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Stadt. – Große Illumination. – Der Namenszug des Skaramuz brennt an allen Fenstern.
Die Zuschauer: Herrlich! herrlich!
Wachtel: Jetzt hat es der Grünhelm gut, der sich dem Theater gewidmet hat, er kann das alles recht in der Nähe besehn.
Scävola: Wenn es nicht des Aufsehens wegen wäre, so stieg' ich auch hinauf.
Wagen fahren vorüber, und aus dem Schlage ruft man: O wie prächtig!
Skaramuz auf seinem Esel, Gefolge.
Skaramuz: Was ist das für ein Name?
Grünhelm: Der Ihrige, mein König.
Skaramuz: Laßt mir einmal den Maschinisten kommen, der das Zeug eingerichtet hat.
Maschinist tritt auf.
Maschinist: Ich bin Ew. Majestät unwürdiger Diener.
Skaramuz: Ich sehe, Er kann mehr als donnern und blitzen; es ist mir lieb, daß Er sich auf mancherlei appliziert hat. Fahre Er so fort, und es wird Ihm nicht fehlen, sich großen Glanz zu veranstalten. Ab.
Maschinist, gegen das Parterre: Die ganze Erleuchtung ist im Grunde zum Vergnügen eines verehrungswürdigen Publikums eingerichtet, und der einfältige Skaramuz bildet sich ein, es sei seinetwegen geschehn; aber wir wollen ihm davon nichts merken lassen, sonst ist ihm die ganze Freude mit seinem Geburtstage verdorben. Ab.
Wachtel: Es ist auch wahr, es ist bloß unsertwegen; aber ich wäre in meinem Leben nicht darauf gekommen.
Bäcker und Brauer kommen.
Brauer: Sieh, Gevatter, das nenn ich mir eine Illumination.
Bäcker: Ja, etwas anders kann es auch durchaus nicht vorstellen.
Brauer: Warum nicht?
Bäcker: Je, Mann, das sind ja lauter Lampen, und wo Lampen sind, da ist auch die Illumination nicht weit.
Brauer: Könnt Ihr darauf schwören?
Bäcker: Das nun wohl nicht, aber alle Leute sagen es doch so.
Brauer: Ja, wenn man alles glauben wollte, was die Leute sagen, da wäre einem übel geraten.
Bäcker: Das ist wohl wahr, aber das scheint mir noch immer eine Illumination zu sein.
Eine alte Frau mit einer Laterne.
Frau: Lieben Leute, ich suche schon die ganze Stadt durch; könnt ihr mir nicht sagen, wo das Feuerwerk ist?
Bäcker: Je, da hängt es ja.
Frau: Ach, das hab ich schon lange gesehn. – Aber, das ist wahr, es ist prächtig.
Brauer: Es ist ja kein Feuerwerk.
Bäcker: Seht, das kömmt so auf eine Manier heraus, und darum kann man's auch so nennen.
Frau: Also ist es doch noch ungewiß, ob ich recht bin?
Bäcker: Ins Teufels Namen, nein, das ist es ja.
Frau: Aber ich muß es doch gewiß wissen, sonst kann ich's ja nicht mit Seelenruhe genießen.
Brauer: Seht, da kommt eine große Maskerade.
Gefolge von Reitern in allerhand Masken: einige als Ritter, andre als Mohren, einer ist der Tod, ihm folgen einige Teufel.
Frau: Gott steh' uns bei, das war schön!
Brauer: Prächtig, und Philosophie liegt drin, ich versichre Euch, Salz.
Frau: Und der Satan war mitten drunter.
Bäcker: Alles unserm Könige zu Ehren.
Die Gäste kommen.
Gäste: Munter! munter! das heiß ich einen fröhlichen Abend!
Andre: So lustig sind wir lange nicht gewesen.
Andre: Und werden's lange nicht wieder sein.
Vierter Gast: Dumm ist's bei alledem, daß so'n Geburtstag, wie man's nennt, als an dem der Mensch geboren zu sein pflegt, seht ihr, daß der im Jahre nur einmal ist.
Erster Gast: Einmal? dummer Teufel! Hast du keine Wissenschaften im Kopfe? In jedem Jahrhundert ist er nur einmal.
Vierter Gast: Nur einmal? Nun hört, ihr Herren, die Possen! und jedes Jahrhundert kömmt selbst in hundert Jahren nur einmal. Ist's nicht wahr, Caspar?
Zweiter Gast: Ja, das ist ausgemacht; darum nennt man's auch immer ein Jahrhundert.
Vierter Gast: Wovon gibt's denn aber ein sechzehntes Jahrhundert?
Zweiter Gast: Narren, das war eine Ausnahme von wegen des westfälischen Friedens.
Dritter Gast: Mein Geburtstag fällt immer gerade dreimal in einem Jahre.
Zweiter Gast: Die Schalksjahre haben mehr Privilegien.
Alle: Kommt! kommt! wir wollen weiter, wir müssen auch die Maskerade sehn! Alle ab.