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Eine Auswahl von Tagebuchblättern dreier Jahre, die mich als einsamen Wanderer durch das nordwestliche China, durch die innere Mongolei und das östliche Tibet führten, eine Anzahl Beobachtungen und Studien, die ursprünglich nicht für den Druck gedacht waren, übergebe ich hiermit der Öffentlichkeit. Gute Freunde und Verwandte sind es, die mich überredet haben, auch einen größeren Leserkreis meine Erfahrungen wissen zu lassen. Die Berichte, die wir in allerjüngster Zeit von China erhielten, wollten mich zwar schon glauben lassen, ich schilderte in diesen Zeilen nur einen Zustand, wie er kurz vor Ausbruch der letzten Wirren und Umwälzungen bestand, und ich meinte bereits, eine historische Arbeit vor mir zu haben und zu veröffentlichen; denn gerade noch vor der sogenannten chinesischen Revolution, als die ersten Zuckungen an der Küste und im Yang tse-Tale zu spüren waren, kehrte ich dem Lande den Rücken. Die allerletzten Briefe aber, die ich jetzt aus dem Innern, aus Gegenden, die ich durchreiste, erhielt, lassen mir keinen Zweifel mehr, daß, was ich dort fern von der Küste sah, noch immer nicht der Vergangenheit angehört. Die Zustände, die ich schildere, sind durch die augenblickliche Schaffung einer Republik noch unberührt; China ist auch jetzt erst in seinem Küstenstreifen erschlossen.
An dieser Stelle möchte ich auch allen den Europäern, die mir während meiner Reise behilflich waren, der großen Zahl der französischen, englischen, belgischen, skandinavischen, amerikanischen und italienischen Missionare, die mich mit Rat und Tat unterstützt haben, noch einmal herzlichst danken. Ich möchte zugleich den verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften, die mir nach der Rückkehr von dieser Reise ihre Medaille überreichten oder mich zu ihrem korrespondierenden Mitgliede ernannten, meinen Dank für diese Ehren wiederholen.
Berlin-Charlottenburg, Winter 1913/14.
Albert Tafel
Auch die neue Auflage dieses Buches soll nicht in die Welt hinaus ohne ein kurzes Geleitwort. Sie wurde nötig, da die erste Auflage vergriffen ist. In etwas verkürzter Form erscheint dies Reisetagebuch wieder, dadurch allen leichter zugänglich. Doch ist nichts Wesentliches gestrichen worden, nur weggelassen, was sich ausschließlich an den Gelehrten, den Geographen richtete. Das Buch erscheint wieder in einer Zeit, wo uns Deutsche, dies wanderfroheste Volk, die böse Not wie eine eherne Mauer in unsere Grenzen gebannt hält. Möge es da manchem das Heimweh nach der Ferne stillen, ihn im Geiste wenigstens hinausführend in die große weite Natur, in die ungebundene Freiheit erhabenster Gebirgswelt.