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Wie der Regen niederfällt,
Wie der Pfeil vom Bogen saust,
Also fielen Schottlands Söhne,
Auf den Hügeln todumgraust!
Alte Ballade.
Ehe Morton und Burley den zu vertheidigenden Posten erreichten, hatte der Feind auf denselben einen muthigen Angriff begonnen. Die beiden Fußgarderegimenter stürmten in dichten Colonnen dem Flusse zu; das eine entfaltete sich auf dem rechten Ufer und begann mit Nachdruck auf die Vertheidiger zu feuern, während das andere vorwärts drängte, um die Brücke zu besetzen. Die Insurgenten hielten den Angriff mit großer Standhaftigkeit aus, und während der eine Theil das Feuer gegenüber erwiderte, unterhielten es die Uebrigen gegen das vordere Ende der Brücke und jeden Zugang, wo die Soldaten vorzudringen strebten. Die Letztern litten sehr, gewannen aber immer mehr Boden, und die Spitze ihrer Kolonne war bereits auf der Brücke, als Mortons Ankunft die Scene veränderte. Seine Schützen begannen durch ein wohlgerichtetes, regelmäßiges Feuer die Angreifenden mit großem Verluste zurückzutreiben. Sie drangen nochmals vor und wurden abermals mit großem Verluste zurückgetrieben, da nun auch Burley seine Schaar in's Gefecht gebracht. Das Feuer wurde mit der größten Lebhaftigkeit auf beiden Seiten unterhalten und der Ausgang des Treffens schien sehr zweifelhaft.
Monmouth, der auf einem prächtigen Zelter saß, hielt auf der Anhöhe am rechten Ufer und trieb durch Bitten und Befehle die Krieger zu neuen Anstrengungen. Auf seinen Befehl wurden die Kanonen, die bis jetzt bloß gegen die entfernte Hauptmacht der Insurgenten gebraucht worden, gegen die Vertheidiger der Brücke gerichtet. Da aber diese furchtbaren Maschinen damals weit langsamer bedient wurden als jetzt, so brachten sie auch nicht die gehörige Wirkung hervor. Die Insurgenten, theils durch das Gebüsch am Ufer, theils in den bereits erwähnten Häusern verborgen, fochten also gedeckt, während die Royalisten durch Mortons Vorkehrungen gänzlich bloßgestellt waren. Die Vertheidigung war so dauernd und hartnäckig, daß die königlichen Generale an dem endlichen Gelingen des Unternehmens zu zweifeln begannen. Monmouth sprang vom Pferde, sammelte die Krieger und führte sie nochmals zu einem verzweifelten Angriffe heran, während sich Dalzell an die Spitze der Hochländer von Lenox stellte und mit entsetzlichem Kriegsgeschrei vordringend, ihn unterstützte. In diesem entscheidenden Augenblicke begann den Vertheidigern der Brücke die Munition auszugehen; vergebens wurden viele Boten mit den dringendsten Forderungen um Hülfe und Vorrath an das Hauptcorps der Presbyterianer abgeschickt, welches unthätig im offenen Felde rückwärts aufgestellt war. Furcht, Bestürzung und Unordnung herrschten unter ihnen, und obgleich der Posten, von dem ihre Sicherheit abhing, augenblicklich und ansehnlich hätte verstärkt werden sollen, war Niemand da, der befohlen oder gehorcht hätte.
Je schwächer das Feuer der Vertheidiger der Brücke ward, desto heftiger und verderblicher wurde das der Angreifenden. Durch das Beispiel und die Ermahnungen ihrer Generale ermuthigt, faßten sie festen Fuß auf der Brücke selbst und begannen die Hindernisse wegzuräumen, die ihren Fortgang hemmten. Das Portal wurde erbrochen, die Balken, Baumstämme und sonstiges, zur Verrammelung gebrauchtes Material, heruntergerissen und in den Fluß geworfen. Doch geschah dies nicht ohne Widerstand. Morton und Burley fochten an der Spitze ihrer Leute und munterten sie auf, mit ihren Piken, Hellebarden und Partisanen den Bajonetten der Garden und den Schwertern der Hochländer Stand zu halten. Aber die Hinteren fingen an, von dem ungleichen Kampfe abzustehen und flohen einzeln oder je zwei und drei zum Hauptcorps, bis der Rest, eben so sehr durch den bloßen Druck der feindlichen Colonne, wie durch deren Waffen, völlig von der Brücke verdrängt ward. Jetzt war der Uebergang offen und der Feind begann vorzudringen. Allein die Brücke war lang und schmal, was die Bewegung langsam und gefährlich machte; auch hatten die, welche zuerst herüberkamen, noch die Häuser zu erstürmen, aus deren Fenster die Covenanter zu feuern fortfuhren. Burley und Morton waren in diesem entscheidenden Augenblicke einander nahe.
»Noch ist's Zeit, die Reiterei zum Angriff zu bringen,« sagte der Erstere, »ehe sie sich wieder ordnen. So können wir mit Gottes Hülfe wieder die Brücke gewinnen, – rufe sie eilends herbei, während ich mit diesem alten und matten Körper die Vertheidigung fortsetze.
Morton erkannte die Wichtigkeit dieses Rathes, warf sich auf das Pferd, welches Cuddie für ihn hinter dem Dickicht bereit hielt, und sprengte auf einen Reitertrupp zu, der zufällig ganz aus Cameronianern bestand. Ehe er seine Botschaft ausrichten oder seine Befehle ertheilen konnte, wurde er von den Verwünschungen des ganzen Haufens empfangen.
»Er flieht!« riefen sie – »der feige Verräther, flieht wie ein Hirsch vor den Jägern, und hat den tapfern Burley mitten im Gefecht verlassen!«
»Ich fliehe nicht,« sagte Morton. »Ich komme, euch zum Angriff zu führen. Muthig vorwärts, und es gelingt!«
»Folgt ihm nicht! folgt ihm nicht!« schrie es aus dem wilden Haufen – »er hat euch dem Schwert des Feindes verkauft!«
Während Morton vergebens zuredete, bat und befahl, war der Augenblick verloren, der zum Angriff von Nutzen hätte sein können. Da nun die Brücke gänzlich in den Händen des Feindes war, so wurden Burley und die übrigen Krieger zur Hauptmacht zurückgetrieben, welcher der Anblick dieses unordentlichen Rückzugs keineswegs die Zuversicht geben konnte, deren sie so sehr bedurfte.
Unterdessen zogen die königlichen Truppen ungehindert über die Brücke, deckten den Zugang und stellten sich in Schlachtordnung, während Claverhouse, der gleich einem Falken auf dem Felsen, welcher den Augenblick erlauert, wo er auf seine Beute stürzen kann, den Ausgang des Gefechts beobachtet hatte, nun an der Spitze der Reiterei über die Brücke sprengte, seine Schaar ordnete und zum Angriff führte. Die unglücklichen Insurgenten waren jetzt in der Lage, wo die leiseste Bewegung zum Angriff einen panischen Schrecken hervorbringt. Ihr Muth war gebrochen und sie waren nicht im Stande den Angriff der Kavallerie auszuhalten, deren Vordringen von Allem begleitet ist, was Auge und Ohr furchtbar erschreckt: – wildschnaubende Pferde, zitternder Boden unter ihren Füßen, blitzende Schwerter, wehende Helmbüsche und furchtbarer Schlachtruf. Kaum versuchten die vordersten Reihen ein ungeregeltes Feuer; der Nachtrab aber floh in Verwirrung, ehe noch der Angriff ausgeführt war, und in weniger als fünf Minuten waren die Reiter unter ihnen und hieben sie schonungslos nieder. Den wilden Kampf übertönte die Stimme Claverhouses, der seinen Kriegern zurief: »Nieder mit ihnen! – Kein Pardon! Denkt an Richard Grahame!« – Die Dragoner, von denen viele die Schmach auf Loudonhill getheilt hatten, bedurften keiner Ermahnung zu einer Rache, die eben so leicht als vollständig war. Ihre Schwerter tranken das Blut der Flüchtlinge, die keinen Widerstand leisteten. Das Flehen um Pardon wurde blos durch das Geschrei beantwortet, mit welchem die Verfolger ihre Streiche begleiteten, und das ganze Gefilde bot nur den Anblick wirren Gemetzels, der Flucht und Verfolgung dar.
Gegen zwölfhundert Insurgenten, welche etwas entfernt von den übrigen und außer der Angriffslinie der Cavallerie standen, streckten ihre Waffen und ergaben sich auf Gnade und Ungnade, als der Herzog von Monmouth sich an der Spitze des Fußvolks näherte. Dieser mildgesinnte Fürst bewilligte ihnen augenblicklich den Pardon, um den sie baten, sprengte durch das Schlachtfeld und war jetzt eben so thätig, dem Gemetzel Einhalt zu thun, als früher, den Sieg zu erringen. Während dieses menschenfreundlichen Bemühens stieß er auf den General Dalzell, der die furchtbaren Hochländer und die königlichen Freiwilligen ermuthigte, ihren Eifer für König und Vaterland zu zeigen und die Flamme der Empörung mit dem Blute der Empörer zu ersticken.
»Steckt Euer Schwert ein, General; ich befehle es Euch!« rief der Herzog. »Laßt zum Rückzug blasen. Genug des Bluts ist vergossen. Gebt Pardon den mißleiteten Unterthanen des Königs!«
»Ich gehorche Euer Gnaden,« antwortete der Greis, indem er sein blutiges Schwert abwischte und in die Scheide steckte; »aber ich versichere Euch zu gleicher Zeit, daß noch nichts geschehen ist, diese verzweifelten Rebellen einzuschüchtern. Hat Euer Gnaden nicht gehört, daß Basil Olifant mehrere angesehene Leute im Westen gesammelt hat und im Begriff ist, sich mit ihnen zu vereinigen?«
»Basil Olifant?« sagte der Herzog; »wer ist das?«
»Der nächste männliche Erbe des Grafen von Torwood; er ist der Regierung abhold, weil sie seine Ansprüche auf die Besitzungen der Lady Margaretha Bellenden abgewiesen, und ich vermuthe, die Hoffnung, jene Erbschaft zu gewinnen, hat ihn in Bewegung gesetzt.«
»Seine Beweggründe seien, welche sie wollen,« erwiderte Monmouth, »er muß bald seine Anhänger auseinandergehen lassen; denn diese Armee ist zu sehr zerrüttet, um sich wieder zu sammeln. Deshalb befehl' ich nochmals, daß die Verfolgung eingestellt werde.«
»Es ist Euer Gnaden Sache zu befehlen und für Eure Befehle verantwortlich zu sein,« antwortete Dalzell, als er zögernd den Befehl gab, von der Verfolgung abzulassen.
Aber der feurige und rachsüchtige Grahame war zu weit voraus, um das Signal zum Rückzug hören zu können, und setzte mit seiner Reiterei unablässig die Verfolgung fort, indem er Alles, was er von den Insurgenten erreichen konnte, zersprengte und niedermetzelte.
Burley und Morton wurden von dem Strome der Flüchtigen mit fortgerissen. Sie versuchten die Straße von Hamilton zu vertheidigen; während sie sich aber bemühten, die Fliehenden wieder zum Stehen zu bringen, ward Burley's rechter Arm von einer Kugel zerschmettert.
»Möge die Hand verdorren, die diesen Schuß gethan!« rief er, als das Schwert, das er über seinem Haupte geschwungen hatte, kraftlos niedersank. – »Ich kann nicht mehr fechten!«
Darauf wendete er sein Pferd und entfloh aus dem Getümmel. Morton sah nun ein, daß seine vergeblichen Bemühungen, die Fliehenden zu sammeln, für ihn nur mit Tod oder Gefangenschaft enden könnten; er entzog sich also, von dem treuen Cuddie begleitet, dem Gedränge, und da er gut beritten war, setzte er über einige Hecken und gewann das offene Feld. Vom ersten Hügel, den sie auf ihrer Flucht erreichten, blickten sie rückwärts und sahen die ganze Gegend mit ihren flüchtigen Gefährten und den verfolgenden Dragonern bedeckt, deren wildes Jauchzen beim Niedermetzeln der Flüchtigen, vermischt mit dem Jammergeschrei der Schlachtopfer, gellend zum Himmel hinauftönte.
»Sie können unmöglich wieder Stand halten,« sagte Morton.
»Der Kopf ist ihnen abgeschnitten, so glatt, als ich ihn einer Zwiebel abbeißen würde,« erwiderte Cuddie. »Ach, Herr, seht nur, wie die Schwerter blitzen! Der Krieg ist doch ein furchtbares Ding. Wer mich wieder dazu bringen will, muß früh aufstehen. – Aber, um Gotteswillen, macht, daß wir fortkommen!«
Morton sah die Nothwendigkeit ein, dem Rathe seines treuen Knappen zu folgen. Ohne zu verschnaufen, ritten sie in raschem Trabe nach der rauhen Berggegend, wo sie mehrere der Flüchtlinge zu finden hofften, entweder um Widerstand zu leisten, oder von Neuem zu unterhandeln.