|
Den Rhein durchquert ein leichter Kahn,
Es ist, als spiel' er mit der Welle.
Drin singt sein fröhlich Lied ein Mann,
Ein brauner, munterer Geselle.
Sein Auge schaut vergnüglich drein,
Als sei die schöne Welt sein eigen.
Es ist, als woll' der grüne Rhein
Dem Sänger sich gefällig zeigen;
Denn mühlos, ohne Ruderschläge
Führt er den Schiffer seine Wege.
Die Fischlein lachen in der Flut:
Sie haben jetzt gar gute Zeiten.
Keck schwillt den Schillernden der Mut,
Sie folgen froh des Schiffleins Gleiten.
Sie loben sich den braven Mann,
Der fröhlich singt und laut beim Fischen,
Weil dann ein kluges Fischlein kann
Der Angel mühelos entwischen.
Würd' Margret in dem Häuschen droben
Wohl auch den Eh'herrn drüber loben?
Ach, schwerlich! Doch so streng sie thut,
Auch sie lauscht gern des Liebsten Sange.
Am Abend, wenn die Arbeit ruht,
Dann singt er zu der Laute Klange.
Sie hat ihr Kindlein in dem Schoß,
Und schon der Kleine scheint zu lauschen;
Dann möcht' mit denen auf dem Schloß,
Mit ihrer Herrin sie nicht tauschen.
Oft noch beim Mondschein klingen nieder
Zum alten Rhein des Fischers Lieder.
Der Wind, er trug die Lieder fort,
Die süßer Minne Glück bewahrten,
An einen weltentlegnen Ort,
In einen stillen Klostergarten.
Am Rochusberge sitzt allein
Agnes von Calwa bei der Linde;
Sie starret in den Mondenschein –
Vernimmt den Sang sie wohl im Winde?
Zerfließt, verweht ihr süßen Lieder!
Sie sieht die weißen Kreuze wieder.
Der Abendsonnenstrahl, er grüßt
Mit hellem Glanz Burg Stahlecks Zinnen.
Im Rhein, der still zu Thale fließt,
Scheint schimmernd Gold dahinzurinnen.
Im Mauergärtlein stehen zwei
Und schau'n hinunter, eng umschlungen.
Halt an, mein Lied, geh nicht vorbei,
Eh' du der Minne Glück besungen!
Könntst du, wie Abendsonnenstrahlen,
Doch auch mit lichtem Golde malen!
Wie an des Mannes breite Brust
Das schlanke Weib sich innig schmieget,
Und, schwer errungnen Glücks bewußt,
An des Geliebten Herzen lieget, –
Da steht in ihrem Angesicht
So süßer Frieden klar geschrieben,
Und aus den dunkeln Augen bricht
So warmer Strahl von tiefstem Lieben,
Wie er aus Not und Qual und Schmerzen
Nur auswächst in geprüftem Herzen.
Der Mann, so ernst und sonnverbrannt,
Kennt sicher Wettergraus und Stürme.
So, wie im weiten, reichen Land
Stolz ragen Stahlecks feste Türme, –
So fest für Ordnung und für Recht
Steht Stahlecks Graf, er hat's bewiesen:
Er ließ manch räuberisch Geschlecht
Die alten Frevel grimmig büßen.
Er mühet sich, den Schwur zu lösen:
Hort sein dem Recht und Schreck dem Bösen.
Vorbeigerauscht ist manches Jahr,
Seit Sponheims ritterlicher Sprosse
Novize einst zu Hirsau war
Und Calwer Krämer Fahrtgenosse.
Seitdem zog oft ein Tag vorbei,
Der nichts geseh'n von frommen Horen;
Mit Messe und mit Litanei
Hat Krafto wenig Zeit verloren.
Und doch: er ist in Gott geblieben,
Wie Hirsaus Mönch ihm vorgeschrieben.
Durchs Gärtlein streicht der Abendwind
Und flüstert alte, süße Mären.
Er spielt mit Trudens Haaren lind,
Wer wollte es dem Losen wehren?
Er weht dem Mann sie ins Gesicht
Und kichert dann in Birkenkronen,
Dann huscht er neben beiden dicht
Gar keck ins grüne Laub der Bohnen.
Doch plötzlich lässet er sein Rauschen,
Um still und atemlos zu lauschen.
Und doch, er strengt umsonst sich an;
Denn bis zu dieses Tages Stunde
Ward nicht dem Winde kundgethan,
Was Liebe spricht von Mund zu Munde.
Nicht Abendhauch, nicht Windeswehn,
Nicht letzte, goldne Sonnenstrahlen
Der Minne wahrstes Wort verstehn,
Ob sie auch gerne damit prahlen. – –
Ein Herz nur, das geprüft im Leben,
Kann sichre Kunde davon geben. |