, und erhielt das seinige wieder, zugleich dankte er dem Mitbewerber, welcher, wie er sich ausdrückte, sein Lieblingsroß in seiner guten Meinung wiederhergestellt habe, denn beinahe sei er in die Versuchung gerathen, den Schimpf, besiegt worden zu sein, dem armen Thiere aufzubürden; während doch jetzt Jeder, so gut wie er selbst, begreife, daß die Schuld lediglich am Reiter liege. Dieses sprach er in einem Tone, bei welchem er den Aerger unter der Gleichgültigkeit zu verdecken suchte, bestieg dann sein Pferd und ritt fort.
Dem Gange menschlicher Dinge gemäß wurde nun selbst von Seiten Derer, welche bisher dem Lord Evandale das Beste gewünscht hatten, Beifall und Aufmerksamkeit auf dessen triumphirenden Nebenbuhler übertragen.
»Wer ist er denn? wie mag er wohl heißen?« lief es von Mund zu Mund unter dem anwesenden Adel, – denn er war nur Wenigen bekannt. Bald verlautete jedoch sein Rang und Stand, und da er zu jener Klasse gehörte, mit der sich ein vornehmer Mann, ohne sich Etwas zu vergeben, einlassen kann, so führten vier von des Herzogs Freunden den Sieger vor den Lordstatthalter. Als sie ihn im Triumphe durch die Menge geleiteten und zugleich mit Lobeserhebungen über das errungene Glück überschütteten, kam er dicht vor Lady Margarethe und ihrer Enkelin vorüber. Des Papageienhauptmanns, wie des Fräuleins Bellenden Antlitz überzog tiefe Röthe, als die Letztere mit verlegener Höflichkeit die tiefe Verbeugung erwiderte, bei welcher das Haupt des Siegers beinahe den Sattelbogen berührte.
»Ist der junge Mann dir bekannt?« fragte Lady Margarethe.
»Ich, – ich habe ihn, – gnädige Frau, gelegentlich bei meinem Oheim und – anderswo gesehen,« stammelte Fräulein Editha Bellenden.
»Ich höre hier,« entgegnete Lady Margarethe, »die Leute sagen, der junge Stutzer sei der Neffe des alten Milnwood.«
»Der Sohn des verstorbenen Obersten Morton von Milnwood, der mit großem Muthe bei Dunbar und Inverkeithing ein Reiterregiment führte,« sprach ein Herr, der neben Lady Margarethe zu Pferde hielt.
»Ja, und der schon vor jener Zeit auch bei Marston Moor und Philiphaug für die Convenanter focht,« setzte Lady Margarethe hinzu, und seufzte bei den letzten Worten tief auf, weil sie dabei an den Tod ihres Gemahls erinnert wurde.
»Ew. Herrlichkeit Gedächtniß ist sehr treu,« bemerkte der Edelmann lächelnd; »aber es wäre wohlgethan, jetzt an alles Dieses nicht zu denken.«
» Er aber sollte doch daran denken, Gilbertscleugh,« erwiderte Lady Margarethe, »und sich nicht in die Gesellschaft Derer eindrängen, bei welchen sein Name nur unangenehme Erinnerungen hervorrufen muß.«
»Ihr vergeßt, teure Lady,« sprach Gilbertscleugh, »daß der junge Mann hierher kommt, um in seines Oheims Namen Gefolge und Dienst zu leisten. Ich wollte, jeder Lehnsitz im Lande schickte so wackere Bursche.«
»Sein Oheim ist wahrscheinlich auch ein Rundkopf, wie sein Vater einer war,« sprach Lady Margarethe.
»Er ist ein alter Geizhals,« entgegnete Gilbertscleugh, »bei dem ein gut Stück Geld jederzeit schwerer in die Waage fällt, als politische Meinungen; und darum sendet er, wiewohl vermuthlich ungern genug, doch den jungen Mann zur Musterung, um nicht Geldbuße erlegen zu müssen. Im Uebrigen mag wohl der junge Bursche herzlich froh sein, daß er ein Mal für einen Tag der Langeweile des alten Hauses zu Milnwood entgeht, wo er Niemand als seinen alten Oheim und dessen Haushälterin zu Gesicht bekommt.«
»Wißt Ihr nicht,« fuhr die alte Dame in ihrem Verhör fort, »auf wie viele Männer und Pferde die Güter von Milnwood veranschlagt sind?«
»Auf zwei Reiter mit vollständiger Rüstung,« gab Gilbertscleugh zur Antwort.
»Unsere Güter,« sprach Lady Margarethe, sich mit Würde emporhebend, »haben zur Musterung immer acht Mann gestellt, Gilbertscleugh; und diese Zahl ist manchmal aus freiem Antriebe verdreifacht worden. Ich erinnere mich, daß Seine Geheiligte Majestät, König Karl, als er auf Tillietudlem ein Frühstück einnahm, sich ausdrücklich danach erkundigte –«
»Da setzt sich eben des Herzogs Wagen in Bewegung,« sagte Gilbertscleugh, welcher in dem Augenblicke von dem Mißbehagen heimgesucht wurde, dessen sich alle Freunde der Lady Margarethe nicht erwehren konnten, sobald diese auf den Besuch des Königs zu sprechen kam, – »ich sehe, daß des Herzogs Wagen sich in Bewegung setzt, und vermuthe, daß Ew. Herrlichkeit bei der Abfahrt den Rang einnehmen wird, welcher Euch gebührt. Darf ich Ew. Herrlichkeit und Miß Bellenden heimbegleiten? Es schwärmen ganze Haufen wilder Wighs umher, welche, wie es heißt, in geringer Anzahl beisammenreisende Gutgesinnte beleidigen und entwaffnen.«
»Wir danken Euch, Vetter Gilbertscleugh,« sagte Lady Margarethe; »da meine eigenen Leute uns geleiten, so glaube ich, daß wir weniger als Andere in dem Falle sind, unsern Freunden lästig fallen zu müssen. Wollt Ihr aber wohl so gefällig sein, Harrison anzuweisen, daß er unsere Leute ein wenig schneller heraufbringt; er reitet ja auf uns zu, als führe er einen Leichenzug.«
Gilbertscleugh that dem getreuen Haushofmeister die Befehle seiner Herrin kund.
Der ehrliche Harrison hatte seine besonderen Gründe, zu zweifeln, ob dieser Befehl auch der Klugheit angemessen sei, da derselbe aber einmal gegeben und empfangen war, so mußte ihm auch Folge geleistet werden. Also setzte er sich, gefolgt von dem Kellermeister, in kurzen Galopp, und zwar in einer so militärischen Haltung, wie sie einem Manne ziemte, der unter Montrose gedient hatte. Sein trotzig-kecker Blick wurde finsterer und stolzer durch den anregenden Dunst eines Glases Branntwein, den er in einem freien Augenblicke auf des Königs Gesundheit und des Convenants Untergang geleert hatte. Unglücklicherweise verwischte diese mächtige Erfrischung aus der Tafel seines Gedächtnisses die Nothwendigkeit, der bedenklichen und bedrängten Lage seines Nachtrabes, Goose Gibbie, einige Aufmerksamkeit zu schenken. Kaum hatten die Pferde in kurzem Galopp angesprengt, als Gibbie's Reiterstiefel, welche die Beine des armen Jungen nicht zu halten und zu regieren im Stande waren, einer um den andern an die Seiten des Pferdes zu schlagen begannen, und da lange Rädersporen an denselben befestigt waren, die Geduld des Thieres ermüdeten. Also bockte und stolperte es denn, während des armen Gibbie's Hülferufe den sorglosen Kellermeister nicht erreichten, dessen Kopf ohnehin in der Stahlhaube steckte, und der sich das kriegerische Lied vom tapferen Graemes mit großer Anstrengung seiner Lunge vorpfiff.
Das Ende von der Sache war, daß das Pferd ungehindert thun konnte, was es wollte; es sprang bald zur einen und bald zur andern Seite, und rannte dann, zur großen Belustigung aller Zuschauer, in wilder Hast nach der großen Familienkutsche, von welcher wir früher eine Beschreibung gegeben haben. Gibbie's Lanze, die aus ihrem Bande gefallen war, lag in gleicher Richtung mit seinen Händen, welche, wie sich leider nicht in Abrede stellen läßt, eine entehrende Rettung darin suchten, daß sie sich mit aller Kraft, soviel nur die Muskeln hergaben, in der Mähne festklammerten. Seine Kopfbedeckung war ihm in's Gesicht' gerutscht, und er sah demnach vorne eben so wenig Etwas, als hinten. Und wenn er auch hätte sehen können, so würde es ihm doch nur wenig genützt haben; denn sein Pferd rannte, als hätte es im Bunde mit den Uebelgesinnten gestanden, gerade auf die Staatskarosse des Herzogs zu, welche in Gefahr schwebte, von der vorgestreckten Lanze von einem Fenster bis zum andern durchbohrt zu werden. Ja, die Lanze hätte dabei wohl eben so viele Menschen aufspießen können, als weiland bei Orlando der Fall war, welcher, zufolge dem italienischen Heldendichter, so viele Mohren aufspießte, wie ein Franzose Frösche.
Ein Schreckensruf und Zorngeschrei erhob sich im Innern der Kutsche, wie außerhalb, als das Pferd heransprengte, und glücklicherweise wurde auch das drohende Mißgeschick dadurch abgewandt. Denn das eigensinnige Roß Goose Gibbie's stutzte, als das Geschrei sich erhob, stolperte, als es kurz umwandte, und bockte und schlug aus, als seine Bestürzung sich wieder verloren hatte. Die eigentliche Ursache des Mißgeschickes, die Steifstiefeln, bewahrten sich auch jetzt den guten Ruf, welchen sie erworben hatten, als sie noch von gewandteren Reitern getragen wurden; auf jeden Sprung des Pferdes folgte nämlich ein Stich der Sporen, denn die Stiefeln blieben ihrer Gewichtigkeit halber in den Steigbügeln. Ganz anders aber ging es dem Goose Gibbie, der zum unendlichen Ergötzen aller Zuschauer aus den weiten und gewichtigen Beinbehältern herausgeworfen wurde, und über des Pferdes Kopf hinüber auf den Boden fiel. Lanze und Stahlhaube waren ihm bei diesem Sturze entfallen, und um sein Mißgeschick voll zu machen, kam gerade Lady Margarethe Bellenden, die noch nicht wußte, daß einer ihrer Mannen die Ursache dieser allgemeinen Heiterkeit gab, um es noch mit anzusehen, daß ihr winziger Gewappneter seine Löwenhaut, das heißt, den Koller verlor, in welchen man ihn gesteckt hatte.
Da sie von der ganzen Verwandlung nicht das Geringste wußte, und die Veranlassung dazu auch nicht einmal muthmaßen konnte, so war ihre Ueberraschung wie ihr Verdruß heftig genug, und weder die Entschuldigung des Kellermeisters, noch die Erklärungen des Haushofmeisters vermochten den letzteren zu besänftigen. Mit der größten Hast eilte sie nach Hause zurück, äußerst unwillig über das Geschrei und Gelächter der Gesellschaft, und sehr geneigt, ihr Mißvergnügen an dem widerspenstigen Ackerknechte auszulassen, dessen Stelle Goose Gibbie auf eine so unglückliche Weise vertreten hatte. Der größte Theil des Landadels zerstreute sich nun hierhin und dorthin, und der ergötzliche Unfall, welcher den Mannen von Tillietudlem begegnet war, gab auf dem Heimwege zur Unterhaltung den Stoff her. Auch die Reiter verließen, in kleine Abtheilungen geschaart, wie es eben der Diesen oder Jenen gemeinschaftliche Weg mit sich brachte, den Sammelplatz, und es blieben nur Diejenigen zurück, welche nach dem Papagei geschossen hatten und, dem alten Brauche gemäß, vor ihrem Abzuge mit dem Hauptmanne noch einen Becher leeren mußten.