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Der Kork, er springt. Man zapft die Tonne;
Doch bittrer Streit folgt kurzer Wonne.
Prior.
Wenn der Leser das Treiben der Hunde oft seiner Aufmerksamkeit würdigte, so wird er vielleicht die sehr verschiedene Art bemerkt haben, auf welche die verschiedenen Geschlechter desselben ihren Streit unter einander auskämpfen. Die weiblichen Thierchen sind knurrig, heftig und sehr bereit, ihren gegenseitigen Widerwillen oder ihre Eifersucht in einem plötzlich ausbrechenden Gebell und möglichst vortheilhaften schnellen Biß an den Tag zu legen. Aber diese Ausbrüche des Unmuths führen zu keinem ernsten, fortgesetzten Streite; ein Augenblick erregt und stillt sie wieder. Nicht so ist's mit dem Zorne der männlichen Gattung, der, einmal erweckt und durch gegenseitiges mißtrauisches Zähnefletschen begonnen, gemeinhin zu einem wilden, hartnäckigen Kampfe führt. Sind es dabei geübte Hunde von gleichen Kräften, so balgen und würgen sie sich, ja verbeißen sich so in einander, daß sie nur zu trennen sind, wenn man sie an ihren eigenen Halsbändern so schüttelt, daß ihnen Luft und Beute zugleich entgeht, oder wenn man durch eine plötzliche Ueberschüttung mit kaltem Wasser ihre Wuth niederschlägt.
Dieß Gleichniß, wenn es auch ein hündisches ist, wird sich gut genug auf das menschliche Geschlecht anwenden lassen. Während die Damen im Theezimmer des Hôtels zum Fuchse in dem obenerwähnten kleinen bissigen Gekläffe oder Scharmützel begriffen waren, welches wir beschrieben haben, waren die im Eßzimmer zurückgebliebenen Herren mehr als einmal nahe daran, in ernsten Streit zu gerathen.
Wir erwähnten schon der wichtigen Gründe, welche Mr. Mowbray veranlaßten, den Fremden, den eine allgemeine Einladung in ihren Kreis geführt hatte, mit ungünstigen Vorurtheilen zu betrachten; und Tyrrels Benehmen, welches, wenn auch vollkommen schicklich, zugleich andeutete, daß er sich ihm vollkommen gleich stelle, eine in den Augen des jungen Laird von St. Ronans unglaubliche Anmaßung, hatte nicht dazu beigetragen, ihn mit dem Fremden auszusöhnen.
Sir Bingo dagegen begann den Haß zu empfinden, den ein gemeindenkender Mensch immer gegen einen Gegner hegt, von dem er sich bewußt ist, zu einem entehrenden Rückzuge gezwungen worden zu sein. Tyrrels Stimme und Ton, ja das ganze imponirende Wesen, mit welchem er sein unziemliches Aufdringen zurückwies, vergaß er keineswegs, und wenn er auch in dem ersten Augenblick davon in den Staub gedrückt ward, so gährte diese Erinnerung in seinem Innern, immer mehr zur rachefordernden Beleidigung sich giftig verwandelnd. Je mehr er trank, desto mehr erhob sich sein Muth, dessen Mangel in nüchternen Augenblicken die Bösartigkeit seines Charakters unterdrückte, und er versuchte verschiedentlich, seinem Unmuthe Luft zu machen, indem er Tyrreln viel mehr, als es bei einer so kurzen Bekanntschaft sich ziemte, und ohne alle Veranlassung geradezu widersprach. Tyrrel sah seine böse Absicht, und verachtete sie, wie die Bosheit eines übermüthigen Schulknaben, dem nach Verdienst zu antworten unter seiner Würde sei.
Eine der scheinbaren Veranlassungen der ausbrechenden Ungeschliffenheit Sir Bingo's war in der That kindisch genug. Die Jagd war auch hier wie immer die belebendste Unterhaltung der jüngern schottischen Landedelleute, und Tyrrel erwähnte eines Hühnerhundes, seines Lieblings, als eines ungewöhnlich schönen Thieres, von welchem er seit einiger Zeit getrennt gewesen, den er aber, wie er erwarte, im Laufe der nächsten Woche wieder erhalten würde.
»Ein Hühnerhund?« fragte Sir Bingo mit höhnischem Lächeln, »ich vermuthe, Sie meinen einen Wachtelhund.«
»Nein, Sir; ich kenne sehr wohl den Unterschied, der zwischen einem Hühner- und Wachtelhunde Statt findet, auch weiß ich, daß der Gebrauch der Hühnerhunde aus der Mode gekommen ist. Aber mein Hund hat als Gefährte für mich eben so viel Werth, als durch seine Verdienste bei der Jagd, und ein Hühnerhund ist klüger, anhänglicher und viel besser für den Ruheplatz auf der wollenen Decke am Kamin geeignet, als ein Wachtelhund. – Nicht etwa,« fügte er hinzu, »daß es dieser Gattung an gleichen Fähigkeiten gebräche, aber sie sind gemeinhin durch die rohe, plumpe Behandlung der Stallknechte und Jägerburschen so verdorben, daß sie keine weitere Eigenschaft als ihre Jagdvollkommenheit, den Stand des Wildes aufzuspüren, besitzen.«
»Und wer in des Teufels Namen wird denn wohl mehr von ihnen verlangen?« fragte Sir Bingo.
»Viele Leute sind der Meinung, Sir Bingo,« entgegnete Tyrrel, »daß Hunde sowohl als Männer ganz vorzüglich zur Jagd geeignet sein, und auch zugleich zum freundschaftlich-geselligen Umgange sich sehr wohl passen können.«
»Wahrscheinlich um Teller und Schüsseln abzulecken!« sagte Sir Bingo mit leiser Stimme, dann laut hinzusetzend: »Er habe noch nie gehört, daß ein Hühnerhund der Begleiter anderer Leute, als höchstens eines Wilddiebes sei.«
»So wissen Sie es jetzt besser,« erwiederte Tyrrel ruhig, »und werden hoffentlich nicht wieder in einen so groben Irrthum fallen.«
Der Friedensstifter schien jetzt sein Dazwischentreten ganz nothwendig zu finden, und seinen schweigsamen Murrsinn überwindend, begann er folgende kräftige Rede: – »Bei Gott! Sehen Sie, da Sie auf meine Meinung über diesen Gegenstand warten, ich denke, darüber läßt sich gar nicht streiten – weil es mir, bei Gott! einfällt, daß Sie beide durchaus Recht haben, bei Gott! – Es paßt ganz vortrefflich für meinen allerliebsten Freund, Sir Bingo, der Ställe, Kuppeln, und Gott weiß, was sonst noch besitzt, daß er die sechs unfläthigen Bestien sich hält, die, bei Gott! Tag und Nacht unter meinem Fenster heulen und winseln! – Und wenn sie da so heulen und bellen, ich will niemals sterben, wenn ich nicht von Grund der Seele wünschte, sie heulten und belferten wo anders. Aber es kann Männer geben, die im Grunde eben so gute gentlemen sind, als mein würdiger Freund Sir Bingo, nur mit dem Unterschiede, daß sie arm sind, – und wenn man arm ist – wie es vielleicht mein eigener Fall, oder der dieses würdigen Gentleman, Mr. Tyrrels, wo ist dann der Grund oder das Gesetz, daß er sich nicht solch eine Bestie von Hund halten soll zur Jagd oder zum Vergnügen? Und hat er keinen Stall oder Kuppel, ihn einzusperren, muß er ihn nicht in seine kleine Schlafstube mit hineinnehmen, oder in's Wohnzimmer, wenn es in Luckie Dods Küche zu heiß für das Vieh ist? – und wenn nun also Mr. Tyrrel einen Hühnerhund besser zu seinem Zwecke findet, als einen Wachtelhund, so kenne ich kein Gesetz, das ihm solches verbietet, und wenn ich auch des blassen Todes sterben sollte.«
Wenn diese Rede vielleicht zu lang für den Gegenstand erscheint, so muß der Leser sich erinnern, daß der Hauptmann Mac Turk wahrscheinlich genöthigt war, diese Worte in seinem Sinne aus seiner Muttersprache, der umschreibenden Sprache Ossians, gleichsam zu übersetzen.
Der Mann des Gesetzes entgegnete dem Manne des Friedens: »Da haben Sie sich einmal in Ihrem Leben doch geirrt, Hauptmann, denn es gibt ein Gesetz gegen Hühnerhunde; ja ich will es beweisen, daß sie eben die Hunde sind, welche man lying dogs Lying dogs, sowohl liegende als lügende Hunde. A. d. Ü. nennt, von denen es in den alten schottischen Statuten all und jedem untersagt wird, sie zu halten, bei Strafe.«
Hier unterbrach ihn der Hauptmann, mit feierlichem Tone und großer Würde sich aufrichtend: »Bei Gott! Mr. Micklewham, scheint es mir doch, ich müsse Sie fragen, was Sie da mit dem Irren und den lying dogs sagen wollen, Sir – und es scheint mir, ich müsse Sie bitten, sich wohl zu merken, daß ich mich noch nie in meinem Leben geirrt habe, als da ich Sie für einen Gentleman ansah.«
»Keine Beleidigungen, Hauptmann,« sagte Mr. Micklewham. »Brechen Sie selbst nicht den Frieden, den Sie aufrecht erhalten sollen!«
»Er ist so giftig,« flüsterte der Mann des Gesetzes heimlich seinem Patron zu, »wie ein alter hochländischer Dachshund, welcher einen Jeden in die Waden beißt, der sich ihm naht; – aber so viel kann ich Ihnen auf Seele und Gewissen versichern, daß ich glaube, das ist derselbe junge Tyrrel, den ich einmal vor Gericht belangte – ihn und noch solch einen Galgenvogel – bei Lebzeiten Ihres Vaters, weil er auf dem Gehege des Moors am Bache Vogelwildpret geschossen hatte.«
»Beim Teufel, thatet Ihr das Mick?« erwiederte ebenfalls leise der Gutsherr. – »Recht wohl! Ich danke Ihnen, daß Sie mir einen Grund geben, die schlechte Meinung, die ich gleich von ihm faßte, zu rechtfertigen. – Ich dachte es wohl, es wäre irgend ein betrügerischer Lump. – Ich will ihm durch den Sinn fahren, bei –«
»Still, schweigt – ruhig – halten Sie den Mund, St. Ronans! Bleiben Sie hübsch gelassen! – Sehen Sie, ich machte den Prozeß, weil Ihr Vater es wünschte, vor dem Quartalgericht anhängig – aber ich weiß nicht, wie es kam – der alte Justitiarius war der Burschen Freund – einige der Richter meinten, es habe nur ein Mißverständniß der Gränzsteine obgewaltet, so konnten wir kein Strafurtheil gegen sie auswirken; – Ihr Vater litt damals sehr an Podagra, ich fürchtete ihn zu ärgern, und so entschloß ich mich, den Prozeß einschlafen zu lassen, aus Furcht, sie möchten ganz freigesprochen werden. – Sie thun also besser, St. Ronans, hübsch vorsichtig zu Werke zu gehn, denn wenn sie auch vorgefordert wurden, so waren sie darum nicht überführt.«
»Könnten Sie die Klage nicht wieder anhängig machen?« fragte Mowbray.
»Pah, die ist seit sechs oder sieben Jahren verjährt! Es ist eine wahre Schande, St. Ronans, daß die Strafe der Jagdgesetze, die beste Schutzwehr der Landedelleute gegen die Eingriffe untergeordneter Menschen in ihre freiherrlichen Rechte, in so kurzer Zeit verjährt sind. Ein Wilddieb kann wahrhaftig lustig hin und her, aus einer Grafschaft in die andere, wie (mit Erlaubniß) ein Floh auf einem weißen Bettlaken umherspringen, – und wenn Sie ihm nicht im Augenblick der That den Daumen in den Nacken drücken können, so mögen Sie sich bei einer Schüssel Verjährung zum Mittag – bei einer Suppe Lossprechung zum Abendessen zu Gaste bitten.«
»Es ist in der That eine Schande!« rief Mowbray, von seinem Vertrauten und Rathgeber sich zur Gesellschaft im Allgemeinen wendend, wobei sein Blick mit einer gewissen Bedeutung auf Tyrrel verweilte.
»Was ist eine Schande, Sir?« fragte Tyrrel, der es bemerkte, daß ihm die Bemerkung vorzugsweise galt.
»Daß wir stets so viel Wilddiebe in unsern Gehegen haben, Sir,« antwortete St. Ronans. »Zuweilen bedaure ich es fast, die Einrichtung des Gesundbrunnens hier zugelassen zu haben, wenn ich mir überlege, wie viel Flinten er mir zu jeder Jahreszeit in mein Eigenthum führt.«
»Nicht doch! – Pfui – hinweg damit, St. Ronans!« sagte der Mann des Gesetzes. – »Den Gesundbrunnen nicht zulassen? – Was wäre die ganze Gegend umher ohne ihn, das möchte ich wohl wissen? – Es ist die vortheilhafteste Verbesserung, die seit dem Jahre fünfundvierzig in der Grafschaft stattfand. Nein, nein, dem Gesundbrunnen muß man nicht Vorwürfe über die Wilddieberei und die Eingriffe in's Jagdrecht machen. – In dem alten Ort, da muß man die Höhle dieser Art Raubthiere suchen. Unsre Brunnengesetze sprechen sich klar und deutlich gegen solche Uebertreter aus.«
»Ich weiß gar nicht,« sagte der Laird, »was meinen Vater veranlassen konnte, das Eigenthumsrecht jenes Wirthshauses dort der alten Hexe zu verkaufen, die es recht eigentlich nur aus Trotz, und um Wilddiebe und Vagabunden zu beherbergen, noch aufrecht erhält. – Ich begreife nicht, was ihn zu solchem thörichten Unternehmen veranlaßte.«
»Wahrscheinlich hatte Ihr Vater Geld nöthig, Sir,« sagte Tyrrel trocken, »und meine würdige alte Wirthin Mistreß Dods besaß Vorrath davon. – Sie wissen, wie ich voraussetze, daß ich dort wohne?«
»Ah, Sir,« erwiederte Mowbray, in einem zwischen Höflichkeit und Verachtung schwankenden Tone: »Sie können nicht vermuthen, daß hier irgend eine Beziehung auf die gegenwärtige Gesellschaft dort oben stattfinden kann. – Ich wollte nur als einer Thatsache erwähnen, daß wir von gemeinen Leuten, die ohne Recht und Erlaubniß in unsern Gehegen zu schießen sich unterstehen, geplagt worden sind. Ich hoffe, ich werde die Alte dafür zwingen ihr Schild herabzunehmen; – das ist das Ganze! – Zu meines Vaters Zeiten gab es eben solche Plackereien; nicht wahr Mick?« –
Aber Mr. Micklewham, der Tyrrels Blicke keineswegs anlockend genug fand, Lust zu fühlen hier als Bürge aufzutreten, erwiederte nur im Allgemeinen ein unverständliches Murmeln, und flüsterte heimlich seinem Patron in's Ohr: »die schlafenden Hunde möge er ruhn lassen.«
»Ich kann den Menschen kaum ertragen,« sagte der Laird, »und doch weiß ich nicht so recht, was ihn mir so zuwider macht. – Aber es wäre eine rasende Narrheit, um nichts und wieder nichts mit ihm anzubinden; also, mein ehrlicher Mick, will ich so gelassen sein, als ich kann.«
»Und damit Sie das möglich machen,« entgegnete Micklewham, »so sollte ich denken, Sie würden gut thun, nicht mehr zu trinken.«
»Ich glaube es selbst,« sagte der Squire, »denn jedes Glas, das ich trinke, schürt meinen Groll heftiger an. – Und doch ist der Mensch eben nicht besonders von anderem Lumpengesindel unterschieden – aber es liegt etwas in ihm, das ihn mir schlechterdings unausstehlich macht.«
Mit diesen Worten stieß er seinen Stuhl zurück, stand auf, und – regis ad exemplar – nach dem Beispiel des Lairds erhoben sich alle Anwesende.
Widerstrebend, wie er es durch mürrisches Brummen kund gab, folgte auch Sir Bingo der Gesellschaft in das äußere Gemach, welches zwischen dem Eßsaal und dem Theezimmer gelegen, zugleich beiden als Vorzimmer diente. Hier, während die Herren ihre Hüte ergriffen, um sich zu den Damen zu begeben (Leute nach der alten Welt pflegten sie nur aufzusetzen, wenn sie in's Freie gingen), sagte Tyrrel einem wohlgeschniegelten Bedienten, der ihn hinderte, sich seinem Hute zu nahn, er möge ihm denselben reichen.
»Rufen Sie Ihren eignen Bedienten, Sir,« entgegnete der Bursche mit der eigenthümlichen Unverschämtheit eines solchen wohlgefütterten Dienstboten.
»Euer Herr hätte Euch ein anständiges Betragen lehren sollen, ehe er Euch hieher brachte!« entgegnete Tyrrel.
»Sir Bingo Binks ist mein Herr!« antwortete der Mensch mit unverrückter Unverschämtheit.
»Jetzt ist's an Euch! Steht für ihn ein!« raunte der Squire dem Baronet zu, da er vermuthete, daß der Weinmuth Sir Bingo's jetzt zur eigentlichen Kampfeshöhe gestiegen sei.
»Ja!« rief Sir Bingo sehr laut und deutlicher als gewöhnlich, – »der Mensch ist mein Diener! – Wer hat hier etwas dawider einzuwenden?«
Mit der größesten Ruhe erwiederte Tyrrel: »Ich mindestens bin ganz befriedigt. – Ich würde mich gewundert haben, wenn Sir Bingo's Diener wohlerzogener gewesen wäre, als er selbst.«
»Was wollen Sie damit sagen, Sir?« – rief Sir Bingo, mit drohender Geberde vorwärts schreitend. – »Was wollen Sie damit sagen? Hol' Sie der Teufel, Sir; ich will Sie hinauswerfen ehe Sie sich dessen versehn!«
»Und ich, Sir Bingo, wenn Sie nicht augenblicklich Ihr Benehmen und Ihren Ton ändern, will Sie zu Boden schmettern, ehe Sie nur »zur Hülfe« rufen können.«
Der Fremde führte mit dem dünnen eichnen Stock, den er in Händen hielt, bei diesen Worten einen leichten Hieb durch die Luft, welcher deutlich seine Fertigkeit im Gebrauch dieser Waffe bewies. Bei dieser Bewegung fand Sir Bingo es der Vorsicht gemäß, sich ein wenig zurückzuziehn, obwohl er seinen Rücken durch seine Freunde gedeckt wußte, die in ihrem Eifer für seine Ehre viel lieber seine Gebeine in einem kühnen Kampfe zerschmettert, als seinen Ruf durch einen feigen Rückzug befleckt gesehen hätten; auch schien Tyrrel in der That Lust zu haben, ihren Wunsch zu erfüllen. Aber in demselben Augenblick, wo seine Hand sich in keiner länger zu bezweifelnden Absicht erhob, erklang dicht an seinem Ohr eine leise flüsternde Stimme, die nachdrücklich ihm zuraunte: »Seid Ihr ein Mann?«
Der in's Innerste dringende Ton, mit welchem unsre unnachahmliche Siddons auf der Scene so ergreifend wirkt, wenn sie die nämlichen Worte flüstert, brachte nie einen allgewaltigeren Eindruck auf die Zuschauer hervor, als diese unerwarteten Töne auf denjenigen bewiesen, an den sie so eben gerichtet wurden. Tyrrel vergaß Alles – seinen Streit – die Umgebungen, in denen er sich befand – die ganze Gesellschaft. – Vernichtet schien für ihn die Menge, die ihn umgab; das ganze Leben nur auf den einen Zweck hingerichtet, dem Wesen, das hier zu ihm sprach, nachzufolgen. Aber so jäh er sich auch umwandte, verschwunden war schon der Warner; denn unter den höchst gewöhnlichen Gesichtern, die ihn umgaben, war kein einziges, welches mit dem Tone und den Worten, die solche Gewalt über ihn ausgeübt hatten, im Einklange stehen konnte. »Gebt Raum,« rief er daher den Umstehenden zu, und Blick und Worte sagten es deutlich, daß er im Nothfall ihn sich zu sichern wissen werde.
Mr. Mowbray von St. Ronans trat jetzt hervor: »Sir,« sagte er, »so möchte es nicht weiter gehn; Sie, ein Fremder unter uns, scheinen hier sich einen Ton und Betragen zu erlauben, der, bei Gott, allenfalls einem Herzog oder Prinzen geziemen möchte! Wir verlangen zu wissen, wer oder was Sie sind, bevor wir Ihnen gestatten wollen, sich dieses anmaßenden Tones weiter zu bedienen.«
Diese Anrede schien zu gleicher Zeit Tyrrels Zorn, und seinen Wunsch, die Gesellschaft zu verlassen, zu hemmen. Er wandte sich zu Mowbray, sammelte sich einen Augenblick, und entgegnete dann:
»Mr. Mowbray, ich habe mit Niemand hier Streit gesucht – besonders mit Ihnen würde ich nur sehr ungern eine Zwistigkeit ausbrechen sehen. – Einer Einladung Folge leistend kam ich hieher, zwar nicht mit der Erwartung eines großen Vergnügens, aber mindestens ohne alle Ahnung, mich Unarten bloßgestellt zu sehn. – Ich sehe, daß diese letzte Ansicht mich täuschte, und wünsche deßhalb der Gesellschaft gute Nacht. – Doch muß ich zuvor mich bei den Damen beurlauben.«
Mit diesen Worten that er einige Schritte, doch noch immer unschlüssig, wie es schien, nach dem Theezimmer – dann aber, zur steigenden Verwunderung der Gesellschaft, blieb er plötzlich stehn, murmelte etwas über die unpassende Zeit, kehrte wieder um, und stolz grüßend, wo man ihm auswich, schritt er der entgegengesetzten Thüre zu, die auf den Flur führte.
»Verflucht Bingo, wollt Ihr ihn entwischen lassen?« fragte Mowbray, der sein Ergötzen darin zu finden schien, seinen Freund zu neuen Händeln anzureizen. – »Auf ihn, Freund – auf ihn – er steckt die weiße Fahne auf!«
So aufgemuntert, stellte sich Sir Bingo mit einem herausfordernden Blicke gerade zwischen Tyrrel und der Thüre; worauf der sich nahende Gast, ihn mit vielem Nachdruck einen Narren nennend, ihn beim Kragen ergriff und ziemlich gewaltsam aus dem Wege schleuderte.
»Wem irgend daran gelegen ist, mich zu sehn, der wird mich im alten Ort zu St. Ronans treffen,« – rief Tyrrel und verließ, ohne den weiteren Erfolg dieses Angriffs abzuwarten, das Hôtel. In dem Hof aber blieb er zögernd stehn, als wisse er nicht, wohin er sich wenden sollte, und sehnte sich eine Frage auszusprechen, die auf seinen Lippen vergehn zu wollen schien. Endlich fielen seine Blicke auf einen Stallknecht, der unweit des Thors des Gasthauses ein schönes Pferd mit einem Damensattel umherführte.
»Wem gehört« – fragte Tyrrel, – doch unfähig schien er, die Frage zu vollenden.
Der Mann aber entgegnete, als ob er die ganze Phrase gehört habe: »der Miß Mowbray, Sir, von St. Ronans – sie reitet gleich wieder weg, da führe ich indessen das Pferd ein wenig umher. – Es ist ein munteres Ding, Sir, für eine Dame.«
»Sie kehrt nach Shaw-Castle durch den Bucksteinweg zurück?«
»Ich glaube, Sir,« antwortete der Knecht. »Es ist der nächste Weg, und Miß Clara kümmert sich wenig darum, ob er rauh und steil ist. Der Tausend! die setzt lustig über Gräben und Hecken hinweg!«
Tyrrel verließ jetzt schleunig den Redner und das Gasthaus, aber nicht auf dem Wege, der nach dem alten Orte führte, sondern auf einem Fußpfad, der sich durch das Gebüsch wandte, welches, am Bache hinauf sich erstreckend, den gewöhnlichen Reitweg nach Shaw-Castle, den Sitz Mr. Mowbray's, an einem sehr romantisch gelegenen Ort, der Buckstein genannt, durchschnitt. Auf einer kleinen Halbinsel, welche die Krümmungen des Baches bildeten, war auf einem Hügel ein großer, unregelmäßig behauener steinerner Pfeiler aufgerichtet; wie die Sage sagte, einst bestimmt, das Andenken eines Hirsches von ungewöhnlicher Größe, Schnelligkeit und Kraft zu verewigen, der hier, nachdem er einen ganzen langen Sommertag hindurch den Eifer der Jäger täuschte, seine Flucht durch den Tod zum Preise und Ruhme irgend eines alten kräftigen Barons von St. Ronans und dessen muthiger Hunde beendet sah. So oft auch die Geldbedürfnisse der Familie zu St. Ronans die Waldung gelichtet hatten, doch waren in der Nähe dieses rohen Obelisks einige Eichen verschont geblieben, die vielleicht alt genug sein mochten, Zeugen der Errichtung jenes Denksteins und des brausenden Halloh's gewesen zu sein, welches den Fall des edlen Hirsches feierte. Diese Bäume mit ihren weithin schattenden Aesten verbreiteten selbst in der Glut der Mittagssonne milde Dämmerung umher; und jetzt, da das glänzende Tagesgestirn sich zur Ruhe neigte, umdunkelten hier schon nächtliche Schatten den stillen Ort. Besonders war dieß der Fall dort, wo drei oder vier ihre Aeste über eine tiefe Schlucht breiteten, durch welche, etwa einen Pistolenschuß entfernt vom Bucksteine, der Reitweg nach Shaw-Castle führte. Da die eigentliche Straße nach Mr. Mowbray's Wohnsitz ein Fahrweg von einer andern Seite war, hatte man diesen Pfad fast ganz so gelassen, wie ihn die Natur bildete; große Steine, jähe Vertiefungen zeigten sich malerisch und reizend an den schönen Ufern des Baches dem Auge des Reisenden, waren aber mit einem strauchelnden Pferde oft unbequem, wenn nicht gar gefährlich.
Der Fußpfad nach dem Buckstein, der sich hier mit dem Reitwege vereinte, war unter der Leitung Mr. Winterblossom's durch eine Subscription zu Stande gebracht worden, da er Geschmack genug besaß, die Schönheiten dieses verborgenen Fleckchens aufzufinden, das recht eigentlich in frühern Zeiten zur Aufnahme des Hinterhalts irgend eines räuberischen Häuptlings tauglich gewesen sein mogte. Auch Tyrrel waren diese Erinnerungen nicht fremd, der, genau mit der Umgebung vertraut, eilig diesen Ort, der seiner jetzigen Absicht so besonders zusagte, zu erreichen strebte. Er setzte sich unter einen der weit schattenden Bäume hin, und durch die ungeheuern Aeste vor jeder Beobachtung gesichert, konnte er einen beträchtlichen Theil des Weges vom Hôtel übersehen, während ihn selbst kein darauf Vorübergehender hätte entdecken können.
Seine plötzliche Entfernung hatte indessen eine große Unruhe unter den Zurückbleibenden erregt, welche keineswegs geneigt waren, ein vortheilhaftes Urtheil über ihn zu fällen. Besonders Sir Bingo lärmte lauter und lauter, je größer die Entfernung zwischen ihm und seinem Gegner ward, und schwur, daß er Rache für des Schuftes Unverschämtheit nehmen – ihn aus der Gegend vertreiben wolle – und weiß der Himmel, mit welcher harten Unbill Sir Bingo's Zorn den Armen noch weiter bedrohte. In den alten Geschichten, worin der Teufel umher spukt, sieht man ihn stets plötzlich dem zur Seite erscheinen, der teuflische Vorsätze faßt, und nur einer kleinen Unterstützung des bösen Feindes bedarf, um sie zur That umzuwandeln. Der edle Hauptmann Mac Turk besaß in so fern diese Eigenschaft des Gebieters der Hölle, daß die kleinste Ahnung herannahender Händel ihn sogleich an die Seite des Kampflustigen zog. Er war jetzt emsig um Sir Bingo beschäftigt, seine Ansicht der Sache in seinem Charakter als Friedensstifter darzulegen.
»Bei Gott! und es ist eine recht außerordentliche Wahrheit, mein guter Freund, Sir Bingo – und wie Sie richtig sagen, Ihre Ehre ist im Spiel, und die Ehre des Ortes, der Ruf der ganzen Gesellschaft, bei Gott! daß diese Angelegenheit recht geziemend abgethan werde; denn, wie mich dünkt, hat der Mensch ja thätlich Hand an Sie gelegt?«
»Die Hand an mich, Hauptmann Mac Turk?« rief Sir Bingo mit einiger Verwirrung. »Nein – hol' ihn – so schlimm war es doch nicht. – Hätte er es gethan, ich würde ihn zum Fenster hinausgeworfen haben; – aber – aber – der Kerl hatte die Unverschämtheit, mich beim Kragen fassen zu wollen. Ich kehrte eben um, ihn zur Rede zu stellen, als, Fluch über ihn, der schmutzige Kerl hinweglief.«
»Wahr, sehr wahr, Sir Bingo,« sagte der Mann des Gesetzes, »wirklich, ein wahrhaft schmutziger Kerl, eine Art von Wilddieb, den ich aus der Grafschaft vertreiben will, ehe drei Tage vergehen. Bekümmern Sie sich gar nicht weiter um ihn, Sir Bingo.«
»Bei Gott! ich muß Ihnen durchaus sagen, Mr. Micklewham,« sagte der Mann des Friedens, »daß Sie da Ihre Nase in anderer Leute Schale stecken, und daß die Ehre, der Ruf und die schuldige Achtung für die hiesige Brunnengesellschaft es durchaus erfordern, daß Sir Bingo bei dieser Gelegenheit sich einen passenderen Rathgeber wählt, als Sie, Mr. Micklewham, es sein können; denn wenn Ihr Rath bei kleinen Schuldangelegenheiten sehr gut sein mag, hier, Sir, ist die Rede von der Ehre, und das, denke ich, schlägt nicht in Ihr Fach.« –
»Nein, beim heiligen Georg! das schlägt nicht hinein,« antwortete Micklewham. »So mögen Sie denn allein es übernehmen, und auf Ihre eigene Art beendigen.«
»Nun, so erbitte ich mir denn, Sir Bingo,« sagte der Hauptmann, »die Ehre Ihrer Gesellschaft im Rauchzimmer, wo wir eine Cigarre und ein Glas Wachholderbranntwein erhalten können; dabei wollen wir es überlegen, wie die Ehre der Gesellschaft bei dieser Lage der Dinge am besten aufrecht erhalten werden möchte.«
Der Baronet ließ sich diese Einladung gefallen, vielleicht mehr durch das Mittel gewonnen, womit der Hauptmann seine kriegerischen Rathschläge ihm anschaulich zu machen gedachte, als durch das Vergnügen gereizt, das ihm die Verfolgung derselben versprach. Er folgte dem militärischen Schritte seines Führers, der gerader und steifer als je ward, wenn ein Duell zu erwarten stand, und bereitete sich vor, während er seufzend im Rauchzimmer seine Cigarre anzündete, den Worten der Tapferkeit und des Wissens zu lauschen, die den Lippen des Hauptmanns entströmen sollten. Indessen hatten die übrigen Männer sich zur Gesellschaft der Damen begeben. Lady Penelope rief dem Sir Mowbray entgegen: »Clara war hier, doch zeigte Miß Mowbray sich hier nur wie ein flüchtiger Sonnenstrahl, der blendend erscheint, doch eben so schnell entflieht.«
»Ach, die arme Clara!« entgegnete Mowbray. »Ich glaubte auch, daß ich sie vorher durch die Menge schlüpfen sah, aber ich war dessen nicht ganz gewiß.«
»Sie hat uns sämmtlich Donnerstags zu einem déjeuner à la fourchette nach Shaw-Castle eingeladen,« sagte Lady Penelope. »Ich hoffe, Sie billigen die Einladung, Mr. Mowbray?«
»Unbedingt, Lady Penelope, und ich bin in der That sehr erfreut, daß Clara die Güte hatte, daran zu denken. – Wie wir uns indessen dieser Ehre würdig machen werden, ist eine andere Frage, denn wir sind Beide nicht sehr geübt, als Wirthe uns zu zeigen.«
»Ach, ich bin gewiß, es wird ganz entzückend sein!« rief Lady Penelope. »Clara ist stets die Anmuth selbst, und Sie, Mr. Mowbray, wissen sich mit der höchsten Artigkeit zu benehmen, – so oft Sie selbst es nur wollen.«
»Das war ein böser Nachsatz! – Nun gut, ich werde mich der feinsten Lebensart befleißigen. – Gewiß, ich werde Alles aufbieten, Ew. Herrlichkeit zu Shaw-Castle, welches seit so langer Zeit keine Gäste sah, würdig aufzunehmen. – Clara und ich, wir führen ein jedes in seiner Art ein gar unruhiges Leben.«
»In der That, Mr. Mowbray,« sagte Lady Binks, »wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, – Ich glaube, Sie lassen Ihre Schwester ein wenig zu viel ganz allein ohne einen Begleiter ausreiten. – Ich weiß wohl, daß Miß Mowbray reitet, wie nie eine Frau vorher es wagte, aber dennoch könnte ihr ein Unfall begegnen.«
»Ein Unfall?« erwiederte Mowbray. »Ach, Lady Binks, Unfälle ereignen sich eben so häufig, wenn die Damen Begleiter haben, als wenn sie deren entbehren.«
Lady Binks, die als Mädchen gar oft und häufig unter Sir Bingo's Schutz in den Wäldern umhergeflattert war, erröthete, warf einen trotzig höhnenden Blick auf ihn und schwieg.
»Ueberdem,« fuhr Mowbray mit leichterem Tone fort, »was ist auch dabei zu wagen? Es gibt keine Wölfe in unsern Wäldern, die uns unsere lieblichen Rothkäppchen aufspeisen möchten; auch keine Löwen weiter – als die im Gefolge Lady Penelopens.«
»Welche den Wagen der Cybele ziehn,« sagte Mr. Chatterley.
Lady Penelope verstand glücklicherweise die Beziehung dieser Mythe nicht, welche überhaupt besser gemeint als passend war.
»Apropos,« sagte sie, »was haben Sie mit dem Löwen des heutigen Tags gemacht? Ich sehe Mr. Tyrrel nirgends. – Leert er noch eine nachträgliche Flasche mit Sir Bingo?«
»Mr. Tyrrel, Mylady,« entgegnete Mowbray, »hat abwechselnd den kriechenden und laufenden Löwen gespielt; er hat Händel angefangen, und ist dann davon gelaufen – geflohn vor dem Zorn Ihres mannhaften Ritters, Lady Binks.«
»Gewiß, das hoffe ich nicht,« sagte Lady Binks. »Meines Ritters ungünstige Feldzüge haben seine Lust zum Streit nicht unterdrücken können – ein Sieg würde ihn für's Leben zum kampfsüchtigen Fechter machen.«
»Das könnte vielleicht einen eignen Trost verleihn,« sagte Winterblossom leise zu Mowbray; »Händelmacher pflegen gewöhnlich nicht alt zu werden.«
»Nein, nein,« entgegnete Mowbray. »Der Dame Verzweiflung, welche so eben ihr selbst zum Trotz ausbrach, ist ganz natürlich und vollkommen gerecht. Sir Bingo läßt ihr auf dem Wege nichts zu hoffen übrig!«
Mowbray empfahl sich jetzt der Lady Penelope, und erwiederte auf ihre Einladung, daß er sich an die Tanzenden oder Spielenden anschließen möge, ihm bliebe keine Zeit übrig; er sei überzeugt, daß die Köpfe der betagten Domestiken zu Shaw-Castle in der Erwartung der Dinge, welche der nächste Donnerstag bringen sollte, schon jetzt ganz verwirrt wären, und da Clara bestimmt die nöthigen Befehle nicht ertheilen würde, so sei es durchaus nothwendig, daß er selbst sich darum bekümmere.
»Wenn Sie scharf reiten,« erwiederte Lady Penelope, »so können Sie vielleicht selbst noch der ersten Verwirrung zuvorkommen, indem Sie Clara einholen, ehe sie zu Hause ist. – Sie läßt zuweilen ihr Pferd ganz nach seiner Willkühr durch den Wald gehen, leise und langsam wie der Zelter Betty Foy's.«
»Ja, aber zuweilen,« sagte die kleine Miß Diggs, »galoppirt Miß Mowbray so schnell, daß die Lerche eine Schnecke gegen ihr Pferd zu sein scheint – man erschrickt, wenn man es sieht.«
Der Doctor stieß Mistreß Blower an, welche bis an die äußere Gränze dieses feinen Kreises vorgerückt war, ohne sich hinein zu wagen, und Beide wechselten kopfschüttelnd bedeutende Blicke. Zufällig streifte in diesem Augenblicke Mowbray's Auge an Beiden vorüber und ließ ihn, so schnell auch Beide den Ausdruck ihres Gesichts zu ändern versuchten, errathen, welche Gedanken sie beschäftigten. Plötzlich seinen Hut ergreifend, verließ er das Gemach, so trübes Nachdenken in seinen Zügen, wie man selten darin zu erblicken pflegte. Einen Augenblick darauf hörte man den Hufschlag seines Rosses, das zum eiligen Ritt gespornt vom Hofe sprengte.
»Ueber diesen Mowbrays waltet heute etwas ganz Besonderes und Seltsames,« sagte Lady Penelope. »Clara, der arme theure Engel, ist immer höchst wundersam, aber ich würde Mowbray zu viel Weltklugheit zugetraut haben, um so phantastisch zu sein. – Was suchen Sie denn mit so großer Aufmerksamkeit in Ihrem Souvenir, theure Lady Binks?«
»Ich sehe nur nach dem Stand des Mondes!« erwiederte Lady Binks, den kleinen in schildpattner Schale eingebundenen Kalender wieder in ihren Ridikule steckend, und stand dann der Lady Penelope bei, für die Abendunterhaltung der Gesellschaft Sorge zu tragen.