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XV.
Die schäumende Flut

»Was nu, Lan?« sagte Lu, als sie in jener Nacht entmutigt am Feuer saßen. Kellyan schwieg eine Weile, dann sagte er langsam und ernst mit glänzendem Auge: »Lu, das ist der größte Bär, den's gibt. Wie ich 'n da stehn sah wie 'n Turm und Pferde umschmeißen wie Fliegen, da mußt' ich ihn geradezu lieb haben. Er ist das Größte, was Gott hier im Gebirge losgelassen hat. Bis heute habe ich ihn sicher kriegen wollen, nu aber, Lu, muß ich 'n kriegen und lebendig kriegen, und wenn's alle meine Lebtage kostet. Ich denke, ich kann's alleine machen, aber ich weiß, ich kann's auch mit dir tun«, und tief in Kellyans Auge glühte ein kleiner Funke von etwas unaussprechlich Hohem.

Ihr Lager hatten sie jetzt im Hügellande, da sie bei den Viehzüchtern nicht mehr willkommen waren; diese hielten nämlich den ausgesetzten Preis für zu hoch. Einige meinten sogar, daß Monarch als Schreck für die Schafe kein unerwünschter Nachbar sei. Diese Prämie wurde also zurückgezogen, nicht aber die von der Zeitung angebotene.

»Bringen Sie mir den Bären«, war die kurze, aber unzweideutige Weisung des reichen Zeitungsbesitzers, als er von dem Kampf mit den Reitern erfuhr.

»Wie kommen Sie vorwärts in der Sache, Lan?«

Jede Brücke hat ihr verfaultes Brett, jeder Zaun seine lockere Latte, jeder große Mann seinen schwachen Punkt, und als Kellyan anfing, ernstlich zu überlegen, sagte er sich, daß es eine Tollheit sei, ein Tier von solcher Muskelstärke mit bloßer roher Gewalt zu überwinden.

»Stahlfallen sind nichts; er zerschmettert se. Lassos tun's auch nicht, und in Blockfallen kennt 'r sich aus. Aber ich hab 'n Plan. Zuerst müssen wir ihm nachgehen und seinen Bereich ausmachen. Ich denke, das kost't drei Monate.«

So arbeiteten die beiden weiter. Am nächsten Tage nahmen sie die Bärenspur auf; die Lassos fanden sie abgekaut. Dann folgten sie Tag für Tag. Auch Viehzüchter und Schäfer befragten sie und erfuhren viel mehr, als sie glauben konnten.

Drei Monate, sagte Lan, aber ein halbes Jahr kostete die Ausführung seines Planes, während Monarch seine Raubzüge fortsetzte.

In jedem Teile seines Reiches errichteten sie einige Käfig- oder Blockfallen aus befestigten Stämmen und stellten in jeder am hinteren Ende einen kleinen Grat von schweren Eisenstäben auf. Die Tür war sorgfältig gearbeitet und in Vertiefungen eingepaßt. Sie hatte zwei Bretterlagen mit Teerpapier dazwischen. Innen war sie mit Eisen beschlagen, und wenn sie niederging, fuhr sie in die mit Eisen gefütterte Vertiefung.

Diese Fallen ließen sie offen und ohne Köder, bis sie altersgrau waren und den Menschengeruch verloren hatten. Dann gingen die beiden an den letzten Teil des Planes. Sie beköderten alle, ohne die Feder zu spannen – beköderten sie mit Honig, dessen Lockung Monarch nie widerstanden hatte, und als sie schließlich fanden, daß der Honigköder weg war, gingen sie dahin, wo er zurzeit seinen Tribut erhob, und legten ihm die langgeplante Schlinge. Jede Falle wurde gespannt und wie zuvor mit Honig beködert, aber jetzt mit Honig, der mit einem starken Schlaftrunk gemischt war!


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